Während meiner Tätigkeit als Schulhelferin begleitete ich ein Mädchen, Claudia, mit einer autistischen
Behinderung sechs Jahre lang durch ihre Schulzeit. Ich lernte sie in der 5. Klasse kennen und
arbeitete mit ihr bis zu ihrem Schulabschluss in der 10. Klasse. In der vorliegenden Fallstudie werde ich mit Hilfe meiner Kenntnisse und den von mir geführte Gesprächen und Interviews Claudias Entwicklung als Integrationsschülerin in der Hauptschule und die äußeren Bedingungen dieser Integration herausarbeiten. Dabei wird dieser Fall, ausgehend vom ökosystemischen Ansatz, der das Individuum immer in Verbindung mit den sozialen und materielle Bedingungen der Umwelt betrachtet, (vgl. SANDER, 1999, S.105) als einzigartig angesehen. Claudias Besuch der Hauptschule zeigt beispielhaft auf, wie die Integration einer Autistin in der
Sekundarstufe verlaufen kann und welche Schwierigkeiten damit verbunden sein können. Integration [lat.] Wiederherstellung einer Einheit, Vervollständigung, meint dabei im schulischen Rahmen u. a. die Eingliederung behinderter Schüler in die Regelschule KOBI, S.74). Dabei kann es aber z. B. nicht um die Diskussionen der Integrabilität der jeweiligen Integranden (KOBI, S.76) gehen, sondern um die Selbstverständlichkeit des gemeinsamen Unterrichtes von behinderten und nichtbehinderten Schülern, der allen Schülern Möglichkeiten der „Entwicklung individualisierender Lern- und Handlungsangebote“ (MAIKOWSKI, 1998, S.35) bietet.
Im ersten Teil der Fallstudie erkläre ich den Begriff Autismus, benenne Ursachen für die Entstehung
dieser Behinderung und zähle Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen mit einer autistischen
Behinderung, die in der Schule bzw. während des Unterrichts auftreten können, auf.
Den methodischen Zugang zu den von mir verwendeten Interviews erläutere ich im zweiten Kapitel
der Arbeit. Ausgehend vom ökosystemischen Ansatz, im dritten Teil der Arbeit beschrieben, werde ich im vierten Teil die einzelnen Bedingungen der Integration von Claudia betrachten. Das Berliner Modell, welches
die Möglichkeiten der Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Autismus in Berlin beinhaltet,
stelle ich im Anschluss dar. Das gemeinsame Lernen und die Erfahrungen der beteiligten
Personen stelle ich anhand der durchgeführten Gespräche und Interviews dar.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- THEORETISCHER HINTERGRUND
- DIE METHODE FALLSTUDIE
- AUTISMUS
- Begriff und Diagnose Autismus
- Der frühkindliche Autismus
- Autistische Psychopathie
- Atypischer Autismus
- Ursachen für die Entstehung von Autismus
- Kinder und Jugendliche mit einer autistischen Behinderung im Unterricht
- ZUR METHODE DER DATENERHEBUNG
- DER ÖKOSYSTEMISCHE ANSATZ
- DAS MAKROSYSTEM
- DAS EXOSYSTEM
- DAS MESOSYSTEM
- DAS MIKROSYSTEM
- BEDINGUNGEN DER INTEGRATION VON CLAUDIA
- BEDINGUNGEN DER INTEGRATION VON CLAUDIA IM MAKROSYSTEM
- Die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz
- Das Schulgesetz von Berlin
- Die Verordnung über die sonderpädagogische Förderung und der Einsatz der Schulhelfer
- Das Berliner Modell
- BEDINGUNGEN DER INTEGRATION VON CLAUDIA IM EXOSYSTEM-DIE SCHULE
- Aufbau der Schule
- Gemeinsamer Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Schülern an der Hauptschule
- BEDINGUNGEN DER INTEGRATION VON CLAUDIA IM MESOSYSTEM
- Die Mitschüler und Mitschülerinnen
- Die Klassenlehrerinnen
- Die Schulhelfer
- Der Unterricht
- DAS MIKROSYSTEM— CLAUDIA
- Die Vorschulzeit
- Die Grundschulzeit
- BEDINGUNGEN DER INTEGRATION VON CLAUDIA IM MAKROSYSTEM
- ENTWICKLUNG DER KLASSE IN VIER GEMEINSAMEN JAHREN
- CLAUDIAS ENTWICKLUNG AN DER HAUPTSCHULE
- Claudias Entwicklung im Unterricht
- Entwicklung der sozialen Kompetenzen Claudias
- Selbsteinschätzung Claudias — Formulierung eigener Bedürfnisse
- VIERJAHRE IM RÜCKBLICK- ERFAHRUNGEN DER SCHÜLER UND LEHRERINNEN
- CLAUDIAS ENTWICKLUNG AN DER HAUPTSCHULE
- ZUSAMMENFASSUNG
- LITERATUR
- ANHANG
- INTERVIEWS MIT DEN SCHÜLERN DER KLASSE
- Interview 1: MARCEL
- Interview 2: ANDREA
- Interview 3: AXEL
- Interview 4: MARIE
- Interview 5: BERND
- Interview 6: KLAUS
- Interview 7: OLIVER
- Interview 8: DIANA
- Interview 9: DANIEL
- Interview 10: STEFAN
- Interview 11: KERSTIN
- Interview 12: KATHI
- Interview 13: CLAUDIA
- INTERVIEW MIT DEN BEIDEN KLASSENLEHRERINNEN FRAU WESTERMANN UND FRAU HEINRICH
- INTERVIEWS MIT DEN SCHÜLERN DER KLASSE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Amt des Sonderschullehrers befasst sich mit der Integration einer Autistin in einer Hauptschule und untersucht die Erfahrungen der Beteiligten. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Claudias Entwicklung als Integrationsschülerin in einem ökosystemischen Kontext zu beleuchten, d.h. das Individuum in Verbindung mit den sozialen und materiellen Bedingungen der Umwelt zu betrachten.
- Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung und die damit verbundenen Herausforderungen für die schulische Integration
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Integration in Berlin, insbesondere das Schulgesetz und die Verordnung über die sonderpädagogische Förderung
- Die Rolle des Ökosystems in der Integration, mit Fokus auf das Makrosystem, Exosystem, Mesosystem und Mikrosystem
- Die Erfahrungen der Schüler und Lehrerinnen mit der Integration von Claudia, insbesondere im Hinblick auf das soziale Lernen und die Klassengemeinschaft
- Die Bedeutung der individuellen Förderung und der Zusammenarbeit von Lehrkräften, Schulhelfern und Eltern für den Erfolg der Integration
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit stellt den Fall von Claudia, einem Mädchen mit einer autistischen Behinderung, vor, das die Hauptschule besucht. Die Autorin, die als Schulhelferin Claudia sechs Jahre lang begleitete, beschreibt die Zielsetzung der Fallstudie und die Bedeutung des ökosystemischen Ansatzes.
Das zweite Kapitel erläutert die Methode der Fallstudie und die Datenerhebung. Die Autorin beschreibt die durchgeführten Interviews mit Schülern, Lehrerinnen und Eltern sowie die Methode der Unterrichtsbeobachtung.
Das dritte Kapitel stellt den ökosystemischen Ansatz vor und erläutert die verschiedenen Systeme, die auf das Individuum einwirken: das Makrosystem, das Exosystem, das Mesosystem und das Mikrosystem. Die Autorin beleuchtet die Bedeutung dieser Systeme für die schulische Integration.
Das vierte Kapitel untersucht die Bedingungen der Integration von Claudia im Makrosystem, Exosystem und Mesosystem. Die Autorin analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Schule, die Klassenkameraden, die Lehrerinnen und die Schulhelfer.
Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit Claudias Entwicklung an der Hauptschule und der Entwicklung der Klassengemeinschaft in den vier Jahren des gemeinsamen Lernens. Die Autorin analysiert Claudias Entwicklung im Unterricht, die Erweiterung ihrer sozialen Kompetenzen sowie ihre Selbsteinschätzung und die Formulierung eigener Bedürfnisse. Zudem werden die Erfahrungen der Schüler und Lehrerinnen mit der Integration von Claudia dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Autismus, Integration, Hauptschule, Sonderschullehrer, ökosystemischer Ansatz, Klassengemeinschaft, soziales Lernen, Unterrichtsformen, Schulhelfer, Elternarbeit, Lehrerrolle, Schülererfahrungen, Inklusion und Inklusionspraxis.
- Arbeit zitieren
- Ulrike Langner (Autor:in), 2004, Fallstudie zur Integration einer Autistin in einer Hauptschule - Darstellung der Erfahrungen von Beteiligten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55630
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