I Werdende Eltern wissen meist schon vor der Geburt Bescheid: Der Name des Kindes steht fest, bevor es das Licht der Welt erblickt. Doch was, wenn nicht klar ist, welches Wesen sie erschaffen haben? Wenn das Erzeugnis sich permanent wandelt und immer neue Formen annimmt? Die Initiatoren und Ideengeber der EU wussten Anfang der 50er Jahre noch nicht, was aus ihrem „Sprössling“ einst werden wird. Was ist die Europäische Union? Um das politische System zu charakterisieren und dem Gebilde „EU“ einen treffenden Namen zu geben, ist es unvermeidlich, sich die Organe und Institutionen des freiwilligen Zusammenschlusses von mittlerweile 25 Mitgliedstaaten anzuschauen. Der vorliegende Essay soll einen Beitrag dazu leisten, mit Hilfe des „Funktionalismus“ und des „Föderalismus“ zu erklären, was das Wesen der EU im integrationstheoretischen Sinn ausmacht.
II Die Unterzeichner des Pariser Vertrages von 1951, die erfolgreich die Montanunion auf den Weg brachten, legten nach eigener Formulierung mit der „... Errichtung einer wirtschaftlichen Gemeinschaft, den ersten Grundstein für eine weitere und vertiefte Gemeinschaft unter Völkern ...“. Ungefähr 40 Jahre später, im Vertrag über die Europäische Union (EUV), unterzeichnet 1992 in Maastricht, sowie in der Präambel der Grundrechte-Charta der Europäischen Union vom Oktober 2000, bekräftigten die Mitgliedstaaten ihren Entschluss der Errichtung einer „... immer engeren Union der Völker Europas ...“.
Doch was ist die EU im politikwissenschaftlichen Sinn - bloß eine internationale Organisation oder bereits ein Staat?
Inhaltsverzeichnis
- I Die Europäische Union: Ein Wesen im Wandel
- II Die EU: Staat, Staatenbund oder Bundesstaat?
- III Die EU als sui generis System
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die konzeptionelle Erfassung des politischen Systems der Europäischen Union (EU). Er analysiert, ob die EU als Staat, Staatenbund oder Bundesstaat zu klassifizieren ist, unter Einbezug klassischer Integrationstheorien und politikwissenschaftlicher Konzepte. Die Arbeit zielt darauf ab, das Wesen der EU im integrationstheoretischen Kontext zu beleuchten.
- Die Charakterisierung des politischen Systems der EU
- Die Anwendung von Funktionalismus und Föderalismus auf die EU
- Die Frage nach der Staatsqualität der EU
- Der Vergleich der EU mit Staatenbünden und Bundesstaaten
- Die EU als ein "sui generis" System
Zusammenfassung der Kapitel
I Die Europäische Union: Ein Wesen im Wandel: Dieses Kapitel beginnt mit einem Vergleich der EU mit einem Kind, dessen Entwicklung und Gestalt sich stetig verändern. Es unterstreicht die Unsicherheit der Gründerväter bezüglich der zukünftigen Form der EU und betont die Notwendigkeit, die Organe und Institutionen der EU zu analysieren, um ihr politisches System zu verstehen. Der Essay kündigt die Verwendung des Funktionalismus und Föderalismus an, um das Wesen der EU zu erklären. Die anfängliche Fokussierung auf wirtschaftliche Zusammenarbeit wird hervorgehoben, die im Laufe der Zeit zu einem Bestreben nach einer "immer engeren Union der Völker Europas" führte.
II Die EU: Staat, Staatenbund oder Bundesstaat?: Dieses Kapitel untersucht die Einordnung der EU anhand der Kriterien eines Staates (Staatsgebiet, Staatsvolk, Staatsgewalt). Während das Staatsgebiet klar definiert ist, fehlt der EU eine gemeinsame Staatsbürgerschaft und ein Gewaltmonopol. Die EU wird daher als Rechtsgemeinschaft, aber nicht als Staat, charakterisiert. Das Kapitel analysiert dann die Perspektiven des Funktionalismus und Föderalismus. Funktionalismus betrachtet die Integration als schrittweise Zusammenarbeit in spezifischen Bereichen, die zu einem spill-over-Effekt führen kann. Der Föderalismus hingegen plädiert für die bewusste Bildung eines Bundesstaates durch Machtpooling. Die EU wird weder als reine Umsetzung des Funktionalismus (wegen Integrationsrückschlägen) noch als Bundesstaat (wegen fehlender umfassender Souveränität und Verfassung) betrachtet, sondern als etwas dazwischen, das mehr als ein Staatenbund, aber weniger als ein Bundesstaat ist.
Schlüsselwörter
Europäische Union, Integrationstheorien, Funktionalismus, Föderalismus, Staat, Staatenbund, Bundesstaat, Supranationalität, Intergouvernementalität, Staatsgewalt, Staatsvolk, Staatsgebiet, Rechtsgemeinschaft, "sui generis" System.
Häufig gestellte Fragen zum Essay: Die Europäische Union – Ein Wesen im Wandel
Was ist der Gegenstand des Essays?
Der Essay untersucht die konzeptionelle Erfassung des politischen Systems der Europäischen Union (EU). Er analysiert, ob die EU als Staat, Staatenbund oder Bundesstaat zu klassifizieren ist und beleuchtet ihr Wesen im integrationstheoretischen Kontext.
Welche Theorien werden im Essay angewendet?
Der Essay verwendet klassische Integrationstheorien wie Funktionalismus und Föderalismus, um das politische System der EU zu analysieren und zu erklären.
Wie wird die EU im Essay charakterisiert?
Die EU wird im Essay weder als Staat, noch als reiner Staatenbund oder Bundesstaat betrachtet. Sie wird als ein "sui generis" System beschrieben, das Elemente aller drei Systeme in sich vereint, aber keiner vollständig entspricht. Während sie ein klar definiertes Staatsgebiet besitzt, fehlt ihr ein einheitliches Staatsvolk und ein vollständiges Gewaltmonopol.
Welche Kapitel umfasst der Essay und worum geht es in ihnen?
Der Essay besteht aus drei Kapiteln: Kapitel I befasst sich mit der Entwicklung der EU und ihrer fortwährenden Veränderung. Kapitel II analysiert die Einordnung der EU anhand der Kriterien eines Staates (Staatsgebiet, Staatsvolk, Staatsgewalt) und diskutiert den Funktionalismus und Föderalismus im Kontext der EU-Integration. Kapitel III ist implizit und befasst sich mit der einzigartigen Natur der EU als "sui generis" System.
Welche Schlüsselwörter sind für den Essay relevant?
Schlüsselwörter umfassen: Europäische Union, Integrationstheorien, Funktionalismus, Föderalismus, Staat, Staatenbund, Bundesstaat, Supranationalität, Intergouvernementalität, Staatsgewalt, Staatsvolk, Staatsgebiet, Rechtsgemeinschaft, "sui generis" System.
Welche Zielsetzung verfolgt der Essay?
Der Essay zielt darauf ab, das Wesen der EU im integrationstheoretischen Kontext zu beleuchten und ihre Einordnung in bestehende politische Systemklassifikationen zu hinterfragen.
Welche Aspekte der EU werden im Essay besonders betrachtet?
Der Essay betrachtet insbesondere die Charakterisierung des politischen Systems der EU, die Anwendung von Funktionalismus und Föderalismus auf die EU, die Frage nach der Staatsqualität der EU und den Vergleich der EU mit Staatenbünden und Bundesstaaten.
Wie wird die Entwicklung der EU dargestellt?
Die Entwicklung der EU wird als ein stetiger Wandel dargestellt, der von einer anfänglichen Fokussierung auf wirtschaftliche Zusammenarbeit zu einem Bestreben nach einer "immer engeren Union der Völker Europas" führte. Die Unsicherheit der Gründerväter bezüglich der zukünftigen Form der EU wird hervorgehoben.
- Citar trabajo
- Tanja Prinz (Autor), 2005, Staat, Staatenbund, Bundesstaat? Was trifft den Kern der EU?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54768