Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Verhältnis der jungen Kaisermacht des Westens, dem ostfränkisch-deutschen Reich, zu der alten Kaisermacht des Ostens, Byzanz.
Durch die Kaiserkrönung Ottos I. 962 endete die kaiserlose Zeit in Westeuropa und die Tradition des Römischen und des Karolingerreichs wurde durch ihn wiederbelebt. Damit trat er gleichzeitig in Konkurrenz zum Byzantinischen Reich, das aus dem Oströmischen Reich hervorgegangen war und nach dem Ende der Antike den staatsrechtlich begründeten Anspruch hatte, alleiniger Rechtsnachfolger der antiken römischen Kaiser zu sein. Die Existenz von zwei Kaisern widerstrebte der universalen Auffassung des Kaisertums, wonach es nur einen Kaiser geben durfte.
Beschränkt wird sich auf die Beziehungen Ottos I. und Ottos II. zu Byzanz, beginnend mit der Kaiserkrönung Ottos I. Die Protagonisten auf byzantinischer Seite zu jener Zeit sind die Kaiser Nikephoros II. Phokas, Johannes I. Tzimiskes und Basileios II. Damit ist ein zeitlicher Rahmen von der Kaiserkrönung 962 bis zum Tode Ottos II. 983 gesteckt.
Dabei wird vor allem auf die Geschehnisse in den von beiden Parteien beanspruchten Gebieten in Unter- und Mittelitalien und auf die Interpretation der Kaiserwürde unter Otto I. und Otto II., bzw. deren Akzeptanz auf byzantinischer Seite, eingegangen. Einen wichtigen Aspekt stellt dabei die Brautsuche Ottos I. für seinen Sohn dar. Otto I. favorisierte eine byzantinische Prinzessin um sein Kaisertum durch die Kaisermacht des Ostens anerkannt zu wissen. Abschließend wird ein Vergleich zwischen Otto I. und Otto II. bezüglich ihrer Byzanzpolitik gezogen werden.
Wichtige Erkenntnisse liefern die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und der Gesandtschaftsbericht „Relatio de legatione Constantinopolitana“ des Bischofs Liutprand von Cremona. Die Chronik ist zwischen 1012 und 1018, also über 30 Jahre nach den Ereignissen, verfasst wurden. Die wörtlichen Aussagen sind daher wohl Thietmars Phantasie zuzuschreiben. Der Gesandtschaftsbericht Liutprands liefert Aufschluss über die Sicht, die Byzanz auf Otto I. hatte. Während Liutprand 949 in seinem Werk "Antapodosis" Byzanz noch in den höchsten Tönen gelobt hatte, erfolgt in seinem Gesandtschaftsbericht 19 Jahre später eine wesentlich negativere Darstellung. Dies ist wohl nicht zu letzt auf die Art und Weise wie Liutprand in Konstantinopel behandelt wurde zurückzuführen. Somit schwingt wohl auch ein Stück weit persönliche Kränkung in Liutprands Worten mit.
Inhaltsverzeichnis
- Ottonen, Byzanz und die Kaiserwürde — eine kurze Einführung
- Die Herrschaft Ottos I. bis 962
- Die byzantinischen Kaiser von Romanos II. bis Basileios II.
- Die Byzanzpolitik Ottos I. - Streben nach Anerkennung
- Otto I. und Nikephoros II. Phokas - Missachtung und Konfrontation
- Otto I. und Johannes I. Tzimiskes - Heirats- und Friedensabkommen
- Otto II.
- Die Politik bis 980
- Otto II. und Byzanz
- Otto II. und seine Interpretation der Kaiservürde
- Nach der Niederlage bei Columna Regia
- Vom Ausgleich zum Hegemonialstreben
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Verhältnis des ostfränkisch-deutschen Reiches zu Byzanz im Zeitraum von 919 bis 1024. Der Fokus liegt dabei auf den Beziehungen zwischen Otto I. und Otto II. sowie den byzantinischen Kaisern Nikephoros II. Phokas, Johannes I. Tzimiskes und Basileios II. Die Arbeit untersucht die Interpretation der Kaiserwürde durch Otto I. und Otto II. sowie deren Akzeptanz auf byzantinischer Seite. Besonderes Augenmerk wird auf die Geschehnisse in Unter- und Mittelitalien und die Rolle der Brautsuche Ottos I. für seinen Sohn gelegt.
- Die Kaiserkrönung Ottos I. 962 und die Entstehung der Rivalität zwischen den beiden Kaiserreichen
- Die Interpretation der Kaiserwürde durch Otto I. und Otto II. und deren Akzeptanz durch Byzanz
- Die politischen und militärischen Auseinandersetzungen zwischen dem ostfränkisch-deutschen Reich und Byzanz in Süditalien
- Die Rolle der Brautsuche Ottos I. für seinen Sohn und die Bedeutung der Heirat Ottos II. mit einer byzantinischen Prinzessin
- Die Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Kaiserreichen von der Konfrontation zum Ausgleich
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine kurze Einführung in das Verhältnis zwischen dem ostfränkisch-deutschen Reich und Byzanz, insbesondere im Kontext der Kaiserkrönung Ottos I. 962. Das zweite Kapitel beleuchtet die Herrschaft Ottos I. bis 962, seine Bemühungen um die Sicherung seines Hoheitsanspruchs und die Bedeutung seiner Italienzüge für die Erlangung der Kaiserwürde. Das dritte Kapitel stellt die byzantinischen Kaiser Romanos II., Nikephoros II. Phokas, Johannes I. Tzimiskes und Basileios II. vor und beleuchtet die politischen und dynastischen Verwicklungen in Byzanz während dieser Zeit.
Das vierte Kapitel analysiert die Byzanzpolitik Ottos I. und beschreibt die Konfrontation mit Nikephoros II. Phokas sowie das Heirats- und Friedensabkommen mit Johannes I. Tzimiskes. Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Herrschaft Ottos II. und seiner hegemonialen Politik in Süditalien, der Niederlage bei Columna Regia sowie seiner Interpretation der Kaiserwürde. Das sechste Kapitel zieht einen Vergleich zwischen der Byzanzpolitik Ottos I. und Otto II. und zeigt die Entwicklung von der Suche nach Anerkennung zum Hegemonialstreben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Verhältnis zwischen dem ostfränkisch-deutschen Reich und Byzanz, die Kaiserkrönung Ottos I. 962, die Interpretation der Kaiserwürde durch Otto I. und Otto II., die politischen und militärischen Auseinandersetzungen in Süditalien, die Rolle der Brautsuche Ottos I. für seinen Sohn und die Heirat Ottos II. mit einer byzantinischen Prinzessin. Der Text beleuchtet die Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Kaiserreichen von der Konfrontation zum Ausgleich.
- Arbeit zitieren
- Eric Petermann (Autor:in), 2006, Otto I, Otto II. und ihr Verhältnis zu Byzanz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54957
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