„Das Leben hat keinen Sinn außer dem, den wir ihm geben.“ Was in diesem Zitat von Thornton Wilder (1887-1975) zu Tage tritt, könnte in gewisser Weise als Leitspruch des modernen Menschen gelten. Nachdem der moderne Mensch nicht nur nach Heidegger „auf sich selbst geworfen“ ist, ist er auch selbst dafür zuständig, seinen Lebenssinn für sich selbst zu definieren. Die Entmystifizierung der Moderne geht einher mit der Freisetzung des Menschen und einem „Bedeutungsverlust vormals sicherheitsstiftender Wirklichkeitskonstruktionen“ . Eben jenen Bedeutungsverlust, der dem Menschen vormals durch den Glauben, klar definierte Geschlechterrollen und mehr oder weniger deutliche Stände- bzw. Schichtzugehörigkeit, Orientierung gab, gilt es nun in der säkularisierten Welt selbst mit neuen Werten und Sinnstiftungen zu kompensieren und so den individuellen Lebenslauf selbst zu organisieren und eigenverantwortlich eine Biographie zu gestalten.
Dabei steht das Individuum im Zentrum des Geschehens, und jeder von uns muss - innerhalb der trotz allem natürlich immer noch vorhandenen Zwänge und Kontrollmechanismen - seinen eigenen Weg gestalten. Inwieweit dieser Weg dann noch wirklich der Ausdruck einer aktiven individuellen Gestaltung ist oder doch einfach eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger zufälligen ‘Entscheidungen’ gälte es im Einzelfall zu hinterfragen. Ausgehend von der Aufklärung über die Industrialisierung bis in die heutige Dienstleistungsgesellschaft gab es verschiedene Phasen der Individualisierung. Diese hier zu bearbeiten würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, weshalb ich mich darauf beschränken möchte, Individualisierungsprozesse der Moderne kurz darzustellen, um dann im Hauptteil dieser Arbeit den Sport als Mittler der Moderne vorzustellen. Der Körper als Zentrum des „Ichs“ steht auch im Zentrum der Betrachtung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Durch die Aufklärung zur Erlebnisgesellschaft
- 1.1. Individualisierungsprozesse der Moderne
- 1.2. „Kein Individuum ohne Masse“ oder „von der ‘Pluralität der Person”
- 2. Sport als Mittler der Moderne
- 2.1. Der Körper als Zentrum des „Ichs”
- 2.2. Paradoxie der Einzigartigkeit
- 2.3. Der „Patchwork-Sportler“
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Sports im Kontext der Individualisierungsprozesse der Moderne. Sie beleuchtet, wie der Sport als Mittler der Moderne fungiert und wie er sich im Spannungsfeld zwischen Individualisierung und Kollektivierung bewegt.
- Die Individualisierungsprozesse der Moderne und ihre Auswirkungen auf die Lebensführung des Menschen
- Die Rolle des Körpers als Zentrum des „Ichs“ im modernen Kontext
- Die Paradoxie der Einzigartigkeit im Sport: Individualisierung durch Kollektivierung
- Der „Patchwork-Sportler“ als Ausdruck des modernen Sporttreibenden
Zusammenfassung der Kapitel
1. Durch die Aufklärung zur Erlebnisgesellschaft
Dieses Kapitel erläutert die Individualisierungsprozesse der Moderne, die ihren Ursprung in der Aufklärung haben. Der moderne Mensch ist selbst dafür verantwortlich, seinen Lebenssinn zu definieren und sein Leben zu gestalten. Der Text beleuchtet die Veränderungen in den gesellschaftlichen Strukturen und die Herausforderungen, die mit der Entmystifizierung und dem Bedeutungsverlust traditioneller Werte verbunden sind. Die „Erlebnisgesellschaft“, die „Inszenierungsgesellschaft“ und die „Risikogesellschaft“ werden als charakteristische Merkmale der Moderne vorgestellt. Der Text verdeutlicht, wie der Einzelne in einem Umfeld von Wahlmöglichkeiten und gleichzeitig bestehenden Zwängen navigieren muss.
1.1 Individualisierungsprozesse der Moderne
Dieses Unterkapitel vertieft den Aspekt der „Ich-Bezogenheit“, die in der modernen Gesellschaft eine zentrale Rolle spielt. Der Text analysiert den „Event-Charakter“ der heutigen Gesellschaft und wie Individualität stilisiert und glorifiziert wird. Der „Magnum“-Werbespot dient als Beispiel für die Inszenierung von Individualität im Kontext von Massenprodukten. Das Kapitel diskutiert die Folgen der „Wahlbiographie“ und die Ambivalenz des individuellen Handelns im Kontext gesellschaftlicher Zwänge. Das „Burn-Out-Syndrom“ und Depressionen werden als typische Zivilisationskrankheiten der Moderne betrachtet.
1.2 „Kein Individuum ohne Masse“ oder „von der „Pluralität“ der Person¹³
Dieses Unterkapitel beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Individuum und Masse. Der Text betont, dass die Abgrenzung vom Anderen und die Herausstellung gegenüber einer Masse essenziell für die Konstruktion von Individualität sind. Der Text stellt die vielfältigen Rollen dar, die der moderne Mensch im Laufe seines Lebens einnimmt und wie diese sich im Spannungsfeld von Individualisierung und gesellschaftlicher Ordnung bewegen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen wie Individualisierung, Moderne, Erlebnisgesellschaft, Körper, Ich, Sport, Patchwork-Sportler, Paradoxie, Kollektivierung, Wahlbiographie und Zivilisationskrankheiten.
- Quote paper
- Matthias Trumpfheller (Author), 2003, Ich und mein Magnum - Sport zwischen Individualisierung und Kollektivierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55711