Als Begründer des modernen Kontraktualismus werden die Vertragstheoretiker Thomas Hobbes und John Locke stets in einem Atemzug genannt, und unbestreitbar haben beider Theorien dem politikphilosophischen Denken der Neuzeit ein Fundament gelegt. Betrachtet man sie im einzelnen, offenbaren sich jedoch grundlegend unterschiedliche Wesensmerkmale ihrer Ideen, sodass man kaum von einer gemeinsamen Staatsauffassung sprechen kann. Eines aber scheint die beiden Philosophen zu verbinden: der Versuch, auf vertragsstrategischer Basis eine Legitimation politischer Herrschaft zu begründen und somit die traditionell- christlichen Wege der Tugend- und Naturrechtslehre zu verlassen. Es muss jedoch dazu gesagt werden, dass diese These, bezogen auf Locke, nicht unumstritten ist, wie die von Leo Strauss entfachte Debatte über dessen Naturrechtslehre zeigt. Von besonderer Bedeutung für eine Auseinandersetzung mit Hobbes und Locke sind ihre Konzeptionen des menschlichen Naturzustands und das vertragstheoretische Moment, welche den Ausgangspunkt ihrer Beweisführung bilden. Um also einen Vergleich der beiden sinnvoll anzugehen, wird sich die vorliegende Arbeit auf diese Elemente konzentrieren. Mit dem vorangehenden Versuch einer ideengeschichtlichen Hintergrundanalyse soll das Ziel eines fundierten Vergleichs beider Theorien verfolgt werden. Denn auf diesem Weg lassen sich nicht nur das Motiv und der gedankliche Ursprung ihrer Ansichten aufzeigen, sondern auch, warum ihre methodische Vorgehensweise den jeweiligen Begründungsmustern unterliegt. Sodann werden die wesentlichen Eckpunkte ihrer politischen Philosophie im Einzelnen vorgestellt und anschließend zusammenfassend miteinander konfrontiert, was aus Gründen der Übersichtlichkeit zweckmäßig erscheint. Als Grundlage dafür dient zum einen das Hobbessche Hauptwerk „Leviathan“ (1561), zum anderen die zweite der „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ (1690) von John Locke. Es soll zum Schluss aufgezeigt werden, wie die Theorien Hobbes´ und Lockes zu Überlegungen über das Staatswesen und die Gesellschaft sowie Naturrecht und Rechtspositivismus beitragen können. Denn gerade im kontrastierenden Zusammenhang sind ihre Grundvorstellungen auch für heutige Debatten von erstaunlicher Aktualität.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der zeit- und ideengeschichtliche Hintergrund
- Thomas Hobbes
- John Locke
- Die Konzeptionen des Naturzustands bei Hobbes und Locke
- Der Gesellschaftsvertrag
- Vertragsschluss und Souverän bei Thomas Hobbes
- Gewaltenteilung und Widerstandsrecht bei John Locke
- Hobbesscher Etatismus gegen Lockeschen Liberalismus
- Das Naturrecht
- Das Menschenbild
- Die herrschaftliche Ordnung
- Die Gesellschaft
- Schlussgedanken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit widmet sich einem Vergleich der Vertragstheorien von Thomas Hobbes und John Locke. Ziel ist es, die unterschiedlichen Konzeptionen des Naturzustands und des Gesellschaftsvertrags bei beiden Denkern aufzuzeigen, um so ihre jeweils spezifischen Staatsauffassungen zu beleuchten.
- Die Konzeptionen des Naturzustands bei Hobbes und Locke
- Der Gesellschaftsvertrag als Legitimationsgrundlage für politische Herrschaft
- Der Vergleich der Staatsauffassungen von Hobbes und Locke
- Die Bedeutung der Theorien von Hobbes und Locke für heutige Debatten
- Die Rolle des Naturrechts und des Rechtspositivismus in den Theorien von Hobbes und Locke
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die beiden Vertragstheoretiker Thomas Hobbes und John Locke vor und erläutert die grundlegenden Unterschiede in ihren Theorien.
- Der zeit- und ideengeschichtliche Hintergrund: Dieser Abschnitt beleuchtet den historischen Kontext, in dem die politischen Theorien von Hobbes und Locke entstanden sind. Er betrachtet die sozio-ökonomischen Veränderungen in England sowie den Einfluss des Bürgerkriegs auf Hobbes' Werk und die Rolle der Glorious Revolution auf Lockes Denken.
- Die Konzeptionen des Naturzustands bei Hobbes und Locke: Dieses Kapitel beschreibt die beiden unterschiedlichen Konzeptionen des Naturzustands, die bei Hobbes und Locke zur Grundlage ihrer politischen Philosophie dienen.
- Der Gesellschaftsvertrag: Hier werden die unterschiedlichen Konzeptionen des Gesellschaftsvertrags bei Hobbes und Locke im Detail dargestellt. Hobbes' Theorie eines absoluten Souveräns wird mit Lockes Konzept der Gewaltenteilung und des Widerstandsrechts kontrastiert.
- Hobbesscher Etatismus gegen Lockeschen Liberalismus: Dieser Abschnitt vergleicht die politischen Philosophien von Hobbes und Locke anhand verschiedener Aspekte: Das Naturrecht, das Menschenbild, die herrschaftliche Ordnung und die Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der politischen Philosophie wie Naturzustand, Gesellschaftsvertrag, Souveränität, Gewaltenteilung, Naturrecht, Rechtspositivismus, Etatismus und Liberalismus. Darüber hinaus werden die beiden bedeutenden Denker Thomas Hobbes und John Locke sowie ihre Hauptwerke „Leviathan“ und „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ im Fokus stehen. Die Arbeit setzt sich mit der historischen Entwicklung des politischen Denkens sowie mit der Relevanz der Theorien von Hobbes und Locke für aktuelle politische Debatten auseinander.
- Quote paper
- Christiane Burmeister (Author), 2005, Naturzustand und Gesellschaftsvertrag bei Hobbes und Locke, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55580