Das Thema „Rechenschwäche“ ist schon an sich sehr komplex, ebenso aber auch der wesentliche Bestandteil, der sich mit der Früherkennung befasst.
Seit geraumer Zeit ist die Möglichkeit des Auftretens einer Rechenschwäche bei Schülern bekannt. Daher gibt es Bemühungen, die betroffenen Kinder zu diagnostizieren und ihnen mit einer angemessenen Förderung zu helfen.
Bei den betroffenen Schülern im Grundschulalter gibt es eine Vielzahl an Symptomen, die auf eine Rechenschwäche hindeuten, und auch einige Instrumentarien, mit deren Anwendung eine „Rechenschwäche“ diagnostiziert werden kann. Den Lehrkräften stehen Fördermöglichkeiten zur Verfügung, die einerseits in den Unterricht integriert werden können, andererseits aber auch Förderprogramme, die außerschulisch anwendbar sind. Diese Konzepte sind hauptsächlich auf die Bereiche Schule und Mathematikunterricht bezogen. Kinder kommen jedoch schon mit vielfältigen und individuellen Vorerfahrungen und unterschiedlichen mathematischen Kenntnissen in die Schule. Die Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens können demnach schon im Kindergartenalter entstehen. Wenn die Voraussetzungen zum mathematischen Denken also schon vor Schuleintritt nicht gegeben oder gestört sind, kann ein Kind das Rechnen im Mathematikunterricht wohl kaum lernen.
In dieser Arbeit möchte ich Möglichkeiten zur Früherkennung einer verzögerten mathematischen Entwicklung aufzeigen, ebenso Fördermöglichkeiten darstellen, die die Entstehung von „Rechenschwäche“ in der Schule möglichst verhindern sollen. Zunächst soll aber die begriffliche Definition der „Rechenschwäche“ weitestgehend geklärt und deren Ursachen und Erscheinungsformen aufgezeigt werden. Ein Experte im Umgang mit Rechenstörungen ist der Mathematikdidaktiker SCHIPPER, dessen Thesen und Empfehlungen in diese Arbeit mit aufgenommen und integriert werden. Im zweiten Kapitel folgt ein ausführlicher Überblick über die mathematische Entwicklung im Kindesalter. Dies beinhaltet den Erwerb des Zahlbegriffs, die Entwicklung der Zählkompetenz und die Entwicklung erster Rechenfertigkeiten. Da sich die Kinder diese Fertigkeiten und Fähigkeiten schon im Kindergarten aneignen, sind Entwicklungsverzögerungen in diesen Bereichen schon sehr früh erkennbar. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rechenschwäche
- Definition(en)
- Ursachen der Rechenschwäche
- Kongenitale (erblich bedingte) Ursachen
- Neuropsychologische (umweltbedingte) Ursachen
- Soziokulturelle und familiäre Ursachen
- Schulische Ursachen
- Ungenügende Passung
- Symptomatik
- Zusammenfassung
- Mathematische Entwicklung im Kindesalter
- Zur Entwicklung des Zahlbegriffs
- Verschiedene Zahlentheorien
- Der Zahlbegriff nach PIAGET
- Kritik an PIAGET
- Schlussfolgerungen
- Zur Entwicklung der Zählkompetenz
- „Prinzipien zuerst“
- „Prinzipien nachher“
- Zur Entwicklung erster Rechenfertigkeiten
- Repräsentationsebenen nach BRUNER
- Zählstrategien
- Zusammenfassung
- Zur Entwicklung des Zahlbegriffs
- Diagnostik
- Möglichkeiten der Diagnostik
- Standardisierte Testverfahren
- Deutscher Mathematiktest für 1. Klassen (DEMAT 1+)
- Testverfahren zur Dyskalkulie (ZAREKI)
- Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung (OTZ)
- Früherkennung
- Mathematische Bildung im Kindergarten
- Frühes Zahlen- und Zählverständnis
- Frühzeitiges Erkennen sich anbahnender Lernschwierigkeiten
- Anforderungen
- Hinweise im Vorschulalter
- Visuelles Gedächtnis
- Visuelles Operieren
- Sprache
- Erkennen von Risikofaktoren
- Mathematische Bildung im Kindergarten
- Prävention
- Zusammenfassung
- Förderung
- Allgemeine Fördermöglichkeiten
- Verschiedene Übungsformen
- Hilfreiche und weniger hilfreiche Arbeitsmittel
- Warum die Geometrie so wichtig ist
- Spielerische Fördermöglichkeiten vor Schuleintritt
- Wahrnehmungsförderung
- Förderung der Abstraktionsfähigkeit
- Eigenschaften und Strukturen
- Mächtigkeiten
- Mengensymbole
- Umgang mit Mengen und Zahlen
- Mathematik im Alltag von Kindern
- Entdeckungen im Zahlenland
- Zielsetzung
- Der Aufbau des Zahlbegriffs
- Didaktische Prinzipien
- Lerneinheiten
- Zusammenfassung
- Allgemeine Fördermöglichkeiten
- Fallstudie
- Eigene Untersuchungen
- Methode: Durchführung des Tests
- Beobachtungen und Ergebnisse
- Rechenschwäche und die Leistungen im Kindergarten
- Entwicklung eines Fördermodells nach den Ergebnissen des OTZ
- Durchführung der Förderung
- Beobachtungen
- Fazit
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Möglichkeiten zur Früherkennung verzögerter mathematischer Entwicklung und geeignete Fördermaßnahmen vor dem Schuleintritt. Die Hauptziele sind die Klärung der Definition von Rechenschwäche, die Darstellung ihrer Ursachen und Erscheinungsformen, sowie die Aufzeigen von Diagnose- und Fördermöglichkeiten im Vorschulbereich.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs Rechenschwäche
- Ursachen und Risikofaktoren für Rechenschwäche
- Diagnostische Verfahren zur Früherkennung im Vorschulalter
- Fördermöglichkeiten im Vorschulbereich, insbesondere spielerische Ansätze
- Fallstudie zur Erprobung eines Fördermodells
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit befasst sich mit der komplexen Thematik der Rechenschwäche und ihrer Früherkennung vor dem Schuleintritt. Sie untersucht die Definition von Rechenschwäche, deren Ursachen und Symptome, sowie Möglichkeiten der Diagnostik und Förderung im Vorschulalter, um der Entstehung von Rechenschwäche in der Schule entgegenzuwirken. Die Arbeit nutzt Erkenntnisse des Mathematikdidaktikers Schipper und stellt ein eigenes Fördermodell vor, welches im Rahmen einer Fallstudie im Kindergarten erprobt wird.
1 Rechenschwäche: Dieses Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Begriffsdefinitionen von Rechenschwäche (Dyskalkulie, Rechenstörung etc.) und kritisiert die Verwendung von Diskrepanzdefinitionen, wie sie von der WHO vorgeschlagen wurden. Stattdessen wird der Begriff „besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens“ favorisiert. Das Kapitel analysiert verschiedene Ursachen (kongenital, neuropsychologisch, soziokulturell, schulisch) und Risikofaktoren, die zu Rechenschwierigkeiten beitragen können. Es werden auch typische Symptome wie zählendes Rechnen und Probleme mit der Links-Rechts-Orientierung beschrieben.
2 Mathematische Entwicklung im Kindesalter: Dieses Kapitel beschreibt die normale mathematische Entwicklung im Kindesalter, beginnend mit der Entwicklung des Zahlbegriffs (Ordinal- und Kardinalzahlaspekt), der Zählkompetenz und den ersten Rechenfertigkeiten. Es werden verschiedene Theorien, insbesondere die von Piaget, erläutert und kritisch diskutiert. Die Bedeutung von Zählstrategien, der Repräsentationsebenen nach Bruner sowie der Entwicklung von Zahlvorstellungen wird hervorgehoben.
3 Diagnostik: Das Kapitel konzentriert sich auf Möglichkeiten der Diagnostik von Rechenschwäche, insbesondere die Früherkennung im Vorschulalter. Es werden standardisierte Testverfahren wie der DEMAT 1+, der ZAREKI und vor allem der OTZ (Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung) vorgestellt. Der OTZ wird als besonders geeignet für die Früherkennung im Kindergartenalter betrachtet. Das Kapitel hebt die Bedeutung der Beobachtung visueller, gedächtnisbezogener und sprachlicher Fähigkeiten im Vorschulalter hervor.
4 Förderung: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Fördermöglichkeiten für rechenschwache Kinder, mit einem Fokus auf spielerische Ansätze im Vorschulalter. Es werden allgemeine Fördermöglichkeiten (Übungsformen, Arbeitsmittel, Geometrie) und konkrete spielerische Aktivitäten zur Wahrnehmungsförderung und zur Entwicklung der Abstraktionsfähigkeit detailliert beschrieben. Das Kapitel stellt das Projekt „Entdeckungen im Zahlenland“ als geeignetes Förderprogramm im Kindergarten vor.
5 Fallstudie: Dieses Kapitel präsentiert eine Fallstudie, die die Durchführung des OTZ bei elf Kindergartenkindern beschreibt und deren Ergebnisse analysiert. Es werden die Ergebnisse detailliert für einzelne Kinder vorgestellt und die dabei beobachteten Strategien und Schwierigkeiten beim Lösen der Aufgaben analysiert. Basierend auf den Testergebnissen wird ein individuelles Förderprogramm entwickelt und dessen Durchführung im Kindergarten beschrieben, inklusive der dabei gemachten Beobachtungen und einem abschließenden Fazit.
Schlüsselwörter
Rechenschwäche, Dyskalkulie, Früherkennung, Förderung, Vorschulalter, Diagnostik, Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung (OTZ), Zahlbegriffsentwicklung, Zählkompetenz, mathematische Entwicklung, spielerische Förderung, Prävention.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Früherkennung und Förderung von Rechenschwäche im Vorschulalter"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich umfassend mit der Früherkennung und Förderung von Rechenschwäche (Dyskalkulie) bereits im Vorschulalter. Sie untersucht Definitionen von Rechenschwäche, ihre Ursachen, Symptome, geeignete Diagnosemethoden und vor allem effektive Förderansätze, insbesondere spielerische Methoden im Kindergarten.
Wie wird Rechenschwäche definiert?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Definitionen von Rechenschwäche und kritisiert die Verwendung von Diskrepanzdefinitionen (z.B. nach WHO). Stattdessen wird der Begriff "besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens" bevorzugt, der breiter gefasst ist und verschiedene Ursachen berücksichtigt.
Welche Ursachen und Risikofaktoren für Rechenschwäche werden behandelt?
Es werden verschiedene Ursachen für Rechenschwäche analysiert, darunter kongenitale (erblich bedingte), neuropsychologische (umweltbedingte), soziokulturelle, familiäre und schulische Faktoren sowie eine ungenügende Passung zwischen den Fähigkeiten des Kindes und den Anforderungen der Schule. Risikofaktoren werden ebenfalls identifiziert.
Welche diagnostischen Verfahren werden vorgestellt?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Möglichkeiten der Diagnostik von Rechenschwäche, insbesondere im Vorschulalter. Es werden standardisierte Testverfahren wie der DEMAT 1+, der ZAREKI und der Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung (OTZ) vorgestellt. Der OTZ wird als besonders geeignet für die Früherkennung im Kindergartenalter hervorgehoben. Die Bedeutung der Beobachtung visueller, gedächtnisbezogener und sprachlicher Fähigkeiten im Vorschulalter wird betont.
Welche Fördermöglichkeiten werden beschrieben?
Die Arbeit präsentiert verschiedene Fördermöglichkeiten für Kinder mit Rechenschwäche, mit einem Schwerpunkt auf spielerischen Ansätzen im Vorschulalter. Es werden allgemeine Fördermöglichkeiten (verschiedene Übungsformen, Arbeitsmittel, die Bedeutung der Geometrie) und konkrete spielerische Aktivitäten zur Wahrnehmungsförderung und zur Entwicklung der Abstraktionsfähigkeit detailliert beschrieben. Das Projekt „Entdeckungen im Zahlenland“ wird als Beispiel für ein geeignetes Förderprogramm im Kindergarten vorgestellt.
Wie wird die mathematische Entwicklung im Kindesalter dargestellt?
Die normale mathematische Entwicklung im Kindesalter wird beschrieben, beginnend mit der Entwicklung des Zahlbegriffs (Ordinal- und Kardinalzahlaspekt), der Zählkompetenz und der Entwicklung erster Rechenfertigkeiten. Verschiedene Theorien, insbesondere die von Piaget, werden erläutert und kritisch diskutiert. Die Bedeutung von Zählstrategien und der Repräsentationsebenen nach Bruner wird hervorgehoben.
Enthält die Arbeit eine Fallstudie?
Ja, die Arbeit enthält eine Fallstudie, in der der OTZ bei elf Kindergartenkindern durchgeführt wurde. Die Ergebnisse werden detailliert analysiert, ein individuelles Förderprogramm entwickelt und dessen Durchführung und Ergebnisse im Kindergarten beschrieben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Rechenschwäche, Dyskalkulie, Früherkennung, Förderung, Vorschulalter, Diagnostik, Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung (OTZ), Zahlbegriffsentwicklung, Zählkompetenz, mathematische Entwicklung, spielerische Förderung, Prävention.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Hauptziele der Arbeit sind die Klärung der Definition von Rechenschwäche, die Darstellung ihrer Ursachen und Erscheinungsformen sowie die Aufzeigen von Diagnose- und Fördermöglichkeiten im Vorschulbereich, um der Entstehung von Rechenschwäche in der Schule entgegenzuwirken.
- Quote paper
- Katrin Wildhagen (Author), 2005, Rechenschwäche früh erkennen - Diagnostik und Förderung vor Schuleintritt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57527