1. Einleitung
Die aktuellen innenpolitischen Geschehnisse um die voraussichtliche Bundestagswahl im September nähren nicht nur die Hoffnung mancher Bürger auf „Besserung“, sondern treiben schon jetzt die Konjunktur zumindest einer deutschen „Branche“ an. Es geht um die politischen Informationssendungen bzw. Fernsehnachrichten, die traditionell gerade zu Wahlzeiten erheblich an Bedeutung gewinnen. Die Vermittlung von Information durch die Medien ist besonders während derartiger Partizipationsprozesse der Bürger gefordert, bildet sie doch eine Grundlage für die politische Meinungs- und Willensbildung und damit für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaftsordnung.
Berücksichtigt man, dass zumindest das öffentlich-rechtliche Fernsehen „die größte Reichweite, die höchste Glaubwürdigkeit und die größte zugesprochene Kompetenz für die Vermittlung von Informationen“ 2 im intermediären Vergleich besitzt, dann kann man die Bedeutung der entsprechenden Nachrichtenformate wohl kaum überschätzen. Aber das (Fernseh-)Bild wird getrübt: Denn nicht wenige wissenschaftliche Studien behaupten, dass „Politik […] offensichtlich immer seltener Gegenstand von Nachrichten [wird]“ 3 bzw. dass „Sensation wichtiger ist als politische Relevanz“ 4 . WOLFGANG DONSBACH und KATRIN BÜTTNER konstatieren, dass selbst das öffentlich-rechtliche ZDF innerhalb seiner Nachrichtenformate deutliche Boulevardisierungs-tendenzen offenbart und sich damit an die privaten Sender anpasst. 5 Auch die ARD bleibt von ähnlicher Kritik nicht gänzlich verschont. 6 Die Rede ist von der so genannten Konvergenzhypothese, nach der sich die Programme der öffentlich-rechtlichen und der privaten Anbieter immer weiter angleichen. Nicht umsonst gerät vor allem das Genre „politische Information“ ins Zentrum dieser Hypothese, schließlich bildet es unbestritten, wie oben exemplarisch dargestellt, einen essentiellen Bestandteil des verfassungsrechtlich gebotenen Grundversorgungsauftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der eindeutige Nachweis von Konvergenz, wobei bezüglich der Relevanz verschiedener Konvergenzformen im Folgenden noch differenziert werden muss, würde den öffentlich-rechtlichen Sendern ein erhebliches Legitimationsdefizit bescheren und sie womöglich ihrer gesonderten Gebührenfinanzierung berauben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Konvergenzthese im Fokus der Wissenschaft
- Zum Begriff der Konvergenz
- Studien pro Konvergenz
- Studien contra Konvergenz
- Kritische Stellungnahme zu den Studien
- Konvergenz aus Zuschauerperspektive
- Medienpolitische Instrumentalisierung der Konvergenzthese
- Resümee, Stellungnahme und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die Konvergenzforschung im Bereich der politischen Informationssendungen im deutschen Fernsehen zu strukturieren und kritisch zu betrachten. Sie analysiert die empirischen Ergebnisse verschiedener Studien, die sich mit der Frage der Konvergenz beschäftigen, und beleuchtet die medienpolitische Debatte um dieses Thema.
- Begriffsklärung von Konvergenz
- Analyse der empirischen Ergebnisse der Konvergenzforschung
- Bewertung der medienpolitischen Instrumentalisierung der Konvergenzthese
- Einbezug der Rezipientenseite
- Prognose für die zukünftige Entwicklung der Konvergenz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit stellt die Bedeutung politischer Informationssendungen im Kontext von demokratischen Prozessen dar und führt in das Thema der Konvergenz ein. Anschließend werden die unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen zur Konvergenzhypothese, inklusive Studien, die Konvergenz belegen oder widerlegen, vorgestellt und kritisch betrachtet.
Die Arbeit untersucht die Konvergenz aus der Sicht der Zuschauer und analysiert die medienpolitische Instrumentalisierung der Konvergenzthese. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst, eine Stellungnahme zu der Thematik abgegeben und ein Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Konvergenz gegeben.
Schlüsselwörter
Konvergenz, politische Informationssendungen, deutsches Fernsehen, öffentlich-rechtlicher Rundfunk, private Anbieter, Medienpolitik, Rezeption, empirische Forschung, Studien, Boulevardisierung, Legitimationsdefizit, Gebührenfinanzierung.
- Arbeit zitieren
- Dominik Stawski (Autor:in), 2005, Was ist was: Problem einer Unterscheidung? Eine wissenschaftliche Untersuchung zur Konvergenz politischer Informationssendungen im deutschen Fernsehen., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55641