[...] Zahlreiche Vertreter unterschiedlicher Theorien der Internationalen Beziehungen haben sich kritisch mit dem Demokratischen Frieden auseinandergesetzt und ihn entsprechend ihrer Auffassung nach gedeutet. Dabei verfügten zunächst die Realisten über die Deutungshoheit und begründeten staatliches Konfliktverhalten vor allem mit machtpolitischen Ansätzen. Dabei negierten sie häufig die Auswirkung der inneren Verfasstheit von Demokratien auf ihre Interaktion in den Internationalen Beziehungen. Erst Mitte der 80er Jahre rief dieses Verhalten Vertreter des Liberalismus auf den Plan, die seither den Zusammenhang zwischen Demokratie und Frieden untersuchen und versuchen, auch so genannte „weiche Faktoren“ wie die Rolle des Politischen Systems oder die politische Kultur einzubeziehen. Ziel der vorliegenden Hausarbeit ist es, den Beitrag des Liberalismus und im Speziellen des neuen Liberalismus in Bezug auf den Demokratischen Frieden herauszuarbeiten.
Im Mittelpunkt der Analyse des Demokratischen Friedens stehen die unabhängige Variable Demokratie und die abhängige Variable Frieden beziehungsweise Krieg (vgl. 4.1 und 4.2). Vertreter und Verfechter sind sich heute einig, dass das Gewaltpotential zwischen Demokratien äußerst gering ist. Uneinigkeit besteht darin, dass festgestellte Ergebnis zu erklären.
In der vorliegenden Hausarbeit soll es um die hier formulierten Fragen gehen, die einerseits einen Anhaltspunkt für die Auseinandersetzung bilden und gleichzeitig den inhaltlichen Rahmen aufzeigen.
-Wie ist der immer wieder festgestellte Befund zu erklären?
-Wie hängen unabhängige und abhängige Variable zusammen, was liegt dazwischen und gibt es intervenierende Faktoren, die von Bedeutung sind?
-Wie sind die klassischen Erklärungsansätze, einerseits die Betonung der Institutionen und Strukturen demokratischer Staaten und andererseits normative, aus der politischen Kultur abgeleitete Begründungsmuster zu sehen?
-Inwieweit hat hier der (neue) Liberalismus zur Fortentwicklung oder Neuausrichtung der Theorie beigetragen?
-Welche Bedeutung haben kritische Ansätze zum Demokratischen Frieden?
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Konzeptionalisierung
- Zur Genese der Theorie des Demokratischen Friedens
- Immanuel Kant und der Demokratische Frieden
- Der Demokratische Frieden in den 80er Jahren
- Der Empirische Doppelbefund
- Liberalismus
- Allgemeine Anmerkungen zum Liberalismus
- Neuer Liberalismus
- Der Vorrang des sozialen Akteurs
- Repräsentation und staatliche Präferenzen
- Gegenseitige Abhängigkeit und Internationales System
- (Neue) Liberale Ansätze zum Demokratischen Frieden
- Die unabhängige Variable Demokratie
- Die abhängige Variable Frieden (Krieg)
- Kritik an den Variablen
- Erklärungsansätze
- Strukturell-institutionalistische Ansätze
- Normativ-kulturelle Ansätze
- Kritik an der Theorie des Demokratischen Friedens
- Die Abwesenheit von Gewalt ist eine Frage der Machtverteilung
- Staatsform Demokratie könnte obsolet werden
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Beitrag des (neuen) Liberalismus zur Theorie des Demokratischen Friedens. Sie untersucht die zentrale Frage, inwiefern der Liberalismus zur Entstehung und Entwicklung dieser Theorie beigetragen hat, welche Kritikpunkte er aufwirft und welche Bedeutung er in der heutigen Weltpolitik einnimmt.
- Die Genese der Theorie des Demokratischen Friedens
- Der (neue) Liberalismus und seine Ansätze zum Demokratischen Frieden
- Strukturell-institutionalistische und normativ-kulturelle Erklärungsansätze
- Kritik an der Theorie des Demokratischen Friedens aus realistischer und globalisierungstheoretischer Perspektive
- Die Relevanz der Theorie des Demokratischen Friedens in der heutigen Weltpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit dar und definiert die Konzeptionalisierung des Themas. Im zweiten Kapitel wird die Genese der Theorie des Demokratischen Friedens beleuchtet, indem die Entwicklung von Immanuel Kant bis zum empirischen Doppelbefund dargestellt wird. Kapitel 3 widmet sich dem Liberalismus und seinen zentralen Argumenten, mit besonderem Fokus auf den neuen Liberalismus.
Kapitel 4 beleuchtet die liberalen Ansätze zum Demokratischen Frieden, wobei die unabhängige Variable Demokratie, die abhängige Variable Frieden sowie die Kritik an den Variablen und Erklärungsansätzen im Mittelpunkt stehen.
Das fünfte Kapitel befasst sich kritisch mit der Theorie des Demokratischen Friedens, indem es realistische Einwände und die Kritik aus der Globalisierungsforschung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Demokratischer Frieden, Liberalismus, Neuer Liberalismus, Strukturell-institutionalistische Ansätze, Normativ-kulturelle Ansätze, Realismus, Globalisierung, Frieden, Krieg, Machtverteilung, Staatsform Demokratie, Weltpolitik
- Quote paper
- Tobias Schwab (Author), 2006, Wie friedfertig sind Demokratien wirklich? Der Beitrag des (neuen) Liberalismus zur Erforschung des Demokratischen Friedens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56706