Erst die Entwicklungen der Finanzbranche während der letzten Jahre rückten das Operational Risk (im Folgenden auch „OR“ abgekürzt) in den Fokus von Risikomanagementexperten, Bankenaufsicht und Öffentlichkeit. In Bankpraxis und auch Wissenschaft wurde diese Risikokategorie, welche in allen bankbetrieblichen Teilbereichen auftritt, in denen Menschen, Systeme, Arbeitsablaufprozeduren und deren Kombinationen eingesetzt werden, lange Zeit vernachlässigt. Eine Auseinandersetzung fand bis dato lediglich mit offensichtlichen und leicht erfassbaren Risiken, wie etwa Kredit- und Marktrisiken, statt. Eine pauschale Eigenmittelunterlegung der Bankaktiva inkludierte nach herrschender Meinung auch einen aus-reichenden Risikopuffer für OR. Der zunehmenden Bedrohung durch Risiken, die weder Kredit- noch Marktrisiko zuzuordnen sind – etwa Naturkatastrophen, Terroranschläge, steigende technische Risiken in Folge der IT-Abhängigkeit - wird diese Praxis jedoch nicht länger gerecht. Krisen, wie in jüngster Zeit etwa bei BayernLB oder HypoVereinsbank, die aus Managementfehlern und unzureichenden internen Kontrollmechanismen resultierten, demonstrieren, welche Bedeutung dem OR und konkret dem vermeintlich geringen Prozessrisiko beigemessen werden muss. Da ein aus Operational Risk resultierender Schadensfall bei seinem Auftreten das Ausmaß von Verlusten aus Markt- und Kreditrisiken bei weitem übersteigen kann, trägt die Bankenaufsicht dieser bisher unterschätzten, komplexen Risikoart nun Rechnung. Risikomanagement auf Gesamtbankebene erfordert weiterhin Prüfungs- und Kontrollsysteme im Kredit- und Handelsgeschäft, daneben wird jedoch eine separate Betrachtung und Eigenmittelunterlegung des Operational Risk obligatorisch.
Inhaltsverzeichnis
- Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
- Prozessrisiken als Bestandteil des Operational Risk gemäß Basel II
- Inhalte und Definition von Basel II
- Hintergrund
- Das 3-Säulen-Konzept von Basel II
- Begriffliche Abgrenzung und Kategorisierung des Operational Risk
- Eingrenzung anhand charakteristischer Merkmale
- Zusammenfassende Definitionen
- Kategorisierung des Operational Risk
- Rolle des Operational Risk im Risikosystem von Banken
- Prozessrisiken
- Inhalte und Definition von Basel II
- Prozesse und Prozessmanagement
- Begriffliche Abgrenzungen
- Prozessmanagement als Bestandteil der Organisationsgestaltung
- Ausgewählte Ansätze der Prozessoptimierung
- Business Process Reengineering
- Kontinuierliche Prozessverbesserung
- Behandlung von Prozessrisiken in Kreditinstituten
- Identifikation, Quantifizierung und Analyse von Prozessrisiken
- Identifizierung mit Methoden der Prozessanalyse
- Bewerten und Messen von Prozessrisiken
- Möglichkeiten der Vorbeugung und Steuerung
- Der Operational Risk Management-Prozess
- Aktive Risikoprävention
- Prozessrisiken vor dem Hintergrund von Basel II
- Identifikation, Quantifizierung und Analyse von Prozessrisiken
- Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Thematik von Prozessrisiken in Kreditinstituten, insbesondere im Kontext der Eigenmittelunterlegung des Operational Risk. Sie analysiert die Bedeutung von Prozessrisiken im Rahmen des Operational Risk Management und beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der Anwendung der Basel II-Richtlinien ergeben.
- Definition und Kategorisierung von Operational Risk und Prozessrisiken
- Bedeutung von Prozessmanagement und -optimierung im Risikomanagement
- Identifizierung, Quantifizierung und Analyse von Prozessrisiken
- Möglichkeiten der Vorbeugung und Steuerung von Prozessrisiken
- Anforderungen der Basel II-Richtlinien an das Management von Prozessrisiken
Zusammenfassung der Kapitel
- Zielsetzung und Aufbau der Arbeit: Dieses Kapitel legt die Zielsetzung der Arbeit dar und gibt einen Überblick über den Aufbau der folgenden Kapitel.
- Prozessrisiken als Bestandteil des Operational Risk gemäß Basel II: Dieses Kapitel behandelt die Inhalte und die Definition von Basel II, insbesondere das 3-Säulen-Konzept. Zudem wird der Operational Risk im Detail analysiert, und es wird eine Abgrenzung zu Prozessrisiken vorgenommen. Schließlich wird die Rolle des Operational Risk im Risikosystem von Banken erörtert.
- Prozesse und Prozessmanagement: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und Abgrenzung von Prozessen und Prozessmanagement. Es erläutert die Bedeutung von Prozessmanagement als Bestandteil der Organisationsgestaltung und stellt ausgewählte Ansätze der Prozessoptimierung, wie z.B. Business Process Reengineering und Kontinuierliche Prozessverbesserung, vor.
- Behandlung von Prozessrisiken in Kreditinstituten: Dieses Kapitel behandelt die Identifikation, Quantifizierung und Analyse von Prozessrisiken mit Hilfe von Methoden der Prozessanalyse. Außerdem werden Möglichkeiten der Vorbeugung und Steuerung von Prozessrisiken, insbesondere im Rahmen des Operational Risk Management, vorgestellt. Schließlich werden die Auswirkungen der Basel II-Richtlinien auf das Management von Prozessrisiken beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen Operational Risk, Prozessrisiken, Prozessmanagement, Basel II, Risikomanagement, Kreditinstitute, Eigenmittelunterlegung, Identifikation, Quantifizierung, Analyse, Steuerung und Vorbeugung.
- Quote paper
- Kristina Schütz (Author), 2006, Prozessrisiken in Kreditinstituten vor dem Hintergrund der Eigenmittelunterlegung des Operational Risk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56483