Lange Zeit wurde der Raum als der Zuständigkeitsbereich der Geographie bezeichnet. Die Aufgabe der Sozialgeographie lag in der Untersuchung des Gesellschaft-Raum-Verhältnisses. Doch dieses Gesellschaft-Raum-Verhältnis beginnt sich zunehmend zu wandeln. Mit den neuen Kommunikationsmedien verliert die räumliche Dimension für die menschliche Existenz zunehmend an Bedeutung. Man spricht von einem Verschwinden der Distanz bzw. von einem raumzeitlichen Schrumpfungsprozess der geographischen Lebensbezüge. Gleichzeitig steigen die Möglichkeiten der Lebensgestaltung des Einzelnen, man spricht in diesem Zusammenhang von einer Globalisierung der Lebenskontexte aller Menschen.
Unter diesen globalisierten Bedingen fordert Werlen in seiner handlungszentrierten Sozialgeographie eine vollständige Abkehr von den alten raumzentrierten Paradigmen. Gesellschaften werden nicht länger über räumliche Phänome erklärt sondern über Handlungen. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht gesellschaftliche Gruppen sondern das Subjekt als solches, das sich durch seine Handlungen definiert. Heute bezweifelt kaum noch jemand, dass die deutsche Sozialgeographie durch die Arbeiten von Benno Werlen eine wichtige Weiterentwicklung erfahren hat. Seine subjektzentrierte Handlungstheorie eröffnet der deutschen Geographie neue Perspektiven, die es zu nutzen gilt. Trotz allem gibt es auch einige Schwachpunkte und offene Fragen, die in dieser Ausarbeitung nach einem allgemeinen Überblick über seine Handlungstheorie erörtert werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Erkenntnistheoretischer Kontext der handlungszentrierten Sozialgeographie
- 2.1. Der Kritische Rationalismus
- 2.2. Die Phänomenologie
- 3. Handlungszentrierte Sozialgeographie als Ausdruck spätmoderner Gesellschaften
- 3.1. Aufgaben der sozialwissenschaftlichen Geographie
- 3.2. Die Strukturationstheorie von Giddens
- 3.3. Traditionelle Gesellschaften
- 3.4. Traditionelle Geographie
- 3.5. Spät-moderne Gesellschaften
- 3.6. Neuorientierung in der sozialwissenschaftlichen Geographie
- 4. Handlungszentrierte Sozialgeographie nach Werlen
- 4.1. Forschungsgegenstand
- 4.2. Handlungen, Handeln und Handelnde
- 4.3. Handlungsablauf
- 4.4. Unterschiedliche Handlungstheorien
- 5. Diskussion
- 5.1. Kritik am Raumverständnis von Werlen
- 5.2. Zur gesellschaftlichen Entwicklungstheorie
- 5.3. Gedanken über das handelnde Subjekt
- 5.4. Die Entankerung der Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Benno Werlens handlungszentrierte Sozialgeographie und deren erkenntnistheoretischen Kontext. Sie untersucht die Kritik an traditionellen raumzentrierten Ansätzen und Werlens Argumentation für eine subjektzentrierte Perspektive. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Handlungstheorien in der Sozialgeographie und diskutiert kritische Punkte des Werlenschen Ansatzes.
- Kritik an raumzentrierten Paradigmen in der Sozialgeographie
- Handlungstheorie als Grundlage sozialgeographischer Forschung
- Der Einfluss des Kritischen Rationalismus und der Phänomenologie
- Analyse des Werlenschen Raumverständnisses
- Diskussion der gesellschaftlichen Entwicklungstheorie im Kontext der Handlungszentrierung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung stellt die grundlegende Problematik dar: die zunehmende Irrelevanz der räumlichen Dimension im Kontext neuer Kommunikationsmedien und Globalisierung. Sie führt in Werlens handlungszentrierte Sozialgeographie ein, die eine Abkehr von raumzentrierten Paradigmen fordert und das handelnde Subjekt in den Mittelpunkt stellt. Der Text skizziert die Bedeutung von Werlens Werk und kündigt die kritische Auseinandersetzung mit seinen Thesen an.
2. Erkenntnistheoretischer Kontext der handlungszentrierten Sozialgeographie: Dieses Kapitel untersucht die erkenntnistheoretischen Grundlagen von Werlens Ansatz. Es analysiert den Einfluss des Kritischen Rationalismus und der Phänomenologie auf seine Theoriebildung. Der Vergleich mit dem "spatial approach" und der "humanistic geography" verdeutlicht die Abgrenzung von traditionellen Ansätzen und die Begründung für eine handlungstheoretische Perspektive. Das Kapitel vergleicht Verhaltens- und Handlungstheorien, wobei die Grenzen des verhaltenstheoretischen Ansatzes im Hinblick auf umfassende Erklärungen individueller Verhaltensweisen herausgestellt werden.
3. Handlungszentrierte Sozialgeographie als Ausdruck spätmoderner Gesellschaften: Dieser Abschnitt beleuchtet den Kontext der handlungszentrierten Sozialgeographie im Spannungsfeld traditioneller und spätmoderner Gesellschaften. Er diskutiert die Aufgaben der sozialwissenschaftlichen Geographie und die Relevanz der Strukturationstheorie von Giddens. Der Vergleich zwischen traditionellen und spätmodernen Gesellschaften sowie den jeweiligen geographischen Ansätzen unterstreicht die Notwendigkeit einer Neuorientierung in der Sozialgeographie. Die Globalisierung der Lebenskontexte wird als ein wichtiger Faktor für diese Neuorientierung hervorgehoben.
4. Handlungszentrierte Sozialgeographie nach Werlen: Dieses Kapitel beschreibt detailliert Werlens handlungszentrierte Sozialgeographie. Es definiert den Forschungsgegenstand, Handlungen, Handeln und Handelnde und erläutert den Handlungsablauf. Es werden unterschiedliche Handlungstheorien diskutiert und in Bezug zu Werlens Ansatz gesetzt. Der Fokus liegt auf der Intentionalität des Handelns und der Bedeutung sozialer Beziehungen. Die Einbeziehung von Erwartungen anderer Akteure bei der Handlungsplanung und die Entstehung sozialer Institutionen werden ausführlich behandelt.
Schlüsselwörter
Handlungszentrierte Sozialgeographie, Benno Werlen, Raum, Gesellschaft, Handlungstheorie, Kritischer Rationalismus, Phänomenologie, Subjekt, Intentionalität, Globalisierung, Spätmoderne, Sozialgeographie, Raumwissenschaft.
Handlungszentrierte Sozialgeographie nach Werlen: FAQ
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Benno Werlens handlungszentrierte Sozialgeographie und deren erkenntnistheoretischen Kontext. Sie untersucht die Kritik an traditionellen raumzentrierten Ansätzen und Werlens Argumentation für eine subjektzentrierte Perspektive. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Handlungstheorien in der Sozialgeographie und diskutiert kritische Punkte des Werlenschen Ansatzes.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Kritik an raumzentrierten Paradigmen, die Handlungstheorie als Grundlage sozialgeographischer Forschung, den Einfluss des Kritischen Rationalismus und der Phänomenologie, die Analyse des Werlenschen Raumverständnisses und die Diskussion der gesellschaftlichen Entwicklungstheorie im Kontext der Handlungszentrierung. Sie umfasst eine detaillierte Beschreibung von Werlens Theorie, einschließlich des Handlungsablaufs und verschiedener Handlungstheorien.
Welche erkenntnistheoretischen Grundlagen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht den Einfluss des Kritischen Rationalismus und der Phänomenologie auf Werlens handlungszentrierte Sozialgeographie. Ein Vergleich mit dem "spatial approach" und der "humanistic geography" verdeutlicht die Abgrenzung von traditionellen Ansätzen.
Wie wird der Kontext der handlungszentrierten Sozialgeographie dargestellt?
Der Kontext wird im Spannungsfeld traditioneller und spätmoderner Gesellschaften beleuchtet. Die Arbeit diskutiert die Aufgaben der sozialwissenschaftlichen Geographie und die Relevanz der Strukturationstheorie von Giddens. Der Vergleich zwischen traditionellen und spätmodernen Gesellschaften und den jeweiligen geographischen Ansätzen unterstreicht die Notwendigkeit einer Neuorientierung in der Sozialgeographie. Die Globalisierung wird als wichtiger Faktor für diese Neuorientierung hervorgehoben.
Wie wird Werlens handlungszentrierte Sozialgeographie beschrieben?
Die Arbeit beschreibt detailliert Werlens Ansatz, definiert den Forschungsgegenstand, Handlungen, Handeln und Handelnde und erläutert den Handlungsablauf. Unterschiedliche Handlungstheorien werden diskutiert und in Bezug zu Werlens Ansatz gesetzt. Der Fokus liegt auf der Intentionalität des Handelns und der Bedeutung sozialer Beziehungen. Die Einbeziehung von Erwartungen anderer Akteure bei der Handlungsplanung und die Entstehung sozialer Institutionen werden ausführlich behandelt.
Welche Kritikpunkte werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert Kritik am Raumverständnis von Werlen, setzt sich kritisch mit der gesellschaftlichen Entwicklungstheorie auseinander und reflektiert über das handelnde Subjekt und die Entankerung der Gesellschaft im Kontext der Globalisierung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Handlungszentrierte Sozialgeographie, Benno Werlen, Raum, Gesellschaft, Handlungstheorie, Kritischer Rationalismus, Phänomenologie, Subjekt, Intentionalität, Globalisierung, Spätmoderne, Sozialgeographie, Raumwissenschaft.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zur Einführung, dem erkenntnistheoretischen Kontext, der handlungszentrierten Sozialgeographie als Ausdruck spätmoderner Gesellschaften, Werlens handlungszentrierter Sozialgeographie und einer abschließenden Diskussion.
- Quote paper
- Janine Bittner (Author), 2002, Benno Werlens Entwurf einer handlungszentrierten Sozialgeographie in kritischer Diskussion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55171