Obwohl sich der technologische Wandel rasant vollzieht und hieraus erhebliche Gefahren für Unternehmen resultieren, betreiben zahlreiche Unternehmen nur unzureichend Technologie-früherkennung. Die Früherkennung umfasst oftmals lediglich Messebesuche sowie Kunden- und Lieferantenkontakte. Dadurch können nur mangelhaft für die Zukunft entscheidende Technologien erkannt werden. Jedoch erst durch die frühzeitige Erfassung technologischer Trends können die Unternehmen zukunftsgerichtet und marktnah reagieren und agieren.
Die vorliegende Arbeit greift diese Probleme auf und zeigt, wie das Roadmapping als Methode der Technologiefrüherkennung eingesetzt werden kann, um Lösungen herbeizuführen. Die Methode des Produkt-Technologie-Roadmappings, für die Anwendung von Technologiefrüh-erkennung, erlaubt es, zeitraumbezogene Entwicklungspfade zu fokussieren sowie diese über-sichtlich zu visualisieren. Die Methode stellt komplexe Zusammenhänge in nachvollziehbarer Form grafisch dar. Die als bedeutsam festgelegten Technologieentwicklungen werden dabei ohne Umwege bearbeitet. Dadurch können Analytiker und Entscheider technologische Trends sowie Interdependenzen aus der Roadmap rechtzeitig erkennen.
Mittels des Roadmappings lässt sich eine Transparenz über die künftige Produkt- und Tech-nologieplanung herstellen. Insbesondere das integrierte Produkt-Technologie-Roadmapping ermöglicht es, die Kompatibilität zwischen Produkt- und Technologieplanung zu beurteilen, deren Lücken zu schließen sowie Lücken im Wissensmanagement aufzudecken. Durch das Zusammentragen von Technologie- und Marktwissen über die Zukunft, welches im gesamten Unternehmen verstreut ist sowie die Erschließung von Erwartungen, Ideen und Gefahren über das gegenwärtige und zukünftige Geschäft des Unternehmens, entsteht ein erheblicher Nutzen für die Technologiefrüherkennung. Vor allem lassen sich unterschiedliche Erwartungen, Vorgehensweisen und Ziele, insbesondere zwischen Technik und Marketing, abstimmen und eine gemeinsame Zukunftsstrategie entwickeln.
Inhaltsverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
II. 1. Einleitung
2. Technologiefrüherkennung
Begriff und Wesen der Technologiefrüherkennung
Ziele und Aufgaben der Technologiefrüherkennung
Technologiefrüherkennung als Teilprozess des
Technologiemanagements .
Monitoring und Scanning als zentrale Methoden der
Technologiefrüherkennung
Organisatorische Verankerung von Technologiefrüherkennung
Grenzen der Technologiefrüherkennung .
3. Roadmapping als Methode der Technologiefrüherkennung
Roadmapping – Definition und Grundlage .
3.2 Die Generierung von Roadmaps
3.3 Einfaches Roadmapping
3.4 Produkt- und Technologie-Roadmapping .
3.5 Unterstützung der Technologiefrüherkennung
3.6 Grenzen des Roadmappings
4. Fazit und Ausblick.
III. Literaturverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Technologiemanagement-Prozess
Abb. 2: Überblick wichtiger Indikatoren und schwacher Signale für die
Technologiefrüherkennung
Abb. 3: Elemente einer Roadmap
Abb. 4: Vorgehen beim einfachen Roadmapping .
Abb. 5: Vollständigkeits- und Konsistenzanalyse mit Produkt-Technologie-
Verknüpfung
II. 1. Einleitung
Aufgrund der hohen Dynamik heutiger Märkte sind kurze Entwicklungs- und Produktlebenszykluszeiten sowie zunehmende Globalisierung die zentralen Herausforderungen der Unternehmen.[1] Um solch schnell veränderlichen Umweltbedingungen gerecht werden zu können, müssen die Unternehmen neueste marktfähige Technologien möglichst vor ihren Wettbewerbern entwickeln und einsetzen. Aufgabe der Unternehmensführung muss es sein, durch den Einsatz einer systematischen und methodisch fundierten Technologiefrüherkennung, Diskontinuitäten frühzeitig zu erkennen und die eigene Wettbewerbsposition zu erhalten und auszubauen.[2]
Vor dem Hintergrund eines beschleunigten Technologiewandels haben Entscheidungen in einem solchen Umfeld weit reichende Folgen und hohe Investitionsaufwendungen bereits in einem frühen Stadium.[3] Gleichzeitig sind diese Technologien mit großen Unsicherheiten behaftet, so dass fundierte Entscheidungen für oder gegen eine bestimmte Technologie erschwert werden.
Die sich hieraus ergebenen Fragen, die sich den Unternehmen stellen, betreffen das Potential bestehender und zukünftiger Technologien, die Suche nach Technologien für zukunftsfähige Produkte und Prozesse, die Höhe der finanziellen Mittel der Technologien hinsichtlich der Forschung und Entwicklung sowie der Einsatz bestehender Technologien für die Generierung innovativer Produkte und Verfahren.[4] Um derartige Faktoren adäquat berücksichtigen zu können, benötigt eine systematische Technologiefrüherkennung eine methodische Unterstützung, welche das Roadmapping bietet.[5]
Mittels Roadmapping lassen sich technologische Trends und das Wissen über technologische Entwicklungen abbilden. Durch den Einsatz eines Technologie-Roadmapping können konkrete Ansatzpunkte für die derzeitige Technologieplanung und –entwicklung abgeleitet, für bestimmte Technologiefelder die Entwicklung von technologischen Anforderungen veranschaulicht, unter Berücksichtigung des zeitlichen Verlaufs den Zusammenhang von Einzeltechnologien dargestellt sowie die zur Herstellung von Produkten notwendigen Technologien aufgezeigt werden.[6]
Die Erstellung von Technologie-Roadmaps unterstützt folglich durch ein systematisches Vorgehen bei der Zukunftsprognose und der Veranschaulichung, zukünftige Technologienetwicklungen vorherzusehen und das Unternehmen hierauf rechtzeitig vorzubereiten.[7]
Die vorliegende Arbeit behandelt nicht die Fragestellung, was ein Unternehmen in der Zukunft tun will, sondern vielmehr, was es jetzt tun muss, um in Zukunft seine Ziele zu erreichen.[8] Hierzu werden zunächst in Kapitel 2 neben dem Begriff und Wesen der Technologiefrüherkennung, deren Ziele und Aufgaben dargelegt. Auf einer zweckmäßigen Arbeitsdefinition des Begriffs Technologiefrüherkennung aufbauend, wird weiter die Einbindung der Technologiefrüherkennung im Rahmen des Technologiemanagements erklärt. Darüber hinaus beschreibt das Kapitel mit Monitoring und Scanning zwei wesentliche Methoden der Technologiefrüherkennung sowie dessen organisatorische Verankerung. Der Abschnitt endet mit einer kritischen Auseinandersetzung hinsichtlich der Probleme und Grenzen der Technologiefrüherkennung. Das nächste Hauptkapitel beschäftigt sich mit dem Roadmapping als Methode der Technologiefrüherkennung. Nachdem Grundlagen und Schritte des Roadmappings aufgezeigt werden, bildet die Technologie-Produkt-Roadmap einen weiteren Schwerpunkt dieser Arbeit, um eine konkrete Verbindung zwischen der Technologiefrüherkennung und dem Roadmapping herzustellen. Ebenfalls erfolgt in diesem Abschnitt eine Aufzeigung der Grenzen des Roadmappings. Im abschleißenden Fazit und Ausblick werden nochmals die wichtigsten Punkte des Themas herausgegriffen sowie mögliche zukünftige Entwicklungen präsentiert.
2. Aufgabenbereiche und Methoden der Technologiefrüherkennung
2.1 Begriff und Wesen der Technologiefrüherkennung
Unter dem Begriff Technologie wird das naturwissenschaftlich-technische Wissen über Lösungswege zur technischen Problemlösung verstanden, welches als Grundlage für Produkte und Prozesse dient.[9] Eine Technologie kann vor allem durch die Kriterien Technische Leistungskennzahlen, Verbreitungskennzahlen sowie qualitative Beschreibung charakterisiert werden.[10] Mittels Technologien sollen folglich die Unternehmen den schärferen Wettbewerbsbedingungen mit kürzeren Produktlebenszyklen bei gleichzeitig längeren Entwicklungs-
zeiten entgegentreten.[11]
Die Technologiefrüherkennung „umfasst neben dem frühzeitigen Erkennen von Risiken und Chancen sowie dem Beurteilen ihrer strategischen Bedeutung zunehmend auch Aktivitäten der Maßnahmenentwicklung und –planung zur Vermeidung der Risiken und zur Realisierung der Chancen.“[12] Sie beinhaltet also die Erfassung und Beurteilung wichtiger künftiger Technologien. Diese sollen hinsichtlich der Entwicklung ihrer Einsatz- und Leistungsfähigkeit sowie ihrer Wechselwirkungen bewertet werden.[13] Des weiterem sollen Zeitkorridore berücksichtigt werden, um bestimmte technologische Entwicklungen strukturieren zu können.
Der Zweck der Technologiefrüherkennung liegt in dem rechtzeitigen Erkennen und Deuten „schwacher Signale“, welche auf mögliche Veränderungen hinweisen.[14] Auf der Basis von technologieorientierten Unternehmensanalysen, kann das technologische Unternehmensumfeld lokalisiert, die relative technologische Position des Unternehmens bestimmt, Stärken und Schwächen aufgedeckt und technologische Erfolgspotentiale ausfindig gemacht werden. Die Technologiestellung ergibt es dabei aus der Nutzung von technologischen Ressourcen und Wissen sowie dem aktuellen Leistungsniveau bei Schrittmacher- und Schlüsseltechnologien. Die Technologiefrüherkennung soll auf der Grundlage der Unternehmensanalyse, die für das Unternehmen entscheidenden zukünftigen Technologien identifizieren und bewerten.
Da in der Literatur oftmals ähnliche Begriffe, wie „Technologiefrühwarnung“, „Technologiefrüherkennung“ und „Technologiefrühaufklärung“ verwendet werden, erscheint es zweckmäßig, diese nach dem kommunikationstheoretisch interpretierbaren Ausmaß der Information zu differenzieren.[15] Danach umfasst der Begriff der „Frühwarnung“ das Aufgreifen eines relevanten Signals (Ebene der Syntax), der Begriff der „Früherkennung“ eine beurteilende Einschätzung des Signals (semantische Deutung) und der Begriff der „Frühaufklärung“ beinhaltet darüber hinaus Einblicke in die möglichen Entwicklungen der Wettbewerbssituation durch das wahrgenommene Signal (Ebene der Pragmatik).
2.2 Ziele und Aufgaben der Technologiefrüherkennung
Im Wesentlichen verfolgt die Technologiefrüherkennung die folgenden drei Ziele:[16]
Expansion der derzeitigen Geschäftstätigkeit durch technologische Neuerungen;
Erschließung von neuem technologischen Wissen zur Entwicklung neuer Geschäfts-
felder;
Frühzeitiges Erkennen von technologischen Diskontinuitäten sowie globalen Veränderungen, um nicht vom Wettbewerb überholt zu werden.
Um diese Ziele erreichen zu können, muss die Technologiefrüherkennung bestimmte Kernaufgaben erfüllen:
Identifikation von neuen und langfristigen Nutzungsmöglichkeiten;[17]
Identifikation von Technologien in den unterschiedlichen Bereichen;[18]
Bewertung der Vernetzungstiefe zwischen verschiedenen Technologien;
Beurteilung der zeitlichen Einsatzmöglichkeit der Technologie im Untenehmen;
Auf- und Ausbau technologischer Kompetenzen;[19]
Intensive Zusammenarbeit zwischen FuE und Marketing;
Aufbau eines Technologienetzwerkes mit Kooperationspartnern;
Einsatz eines Roadmapping als dominierende Methode der Technologiefrüherkennung;
Intensive Beobachtung von Wettbewerben und externen FuE-Einrichtungen;[20]
Identifikation von „schwachen Signalen“;
Globale Suche nach neuen Technologietrends, welche für das Unternehmen relevant sein könnten;
Zusammenspiel zwischen Technologiefrüherkennung und strategischer FuE-Planung.
[...]
[1] Vgl. Scholz-Reiter (2000), S. 3
[2] Vgl. Specht/Mieke (2004a), S. 36
[3] Vgl. Kuhn (2004), S. 150
[4] Vgl. Specht/Frischke/Behrens (2002), S. 69
[5] Vgl. Specht/Mieke/Behrens (2003), S. 71
[6] Vgl. Geschka et. al. (2002), S. 105
[7] Vgl. Specht et. al. (2000), S. 42
[8] Vgl. Pohlmann (2004), S. 63
[9] Vgl. Specht et. al. (2002), S. 68
[10] Vgl. Geschka et. al. (2002), S. 108
[11] Vgl. Specht/Mieke (2004b), S. 95
[12] Specht/Mieke (2004b), S. 95
[13] Vgl. Specht et. al. (2003), S. 71
[14] Vgl. Mieke (2005), S. 11
[15] Vgl. Koller (2002), S. 344
[16] Vgl. Bürgel et. al. (2002), S. 23
[17] Vgl. Schuh et. al. (2006), S. 24
[18] Vgl. Möhrle/Isenmann (2002), S. 3
[19] Vgl. Schröder (2005), S. 313
[20] Vgl. Bürgel et. al. (2002), S. 23 f.
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