Kellers Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ entfaltet sich vor dem Hintergrund eines realen Falls vom gemeinsamen Selbstmord eines jungen Liebespaars, der dem Autor durch einen Zeitungsartikel bekannt wurde. Zur literarischen Aufarbeitung dieses Stoffs wählte Keller einen Titel, der dem Leser den Ausgang der Erzählung von vorne herein ersichtlich macht und Anklang findet an das klassische Liebesdrama der Weltliteratur. Ähnlich wie bei Shakespeares Tragödie wird auch in Kellers Novelle die Geschichte einer unglücklichen Liebe erzählt, die ihr Ende im Tod des jungen Paares findet. Im Gegensatz aber zu Romeo und Julia, wo unglückliche Umstände den Plan zum gemeinsamen Glück in den Weg zum Untergang verkehren, entscheiden sich Sali und Vrenchen ganz bewusst zum gemeinsamen Freitod. Die Problematik von Kellers Hauptfiguren, die aus dem bäuerlichen Milieu seiner Zeit stammen, ist von der des Shakespeareschen Liebespaares weit entfernt.
Sali und Vrenchen entwickeln nach und nach den Selbstmordgedanken, der beiden als einzige Befreiung aus ihrer hoffnungslosen Lage erscheint. Es wird sich jedoch zeigen, dass diese Lage objektiv gesehen keineswegs so aussichtslos ist, dass sie den Tod als einzig mögliche Rettung hätte nach sich ziehen müssen. Vielmehr wird sie es erst durch gesellschaftliche Zwänge und Idealvorstellungen, die beiden Liebenden inne wohnen und denen sie höchste Priorität einräu-men. Aus diesem Grund müssen bei der Betrachtung der Ursachen für den Selbstmord vor allem gesellschaftliche Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Sali und Vrenchen wird der übliche und für sie einzige Weg zum Glück von ihren Vätern verstellt, dennoch werden ihnen durchaus Alternativen angeboten, die sie allerdings aufgrund ihrer besonderen Ideale ausschlagen müssen. Es stellt sich also die Frage, wie es letztlich zu diesem einerseits vermeidbaren und andererseits doch so unausweichlichen Selbstmord kommt.
Im Laufe der folgenden Arbeit soll geklärt werden auf welche Gründe es zurückzuführen ist, dass ein junges Liebespaar den Tod als einzige Rettung ansieht und welchen Beitrag vorrangig gesell-schaftsbedingte Uraschen zu dieser Entwicklung geleistet haben. Des Weiteren sollen die Intentionen Kellers verfolgt werden, in deren Zusammenhang auch die gesellschaftlich historischen Hintergründe und einige der reichlich vorhandenen Symbole der Novelle betrachtet werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ursachen eines Liebestodes
- Der Weg in den Selbstmord
- Die Verfallsgeschichte der Väter
- Die Liebesgeschichte der Kinder
- Symbolik
- Historische Hintergründe
- Kellers Intentionen
- Der Weg in den Selbstmord
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ursachen des gemeinsamen Selbstmordes von Sali und Vrenchen in Gottfried Kellers Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Die Analyse konzentriert sich auf die Rolle gesellschaftlicher Faktoren und die Intentionen des Autors. Die Arbeit beleuchtet den Weg der Liebenden in den Selbstmord, untersucht die Bedeutung von Symbolen und historischen Hintergründen.
- Die gesellschaftlichen Zwänge und Idealvorstellungen, die Sali und Vrenchen zum Selbstmord treiben.
- Die Rolle der Väter und deren Konflikt als Auslöser der Tragödie.
- Die Entwicklung der Liebesgeschichte von Sali und Vrenchen und deren verhängnisvoller Verlauf.
- Die Symbolik in der Novelle und ihre Bedeutung für das Verständnis der Handlung.
- Kellers Intentionen bei der Gestaltung der Novelle und der Darstellung des Themas.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Novelle dar, indem sie auf den realen Fall eines gemeinsamen Selbstmordes verweist, der Keller zur literarischen Bearbeitung inspirierte. Sie hebt die Parallelen und Unterschiede zu Shakespeares „Romeo und Julia“ hervor und kündigt die Fokussierung auf gesellschaftliche Ursachen des Selbstmordes an. Die Einleitung erläutert das Forschungsinteresse und skizziert den Aufbau der Arbeit, der die Ursachen des Liebestodes, die Intentionen Kellers sowie die gesellschaftlichen und historischen Hintergründe beleuchten wird.
Ursachen eines Liebestodes: Dieses Kapitel analysiert den Weg von Sali und Vrenchen in den Selbstmord. Es unterteilt die Geschichte in zwei Teile: die Verfallsgeschichte der Väter und die Liebesgeschichte der Kinder. Der Konflikt zwischen den Vätern, Manz und Marti, führt zu einer gesellschaftlichen und finanziellen Krise, die sich auf die Kinder auswirkt. Die Ideale der Kindheit und die gesellschaftlichen Zwänge werden als zentrale Faktoren für die Entscheidung zum Selbstmord herausgestellt. Die Rolle des "schwarzen Geigers" als Außenseiter und Repräsentant der Heimatlosen wird als ein weiterer wichtiger Aspekt erwähnt, der im weiteren Verlauf der Analyse untersucht wird.
Die Verfallsgeschichte der Väter: Dieser Abschnitt beschreibt den Konflikt zwischen den Vätern von Sali und Vrenchen, der die tragische Entwicklung einleitet. Die anfängliche Idylle und scheinbare Harmonie der Bauern wird als trügerisch entlarvt, da der Konflikt um den Besitz des mittleren Ackers und die Ungerechtigkeit gegenüber dem "schwarzen Geiger" die Grundlage des späteren Unglücks bildet. Die Weigerung der Väter, dem rechtmäßigen Erben zu seinem Besitz zu verhelfen, verdeutlicht deren Egoismus und Selbstgerechtigkeit. Dieses Handeln der Väter bildet den Ausgangspunkt für die darauffolgenden Ereignisse und die tragische Entwicklung der Kinder.
Schlüsselwörter
Gottfried Keller, Romeo und Julia auf dem Dorfe, Selbstmord, Liebestod, gesellschaftliche Faktoren, bäuerliches Milieu, Symbolismus, historische Hintergründe, Väterkonflikt, Idealvorstellungen, Sali, Vrenchen, schwarzer Geiger.
Häufig gestellte Fragen zu Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe"
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Die Arbeit untersucht die Ursachen des Liebestodes von Sali und Vrenchen, insbesondere die Rolle gesellschaftlicher Zwänge und Idealvorstellungen. Sie analysiert den Konflikt zwischen den Vätern, die Entwicklung der Liebesgeschichte, die Symbolik in der Novelle und die Intentionen Kellers bei der Gestaltung der Geschichte. Ein besonderer Fokus liegt auf der "Verfallsgeschichte der Väter" und deren Einfluss auf die Tragödie der Kinder.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Hauptkapitel ("Ursachen eines Liebestodes"), welches wiederum Unterkapitel enthält (z.B. "Die Verfallsgeschichte der Väter", "Die Liebesgeschichte der Kinder"), und ein Fazit. Die Einleitung stellt den Kontext der Novelle und die Forschungsfrage vor. Das Hauptkapitel analysiert die Ursachen des Selbstmordes im Detail. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Rolle spielen die Väter in der Novelle?
Der Konflikt zwischen den Vätern, Manz und Marti, ist ein zentraler Auslöser der Tragödie. Ihr Streit um den Besitz des mittleren Ackers und ihre Ungerechtigkeit gegenüber dem "schwarzen Geiger" schaffen eine gesellschaftliche und finanzielle Krise, die sich negativ auf Sali und Vrenchen auswirkt. Ihr Egoismus und ihre Selbstgerechtigkeit werden als Hauptursachen für die tragischen Ereignisse dargestellt.
Welche Bedeutung hat die Symbolik in der Novelle?
Die Arbeit untersucht die Symbolik in Kellers Novelle und deren Bedeutung für das Verständnis der Handlung. Obwohl die konkrete Symbolik nicht im Detail in der Übersicht dargestellt ist, wird ihre Relevanz für die Analyse der Ursachen des Selbstmordes hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Gottfried Keller, Romeo und Julia auf dem Dorfe, Selbstmord, Liebestod, gesellschaftliche Faktoren, bäuerliches Milieu, Symbolismus, historische Hintergründe, Väterkonflikt, Idealvorstellungen, Sali, Vrenchen, schwarzer Geiger.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Ursachen des gemeinsamen Selbstmordes von Sali und Vrenchen in Gottfried Kellers Novelle zu untersuchen. Sie konzentriert sich auf die Analyse gesellschaftlicher Faktoren und der Intentionen des Autors, um ein tieferes Verständnis der Tragödie zu ermöglichen.
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- Nadine Bachmann (Author), 2005, Gottfried Keller: "Romeo und Julia auf dem Dorfe" , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57185