Der Mythos über Narziss, der sich in sein Abbild im Wasser verliebt hat, gab den Anfang der Epoche des Ästhetizismus und seitdem wird das Thema des menschlichen Spiegelbildes immer wieder aktuell. Die Schriftsteller und Dichter stellten in ihren Werken durch viele Jahre hindurch ihre eigene Interpretation des klassischen Themas dar. Seine Erweiterung fand dieser Aspekt im Doppelgängermotiv, das traditionell auf der vollständigen Gleichheit von zwei Gesichtern, der physischen Ähnlichkeit beruht. In verschiedenen Literaturepochen wurde es zu der für die jeweilige Richtung charakteristischen Variation überarbeitet. So kann man zwei Varianten des Doppelgängeraspekts unterscheiden, die auch das literarische Motiv prägen: die Doppelgänger existieren parallel, nebeneinander - man spricht deswegen von physischen Doppelgängern -oder sie existieren nacheinander - hier tritt die mystische oder religiöse Dimension in Kraft. Die Wirkung, die der Doppelgänger auf seine Umgebung hat sowie das sich damit eröffnende Feld von verschiedenen Schicksalgeflechten und Wechselfällen haben auch die Aufmerksamkeit der Kinematographie auf dieses Motiv in ihren Filmen gelenkt. Der polnische Regisseur Krzysztof Kieślowski, dem der kinematographische Durchbruch durch die Überarbeitung von den zehn biblischen Geboten in seinem „Dekalog“ gelang, repräsentiert sein Verständnis von dem Thema in „ Die zwei Leben der Veronika“ (La double vie de Véronique. Frankreich/ Polen 1991). In diesem Film hat er die Mitte in der Auffassung des Doppelgängeraspekts erreicht: die zwei Hauptheldinnen, die polnische Veronika und die französische Véronique existieren zuerst nebeneinander und nach dem Tod von Veronika hintereinander. ( eine mögliche Interpretation). Da der filmische Text nicht nur vom Inhalt lebt, sondern auch die Kategorie des Bildes und des Tons umfasst, wird das Thema des Doppelgängertums in Kieślowskis Film auch auf der visuellen Ebene vollzogen. Zu der visuellen Ebene gehören die technische Realisation (Kameraeinstellungen) und Ton (Geräusche, Musik). Der Aspekt der visuellen Darstellung des Doppelgängermotivs soll im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehen. Die Arbeit versucht die Parallelen zwischen den inhaltlichen Verweisen des Films auf das Motiv und seiner technischen Gestaltung festzustellen. Dabei werden Einflüsse von Kieślowskis Vorgängern und seinen früheren Filmen zu diesem Thema untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1. Motiv der Doppelgängigkeit in der Literatur und im Film. Intertextualität in „Die zwei Leben der Veronika“.
- 2.2. Die technische Gestaltung des Doppelgängermotivs auf verschiedenen Ebenen :
- 2.2.1. Kameraeinstellungen
- 2.2.2. Licht, Farbe
- 2.2.3. Ton, Montage
- 2.2.4. Musik
- 3. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die technische Gestaltung des Doppelgängermotivs in Krzysztof Kieślowskis Film „Die zwei Leben der Veronika“. Sie analysiert die visuellen Elemente wie Kameraeinstellungen, Licht, Farbe, Ton und Musik, um herauszufinden, wie diese die parallelen Existenzen der beiden Protagonistinnen, Veronika und Véronique, auf der Leinwand darstellen. Die Arbeit beleuchtet außerdem die Intertextualität des Films und die Einflüsse von Kieślowskis Vorgängern und früheren Werken.
- Doppelgängermotiv in Literatur und Film
- Technische Gestaltung des Doppelgängermotivs
- Visuelle Elemente (Kameraeinstellungen, Licht, Farbe, Ton, Musik)
- Intertextualität
- Einflüsse von Kieślowskis Vorgängern und früheren Filmen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema des Doppelgängermotivs ein und stellt den historischen Kontext des Motivs in der Literatur und im Film dar. Sie erläutert die verschiedenen Interpretationen des Doppelgängers und die Bedeutung des Motivs in Kieślowskis Film „Die zwei Leben der Veronika“.
2. Hauptteil
2.1. Motiv der Doppelgängigkeit in der Literatur und im Film. Intertextualität in „Die zwei Leben der Veronika“.
Dieser Abschnitt untersucht die literarische Tradition des Doppelgängermotivs und die verschiedenen Formen, in denen es in der Literatur und im Film auftritt. Außerdem analysiert er die Intertextualität von Kieślowskis Film und die Einflüsse, die er aus der Literatur und von anderen Regisseuren bezieht.
2.2. Die technische Gestaltung des Doppelgängermotivs auf verschiedenen Ebenen
Dieser Teil der Hausarbeit konzentriert sich auf die technischen Aspekte der filmischen Darstellung des Doppelgängermotivs. Er analysiert verschiedene Ebenen wie Kameraeinstellungen, Licht, Farbe, Ton und Musik und untersucht, wie diese Elemente dazu beitragen, die Doppelgängigkeit der Protagonistinnen zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Doppelgängermotiv, Krzysztof Kieślowski, „Die zwei Leben der Veronika“, Intertextualität, Kameraeinstellungen, Licht, Farbe, Ton, Musik, Filmsprache, visuelle Elemente.
- Quote paper
- Irina Blyumkina (Author), 2003, Die technische Gestaltung des Doppelgängermotivs in Krzysztof Kieslowskis Film "Die zwei Leben der Veronika", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57017