Vom 21. bis 28. Februar 1972 besuchte der damalige US-amerikanische Präsident Richard M. Nixon die Volksrepublik China. Es war der erste Besuch eines amtierenden Präsidenten in dem kommunistischen Riesenreich und bedeutete de facto die Anerkennung Rotchinas. Dies stellte die wichtigste außenpolitische Wende der Vereinigten Staaten von Amerika seit dem Beginn des Kalten Krieges dar, die Nixons Kritiker und politische Freunde, Amerikas Gegner und Verbündete gleichermaßen irritierte. Denn seit dem Jahre 1949, als die chinesischen Kommunisten mit ihrem Führer Mao Zedong an der Spitze, die von den USA unterstützten Nationalchinesen Chiang Kai-sheks besiegt hatten und daraufhin die Volksrepublik ausgerufen hatten, lehnten alle folgenden US-Regierungen eine Anerkennung Rotchinas strikt ab. Stattdessen unterhielt man diplomatische Beziehungen zu der Inselprovinz Taiwan, auf die sich die Nationalchinesen zurückgezogen hatten, und pochte stets auf dem Alleinvertretungsanspruch Taiwans für das gesamte chinesische Volk. Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen war Richard Nixons Aufenthalt in Peking in den Augen seiner Zeitgenossen wahrlich „A week that changed the world“, wie er selbst konstatierte. (Vgl. Nixon 1978: 476) Doch warum vollzog der Präsident nun überhaupt diesen Schritt zur Öffnung Chinas? Warum erkannten Nixon und seine engsten außenpolitischen Ratgeber um den Nationalen Sicherheitsberater Henry A. Kissinger die Volksrepublik de facto an und leiteten einen Prozess ein, an dessen Ende 1979 die offizielle Aufnahme diplomatischer Beziehungen stand? Welches Verständnis des internationalen Staatensystems verbarg sich hinter diesem außenpolitischen Schachzug des Weißen Hauses?
Antworten auf diese Fragen soll der Neorealismus nach Kenneth Waltz liefern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Der Neorealismus nach Kenneth Waltz
- Struktureller Dreisatz
- Ordering principle
- Character of the units
- Capabilities
- Balance of power
- Struktureller Dreisatz
- Die De facto-Anerkennung der Volksrepublik China als neorealistische Notwendigkeit
- Der Neorealismus nach Kenneth Waltz
- Zusammenfassung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die De facto-Anerkennung der Volksrepublik China durch den amerikanischen Präsidenten Richard Nixon im Jahr 1972 aus der Perspektive des Neorealismus nach Kenneth Waltz. Die Arbeit zielt darauf ab, Nixons Entscheidung im Kontext des internationalen Staatensystems und der damaligen Machtverhältnisse zu erklären.
- Der Neorealismus als theoretischer Rahmen
- Das Prinzip der Selbsthilfe und des Machtgleichgewichts
- Die Bedeutung des Sicherheitsstrebens der Staaten
- Die Rolle der Machtverteilung im internationalen System
- Nixons China-Politik im Kontext des Kalten Krieges und der sowjetischen Bedrohung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Bedeutung von Nixons Besuch in China und die de facto-Anerkennung der Volksrepublik dar. Sie führt den Neorealismus als theoretischen Rahmen ein, der zur Erklärung des Ereignisses herangezogen wird.
Das erste Kapitel erläutert die Theorie des Neorealismus nach Kenneth Waltz. Es werden die zentralen Elemente des strukturellen Dreisatzes behandelt, der das Ordnungsprinzip, die Charakteristik der Einheiten und die Fähigkeiten der Staaten umfasst. Das Kapitel beleuchtet auch das Konzept des Machtgleichgewichts und die beiden Handlungsalternativen „Balancing" und „Bandwagoning".
Das zweite Kapitel wendet den Neorealismus auf das Fallbeispiel der Anerkennung Chinas an. Es analysiert Nixons Peking-Reise im Kontext des damaligen internationalen Staatensystems und beleuchtet die strategischen Überlegungen, die hinter der Entscheidung standen. Die Arbeit zeigt auf, wie die Rivalität zwischen der Sowjetunion und China die Vereinigten Staaten dazu veranlasste, eine Annäherung an die Volksrepublik zu suchen, um das Machtgleichgewicht zu stabilisieren und die sowjetische Bedrohung einzudämmen. Der Abschnitt beleuchtet auch die Rolle der Anti-Hegemonialklausel im „Shanghai Communiqué" und die Bedeutung der atomaren Abschreckung in der damaligen Zeit.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Neorealismus, das internationale Staatensystem, die Machtpolitik, das Machtgleichgewicht, die Selbsthilfe, die De facto-Anerkennung der Volksrepublik China, Richard Nixon, Henry Kissinger, der Kalte Krieg, die Sowjetunion, die USA, die Sicherheitsbedrohung, die „Breschnew-Doktrin", die „Shanghai Communiqué" und die Multipolarität.
- Quote paper
- Claudia Wößner (Author), 2005, Warum erkannte der amerikanische Präsident Richard Nixon de facto die Volksrepublik China an? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55190
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.