Seit 4. Februar 2000 stellt die Österreichische Volkspartei (ÖVP) mit Wolfgang Schüssel wieder den Bundeskanzler und hat zum erstenmal in der Geschichte der II. Republik eine Koalition mit der Freiheitlichen Partei (FPÖ) gebildet. Das hat mich veranlasst die Geschichte der ÖVP seit 1945 näher zu betrachten.
Die ÖVP wurde am 17. 4. 1945 in Wien durch Leopold Kunschak, Hans Pernter, Lois Weinberger, Leopold Figl, Julius Raab und Felix Hurdes gegründet. Von ihrer Vorgängerin, der Christlich-Sozialen Partei, grenzte sich die ÖVP 1945 durch ein eindeutiges Bekenntnis zur parlamentarischen Demokratie und zur österreichischen Nation ab. „Die Kontinuität von Christlich-Sozialer Partei und ÖVP wird unter anderem über die gleichen Personen zum Ausdruck gebracht.“ (Pelinka/Rosenberger 2000, 136) Das bis Ende der 60er Jahre erfolgreiche Konzept der ÖVP war das einer bürgerlichen Sammelpartei, die verschiedene Berufsgruppen und ideologischen Strömungen (Konservativismus, Liberalismus, kath. Soziallehre) in sich vereinte.
Von November 1945 bis März 1970 dominierte die ÖVP die österreichische Politik als stärkere Regierungspartei der großen Koalition (1947-66), die den Bundeskanzler und die wichtigsten Ressortminister stellte, und als Träger der ersten Alleinregierung (1966-70). Die Wahlniederlage 1970 leitete eine 17jährige Oppositionszeit (1970-86) ein, die 1987 mit der Bildung der zweiten großen Koalition mit der SPÖ beendet wurde, diesmal allerdings mit der ÖVP als schwächerem Koalitionspartner. Bei den Nationalratswahlen 1986 verzeichnete die ÖVP einen leichten Wählerrückgang, 1990 und 1994 verlor sie so stark, dass sie auf die Größe einer Mittelpartei zurückfiel, 1995 erreichte sie leichte Stimmengewinne. Bei den Nationalratswahlen 1999 konnte die ÖVP ihren Mandatsstand halten, wurde aber nach Stimmen zur drittstärksten Partei hinter SPÖ und FPÖ.
Die Stärke der ÖVP liegt auf Länderebene: Seit 1945 stellt die ÖVP in sechs Bundesländern durchgehend die Landeshauptleute (Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg), im Burgenland 1945-64 und in Kärnten 1991-99. Seit dem Eintritt der ÖVP in die Bundesregierung 1987 wird ihre Position auch bei den Landtagswahlen erschüttert. In der Kommunalpolitik dominiert sie in den kleineren ländlichen Gemeinden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Nachkriegszeit bis 1948/49
- Die Fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre
- Die Ära der Alleinregierungen und der Kleinen Koalition 1966-1986
- Die zweite große Koalition 1987 - 2000
- Das Jahr 2000: Koalition von ÖVP/FPÖ
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) seit 1945, insbesondere im Hinblick auf die Regierungsbeteiligungen und die Entwicklung der Partei im Kontext der österreichischen Nachkriegspolitik. Die Entstehung der Partei aus der Nachkriegszeit wird ebenso beleuchtet wie ihre Entwicklung zu einer dominierenden Kraft in der österreichischen Politik und die Herausforderungen, denen sie sich in verschiedenen Epochen gestellt sah.
- Die Gründung der ÖVP und ihre Abgrenzung zur Christlich-Sozialen Partei
- Die Rolle der ÖVP in der Großen Koalition und in Alleinregierungen
- Die Entwicklung der Parteiideologie und innerparteilichen Machtstrukturen
- Die Erfolge und Niederlagen der ÖVP bei Nationalratswahlen
- Die Bedeutung der ÖVP auf Landesebene
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht die Geschichte der ÖVP seit 1945, angeregt durch die Bildung der ersten Koalition mit der FPÖ im Jahr 2000. Sie beleuchtet die Gründung der Partei, ihre anfängliche Dominanz in der österreichischen Politik, ihre späteren Oppositionszeiten und ihre Rolle in verschiedenen Regierungskoalitionen. Die Einleitung skizziert die zentralen Themen und den zeitlichen Rahmen der Untersuchung.
Die Nachkriegszeit bis 1948/49: Dieses Kapitel beschreibt die Gründung der ÖVP im April 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und im Kontext der politischen Neuordnung Österreichs. Es behandelt die Herausforderungen des Wiederaufbaus, die Beziehungen zu anderen Parteien wie der SPÖ und KPÖ, die Rolle wichtiger Persönlichkeiten wie Leopold Figl und Julius Raab, und die Etablierung der Sozialpartnerschaft. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung der Landesbünde für die ÖVP und die Erlangung der absoluten Mehrheit bei den Wahlen 1945. Der Aufstieg Figls und später Raabs an die Parteispitze wird ebenfalls detailliert dargestellt.
Die Fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der ÖVP in den 1950er und frühen 1960er Jahren, geprägt von der Konsolidierung der Nachkriegsordnung und dem Aufstieg des Wirtschaftsbundes unter Julius Raab. Es thematisiert die Herausforderungen, denen sich die Partei durch den Verlust der Bundespräsidentenwahl 1951 und die Niederlage bei den Nationalratswahlen 1953 gegenüber sah. Die Transformation der ÖVP zu einer "Obmann-Partei" unter Raab wird ebenso behandelt wie die Herausbildung einer Sammelbewegung, die verschiedene politische Strömungen vereinte.
Schlüsselwörter
Österreichische Volkspartei (ÖVP), Nachkriegsösterreich, Große Koalition, Alleinregierung, Sozialpartnerschaft, Wahlgeschichte, Parteiideologie, Bundespräsidentenwahl, Nationalratswahlen, Landespolitik, Julius Raab, Leopold Figl, Wirtschaftsbund, Christlichsoziale Partei.
Häufig gestellte Fragen zur Geschichte der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) seit 1945
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) seit 1945. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf den Regierungsbeteiligungen der ÖVP und ihrer Entwicklung im Kontext der österreichischen Nachkriegspolitik.
Welche Zeiträume werden behandelt?
Das Dokument behandelt die Geschichte der ÖVP von der Nachkriegszeit (ab 1945) bis ins Jahr 2000, wobei die Entwicklung in verschiedenen Phasen detailliert dargestellt wird: Die Nachkriegszeit bis 1948/49, die 1950er und frühen 1960er Jahre, die Ära der Alleinregierungen und der Kleinen Koalition (1966-1986), die zweite große Koalition (1987-2000) und schließlich das Jahr 2000 mit der Koalition von ÖVP/FPÖ.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die zentralen Themen sind die Gründung der ÖVP und ihre Abgrenzung zur Christlich-Sozialen Partei, die Rolle der ÖVP in Großen Koalitionen und Alleinregierungen, die Entwicklung der Parteiideologie und innerparteilicher Machtstrukturen, die Erfolge und Niederlagen bei Nationalratswahlen, die Bedeutung der ÖVP auf Landesebene und die Herausforderungen, denen sich die Partei in den verschiedenen Epochen gegenüber sah. Die Rolle wichtiger Persönlichkeiten wie Leopold Figl und Julius Raab wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Kapitel gibt es und worum geht es in ihnen?
Das Dokument ist in Kapitel gegliedert, die jeweils eine bestimmte Periode der ÖVP-Geschichte behandeln. Die Einleitung gibt einen Überblick über die gesamte Arbeit. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der Gründung und den Anfängen der ÖVP, ihrer Entwicklung in den 1950er und 1960er Jahren, der Ära der Alleinregierungen und Kleinen Koalitionen, der zweiten großen Koalition und schließlich der Koalition mit der FPÖ im Jahr 2000. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen dieser Periode.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Österreichische Volkspartei (ÖVP), Nachkriegsösterreich, Große Koalition, Alleinregierung, Sozialpartnerschaft, Wahlgeschichte, Parteiideologie, Bundespräsidentenwahl, Nationalratswahlen, Landespolitik, Julius Raab, Leopold Figl, Wirtschaftsbund, Christlichsoziale Partei.
Was ist die Zielsetzung des Dokuments?
Die Zielsetzung ist es, einen umfassenden Überblick über die Geschichte der ÖVP seit 1945 zu geben, insbesondere im Hinblick auf ihre Regierungsbeteiligungen und ihre Entwicklung im Kontext der österreichischen Nachkriegspolitik. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen, denen sich die Partei in den verschiedenen Epochen stellte und beleuchtet ihre Entwicklung von ihren Anfängen bis hin zur Koalition mit der FPÖ im Jahr 2000.
- Quote paper
- Othmar Kolp (Author), 2001, Die Geschichte der Österreichischen Volkspartei (ÖVP), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55309