Das Gebiet des heutigen Irak, die fruchtbare Region um die beiden Ströme Euphrat und
Tigris, gehört zu den ältesten Kulturlandschaften der Welt. Nach dem Untergang der alten
orientalischen Hochkulturen und Reiche wurde es zum Mittelpunkt des Perserreiches und
ab dem achten Jahrhundert zum Kernraum des islamischen Weltreiches. Bis 1918 war es Teil
des Osmanischen Reiches und stand nach Gründung des modernen Irak 1921 unter britischer
Mandatsherrschaft. Das mit reichen Ölvorkommen gesegnete Land konnte seine volle
Unabhängigkeit nur unter großen Opfern erkämpfen. Immer wieder wechselnde Staatsformen,
Regierungsumstürze und Putschversuche, Interventionen externer Großmächte und
fortwährende Konflikte mit den Nachbarstaaten ließen die Bevölkerung auch in der Folgezeit
kaum zur Ruhe kommen. Saddam Hussein und sein totalitäres Unterdrückungsregime
seit 1979 sowie drei Kriege führten den Irak schließlich an den Rand des Abgrundes. Die
große Masse der Iraker hatte unter drei Dekaden baathistischer Herrschaft nicht nur nahezu
alle bürgerlichen Rechte verloren, sondern litt auch unter großen wirtschaftlichen und
menschlichen Repressalien.
Der Irak wurde 2003 durch einen heftigst umstrittenen Militäreinsatz unter Führung der
USA und Großbritanniens von dem Regime Saddam Husseins befreit und steht an einem
Neuanfang.
Erfolg wie Misserfolg beim laufenden gesellschaftlichen und politischen Umbruch im Irak
sind davon abhängig, ob die irakischen Gegebenheiten und das komplizierte Beziehungsgeflecht,
welches die Heterogenität des Landes widerspiegelt, in der Art und Weise verstanden
und bewertet werden können, dass nach der Übergangsphase eine Regierung gebildet
werden kann, welche innerhalb der irakischen Gesellschaft die nötige Legitimität besitzt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Fragestellungen
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2. Historischer Abriss des Landes
- 2.1 Geschichte bis zur Gründung 1921.
- 2.1.1 Die altorientalischen Reiche
- 2.1.2 Die arabisch-islamische Blütezeit
- 2.1.3 Die osmanische Herrschaft
- 2.2 Vom Königreich zur Republik (1920–1958)
- 2.2.1 Die Gründung des modernen Irak
- 2.2.2 Zwischenkriegsjahre und „Scheinunabhängigkeit“
- 2.2.3 Der Zweite Weltkrieg und die Folgen
- 2.2.4 Das Ende der Monarchie
- 2.3 Von der Republik zur Diktatur (1958-1979)
- 2.3.1 Das republikanische Experiment
- 2.3.2 Konsolidierung der Baath-Partei
- 2.4 Von der Diktatur zum Neubeginn (1979-2003)
- 2.4.1 Errichtung der Diktatur
- 2.4.2 Der irakisch-iranische Krieg (1. Golfkrieg)
- 2.4.3 Die Annexion Kuwaits (2. Golfkrieg)
- 2.4.4 Irak unter dem Embargo
- 2.4.5 Der Irak im Visier des Anti-Terror-Krieges der USA (3. Golfkrieg)
- 2.4.6 Zusammenbruch und Chaos
- 2.1 Geschichte bis zur Gründung 1921.
- 3. Strukturprobleme des „neuen“ Irak
- 3.1 Das Aufbrechen alter ethnischer Probleme
- 3.1.1 Die Schiiten - Übernahme der politischen Führung?
- 3.1.2 Die Sunniten - Vom Herrscher zum Beherrschten?
- 3.1.3 Die Kurden- Abspaltung oder Mitgestaltung?
- 3.2 Der Wiederaufbau des Irak - Hoffnungen und Realitäten
- 3.2.1 Zielvorstellungen für einen Neuanfang
- 3.2.2 Was lief bis jetzt verkehrt?
- 3.2.3 Das Problem der anhaltenden Gewalt und des importierten Terrors
- 3.2.4 Das Problem der Arbeitslosigkeit
- 3.2.5 Das Problem der Korruption
- 3.3 Die Bedeutung des Erdöls für Konflikt, Kooperation und Gewalt im Irak und in der Golfregion
- 3.3.1 Die strukturelle Prägekraft des Erdöls
- 3.3.2 Öl als strategisches Potenzial im Irak
- 3.3.3 Öl und Geostrategie
- 3.1 Das Aufbrechen alter ethnischer Probleme
- 4. Wohin geht der Weg? - Szenarien und Entwicklungspotenziale des zukünftigen Irak
- 4.1 Chancen für einen demokratischen Irak?
- 4.1.1 Die Option einer kurzfristigen Besatzung
- 4.1.2 Die Option einer langfristigen Besatzung
- 4.1.3 Wer hat eigentlich Interesse an einem demokratischen Irak?
- 4.2 Autoritäres Marionettenregime?
- 4.2.1 Wer übernimmt die Macht?
- 4.2.2 (über-)regionale Auswirkungen?
- 4.3 Fragmentierung des Irak?
- 4.3.1 Auseinanderbrechen und regionale Erneuerung?
- 4.3.2 (Koordinierte) Teilung?
- 4.1 Chancen für einen demokratischen Irak?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Strukturprobleme und Entwicklungspotenziale des Irak nach dem Sturz Saddam Husseins. Ziel ist es, die komplexen Herausforderungen des Landes im Kontext seiner Geschichte und seiner geopolitischen Lage zu analysieren.
- Ethnische und religiöse Konflikte im Irak
- Der Einfluss des Erdöls auf die irakische Politik und Wirtschaft
- Der Wiederaufbau des Irak nach dem Krieg
- Mögliche Zukunftsszenarien für den Irak
- Die Rolle der internationalen Gemeinschaft im Irak
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein, stellt die Forschungsfragen und den Aufbau der Arbeit dar. Es skizziert die zentralen Herausforderungen des Irak und die methodischen Ansätze der Untersuchung.
2. Historischer Abriss des Landes: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Irak von den altorientalischen Reichen bis zum Sturz Saddam Husseins. Es beleuchtet die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die das heutige Land geprägt haben, inklusive der osmanischen Herrschaft, der Gründung des modernen Irak, der Monarchie, der verschiedenen republikanischen Phasen und der Diktatur unter Saddam Hussein. Der Fokus liegt auf der Darstellung der kontinuierlichen ethnischen und religiösen Spannungen und deren Auswirkungen auf die politische Stabilität. Die Kapitelteile zeigen deutlich die kontinuierlichen Machtstrukturen und die immer wiederkehrenden Konflikte, die das Land prägen. Der Zweite Weltkrieg und die Folgen sowie die irakisch-iranischen Kriege und die Annexion Kuwaits werden detailliert analysiert, um den Kontext für die gegenwärtige Situation zu schaffen. Die Darstellung des Zusammenbruchs nach dem Dritten Golfkrieg dient als Übergang zum nächsten Kapitel.
3. Strukturprobleme des „neuen“ Irak: Dieses Kapitel analysiert die zentralen Strukturprobleme des Irak nach dem Sturz Saddam Husseins. Es untersucht das Aufbrechen alter ethnischer Probleme zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden und beleuchtet deren Auswirkungen auf die politische Landschaft. Der Wiederaufbau des Landes wird kritisch betrachtet, wobei die Herausforderungen in Bezug auf anhaltende Gewalt, Arbeitslosigkeit und Korruption im Detail dargestellt werden. Die zentrale Rolle des Erdöls als Quelle von Konflikten und Kooperation wird ebenso untersucht wie dessen strategische Bedeutung für die Region. Das Kapitel veranschaulicht, wie die verschiedenen Faktoren miteinander verwoben sind und ein komplexes Bild der irakischen Situation zeichnen.
4. Wohin geht der Weg? - Szenarien und Entwicklungspotenziale des zukünftigen Irak: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Zukunftsszenarien für den Irak. Es untersucht die Chancen für einen demokratischen Irak, die Herausforderungen eines autoritären Marionettenregimes und das Risiko einer Fragmentierung des Landes. Die Analyse verschiedener Optionen, die von einer kurzfristigen bis zu einer langfristigen Besatzung reichen, beleuchtet verschiedene Interessen und Einflussfaktoren von regionalen und internationalen Akteuren. Das Kapitel hinterfragt, welche Bedingungen für eine stabile und nachhaltige Entwicklung des Iraks notwendig sind.
Schlüsselwörter
Irak, Geschichte, Strukturprobleme, Entwicklungspotenziale, ethnische Konflikte, religiöse Konflikte, Erdöl, Wiederaufbau, Demokratie, Geopolitik, Sunniten, Schiiten, Kurden, Golfkrieg, US-Intervention.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Strukturprobleme und Entwicklungspotenziale des Irak nach dem Sturz Saddam Husseins
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die komplexen Herausforderungen des Irak nach dem Sturz Saddam Husseins. Sie untersucht die Strukturprobleme des Landes im Kontext seiner Geschichte und geopolitischen Lage, beleuchtet ethnische und religiöse Konflikte, den Einfluss des Erdöls, den Wiederaufbauprozess und mögliche Zukunftsszenarien. Die Arbeit enthält eine Einleitung, einen historischen Abriss des Irak, eine Analyse der aktuellen Strukturprobleme und schließlich verschiedene Zukunftsszenarien.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: ethnische und religiöse Konflikte (Schiiten, Sunniten, Kurden), der Einfluss des Erdöls auf Politik und Wirtschaft, der Wiederaufbau des Irak nach dem Krieg, mögliche Zukunftsszenarien (Demokratie, autoritäres Regime, Fragmentierung), und die Rolle der internationalen Gemeinschaft.
Welche historischen Abschnitte werden im Detail behandelt?
Der historische Abriss umfasst die altorientalischen Reiche, die arabisch-islamische Blütezeit, die osmanische Herrschaft, die Gründung des modernen Irak, die Zwischenkriegsjahre, den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen, die Monarchie, die verschiedenen republikanischen Phasen und die Diktatur unter Saddam Hussein. Die irakisch-iranischen Kriege und die Annexion Kuwaits werden ebenfalls detailliert analysiert.
Welche Strukturprobleme des Irak werden untersucht?
Die Arbeit analysiert das Aufbrechen alter ethnischer Probleme zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden und deren Auswirkungen auf die politische Landschaft. Der Wiederaufbau des Landes wird kritisch betrachtet, inklusive der Herausforderungen in Bezug auf anhaltende Gewalt, Arbeitslosigkeit und Korruption. Die zentrale Rolle des Erdöls als Quelle von Konflikten und Kooperation wird ebenso untersucht.
Welche Zukunftsszenarien werden für den Irak diskutiert?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Zukunftsszenarien: die Chancen für einen demokratischen Irak (inklusive der Optionen einer kurzfristigen und langfristigen Besatzung), die Möglichkeit eines autoritären Marionettenregimes und das Risiko einer Fragmentierung des Landes. Die Analyse berücksichtigt verschiedene Interessen und Einflussfaktoren regionaler und internationaler Akteure.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit und was ist ihr jeweiliger Inhalt?
Die Arbeit besteht aus vier Kapiteln:
- Kapitel 1 (Einleitung): Forschungsfragen und Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2 (Historischer Abriss): Umfassende Geschichte des Irak von den altorientalischen Reichen bis zum Sturz Saddam Husseins.
- Kapitel 3 (Strukturprobleme): Analyse der zentralen Strukturprobleme des post-Saddam-Irak.
- Kapitel 4 (Zukunftsszenarien): Diskussion verschiedener möglicher Entwicklungspfade für den Irak.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Irak, Geschichte, Strukturprobleme, Entwicklungspotenziale, ethnische Konflikte, religiöse Konflikte, Erdöl, Wiederaufbau, Demokratie, Geopolitik, Sunniten, Schiiten, Kurden, Golfkrieg, US-Intervention.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke konzipiert und richtet sich an Personen, die sich für die Geschichte, Politik und die aktuellen Herausforderungen des Irak interessieren. Die detaillierte Analyse und die wissenschaftliche Herangehensweise machen sie besonders für Wissenschaftler, Studenten und politische Analysten relevant.
- Quote paper
- Thomas Drews (Author), 2005, Strukturprobleme und Entwicklungspotenziale des heutigen Irak, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58106