In der öffentlichen Diskussion kursieren derzeit zahlreiche Vorschläge zur Reform des deutschen Einkommensteuerrechts. Dabei sticht der Entwurf des Heidelberger Steuerkreises, einer Gruppe von Steuerexperten um den Heidelberger Professor Manfred Rose, besonders hervor. Während Steuerreformen in der Vergangenheit, genau wie die meisten Reformvorschläge, lediglich auf die Bemessungsgrundlage und den Einkommensteuertarif abstellen, zielt die Einfachsteuer auf die Reformierung des gesamten Steuersystems. Dies erscheint notwendig, da bisher gerade die verstärkte Ausnutzung von Steuervergünstigungen zu einer Erosion der Bemessungsgrundlage führt. Daraus ergibt sich eine ineffiziente Kapitallenkung und eine stärkere Belastung höherer Einkommensklassen durch die Tarifprogression wird letztendlich auch nicht erreicht. Gerade wegen der Komplexität des derzeitigen Steuersystems fordert selbst die Finanzverwaltung eine grundlegende Vereinfachung des Systems durch großzügige Pauschalierungen und den Abbau von Ausnahmeregelungen. Dies hätte eine Entlastung auf Seiten der Behörden zur Folge und würde eine schnellere Abwicklung der Steuererklärungen
ermöglichen. Sinnvoll erscheint dies auch, da die derzeitige Fehlerquote der Finanzämter deutlich über 50% liegt und ein Finanzamt bereits „als ein hervorragend geführtes Amt“ gilt, wenn es eine Fehlerquote von 49% erreicht.
Daraus lässt sich schließen, dass eine Steuerreform das momentane System grundlegend und nachhaltig verändern muss, um die tief verwurzelten Missstände zu beheben. Dies nahm sich der Heidelberger Steuerkreis vor und schlug Mitte des Jahres 2001 mit dem Entwurf des Einfachsteuergesetzes (EFStG) ein konsumorientiertes Steuersystem vor, welches die Einmalbelastung von Einkünften in lebenszeitlicher Sicht und die Vereinfachung
des derzeitigen Systems zum Ziel hat (§§ 1, 2 EFStG). Die Einfachsteuer besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: der persönlichen Einkommensteuer und der Gewinnsteuer. Sie ersetzt im Wesentlichen das Einkommensteuergesetz (EStG), das Kdas Körperschaftsteuergesetz (KStG) und das Gewerbesteuergesetz (GewStG) sowie zahlreiche ergänzende Gesetze, Ausnahmeregelungen und Durchführungsverordnungen. Im Folgenden werden zur Erörterung der Frage, ob die Einfachsteuer eine Alternative für Deutschland ist, die die Schwächen des derzeitigen Systems überwindet, zunächst die Anforderungen an ein Steuersystem herausgearbeitet (2). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Notwendigkeit einer Fundamentalreform der deutschen Einkommensbesteuerung
- Anforderungen an ein Steuersystem in Deutschland
- Verfassungskonformität
- Transparenz und Bestimmtheit
- Zweckmäßigkeit
- Konzept der Einfachsteuer
- Entwurf des Heidelberger Steuerkreises
- Persönliche Einkommensteuer
- Besondere Abzüge und Zurechnungen zur Einkommensteuer
- Gewinnsteuer für Unternehmen
- Steuerveranlagung und -zahlung
- Mögliches Einführungsszenario zur Einfachsteuer in der Praxis
- Einfachsteuer in der Praxis
- Potentielle Schwächen
- Bewertung des Einfachsteuersystems
- Fazit und Ausblick
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Entwurf der Einfachsteuer, einem konsumorientierten Steuersystem, das vom Heidelberger Steuerkreis vorgeschlagen wurde. Die Arbeit analysiert die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform des deutschen Einkommensteuerrechts und untersucht, ob die Einfachsteuer eine Alternative für Deutschland darstellt, die die Schwächen des derzeitigen Systems überwindet.
- Notwendigkeit einer grundlegenden Reform des deutschen Einkommensteuerrechts
- Anforderungen an ein Steuersystem in Deutschland
- Das Konzept der Einfachsteuer
- Potentielle Schwächen der Einfachsteuer
- Bewertung des Einfachsteuersystems im Hinblick auf die Anforderungen an ein Steuersystem in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform des deutschen Einkommensteuerrechts. Es wird argumentiert, dass die verstärkte Ausnutzung von Steuervergünstigungen zu einer Erosion der Bemessungsgrundlage führt und eine ineffiziente Kapitallenkung begünstigt. Die Komplexität des derzeitigen Steuersystems führt zu einer hohen Fehlerquote und erschwert die Steuererklärungen für die Bürger.
Das zweite Kapitel definiert die Anforderungen an ein Steuersystem in Deutschland. Die Verfassungskonformität, Transparenz, Bestimmtheit und Zweckmäßigkeit werden als wichtige Kriterien für ein modernes Steuersystem herausgestellt.
Das dritte Kapitel stellt das Konzept der Einfachsteuer vor, basierend auf dem Entwurf des Heidelberger Steuerkreises. Die Einfachsteuer besteht aus zwei Teilen: der persönlichen Einkommensteuer und der Gewinnsteuer. Sie soll die Einmalbelastung von Einkünften in lebenszeitlicher Sicht und die Vereinfachung des derzeitigen Systems zum Ziel haben. Das Kapitel beschreibt die verschiedenen Einkunftsarten, Abzüge und Zurechnungen, die im Einfachsteuergesetz vorgesehen sind, sowie die Bemessungsgrundlagen für die persönliche Einkommensteuer und die Gewinnsteuer. Außerdem wird das vorgeschlagene Einführungsszenario zur Einfachsteuer in drei Stufen von 2005 bis 2015 dargelegt.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den potentiellen Schwächen der Einfachsteuer. Es werden Befürchtungen hinsichtlich der Bevorzugung von kapitalintensiven Unternehmen, der Überbewertung von Vermögensgegenständen, der Doppelbesteuerung und der Komplexität des Systems diskutiert. Die Kritikpunkte werden im Detail analysiert und es wird gezeigt, dass die meisten Befürchtungen sich in der Praxis nicht bewahrheitet haben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Einfachsteuer, konsumorientierte Besteuerung, Einkommensteuerreform, Steuervergünstigungen, Kapitallenkung, Steuertransparenz, Steuerbestimmtheit, Verfassungskonformität, Zweckmäßigkeit, Schutzzins, Eigenkapitalfinanzierung, Steuerbelastung, Steuerauflzommen, Finanzverwaltung, Steuererklärung, Steuerabzüge, Steuerveranlagung, Steuerzahlung, Einführungsszenario, Reformvorschläge, Steuerprinzip, Lobbyismus, Politik, Kritik, Bewertung.
- Arbeit zitieren
- Alexander Linn (Autor:in), Carsten Düber (Autor:in), 2004, Die Einfachsteuer (konsumorientierte Besteuerung) - Eine Alternative für Deutschland?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55408
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