Wolfram experimentiert in seinem „Parzival“ mit verschiedenen Konzepten von Weiblichkeit und Männlichkeit und setzt sich dabei mit Denk- und Argumentationsschemata der unmittelbaren literarischen Tradition (Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Chrètien de Troyes) auseinander. In den Büchern X-XIV des „Parzival“ steht die Beziehung zwischen den Figuren Gawan und Orgeluse im Vordergrund. Die Entwicklung und Ausgestaltung der Figur Gawan entwickelt Wolfram bereits seit dem VI. Buch. Im Gegensatz zu dieser lang angelegten Entwicklung skizziert er mit erstaunlich wenigen Federstrichen Orgeluse, die bei Chrètien noch ein namenloses französisches Straßenmädchen war. Die Ereignisse um Orgeluse sind geschickt auf vielfältige Weise in die komplexe Handlungsstruktur des Romans eingebunden und verleihen der Figur Tiefe, von der bei Chrètien nicht die Rede sein kann.
Zusätzlich stellt Wolfram mit der Beziehung zwischen Orgeluse und Gawan eine vollständige Geschlechterbeziehung dar, vom ersten Kennenlernen bis hin zur Hochzeit. Innerhalb dieser Darstellung entfaltet der Autor seine Vorstellungen von Minne und Rittertum. Orgeluse ist die letzte große Frauengestalt im Parzival und mit Sicherheit die komplizierteste. Diese Komplexität und Vielschichtigkeit verleihen der Gawan-Orgeluse-Episode eine besondere Bedeutung innerhalb des Parzivalromans, dies wird auch daran deutlich, dass sich die Forschung vielfach mit der Interpretation dieser Episode und den darin behandelten Figuren und Ereignissen befasst hat.1 Im Folgenden möchte ich die Entwicklung der Figuren Gawan und Orgeluse näher betrachten. Die Figur Gawan entwickelt sich über längere Zeit hinweg vom Aventiuren- zum Minneritter, während sich Orgeluse in kurzer Zeit von einer starken und unabhängigen Landesherrin hin zu einer blassen und folgsamen Ehefrau entwickelt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Beweggründen des Autors, die Figuren in dieser Art und Weise zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gawan
- 2.1 Gawan als Arzt
- 2.2 Gawan als Liebender
- 3. Orgeluse
- 3.1 Orgeluse als Herzogin und Minneherrin
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figuren Gawan und Orgeluse in Wolframs von Eschenbachs "Parzival", insbesondere ihre Entwicklung und die Darstellung der zwischen ihnen bestehenden Beziehung. Die Analyse fokussiert auf Wolframs Konzeption von Minne und Rittertum sowie seine Auseinandersetzung mit den Geschlechterrollen der höfischen Literatur.
- Entwicklung der Figuren Gawan und Orgeluse
- Wolframs Darstellung von Minne und Rittertum
- Geschlechterrollen in Wolframs "Parzival"
- Die Rolle Gawans als Arzt und seine medizinischen Fähigkeiten
- Orgeluses Position als Herzogin und ihre Beziehung zu Gawan
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt Wolframs Auseinandersetzung mit bestehenden Konzepten von Weiblichkeit und Männlichkeit in seinem Werk "Parzival". Sie betont die besondere Bedeutung der Beziehung zwischen Gawan und Orgeluse in den Büchern X-XIV und hebt die Komplexität und Vielschichtigkeit der Figur Orgeluse im Vergleich zu Chrétiens Darstellung hervor. Die Einleitung verweist auf die umfangreiche Forschung zu dieser Episode und deren Interpretation.
2. Gawan: Dieses Kapitel analysiert die Figur Gawans, die Wolfram als gebildeten Ritter mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben darstellt. Es beschreibt Gawan als eine Kombination aus Tapferkeit und Klugheit, ergänzt durch Taktgefühl und Höflichkeit. Die Arbeit hebt Gawans komplexe Persönlichkeit hervor – er ist ein Individuum mit Stärken und Schwächen. Sein Verhältnis zu Orgeluse wird als entscheidend für seine Entwicklung zum Minneritter und Ehemann dargestellt, was seine Rolle als Erlöser von Schastel Marveile ermöglicht. Das Kapitel kündigt an, verschiedene Rollen Gawans – Ritter, Liebender, Arzt, Erlöser und Ehemann – zu untersuchen.
3. Orgeluse: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Figur Orgeluse. Es wird ihre Entwicklung von einer starken und unabhängigen Landesherrin zu einer möglicherweise blasseren und folgsamen Ehefrau beleuchtet. Der Fokus liegt auf den Motiven und der Intention des Autors hinter dieser Entwicklung. Die Analyse wird wahrscheinlich auf die komplexen Beziehungen und Interaktionen zwischen Orgeluse und Gawan eingehen und die Interpretationen der Forschung diskutieren.
Schlüsselwörter
Wolfram von Eschenbach, Parzival, Gawan, Orgeluse, Minne, Rittertum, Geschlechterrollen, höfische Literatur, Medizin, Arzt, Herzogin, Entwicklung der Figuren, Beziehung zwischen Gawan und Orgeluse.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu "Parzival": Gawan und Orgeluse
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Figuren Gawan und Orgeluse in Wolframs von Eschenbachs "Parzival". Der Fokus liegt auf ihrer Entwicklung, ihrer Beziehung zueinander und auf Wolframs Darstellung von Minne, Rittertum und Geschlechterrollen im Kontext der höfischen Literatur. Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zu Gawan und Orgeluse, ein Fazit und ein Glossar wichtiger Begriffe.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung von Gawan und Orgeluse als Individuen, Wolframs Konzeption von Minne und Rittertum, die Darstellung von Geschlechterrollen in "Parzival", Gawans Rolle als Arzt und seine medizinischen Fähigkeiten sowie Orgeluses Position als Herzogin und ihre Beziehung zu Gawan.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Gawan (einschließlich seiner Rollen als Arzt und Liebender), ein Kapitel über Orgeluse (fokussiert auf ihre Rolle als Herzogin und ihre Beziehung zu Gawan) und ein Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Welche Aspekte Gawans werden behandelt?
Das Kapitel zu Gawan beschreibt ihn als gebildeten Ritter mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, wie Lesen und Schreiben. Seine komplexe Persönlichkeit, bestehend aus Tapferkeit, Klugheit, Taktgefühl und Höflichkeit, wird hervorgehoben. Seine Beziehung zu Orgeluse wird als entscheidend für seine Entwicklung zum Minneritter und Ehemann dargestellt, welche seine Rolle als Erlöser von Schastel Marveile ermöglicht. Verschiedene Rollen Gawans – Ritter, Liebender, Arzt, Erlöser und Ehemann – werden untersucht.
Welche Aspekte Orgeluses werden behandelt?
Das Kapitel über Orgeluse beleuchtet ihre Entwicklung von einer starken, unabhängigen Landesherrin zu einer möglicherweise blasseren und folgsamen Ehefrau. Die Arbeit untersucht die Motive und Intentionen des Autors hinter dieser Entwicklung und analysiert die komplexen Beziehungen und Interaktionen zwischen Orgeluse und Gawan im Kontext bestehender Forschungsinterpretationen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Wolfram von Eschenbach, Parzival, Gawan, Orgeluse, Minne, Rittertum, Geschlechterrollen, höfische Literatur, Medizin, Arzt, Herzogin, Entwicklung der Figuren, Beziehung zwischen Gawan und Orgeluse.
Welche Bedeutung hat die Einleitung?
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt Wolframs Auseinandersetzung mit bestehenden Konzepten von Weiblichkeit und Männlichkeit in "Parzival". Sie betont die besondere Bedeutung der Beziehung zwischen Gawan und Orgeluse (Bücher X-XIV) und hebt die Komplexität und Vielschichtigkeit der Figur Orgeluse im Vergleich zu Chrétiens Darstellung hervor. Sie verweist auch auf die umfangreiche Forschung zu dieser Episode und deren Interpretation.
Was ist das Fazit der Arbeit?
(Das Fazit ist nicht explizit im gegebenen Text enthalten, jedoch wird im Kontext der Kapitelzusammenfassungen implizit darauf hingewiesen, dass die Arbeit eine Analyse der Figuren Gawan und Orgeluse und ihrer Beziehung im Kontext von Wolframs "Parzival" liefert.)
- Quote paper
- Thilo Patzke (Author), 2005, Gawan und Orgeluse - Zur Gawan-Orgeluse-Episode in Wolfram von Eschenbachs "Parzival", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56522