Eine Einbeziehung der Tiere in die Ethik ist unabdingbar, sie lässt sich nicht nur dadurch bewerkstelligen, dass die bisher der Ethik zugrunde liegende Axiologie erweitert wird, sondern es bedarf einer grundsätzlich neuen Betrachtungsweise. Daraus muss sich konsequenterweise eine andere, neu überdachte Eingliederung und Berücksichtigung der Tiere in unser Rechtssystem ergeben.
Hauptbestreben dieser Arbeit wird es sein, diese These zu untermauern und Möglichkeiten zu diskutieren, welche Art der Tierrechtsentwicklung sinnvoll und erstrebenswert sein kann – ob zukünftig nur durch direkte Tierrechte, also durch Einbeziehung der Tiere in den Kreis der Träger subjektiver Rechte, oder auch durch indirekte Tierechte wie Schutzgesetze oder Haftungsgesetze erreicht werden kann.
Der Autor wird dabei die Meinung vertreten, dass sich trotz der daraus resultierenden Probleme, eine langfristige Entwicklung zum „Tier als Rechtssubjekt“ die einzig vernünftige Konsequenz sein kann. Fällt die Entscheidung in die andere Richtung und bleibt so der Grundgedanke des Tieres als Untertan des Menschen, als eine Entität ohne Anspruch auf Grundrechte, wird der Mensch, trotz etwaiger Bestrebungen nach besseren, indirekten Tier – und Naturschutzgesetzen, Gefahr laufen, das generelle Bestreben nach Gerechtigkeit innerhalb der eigenen Spezies Mensch als bloße Farce zu entlarven.
Der Autor vertritt somit die Meinung, dass ein entscheidender, rechtsethischer Fortschritt nicht ohne Berücksichtigung und Einbeziehung anderer Spezies in den universalen Kreis von Grundrechtsträgern erreicht werden kann.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Inhaltsübersicht
- Kapitel 1
- 1. Die traditionelle Axiologie und ihre Stützen
- 1.1 Die Säule der Gottesebenbildlichkeit" (I)
- 1.1.1 Die „logische" Dekonstruktion von Säule I
- 1.1.2 Die „tierische" Dekonstruktion von Säule I
- 1.2 Die „Säule der Vernunft" (II)
- 1.2.1 Die logische Dekonstruktion von Säule II
- 1.2.2 Die „tierische" Dekonstruktion von Säule II
- 1.3 Die Säule des „desengagierten Wertesystems"
- 1.3.1 Die logische und „tierische" Dekonstruktion von Säule III
- 1. Die traditionelle Axiologie und ihre Stützen
- Kapitel 2
- 2. Der Bruch mit der traditionellen Axiologie
- 2.1 Die Theorie(en) von Peter Singer
- 2.1.1 Exkurs: Das Argument der Ersetzbarkeit oder die Tötungsfrage
- 2.2 Die Theorie von Jean-Claude Wolf
- 2.3 Zwischen Fazit
- 2. Der Bruch mit der traditionellen Axiologie
- Kapitel 3
- 3. Der Begriff der pathozentrischen Rechtstheorie
- 3.1 Vorbemerkungen
- 3.2 Wozu eine pathozentrische Rechtstheorie?
- 3.3 Wieso eigentlich Eigenrechte?
- 3.4.1 Gegenüberstellung von Rechtssubjekten und Rechtsobjekten
- 3.4.2 Einblicke ins geltende österreichische Recht - der rechtliche Deckmantel des Schweigens
- 3.4.2.1 Das Zivilrecht und § 285a ABGB als rechtspolitisches Ausrufezeichen oder rechtsdogmatische Sinnlosigkeit
- 3.4.2.2 Das öffentliche Recht und das Recht gewordene Sprichwort
- 3.4.2.3 Das Strafrecht mit illustren Beispielen um § 222 StGB
- 3.5 Argument der „ethischen Spirale" am Beispiel der Menschenrechte
- 3.5.1 Der Kreis der Erweiterung: Die Rechte
- 3.5.2 Der Kreis der Erweiterung: Die Gruppen
- 3.6 Rechtsdogmatische Argumente
- 3.6.1 Argument der Interessen
- 3.6.2 Argument der Gleichheit
- 3.7 Das rechtspositivistische Argument
- 3.8 Das Naturrechtsargument
- 3.9 Das „konsequenter Anthropozentrismus ist im Grunde eigenrechtsbejahend" Argument
- 3.10 Umsetzung: Chance oder Fiktion, Praktikabilität oder Untergrabung des Rechts - Bedeutung für Mensch und Tier
- 3.11 Ein Blick hinter die Tierrechte: weiterführende Theorien
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Tiere Rechtssubjekte sein sollten und welche rechtlichen und ethischen Implikationen eine solche Anerkennung mit sich bringen würde. Der Autor argumentiert, dass die traditionelle Axiologie, die den Menschen als Krone der Schöpfung betrachtet und Tieren nur einen instrumentellen Wert zuspricht, nicht mehr haltbar ist. Er plädiert für eine pathozentrische Rechtstheorie, die alle leidensfähigen Kreaturen in den Kreis der moralischen Berücksichtigung einbezieht.
- Kritik an der traditionellen Axiologie
- Entwicklung einer neuen Tierethik
- Analyse der Theorien von Peter Singer und Jean-Claude Wolf
- Rechtssubjektivität von Tieren
- Praktikabilität einer pathozentrischen Rechtstheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die traditionellen Säulen der Axiologie, die die Sonderstellung des Menschen gegenüber dem Tier begründen. Der Autor argumentiert, dass diese Säulen - Gottesebenbildlichkeit, Vernunft und desengagiertes Wertesystem - durch die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft und die Berücksichtigung der kognitiven Fähigkeiten von Tieren ins Wanken geraten sind.
Kapitel 2 stellt zwei wichtige Alternativen zur traditionellen Axiologie vor: die Theorien von Peter Singer und Jean-Claude Wolf. Singer argumentiert für eine Erweiterung der moralischen Sphäre auf alle empfindenden Wesen, während Wolf eine rein säkulare, auf Interessen und gleiche Achtung basierende Tierethik entwickelt.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Frage, wie eine Einbeziehung von Tieren in unser Rechtssystem aussehen könnte. Der Autor argumentiert, dass nur Eigenrechte den Tieren eine adäquate rechtliche Umsetzung gewährleisten können und untersucht verschiedene Argumentationslinien, die für eine solche Anerkennung sprechen. Er analysiert die aktuelle Rechtslage in Österreich und zeigt die Mängel des Tierschutzes in verschiedenen Rechtsbereichen auf.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Rechtssubjektivität von Tieren, die traditionelle Axiologie, die pathozentrische Rechtstheorie, die Theorien von Peter Singer und Jean-Claude Wolf, das Interessensargument, das Gleichheitsargument, das rechtspositivistische Argument, das Naturrechtsargument, sowie die Praktikabilität einer Umsetzung von Tierrechten in der österreichischen Rechtsordnung.
- Arbeit zitieren
- Ralph Trischler (Autor:in), 2001, Von Menschen und anderen (Rechts-) Subjekten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5697
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