Seit in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts die erste Studie von Argyris über die Konsequenzen im menschlichen Verhalten durch den Einsatz von Budgets durchgeführt wurde, befasste sich eine Vielzahl einzelner empirischer Studien in der Disziplin des Rechnungswesens mit Teilbereichen der Psychologie, speziell auch auf dem kognitiven und kulturübergreifenden Gebiet. Somit stellt sich zunächst die Frage nach dem Sinn einer verhaltenswissenschaftlichen Vorgehensweise in einem Fach, das definitionsgemäß mit quantitativen Größen operiert. Nach der koordinationsorientierten Controlling-Konzeption, die im wesentlichen auf Horváth zurückgeht, ist es Aufgabe des Controlling, Planung, Kontrolle und Informationsver-sorgung der Unternehmensführung zu koordinieren (Sekundärkoordination), um somit die „Koordinations-, Reaktions- und Adaptionsfähigkeit der Führung“ zu gewährleisten. Da diese Koordinationsaufgabe durch Dysfunktionalitäten gefährdet werden kann, die aus menschlichen Verhaltensweisen resultieren, ist die Verhaltensorientierung als Baustein einer theoretischen Fundierung des Controlling zu sehen. Dabei kann nachKüpperdurch die Überprüfung empirischer verhaltenswissenschaftlicher Hypothesen der Frage nachgegangen werden, inwieweit der Einsatz von Führungsinstrumenten die erhofften Resultate mit sich bringt. Durch die systembildende und systemkoppelnde Koordination trägt das Controlling zur Unterstützung der Führung bei, denn „ … es ermöglicht ihr, … die Koordinationsaufgaben hinsichtlich des operativen Systems wahrzunehmen.“7Diese primäre Koordination erfordert Entscheidungen vom Management. Um der geforderten Aufgabe nach Entscheidungsunterstützung gerecht werden zu können, sollten dem Controller zwei Größen bekannt sein:
Der Beitrag, den seine eigene Wahl an zur Verfügung gestellten Informationen auf den Beurteilungsprozess des Managements hat und die Qualität seiner eigenen Entscheidungen. Somit scheint die Frage gerechtfertigt, wie Entscheidungen in der alltäglichen Geschäftswelt getroffen werden und ob individuelle oder auch soziale Einflüsse auf die Wahl von Alternativen bestehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Relevanz und Ursprung
- Definitionen
- Grundlagen der kulturellen Forschung und Controlling
- Die Dimensionen der Kulturen
- Kultur und Institutionen
- Organisationsstruktur und Kultur
- Die Gestaltung von Controllinginstrumenten im kulturellen Kontext
- Budgets
- Instrumente der Informationsversorgung
- Organisationskultur
- Kognitive Forschung und Kultur
- Normative und deskriptive Entscheidungstheorie
- Der kognitive Prozess der Beurteilung und Entscheidung
- Kulturelle Unterschiede in kognitiven Charakteristiken
- Widerstand gegen Erneuerungen
- Entscheidungsunterstützung durch Kontextinformationen
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Einfluss von kognitiven und kulturellen Faktoren auf das Controlling. Sie untersucht die Relevanz und den Ursprung dieses Themas im Kontext der Verhaltenswissenschaften und zeigt die Bedeutung von kulturübergreifenden Ansätzen für die Gestaltung von Controllinginstrumenten auf.
- Die Auswirkungen kultureller Unterschiede auf die Gestaltung von Controllinginstrumenten
- Die Rolle von kognitiven Prozessen bei Entscheidungen im Controlling
- Die Bedeutung von Kontextinformationen für die Entscheidungsfindung
- Die Herausforderungen, die sich aus dem kognitiven und kulturellen Relativismus für das Controlling ergeben
- Die Möglichkeiten, das Controlling so zu gestalten, dass es den kognitiven und kulturellen Besonderheiten Rechnung trägt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz und den Ursprung des Themas „Kognitiver und kultureller Relativismus im Controlling“ dar. Sie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Controlling und Verhaltenswissenschaften und führt die wichtigsten Forschungsfragen ein.
- Grundlagen der kulturellen Forschung und Controlling: Dieses Kapitel beleuchtet die Grundlagen der kulturellen Forschung und ihre Bedeutung für das Controlling. Es werden verschiedene Dimensionen von Kulturen betrachtet und der Einfluss von Kultur auf die Gestaltung von Controllinginstrumenten analysiert.
- Kognitive Forschung und Kultur: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den kognitiven Prozessen, die bei Entscheidungen im Controlling eine Rolle spielen. Es untersucht den Einfluss von kulturellen Unterschieden auf kognitive Charakteristiken und analysiert die Bedeutung von Kontextinformationen für die Entscheidungsfindung.
Schlüsselwörter
Controlling, Kultur, Kognitive Psychologie, Verhaltenswissenschaften, Entscheidungsfindung, Kontextinformationen, Kulturübergreifende Ansätze, Controllinginstrumente, Organisationskultur.
- Quote paper
- Markus Theiling (Author), 2004, Kognitiver und kultureller Relativismus im Controlling, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56780