In Verbindung mit dem vermehrten Auftreten des Phänomens der Suizidalität im Alter stellt sich die Frage, ob das Alter schwerer zu ertragen ist, als die Lasten vorhergegangener Lebensabschnitte?
Gibt es tatsächlich einen Unterschied zwischen Suizidalität in jüngeren und älteren Lebensphasen? Was führt Menschen im hohen Lebensalter dazu, sich selbst das Leben zu nehmen? Und vor allem, was bewahrt andere davor, scheinbar selbstentschlossen in den Tod zu gehen? Welche Faktoren machen das Leben alter Menschen so mühsam, die Menschen verzweifelt und hoffnungslos – nachdem das Leben bislang gemeistert werden konnte? Will der alte Mensch wirklich aus freiem Willen sterben – gibt es den Bilanzsuizid tatsächlich? Oder gibt es Erklärungen für Suizidalität im Alter, die einen Ansatzpunkt für Prävention und Therapie bieten können? Das lebenslange Spannungsfeld zwischen innerer Wirklichkeit und äußerer Realität zeigt insbesondere im höheren Lebensalter seine Wirkung. Dieser Tatsache muss die Gerontolgie und deren Schwesterprofessionen in Anbetracht der steigenden Lebenserwartung stellen.
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit sollte als Einstieg in das Thema Suizidalität (im Alter) eine kurze Begriffsdefinition mit anschließender epidemiologischer Darstellung erfolgen. Im Anschluss werden die Ursachen und Einflüsse die das Risiko der Alterssuizidalität befördern können eingehend betrachtet. Denn nur wenn klar ist, welche Ursachen zu Alterssuizidlität führen können, kann auch ein Ansatzpunkt für Prävention, Krisenhilfe, Diagnostik und Therapie gefunden werden.
Der Bereich der Prävention, Krisenhilfe, Diagnostik und Therapie in Verbindung mit der Darstellung der Entwicklungsnotwendigkeiten der Versorgungsstrukturen werden im letzten Teil dieser Arbeit eingehend betrachtet, um so den Bogen zwischen Theorie und Praxis spannen zu können und letztlich auch die Risikosenkung von Suizidalität und Therapierbarkeit zu thematisieren.
Auf das vertiefte Eingehen auf spezielle suizidfördernde Krankheitsbilder psychischer und physischer Natur wird in dieser Arbeit verzichtet, um die Suizidalität im Alter im Mittelpunkt der Ausführungen zu belassen. Vertiefte Informationen z.B. zu Depression und Demenz sowie anderer somatischer Erkrankungen und Syndrome, können der einschlägigen Literatur (siehe Literaturverzeichnis) entnommen werden.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einführung
2 Suizidalität
2.1 Epidemiologie zur Suizidalität in Deutschland
2.1.1 Suizidalität im Alter
2.1.2 Suizidmethoden
2.2 Vorboten und Zeichen einer Suizidgefährdung
3 Ursachen von Suizidalität im Alter
3.1 Theorien des Alter(n)s
3.2 Entstehungsmodell von Suizidalität im Alter
3.3 Belastende Lebenssituationen, Krisen und Kränkungen im Alter
3.3.1 Psychische Erkrankungen im Alter
3.3.2 Physische Erkrankungen und Syndrome mit ihren Auswirkungen auf den Selbstwert und die Selbstständigkeit
3.3.3 Soziale Instabilität und Isolation
3.3.4 Verlust der Selbstständigkeit und Autonomie
4 Die suizidale Krise
4.1 Krisenhilfe
4.2 Therapeutische Angebote
4.2.1 Therapeutische Grundhaltung
4.2.2 Psychotherapie, Unterbringung und Betreuung
4.2.3 Pharmakotherapie
4.3 Zukünftige Versorgungsstrukturen, geriatrische Leitsätze und Forschungsstand
5 Suizidprävention
6 Resümee
7 Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:Suizidrate in Abhängigkeit vom Lebensalter
Abbildung 2: Suizidmethoden
Abbildung 3: Theorien des Alter(n)s
Abbildung 4: Entstehungsbedingungen von Suizidalität im Alter
Abbildung 5: Risikogruppe für Alterssuizide
Abbildung 6: Verteilung der bedeutsamsten psychischen Erkrankungen bei Männern und Frauen in Bezug auf einen Suizidversuch
Abbildung 7: Depression und Suizidalität in Überschneidung und Abgrenzung
Abbildung 8: Diagnostisch bedeutsame Aspekte von Suizidalität
Abbildung 9: Therapeutische Richtlinien
Abbildung 10: Empfehlung zur Vernetzung für Suizidprävention und Versorgungsstrukturen
Abbildung 11: Dimensionen der Suizidprävention
1 Einführung
In Verbindung mit dem vermehrten Auftreten des Phänomens der Suizidalität im Alter stellt sich die Frage, ob das Alter schwerer zu ertragen ist, als die Lasten vorhergegangener Lebensabschnitte? Gibt es tatsächlich einen Unterschied zwischen Suizidalität in jüngeren und älteren Lebensphasen? Was führt Menschen im hohen Lebensalter dazu, sich selbst das Leben zu nehmen? Und vor allem, was bewahrt andere davor, scheinbar selbstentschlossen in den Tod zu gehen? Welche Faktoren machen das Leben alter Menschen so mühsam, die Menschen verzweifelt und hoffnungslos – nachdem das Leben bislang gemeistert werden konnte? Will der alte Mensch wirklich aus freiem Willen sterben – gibt es den Bilanzsuizid tatsächlich? Oder gibt es Erklärungen für Suizidalität im Alter, die einen Ansatzpunkt für Prävention und Therapie bieten können? Das lebenslange Spannungsfeld zwischen innerer Wirklichkeit und äußerer Realität zeigt insbesondere im höheren Lebensalter seine Wirkung. Dieser Tatsache muss die Gerontolgie und deren Schwesterprofessionen in Anbetracht der steigenden Lebenserwartung stellen.
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit sollte als Einstieg in das Thema Suizidalität (im Alter) eine kurze Begriffsdefinition mit anschließender epidemiologischer Darstellung erfolgen. Was macht den Suizid und im Speziellen die Suizidalität im Alter aus. Welche Ursachen und Einflussfaktoren gibt es? Ein Erklärungsmodell für Suizidalität und eine Auswahl der klassischen Theorien des Alter(n)s sollen einen Einblick in diese Fragestellung geben. Im Anschluss werden die Ursachen und Einflüsse die das Risiko der Alterssuizidalität befördern können eingehend betrachtet. Denn nur wenn klar ist, welche Ursachen zu Alterssuizidlität führen können, kann auch ein Ansatzpunkt für Prävention, Krisenhilfe, Diagnostik und Therapie gefunden werden.
Der Bereich der Prävention, Krisenhilfe, Diagnostik und Therapie in Verbindung mit der Darstellung der Entwicklungsnotwendigkeiten der Versorgungsstrukturen werden im letzten Teil dieser Arbeit eingehend betrachtet, um so den Bogen zwischen Theorie und Praxis spannen zu können und letztlich auch die Risikosenkung von Suizidalität und Therapierbarkeit zu thematisieren.
Auf das vertiefte Eingehen auf spezielle suizidfördernde Krankheitsbilder psychischer und physischer Natur wird in dieser Arbeit verzichtet, um die Suizidalität im Alter im Mittelpunkt der Ausführungen zu belassen. Vertiefte Informationen z.B. zu Depression und Demenz sowie anderer somatischer Erkrankungen und Syndrome, können der einschlägigen Literatur (siehe Literaturverzeichnis) entnommen werden.
2 Suizidalität
„Der Begriff ‚Suizid‘ geht auf das lateinische ‚sui caedere‘ zurück und heisst soviel wie ‚sich selbst töten‘. Er umschreibt (...) den Akt der Selbsttötung.“ (Hirzel-Wille 2002, S.17). Suizidalität wird in der Literatur als das Ausmaß beschrieben, welches der Betroffene in Bezug auf die Motivation sich selbst zu töten hat. Der Begriff der Suizidalität umfasst allgemein Suizide und Suizidversuche aber auch deren Phantasien, Gedanken und Ankündigungen (vgl. Hirzel-Wille 2002, S.19). Der Suizid wird als ein durchgeführter Akt mit dem Ziel der Beendigung des Lebens mit dem vollen Wissen um die Folgen der Handlungen definiert (vgl. Wächtler 2003, S.449). Der Suizidversuch ist in seinem nicht tödlichen Ausgang vom Suizid abzugrenzen[1]. Bleibt ein Suizident am Leben, wird von einem Suizidversuch (Parasuizid) gesprochen. Überlebt der Suizident nicht, ist der Suizid die passende Klassifikation (vgl. Erlemeier 2002, S.19).
2.1 Epidemiologie zur Suizidalität in Deutschland
Im Jahr 1999 nahmen sich in der BRD insgesamt 11.157 Menschen, davon 8.080 Männer und 3.077 Frauen das Leben[2]. Die Suizidziffer[3] liegt bei Männern bei 20,6 und Frauen bei 7,3 (vgl. Erlemeier 2002, S.30). Die Altersverteilung der Suizidziffern folgt in Deutschland dem „ungarischen Muster“. Danach nimmt die Suizidgefährdung mit steigendem Alter deutlich zu. Im Jahr 2000 waren 35% der Männer, die sich das Leben nahmen über 60 Jahre. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug jedoch nur 20%. Bei den Frauen waren sogar 50% der Suizidenten über 60 Jahre, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lag bei 27% (vgl. Weinacker u.A. 2003, S.1). Auf Grund der hohen Dunkelziffer werden Suizidversuche auf das vier- bis zehnfache höher eingeschätzt, als die Zahl vollendeter Suizide[4] (vgl. Heuft 1992, S.120).
Seit den 1970er Jahren nimmt die Suizidziffer aller Altersgruppen ab. Jedoch ist davon auszugehen, dass insbesondere die Suizide alter Menschen oftmals nicht als solche erkannt werden. Dies ist unter anderem darin begründet, dass diese zumeist „weiche“ Suizidmethoden[5] anwenden und die Todesursache als „unklar“ zugeordnet wird. Daher kann angenommen werden, dass die Abnahme besonders in dieser Altersgruppe, nicht so eindeutig angenommen werden kann, wie es die statistischen Zahlen zeigen (vgl. Weinacker u.A. 2003, S.1).
2.1.1 Suizidalität im Alter
Das Risiko von Suiziden steigt mit zunehmendem Alter. Die Rate der Suizidversuche nimmt mit zunehmendem Alter allerdings ab, daher wird in Bezug auf Suizidversuche älterer Menschen meist von einem „Suizidversuch im engeren Sinne“ gesprochen (vgl. Wächtler 2003, S.450).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1:Suizidrate in Abhängigkeit vom Lebensalter (Suizide pro 100.000 Einwohner)
(Abb. nach Wettstein u.A. 2001, S.147).
„Suizide im Alter sind wesentlich häufiger als in den jungen Altersgruppen, wenn auch der prozentuale Anteil an den Gesamttodesursachen zurückgeht.“ (Weinacker u.A. 2003, S.4).
Im Zusammenhang mit der steigenden Lebenserwartung und der Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung, wird die Absolutzahl an Suiziden jedoch im Alter zunehmen. Die kontinuierliche Zunahme der Suizidraten ist ganz besonders bei alten Männer ausgeprägt. Der Anstieg der Suizidraten bei Frauen fällt moderater aus und fällt ab dem 90. Lebensjahr wieder ab (vgl. Wächtler 2003, S.450). Vor dem Hintergrund der oben dargestellten Entwicklung, sollten Suizidpräventionsmaßnahme für diese Altersgruppe zunehmend gefördert werden (vgl. Weinacker u.A. 2003, S.4).
Bei suizidalen älteren Menschen wird der Selbstmord in Folge eines häufig negativen Altersbildes eher gebilligt als bei jüngeren Menschen. Dies liegt darin begründet, dass durch die negativen Altersstereotype, das Alter und Altern als persönliche und gesellschaftliche Last wahrgenommen wird. Damit einhergehend wird der Suizid am Schluss eines gelebten Lebens als plausibler und akzeptabler wahrgenommen als bei jungen Menschen, deren Leben noch vor ihnen liegt. Diese Wahrnehmung befördert den Gedanken und die Akzeptanz so genannter Bilanzsuizide (vgl. Arbeitsgruppe 2006, S.3f.).
2.1.2 Suizidmethoden
Die Suizidmethoden differieren zwischen den verschiedenen Altersgruppen sowie zwischen den Geschlechtern.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Suizidmethoden
(Abb. nach Wächtler 2003, S.449).
Erhängen als die dominierende Suizidmethode, vor allem bei Männer, gewinnt auch mit zunehmendem Alter weiter an Bedeutung. Fast ausschließlich bei Frauen ist dahingehend der Suizid durch Medikamente oder Drogen von großer Bedeutung, mit zunehmendem Alter jedoch mit sinkender Relevanz. Die vorhergehenden Aussagen machen den Unterschied der Wahl zwischen „harten“ und „weichen“ Suizidmethoden zwischen Männern und Frauen deutlich[6]. Zu bemerken ist an dieser Stelle nochmals, dass mit höherem Alter die Zunahme „unklarer Todesursachen“ einhergeht. Diese ungeklärten Todesfälle könnten eine Vielzahl medikamentenbedingter Suizide unberücksichtigt lassen (vgl. Wächtler 2003, S.449).
Neben den oben genannten Methoden eines Selbstmordes muss außerdem der stille Suizid berücksichtigt werden. Dieser charakterisiert sich in der Ablehnung und Verweigerung ärztlicher Verordnungen, der notwendigen Ernährung und Flüssigkeitszufuhr. Diese Form des Suizides zeigt sich besonders häufig bei Menschen nach unerwünschter Institutionalisierung. Dieses selbstschädigende Verhalten kann durch Depletion zu einem schnellen Lebensende führen[7]. Diese Art des Suizides in Form von selbstschädigendem Verhalten ist bei jüngeren Altersgruppen kaum anzutreffen (vgl. Wächtler 2003, S.450).
2.2 Vorboten und Zeichen einer Suizidgefährdung
Die Zeichen einer Suizidgefährdung können unterschiedlicher Natur sein. Eine sich einstellende suizidale Verstimmung kündigt sich nicht selten mit den Gefühl der „Einengung“ an. Die Betroffenen verlieren ihre Interessen, Hobbys und ziehen sich häufig aus sozialen Beziehungen zurück. Es besteht eine Neigung zur Grüblerei. In diesem Frühstadium der suizidalen Krise stellen sich meist indirekte Suizidgedanken[8] ein. In Folge dessen kann es zu direkten Suizidankündigungen[9] oder dem Gefühl, sich töten zu müssen[10] kommen. Neben diesen direkten Hinweisen, kann auch die Ruhe vor dem Sturm ein ernstzunehmendes Warnsignal sein. Wenn jemand mit vormals konkreten Suizidgedanken oder direkten Suizidäußerungen plötzlich entspannter wirkt, nicht mehr von Selbsttötung spricht, kann dies ein Hinweis auf den getroffenen Entschluss zum Suizid sein. Die getroffene Entscheidung kann die Betroffenen entspannt wirken lassen (vgl. Arbeitsgruppe 2006, S.7). Lange andauernde Schlafstörungen können ein weiterer Hinweis auf Suizidgedanken sein (vgl. Nigg, Steidl 2005, S.122).
Auch spezifische Verhaltensweisen bzw. Veränderungen im sonst typischen Verhalten können auf eine Suizidgefährdung hinweisen. Beispielsweise das plötzliche Ordnen der eigenen Angelegenheiten, Testamentaufsetzung oder das Verschenken von Besitz können ein Hinweis sein. Eine plötzliche Veränderung religiöser Interessen oder die Konsultation des Arztes ohne genauen Anlass können außerdem auf suizidale Absichten hindeuten (vgl. Modestin 1993, S.72).
3 Ursachen von Suizidalität im Alter
Immer mehr Menschen erreichen ein zunehmend hohes Lebensalter. Meist wird Alter und Altern mit physischer und psychischer Morbidität verbunden. Die Depression ist in diesem Zusammenhang die häufigste psychische Erkrankung. Diese ist insbesondere durch eine erhöhte Suizidgefährdung gekennzeichnet (vgl. Wächtler 2003, S.449). Auch die Berliner Altersstudie weist darauf hin, dass mit steigendem Lebensalter Todeswünsche und Suizidgedanken zunehmen. In der Untersuchung wurde insbesondere auf den Zusammenhang von Suizidalität und psychischen Erkrankungen hingewiesen (vgl. Wächtler 2003, S.450).
Die Ursachen und Gründe von Suizidversuchen kovariieren deutlich mit dem jeweiligen Alter. In den jüngeren Altersgruppen sind „parasuizidale Pausen“ bzw. „Gesten“ häufig anzutreffen. In den älteren Altersgruppen sind suizidale Handlungen eher als „Suizidversuch im engeren Sinne“ zu beurteilen (vgl. Weinacker u.A. 2003, S.2).
3.1 Theorien des Alter(n)s
Die Suizidalität im Alter unterliegt, anders als in vorhergehenden Altersabschnitten, einem komplexen und multifaktoriellen Motivationskanon. Hierbei spielen besonders die Spezifika des Alterns, Alters und Altseins eine Rolle. Um die Besonderheiten dieser Altersgruppe zu beschreiben, wurden verschiedene Modelle und Theorien entwickelt. Ein kurzer Überblick soll an dieser Stelle für das Verständnis genügen.
Abbildung 3: Theorien des Alter(n)s
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abb. nach Hirzel-Wille 2002, S.188f.).
3.2 Entstehungsmodell von Suizidalität im Alter
Die Entstehung von Suizidalität im Alter ist in verschiedenen Punkten von der bei jungen Menschen zu unterscheiden. Mit zunehmendem Alter kann es zu verschiedenen sozialen und körperlichen Veränderungen kommen. Diese werden zumeist als Einschränkung, Verlust oder Kränkung erlebt. Möglichkeiten der Lebensgestaltung und Lebensqualität scheinen zunehmend eingeschränkt zu sein. Sind keine verlässlichen und adäquaten Kompensationsmöglickeiten und Erinnerungen verfügbar, können belastende Lebenssituationen als unerträglich empfunden werden und Suizidalität fördern (vgl. Arbeitsgruppe 2006, S.8f.).
Ein allgemein anerkanntes Entstehungsmodell, welches die Entwicklung von Suizidalität erklären könnte, gibt es bislang nicht. Nach Wächtler (2003, S.250) wird das Alter an sich allerdings bereits als suizidfördernde Variable beschrieben. Die altersspezifischen Veränderungsprozesse können die Abwehr von Krisen, Verlusten und Kränkungen beeinträchtigen. Jedoch erklärt diese Sichtweise an sich Suizidalität im Alter nicht endgültig. Es ist eher davon auszugehen, dass die Kumulation von Alter und zusätzlicher Wirkfaktoren Suizidalität befördern können.
[...]
[1] Der Suizidversuch fasst also verschiedene Schweregrade der Ernsthaftigkeit der Selbsttötung zusammen. Neben misslungen Suiziden kann ein Suizidversuch auch ohne das Ziel der Selbsttötung angelegt sein (vgl. Hirzel-Wille 2002, S.19). Erlemeier (2002, S.20) beschreibt die Motive von Suizidversuchen nach Bronisch als: „Die parasuizidale Pause mit dem Motiv der Zäsur, die parasuizidale Geste mit dem Motiv des Appells, die parasuizidale Handlung mit dem Motiv der Autoaggression.“.
[2] In Europa liegt der Suizid unter den zehn häufigsten Todesursachen, wobei das Verhältnis von Männern zu Frauen bei 2:1 liegt (vgl. Nigg, Steidl 2005, S.121.)
[3] Suizide je 100.000 Einwohner.
[4] Schmidtke u.A. (1988, S.25) spricht in Bezug auf die Dunkelzifferproblematik bei Suizidversuchen von einer allgemeinen Unterschätzung der tatsächlichen Fallzahlen.
[5] Dazu gehören z.B. Vergiftungen, Über- oder Unterdosierung verschriebener Medikamente (vgl. Weinacker 2003, Kap. Suizidhäufigkeit, Suizidversuch).
[6] Zu den harten Methoden werden u.a. Erhängen, Erdrosseln und Ersticken sowie Erschießen, Sturz aus großer Höhe, Einsenbahnsuizide und Schnitt-/Stichverletzungen gezählt. Die weichen Suizidmethoden werden mit Vergiftung durch Medikamente und andere Stoffe sowie Ertrinken definiert. Männer wählen zu bis zu 80% „harte“ Suizidmethoden, Frauen hingegen zu um die 50%. Mit zunehmendem Alter steigt auch die Wahl „harter“ Suizidmethoden. Die weniger gefährlichen Suizidmethoden verlieren demnach im Alter eher an Bedeutung (vgl. Hirzel-Wille 2002, S.86f.).
[7] Bewohner institutionalisierter Wohnformen können in einen Zustand progredienter Hinfälligkeit bzw. dem „failure to thrive“-Syndrom gelangen. Dieses kann sich in Abnahme der biologischen, physiologischen und sozialen Funktionen, Depression, Gewichtsverlust oder Malnutrition äußern, obwohl offensichtlich keine Erkrankung vorliegt, die diese Veränderungen begründen könnte (vgl. Hirzel-Wille 2002, S.89).
[8] „Es hat alles keinen Sinn mehr...“, „das Beste wäre, wenn ich nicht mehr leben würde...“. (Arbeitsgruppe 2006, S.7).
[9] „Ich will aus dem Leben scheiden.“ (Arbeitsgruppe 2006, S.7).
[10] „Morgen früh machst du es...“ (Arbeitsgruppe 2006, S.7).
[11] Die Disengagement-Theorie gilt heute als nicht mehr zutreffend. Realistisch sind eher unfreiwillige und ungewollte Rückzüge (Einsamkeit und Isolation).
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