Die vorliegende Hausarbeit analysiert die moralischen und rechtlichen Legitimisierungsversuche der Gewalt des Protagonisten in Heinrich von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“. Die Hauptfigur der Geschichte sei hierbei anzusehen als die Symbiose der historischen Person Hans Kohlhase mit zentralen Reflektionen Kleists. Der Autor leistet es, die konkret geschichtliche Vorlage mit der rechts- und moralphilosophischen Diskussion seiner Zeit zu verknüpfen, verleiht Michael Kohlhaas so eine Tiefenschärfe und lässt den Protagonisten als komplexes, reflektierendes Individuum entstehen.
In dieser Arbeit werden das Leben des Michael Kohlhaas, das Unrecht an ihm, die gewalttätige Reaktion und sein endgültiges Verhängnis mit der Rechts- und Moralauffassung der Hauptfigur verglichen. Eine zentrale Fragestellung ist hierbei, ob und in wie weit Selbsthilfe und Widerstand bei staatlichem Versagen (moralisch) rechtens sind. Eine Analyse der Stellungnahme des Autors zu seinem Werk oder Angaben darüber, wie er den Erzähler über seinen Protagonisten werten lässt, wird diese Hausarbeit auf Grund der Fülle der Informationeninnerhalbder Hauptfigur nicht leisten. Eine formale Untersuchung leistet diese Hausarbeit ebenfalls nicht, da die inhaltlichen Aspekte und die Frage nach ihrer Anwendbarkeit auf die Diskussionen zur Zeit Kleists klar im Mittelpunkt stehen.
Obwohl diese Arbeit Michael Kohlhaas als individuelles Subjekt behandelt, wird das Hauptaugenmerk auf seinen objektiven, universalisierbaren Anspruch gelenkt. Eine Diskussion seiner ausschließlich subjektiven, triebleidenschaftlichen Rachenatur kann nur marginal vorgenommen werden. Die sogenannte Kapselepisode (für das Rachemotiv ein wichtiger Aspekt) wird so etwa auch nur dann zur Sprache gebracht, wenn sie einen Einblick in die objektive Reflektion der Hauptperson bietet.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Das Recht des gewalt(tät)igen Michael Kohlhaas
- I. Vor dem Zwischenfall - das Rechtsverständnis des Michael Kohlhaas
- 1. Der Alltag des Michael Kohlhaas
- 2. Die Rousseauistische Position
- II. Das Unrecht an Michael Kohlhaas
- III. Der Zwischenfall
- 1. Der Zwischenfall
- 2. Der Rechtschaffene scheitert
- IV. Nach dem Zwischenfall - die Gewalt des Michael Kohlhaas
- 1. Die ideellen Umstände der Gewalt
- 2. Recht zur Selbsthilfe - ja oder nein?
- 3. Adam Müller und Michael Kohlhaas
- 4. Luther
- V. Am Ende der Gewalt - das Schicksal des Michael Kohlhaas
- 1. Politisches Geschacher und Resignation
- 2. Die Genugtuung
- I. Vor dem Zwischenfall - das Rechtsverständnis des Michael Kohlhaas
- C. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die moralischen und rechtlichen Legitimisierungsversuche der Gewalt des Protagonisten in Heinrich von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“. Der Autor verbindet die historische Person Hans Kohlhase mit zentralen Reflektionen Kleists, wodurch Michael Kohlhaas als komplexes, reflektierendes Individuum dargestellt wird.
- Das Leben von Michael Kohlhaas vor dem Zwischenfall und sein Rechtsverständnis.
- Das Unrecht, das Michael Kohlhaas widerfährt und seine darauf folgende gewalttätige Reaktion.
- Die Frage nach der Rechtmäßigkeit von Selbsthilfe und Widerstand bei staatlichem Versagen.
- Die moralischen und rechtlichen Implikationen der Gewalt von Michael Kohlhaas.
- Das Schicksal des Michael Kohlhaas und die Analyse seiner Motivationen und Handlungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Analyse des Lebens von Michael Kohlhaas vor dem Zwischenfall. Es wird gezeigt, wie Kohlhaas ein Leben in Rechtschaffenheit führt und seine Idealvorstellung von einem gerechten gesellschaftlichen Miteinander in der Praxis umsetzt.
Im zweiten Kapitel wird das Unrecht, das Michael Kohlhaas widerfährt, beleuchtet. Dieses Unrecht wird durch das Verhalten des Junkers Wenzel von Tronka verursacht und führt zu einer Eskalation der Situation.
Kapitel drei widmet sich dem Zwischenfall selbst und analysiert die Reaktion des Michael Kohlhaas. Die Frage nach der Legitimität von Selbsthilfe und Widerstand bei staatlichem Versagen wird aufgeworfen.
Kapitel vier beschäftigt sich mit den ideellen und rechtlichen Implikationen der Gewalt von Michael Kohlhaas. Es wird untersucht, ob und inwiefern seine Handlungen als gerechtfertigt angesehen werden können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Recht, Gerechtigkeit, Gewalt, Selbsthilfe, Widerstand, Staatsphilosophie, Moral, und dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Es werden die Werke von Jean-Jacques Rousseau, Adam Müller, und Martin Luther in Bezug auf die Thematik der Rechtfertigung von Gewalt herangezogen.
- Quote paper
- Thomas von der Heide (Author), 2003, Das Recht des gewalt(tät)igen Michael Kohlhaas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55828