Über die Sprache des Nationalsozialismus ist viel geschrieben worden und berechtigterweise wurde in diesem Zuge sehr viel Kritik an dem die Menschenverachtung und Brutalität des Regimes widerspiegelnden Sprachgebrauch geübt. Die beiden sprachkritischen Werke, die dem Zusammenbruch des 3. Reichs unmittelbar folgten, sind von daher interessant, als sie zeitnah zum kritisierten Objekt verfasst wurden und dass zu diesem Zeitpunkt die Sprachkritik keinen besonders festen Stand innerhalb der Sprachwissenschaften hatte.
Es geht in dieser Arbeit nicht um die Bewertung der Sprache im Nationalsozialismus. Der Fokus liegt vielmehr auf der Betrachtung des den beiden Werken LTI und Aus dem Wörterbuch des Unmenschen zugrundeliegenden Begriffs der Sprachkritik. Der von den Autoren untersuchte und bewertete Bereich weist trotz des gleichen bzw. sehr ähnlichen Themas große Unterschiede auf. Diese sind sowohl daran festzumachen , welche Phänomene überhaupt in den Bereich der Sprachkritik fallen, als auch in der Art der Bewertung.
Zu hinterfragen ist in diesem Zusammenhang, ob das jeweilige Verständnis von Sprachkritik den wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und ob die Art der Kritik angemessen ist. Zu diesem Zweck ist es sinnvoll, zunächst eine eingehendere Betrachtung dessen vorzunehmen, was Sprachkritik kann und soll. Wichtig ist also eine Erörterung der Kriterien, die Sprachkritik nachvollziehbar und fundiert werden lassen.
Abschließend werden die beiden Werke gegenüber gestellt und eine Bewertung des Sprachkritikbegriffs vorgenommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen der Sprachkritik
- LTI - Notizbuch eines Philologen: die Sprachkritik Victor Klemperers
- Klemperers sprachkritischer Ansatz
- Kritische Bewertung von Klemperers Ansatz
- Aus dem Wörterbuch des Unmenschen: die Sprachkritik Sternbergers, Storz und Süskinds
- Sternbergers, Storz' und Süskinds sprachkritischer Ansatz
- Kritische Betrachtung von Sternbergers, Storz' und Süskinds Ansatz
- LTI - Aus dem Wörterbuch des Unmenschen: eine Gegenüberstellung
- Schlussbetrachtung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht und vergleicht die sprachkritischen Ansätze in Victor Klemperers "LTI" und Sternbergers et al. "Wörterbuch des Unmenschen". Ziel ist es, die jeweiligen Begriffsverständnisse von Sprachkritik zu analysieren und deren wissenschaftlichen Anspruch sowie Angemessenheit zu bewerten. Dabei wird auch die Frage nach der Bewertungsobjekt der Sprachkritik – Sprache selbst oder deren Gebrauch – beleuchtet.
- Vergleich der sprachkritischen Ansätze in "LTI" und "Wörterbuch des Unmenschen"
- Analyse des wissenschaftlichen Anspruchs beider Werke
- Bewertung der Angemessenheit der jeweiligen Kritikmethoden
- Untersuchung der Definition und des Gegenstandes von Sprachkritik
- Kriterien für eine fundierte und nachvollziehbare Sprachkritik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Sprachkritik im Nationalsozialismus ein und benennt die beiden untersuchten Werke, "LTI" und "Wörterbuch des Unmenschen", als zentrale Bezugspunkte. Sie hebt die zeitliche Nähe zur NS-Zeit und den damals noch nicht fest etablierten Status der Sprachkritik in den Sprachwissenschaften hervor. Der Fokus der Arbeit liegt nicht auf der Bewertung der Sprache des Nationalsozialismus selbst, sondern auf dem Verständnis und der Anwendung von Sprachkritik in den beiden ausgewählten Werken. Die Einleitung skizziert den Vergleich der unterschiedlichen Ansätze und kündigt die abschließende Gegenüberstellung und Bewertung an.
Theoretische Grundlagen der Sprachkritik: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die spätere Analyse der beiden Werke. Es differenziert zwischen Sprachwissenschaft, die Sprache beschreibt, und Sprachkritik, die sie bewertet. Die Autorin diskutiert die historische Problematik der Einordnung von Sprachkritik in die Sprachwissenschaften aufgrund ihrer subjektiven Komponente und betont die Notwendigkeit einer rationalen Wertung, um den wissenschaftlichen Anspruch zu gewährleisten. Unter Bezugnahme auf Coseriu werden die verschiedenen Ebenen der Sprachbewertung (Langue, Parole, sprachliche Normen) erläutert, um eine fundierte Kritik zu ermöglichen. Das Kapitel identifiziert wichtige Merkmale angemessener Sprachkritik, wie z.B. die Berücksichtigung sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse und die Formulierung realistischer Idealvorstellungen.
LTI - Notizbuch eines Philologen: die Sprachkritik Victor Klemperers: Dieses Kapitel analysiert Klemperers sprachkritischen Ansatz in "LTI". Es untersucht die spezifischen Methoden und Kriterien, die Klemperer zur Bewertung der NS-Sprache anwendet. Der Fokus liegt auf der Erörterung der Art und Weise, wie Klemperer sprachliche Phänomene identifiziert und bewertet, einschließlich der Stärken und Schwächen seines Ansatzes. Der Abschnitt beleuchtet, inwiefern Klemperers Analyse den im vorherigen Kapitel definierten Kriterien für fundierte Sprachkritik genügt.
Aus dem Wörterbuch des Unmenschen: die Sprachkritik Sternbergers, Storz und Süskinds: Analog zum vorherigen Kapitel widmet sich dieser Abschnitt der Analyse des sprachkritischen Ansatzes in "Wörterbuch des Unmenschen". Hier wird die Methode und Perspektive von Sternberger, Storz und Süskind untersucht und kritisch gewürdigt. Der Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich der verwendeten Methoden und der jeweiligen Bewertungskriterien, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Klemperers Ansatz aufzuzeigen. Der Abschnitt beleuchtet die Einhaltung der Kriterien für eine fundierte Sprachkritik gemäß Kapitel 2.
LTI - Aus dem Wörterbuch des Unmenschen: eine Gegenüberstellung: Dieses Kapitel stellt die in den vorherigen Kapiteln analysierten Ansätze von Klemperer und Sternberger et al. gegenüber. Es vergleicht systematisch die Ähnlichkeiten und Unterschiede in ihren Methoden, Zielen und Ergebnissen. Die Gemeinsamkeiten und Divergenzen in der Definition und Anwendung von Sprachkritik werden herausgearbeitet, um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen sprachkritischen Perspektiven zu gewinnen.
Schlüsselwörter
Sprachkritik, Victor Klemperer, LTI, Wörterbuch des Unmenschen, Nationalsozialismus, NS-Sprache, Sprachwissenschaft, Sprachgebrauch, Sprachnormen, Wortkritik, Sachkritik, wissenschaftlicher Anspruch, methodische Sprachkritik, Idealvorstellung, Bewertungskriterien.
Häufig gestellte Fragen zu: Vergleich der Sprachkritik in Klemperers "LTI" und dem "Wörterbuch des Unmenschen"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit vergleicht die sprachkritischen Ansätze in Victor Klemperers "LTI – Notizbuch eines Philologen" und dem "Wörterbuch des Unmenschen" von Sternberger, Storz und Süskind. Der Fokus liegt auf der Analyse der jeweiligen Methoden, der Bewertung des wissenschaftlichen Anspruchs und der Angemessenheit der Kritik, sowie der Untersuchung der Definition und des Gegenstandes von Sprachkritik selbst.
Welche Ziele werden verfolgt?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Begriffsverständnisse von Sprachkritik in beiden Werken zu analysieren und zu vergleichen. Es werden die jeweiligen Kritikmethoden bewertet und die Frage untersucht, ob der Gegenstand der Kritik die Sprache selbst oder deren Gebrauch ist. Die Arbeit entwickelt Kriterien für eine fundierte und nachvollziehbare Sprachkritik.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den theoretischen Grundlagen der Sprachkritik, Kapitel zur Analyse der sprachkritischen Ansätze in "LTI" und im "Wörterbuch des Unmenschen", ein Kapitel zur Gegenüberstellung beider Werke und eine Schlussbetrachtung. Zusätzlich enthält sie ein Literaturverzeichnis.
Wie wird Klemperers Ansatz in "LTI" behandelt?
Das Kapitel zu "LTI" analysiert Klemperers Methoden und Kriterien zur Bewertung der NS-Sprache. Es untersucht, wie er sprachliche Phänomene identifiziert und bewertet, und bewertet die Stärken und Schwächen seines Ansatzes anhand der zuvor definierten Kriterien für fundierte Sprachkritik.
Wie wird der Ansatz von Sternberger, Storz und Süskind im "Wörterbuch des Unmenschen" behandelt?
Analog zu "LTI" wird die Methode und Perspektive von Sternberger, Storz und Süskind analysiert und kritisch gewürdigt. Der Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich mit Klemperers Ansatz, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen und die Einhaltung der Kriterien für fundierte Sprachkritik zu prüfen.
Wie werden die beiden Ansätze gegeneinander gestellt?
Ein separates Kapitel vergleicht systematisch die Ansätze von Klemperer und Sternberger et al. Es werden Ähnlichkeiten und Unterschiede in Methoden, Zielen und Ergebnissen herausgearbeitet, um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen sprachkritischen Perspektiven zu gewinnen.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Das Kapitel zu den theoretischen Grundlagen der Sprachkritik differenziert zwischen Sprachwissenschaft und Sprachkritik. Es diskutiert die historische Problematik der Einordnung von Sprachkritik und betont die Notwendigkeit einer rationalen Wertung. Es erläutert verschiedene Ebenen der Sprachbewertung (Langue, Parole, sprachliche Normen) und identifiziert wichtige Merkmale angemessener Sprachkritik, wie z.B. die Berücksichtigung sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Sprachkritik, Victor Klemperer, LTI, Wörterbuch des Unmenschen, Nationalsozialismus, NS-Sprache, Sprachwissenschaft, Sprachgebrauch, Sprachnormen, Wortkritik, Sachkritik, wissenschaftlicher Anspruch, methodische Sprachkritik, Idealvorstellung, Bewertungskriterien.
- Quote paper
- Katrin Bade (Author), 2006, Kritik der Sprachkritik. Die sprachkritischen Ansätze in Victor Klemperers "LTI" und Sternbergers "Wörterbuch des Unmenschen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57097