Kurz vor Beginn des neuen Jahrtausends sind die Blicke nach vorn gerichtet. Neugierig, auch etwas angespannt blicken wir in die Zukunft. ,,Was wird sein?" heißt es, ,,Wie werden wir uns ernähren?", ,,Besser?", ,,Gesünder?". Wer heute etwas über die Zukunft zu sagen hat, hat Konjunktur.
Glaubt man vielen Trendforschern, so steht unsere Ernährung vor einer Zeit des dynamischen Umbruchs. Wo immer wir uns ,,Zwischen Öko-Kost und Designer Food" verorten mögen, eine gesündere, eine funktionalere Ernährung scheint greifbar nahe.
Wir möchten uns hier mit der ,,Öko-Kost" beschäftigen. Dieser Begriff steht für uns nicht allein für spezielle Produkte, mögen diese auch noch so hochwertig sein. ,,Öko-Kost" steht zudem für eine andere Art des Essens, für eine andere Lebensweise. ,,Öko-Kost" zu essen, bedeutet dann Essen als Teil eines umfassenderen Geschehens zu verstehen. Das aber hat wahrlich Geschichte und geht weit hinaus über Ökobilanzen und Ernährungsökologie.
Schon im 19. Jahrhundert fanden Lebensreformer Erfüllung nicht nur im Essen bestimmter Produkte, sondern vielmehr in ihrer bewussten Askese gegenüber mehrheitlich akzeptierten Lebensmitteln. Das andere Essen sollte zeigen, wie anders man selbst war, wie anders das Leben sein könnte. Der nicht notwendige Verzicht war (und ist) Stein des Anstoßes. Die irritierte und herausgeforderte Mehrheit reagiert regelmäßig mit Hohn und Spott.
Eine andere Lebensweise hat andere Bewertungskriterien, die sich nicht nur in alternativen Qualitätsdefinitionen manifestieren, sondern in alternativen Gesellschaftsentwürfen. Utopien dieser Art schaffen immer wieder immer neue Gestaltungsräume. Sie wollen verändern, wollen in gewisser Weise missionieren. Das geht über Wissen, das geht aber auch durch den Appell ans Gemüt und Mitgefühl. Die Lebensreform mag Außenseiter und Aussteiger hervorgerufen haben, doch ihre soziale Basis bildeten stets vorrangig bürgerliche und akademische Gruppen. [...]
Inhalt
0. Einleitung
1. ökologischer und integrierter Anbau
1.1. ökologischer Anbau
1.1.1. Was sind ökologische Lebensmittel?
1.1.2. Was darf sich „Öko“ nennen?
1.1.3. Gibt es Kontrollen?
1.1.4. Kennzeichnung
1.2. Ökoverordnung
1.2.1. ökologischer Pflanzenbau
1.2.2. Verordnung zur artgerechten Tierhaltung
1.2.3. Verbandsrichtlinien zur artgerechten Tierhaltung
1.2.4. artgerechtes Futter für das Bio-Vieh
1.3. integrierter Pflanzenbau
1.3.1. Definition
1.3.2. Durch neue Methoden zur gläsernen Produktion (Institut für Agrartechnik, Bornim)
2. BSE und Co
2.1. BSE und Reaktionen
2.1.1. Was ist BSE?
2.1.2. Erste Fälle und Reaktionen darauf
2.1.3. Großbritannien und Europa
2.1.4. Der erste positive Test
2.1.5. BSE-Fälle nach Bundesländer
2.2. MKS und Reaktionen
2.2.1. Was ist MKS?
2.2.2. Verbreitung auf der Erde
2.2.3. Gegenmaßnahmen
2.2.4. Erneuter Ausbruch
2.2.5. Reaktionen
2.3. Andere Lebensmittelskandale
3. Wende als Folge der Skandale?
3.1. Neues Ministerium
3.2. Zehn Empfehlungen des Aktionsbündnis Ökolandbau:
3.2.1. Programm für den ökologischen Landbau mit klaren Zielvorgaben auflegen
3.2.2. den Dialog unter den Akteuren fördern
3.2.3. Verbraucherinformation und Kennzeichnung verbessern
3.2.4. Organisationen des ökologischen Landbaus unterstützen
3.2.5. den ökologischen Landbau im Rahmen der neuen Politik zur Entwicklung der ländlichen Räume fördern
3.2.6. Agrarumweltprogramme: Anreize schaffen für Ökolandbau
3.2.7. Einzelbetriebliche Investitionsförderung an die ökologische Wirtschaftsweise koppeln
3.2.8. Einzelbetriebliche Investitionsförderung an die ökologische Wirtschaftsweise koppeln
3.2.9. Ausbildung, Beratung und Forschung verbessern
3.2.10. Inspektion und Zertifizierung optimieren
3.3. Gesetzesänderungen des BMVEL
4. Marktchancen
4.1. Handel
4.2. Ökolandbau weltweit
4.3. Handelsaufschwung
4.4. Rentiert sich Ökolandbau für den Bauern?
(Studie: BML)
4.4.1. Faktorenausstattung
4.4.2. Produktionsstruktur
4.4.3. Erträge, Leistungen, Preise
4.4.4. Bilanz
4.4.5. Gewinn- und Verlustrechnung
4.4.6. Gewinn
4.5. Änderung des Konsumverhaltens infolge von Lebensmittelskandalen
4.6. Die Chancen des neuen Öko-Prüfzeichens
5. Zusatzstoffe und Aromen
5.1. Zusatzstoffe
5.1.1. Vorgaben
5.1.2. Keine Zusatzstoffe?
5.1.3. Grundbedingungen
5.1.4. Herstellung von Zusatzstoffen
5.1.5. Rechtlich klar geregelt
5.1.6. E-Nummern und ihre Bedeutung
5.1.7. Zusatzstoffe: Sicher und notwendig, der „ADI-Wert“.
5.2. Aromen
5.2.1. Definition: Aromen
5.2.2. Aromenverordnung
5.2.3. Warum aromatisieren?
5.2.4. Einschränkungen
5.2.5. Dosierung
6. Produkte aus dem ökologischen Landbau im Vergleich
6.1. Kriterien und Methoden
6.1.1. Qualität
6.1.2. Verkostung
6.1.3. chemisch-analytische Untersuchungsmethoden
6.1.4. die Biophotonen-Messungen
(Institut für Biophysik)
6.1.5. der elektrochemische Screening-Test (FH Weihenstephan/Triesdorf)
6.2. Vergleichsstudien
6.2.1. Vergleich von biologischen und konventionellen Produkten
(Ludwig-Boltzmann-Institut für Biologischen Landbau)
6.2.2. nicht besser, aber schmackhafter?
(Studie: BGVV)
6.2.3. Rückstandsproblematik
(Studie: Stiftung Warentest)
a) Pestizide
b) Schwermetalle
c) Nitrat
6.2.4. Öko-Äpfel schmecken besser (USA: 5jahres Studie)
7. Ergebnis/Zusammenfassung
Einleitung
Kurz vor Beginn des neuen Jahrtausends sind die Blicke nach vorn gerichtet. Neugierig, auch etwas angespannt blicken wir in die Zukunft. „Was wird sein?“ heißt es, „Wie werden wir uns ernähren?“, „Besser?“, „Gesünder?“. Wer heute etwas über die Zukunft zu sagen hat, hat Konjunktur.
Glaubt man vielen Trendforschern, so steht unsere Ernährung vor einer Zeit des dynamischen Umbruchs. Wo immer wir uns „Zwischen Öko-Kost und Designer Food“ verorten mögen, eine gesündere, eine funktionalere Ernährung scheint greifbar nahe.
Wir möchten uns hier mit der „Öko-Kost“ beschäftigen. Dieser Begriff steht für uns nicht allein für spezielle Produkte, mögen diese auch noch so hochwertig sein. „Öko-Kost“ steht zudem für eine andere Art des Essens, für eine andere Lebensweise. „Öko-Kost“ zu essen, bedeutet dann Essen als Teil eines umfassenderen Geschehens zu verstehen. Das aber hat wahrlich Geschichte und geht weit hinaus über Ökobilanzen und Ernährungsökologie.
Schon im 19. Jahrhundert fanden Lebensreformer Erfüllung nicht nur im Essen bestimmter Produkte, sondern vielmehr in ihrer bewussten Askese gegenüber mehrheitlich akzeptierten Lebensmitteln. Das andere Essen sollte zeigen, wie anders man selbst war, wie anders das Leben sein könnte. Der nicht notwendige Verzicht war (und ist) Stein des Anstoßes. Die irritierte und herausgeforderte Mehrheit reagiert regelmäßig mit Hohn und Spott.
Eine andere Lebensweise hat andere Bewertungskriterien, die sich nicht nur in alternativen Qualitätsdefinitionen manifestieren, sondern in alternativen Gesellschaftsentwürfen. Utopien dieser Art schaffen immer wieder immer neue Gestaltungsräume. Sie wollen verändern, wollen in gewisser Weise missionieren. Das geht über Wissen, das geht aber auch durch den Appell ans Gemüt und Mitgefühl. Die Lebensreform mag Außenseiter und Aussteiger hervorgerufen haben, doch ihre soziale Basis bildeten stets vorrangig bürgerliche und akademische Gruppen.
Hieraus resultiert eine besondere Attraktivität, so dass weit über die anfängliche Anhängerschaft hinaus neue Befürworter gewonnen werden konnten. Es besteht Einigkeit darüber, dass „Öko-Kost“ in den nächsten Jahren deutliche Zuwachsraten aufweisen wird, insbesondere weil es sich um Premiumprodukte mit hohem Sozialprestige handelt. Das dem zugrundeliegende alternative Gesellschaftskonzept wird sich dagegen kaum verwirklichen lassen.
Diese Skepsis lässt sich historisch gut begründen, vergleicht man die heutige Situation zum Beispiel mit der in den 30er Jahren. Damals besaß die Lebensreformbewegung schon ähnliche Marktanteile wie in den 90er Jahren und es schien so, als würden sie weitersteigen. Eine natürliche, saisonale, regionale und vorwiegend pflanzliche Kost stellte ja das vorrangige politische Ziel dar. „Öko-Kost“ bedeutete damals v. a. eine Vielzahl von Vollkornprodukten, Gemüse- und Fruchtsäfte, Margarine aus ungehärtetem Pflanzenfett, hefefreies Gebäck, vollfetter Kakao, brauner Reis, Rohrzucker, Nussfette und ungeschwefelte Südfrüchte, dazu kamen je nach Saison Frischprodukte hinzu; letztere sind Waren, die heute teilweise konventionell erscheinen. Sie wurden jedoch bereits in den 20er Jahren mit dem zuletzt vielzitierten Hippokrates-Zitat „Unsere Nahrungsmittel sollen Heilmittel und unsere Heilmittel sollen Nahrungsmittel sein“ in den Reformhäusern angeboten.
Der Zweite Weltkrieg beendete jedoch die Phase schnellen Wachstums und danach gelang es der Lebensreformbewegung nicht mehr, den Niedergang der Bewegung aufzuhalten. Erst in den späten 70er Jahren begann ein neuerlicher, sich bis heute erstreckender Wiederaufstieg.
Dieser geht einher mit langsam wachsender Marktorientierung, mit einer wachsenden Palette von Öko-Lebensmitteln, die auch Convenienceaspekte besser berücksichtigen. Der Erfolg ist gepaart mit einer Anspruchsdegression, in der nicht mehr die veränderte Lebensweise, sondern andere, bessere Lebensmittel im Blickpunkt stehen.
Mit vorliegender Arbeit wird versucht, eine Prognose für die nähere Zukunft zu erstellen.
Zunächst befassen wir uns mit den verschiedenen Anbaumethoden, konkret mit dem ökologischen Landbau und dem integriertem Anbau. Dabei sollen die Unterschiede zwischen diesen zwei gar nicht so verschiedenen Wirtschaftszweigen und deren Produkte herausgestellt werden. Nach einer Klärung, was ökologische Lebensmittel sind und wie diese gekennzeichnet werden, werden wir auf die Anfang der neunziger Jahre beschlossenen EU-Verordnung zum ökologischen Landbau eingehen und die wichtigsten Eckpunkte erläutern. In dieser Verordnung wurden tierische Produkte bis Ende der neunziger ausgenommen. Erst nachträglich wurden hier Richtlinien erlassen, um einen EU-weiten einheitlichen Standart auch hier zu gewährleisten. Neben dieser Erneuerung der Verordnung stellen wir dann auch noch die Verbandsrichtlinien zur artgerechten Tierhaltung der AGÖL vor. Diese Richtlinien sind zum Teil umfassender als die gesetzlichen Bestimmungen. In einem weiteren Punkt gehen wir noch auf die artgerechte Fütterung des Bio-Viehs ein.
Im Kapitel zum integrierten Pflanzenbau stellen wir diesen vor und befassen uns mit aktuellen Entwicklungen moderner, computergesteuerter Technik des Instituts für Agrartechnik, die es dem Bauern unter Kosteneinsparung ermöglichen, eine bessere Umweltbilanz seiner Produkte und eine nahezu lückenlose Dokumentation des Erzeugungsprozesses darzustellen. Damit könnte der integrierte Anbau zu einem Konkurrenten des biologischen Anbaus werden.
Im zweiten Kapitel befassen wir uns mit den vorherrschenden Lebensmittelskandalen und die Reaktionen darauf.
Zuerst wird BSE vorgestellt und der Hergang der Seuche in England und dann auch in Kontinentaleuropa, insbesondere Deutschland dargestellt, sowie Reaktionen und Äußerungen verantwortlicher Politiker und Verbandsfunktionären.
Danach wird auf die MKS eingegangen. Nach einer Klärung des Sachverhaltes, nennen wir auch hier Gegenmaßnahmen und wieder auch die Positionen der Politiker und Lobbyisten zu diesem Thema.
Abschließend weisen wir, ohne näher darauf einzugehen, auch noch auf andere Lebensmittelskandale hin. Hier wollen wir versuchen zu erläutern, dass die Häufung der Skandale im Lebensmittelbereich zu einer Verunsicherung der Verbraucher geführt hat. Er weiß schon gar nicht mehr, was er noch essen kann und was nicht.
Auf die von Ministerin Künast und anderen Politikern aus der EU geforderten Agrarwende gehen wir dann im dritten Kapitel ein. Zunächst wird die Neugliederung des Ministeriums und die Besetzung von Frau Künast als Folge des Vertrauensverlust dargestellt. Eine öffentliche Debatte an der sich Beteiligte aus allen Bereichen engagierten begann. Infolge bildete sich auch das Aktionsbündnis Ökolandbau, deren Vorschläge an das BMVEL, wir dann vorstellen. In diesem Papier werden Forderungen gestellt, damit die Öko-Wende, nach Ansicht des Aktionsbündnisses, gelingen kann. Dabei wurde explizit darauf geachtet, dass keine Forderungen oder Ansprüche gestellt werden, die außerhalb der Kompetenzen des Ministeriums liegen und damit eh unerfüllbar wären.
Hieran anschließend haben wir dann die konkreten Gesetzesänderungen und die Beschlüsse des PLANAK gestellt.
Im vierten Kapitel befassen wir uns mit den Marktchancen ökologischer Produkte. Nachdem wir die Position ökologischer Produkte auf dem internationalen und nationalen Märkten dargestellt haben, befassen wir uns mit dem konkreten Anteil der ökologischen Bewirtschaftung in der Landwirtschaft. Der Aufschwung in diesem Handelssektor wird ebenso beleuchtet. Einer wichtigen Fragestellung, nämlich: „Rentiert sich der Ökolandbau auch für den Bio-Bauer?“, gehen wir mit einer Auswertung einer Wirtschaftserhebung aus dem Wirtschaftsjahr 98/99 auf den Grund. In dieser Erhebung wurden alle wirtschaftlichen Daten von ca. 450 Betrieben erfasst. Ca. ein drittel dieser Betriebe waren Betriebe des Ökologischen Landbaus.
Ein weiterer Punkt ist hier auch eine mögliche Konsumveränderung des Verbrauchers infolge der Häufung der Lebensmittelskandale in den letzten Jahren und der Verharmlosung durch Politiker und Funktionäre.
Dann, als letzten Unterpunkt, beleuchten wir noch die Chancen des neu eingeführten Öko-Prüfzeichen.
Das fünfte Kapitel widmet sich ausschließlich den Zusatzstoffen und Aromen. Neben den gesetzlichen Vorgaben befassen wir uns hier mit den Grundbedingungen, der Herstellung, den entsprechenden Verordnungen und allgemeinen Grundlagen. E-Nummern und ihre Bedeutung, als auch der ADI-Wert werden hier näher erläutert.
Im sechsten Kapitel wird es spannend. Hier befassen wir uns mit Vergleichen zwischen Produkten aus ökologischer und konventioneller Produktion. Nachdem wir auf Qualitätskriterien eingehen, die schwer zu fassen sind, wenden wir uns den Methoden zur Qualitätsbestimmung zu. Neben den klassischen, der Verkostung und der chemisch-analytischen Labormethode, stellen wir noch andere, neuere Methoden vor. Zum einem die Biophotonen-Messungen (Institut für Biophysik, Kaiserslautern) mit der die Vitalqualität von Lebensmittel untersucht werden kann und zum anderen den elektrochemischen Screening-Test aus der FH Weihenstephan/Triesdorf. Diese beiden Methoden können aber keineswegs die zuvor genannten ersetzen, sondern nur ergänzen.
Im zweiten Teil dieses Kapitels beschäftigen wir uns mit vier verschiedenen Untersuchungen, in denen ökologische und konventionelle Produkte nach unterschiedlichen Methoden verglichen wurden.
Im siebten Kapitel fassen wir unsere in den zuvor genannten Punkten gemachten Erfahrungen zusammen und versuchen einen Trend aufzuzeigen. Darin sollen auch die Marktchancen der biologischen Landwirtschaft und ihrer Produkte eingeschätzt werden.
1. ökologischer und integrierter Anbau
1.1. Ökolandbau
Der Bio-Anbau entstand als Antwort auf die Probleme des konventionellen Landbaus wie Artendezimierung von Flora und Fauna, Vergiftung von Luft, Boden, Oberflächen- und Grundwasser, Entstehung neuer Pflanzen- und Tierkrankheiten, Verschlechterung der Nahrungsmittelqualität durch Giftrückstände, geringere wertgebende Inhaltsstoffe, geringere Vielfalt.
1.1.1. Was sind ökologische Lebensmittel?
Öko-Lebensmittel sind Produkte, die nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus erzeugt werden. Die gesetzliche Regelung steht in der „Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 über den ökologischen Landbau und der entsprechenden Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugung und Lebensmittel, kurz Öko-Verordnung genannt (EG-VO).
Der ökologische Landbau ist eine besonders umwelt- und ressourcenschonende Form der landwirtschaftlichen Erzeugung.
1.1.2. Was darf sich „Öko“ nennen ?
Alle Öko-Produkte, die auf dem europäischen Markt angeboten werden, müssen seit Anfang 1993 mindestens die Anforderungen der Öko-Verordnung erfüllen. Diese Verordnung enthält Mindeststandards für Anbau und Verarbeitung. Sie regelt die Kennzeichnung der Produkte und die Kontrolle der Betriebe. Damit soll der Missbrauch der Begriffe „Öko“ sowie „Bio“ unterbunden werden.
Seit dem 24.8.2000 gilt eine neue EU-Verordnung zur Öko-Tierhaltung. Die flächenabhängige und artgerechte Tierhaltung, die jetzt europaweit für die Öko-Tierhaltung gilt, ist in Deutschland allerdings schon lange Bestandteil der Richtlinien der ökologischen Anbauverbände. Zum Teil gelten hier höhere Standards als bei der neuen EU-weiten Regelung. So ist nach den Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau/AGÖL auf dem Öko-Hof die Kreislaufwirtschaft oberstes Prinzip, während der Gesetzgeber den Landwirten erlaubt, den Hof auch nur teilweise ökologisch zu bewirtschaften.
Schon bevor es eine Öko-Verordnung gab, hatten sich ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits in Verbänden organisiert. Die Mitglieder verpflichten sich auch jetzt noch, nach gemeinsam festgelegten Rahmenrichtlinien zu produzieren. In einigen Bereichen sind diese Richtlinien sogar strenger als die Vorschriften der Öko-Verordnung.
1.1.3. gibt es Kontrollen ?
Jeder Betrieb, ob Landwirt, Verarbeiter, Händler oder Importeur, muss sich vorgeschriebenen Kontrollen unterziehen, die in Deutschland von privaten Kontrollstellen durchgeführt werden. Diese privaten Kontrollstellen erhalten eine bundesweit gültige Kontrollstellennummer. Mindestens einmal pro Jahr wird im Betrieb eine gründliche Vor-Ort-Überprüfung durchgeführt. Dabei sind z.B. im landwirtschaftlichen Betrieb die Einhaltung der Erzeugerregeln, die Verwendung der ausschließlich zugelassenen Dünge- und Pflanzenschutzmittel und die Buchführung Gegenstand der Kontrolle.
Werden die Anforderungen erfüllt, dürfen die so erzeugten Lebensmittel als Öko-Produkte verkauft werden.
Neu: Bei allen Öko-Lebensmitteln, die nach dem 1. Januar 1997 hergestellt werden, muss in der EU die Codenummer oder der Name der verantwortlichen Kontrollstelle angegeben werden. In Deutschland ist die Angabe der Codenummer vorgeschrieben.
1.1.4. Kennzeichnung
„Echte Öko-Produkte“: Alle Produkte, die der Öko-Verordnung entsprechen, dürfen Bezeichnungen wie „biologisch“, „ökologisch“ und ähnliche tragen. Auch Wortkombinationen sind erlaubt.
Begriffe, die auf ökologischen Landbau hinweisen:
biologisch-dynamisch, bio-, Bio-Anbau, kontrolliert ökologischer Anbau, kontrolliert biologischer Anbau, ökologische Agrarwirtschaft, organisch, ökologische Agrarwirtschaft - EWG-Kontrollsystem, organic, ökologischer Landbau, organisch-biologisch.
„Falsche Öko-Produkte“: Vorsicht: hier sind erfahrungsgemäß nicht unbedingt Öko-Produkte zu erwarten: kontrolliert, umweltschonend, umweltfreundlich, umweltgerecht, umweltverträglich, naturnah, extensiv, Vertragsanbau, nach VO abcd/xy, auf Gründünger gewachsen, biologische Schädlingsbekämpfung, naturgedüngt, gewachsen ohne Chemie, integriert ökologisch, naturnahe Verfahren beim Umweltschutz, nicht chemisch behandelt, nicht gespritzt, aus umweltschonendem Anbau, ohne Kunstdünger, unbehandelt.
Leider lässt nicht jede Umschreibung klar auf eine ökologische Erzeugung schließen. Begriffe wie „umweltgerecht“ oder „kontrolliert ungespritzt“ können dazu dienen, Produkte ganz anderer Anbauformen (z.B. des kontrollierten oder integrierten Anbaus) zu bewerben. Der kontrollierte Anbau ist kein Hinweis auf ökologische Erzeugung. Denn nach welchen Kriterien angebaut oder kontrolliert wird, legen Erzeuger und Abnehmer fest. In der Regel orientieren sie sich am integrierten Pflanzenbau.
1.2. Ökoverordnung
Die EU-BIO-Verordnung VO 2092/91/EWG regelt seit 1992 den ökologischen Landbau, sie umfasst die Bereiche Ackerbau, Gartenbau, Obstbau und Weinbau: Mit dieser Verordnung, die in allen Ländern der Europäischen Union verbindliches Recht ist, werden die Mindestanforderungen für Erzeugung und die Kontrolle von Öko-Produkten festgelegt, um den Handel mit diesen Produkten zu regeln und um Bauern, Verarbeiter und Verbraucher vor Irreführung bzw. unlauterem Wettbewerb zu schützen
Mit dieser Verordnung wurde für den Schutz, der Verbraucher vor Täuschung und der der Wirtschaftsbeteiligten vor unlauterem Wettbewerb bei Erzeugnissen aus ökologischem Landbau ein EU-weit
1.2.1. ökologischer Pflanzenbau
einheitlicher Rechtsrahmen geschaffen. Sie gilt für pflanzliche Produkte und Lebensmittel, die im wesentlichen aus pflanzlichen Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs bestehen. Konkret wird bestimmt:
- Unkraut-, Krankheits-, und Schädlingsbekämpfung haben durch biologische Maßnahmen zu erfolgen.
- Chemisch-synthetische Betriebsmittel wie Dünge-, Bodenverbesserungs- und Pflanzenschutzmittel sind ebenso wie gentechnisch veränderte Pflanzenarten verboten.
- Auch das verwendete Saat- und Pflanzgut muss aus ökologischem Landbau stammen.
- Für Bio-Produkte sind Farb- und Konservierungsstoffe nicht zugelassen und nur natürliche Aromastoffe erlaubt.
- Die Bodenfruchtbarkeit wird durch Fruchtfolge und organische Dünger erhalten. Das stärkt auch die Pflanzengesundheit, so dass sie robuster gegenüber Krankheiten und Schädlingen werden.
1.2.2. Verordnung über Artgerechte Tierhaltung
Die tierische Erzeugung wurde am 19. Juli 1999 durch Ratsverordnung Nr. 1804/1999 in den Geltungsbereich der EG-Öko-Verordnung einbezogen. Die Regelungen tragen den unterschiedlichen Produktionsbedingungen in den EU-Mitgliedstaaten weitgehend Rechnung. Die Verordnung gilt ab dem 24. August 2000. Das Verbot der Verwendung gentechnisch veränderter Organismen und ihrer Derivate gilt bereits seit dem 24. August 1999
Die Tierhaltung war bis dato ausgeklammert und unterlag den Bestimmungen der einzelnen Anbauverbände.
Seit dem ist damit EU-weit ein einheitlicher Mindeststandard auch für tierische Erzeugnisse gewährleistet. Weiterhin ausgeklammert sind allerdings Wassertiere, hier wäre eine Erweiterung wünschenswert, damit z.B. auch Fischzuchtbetriebe einheitlichen Standarts unterliegen.
Die neuen Bestimmungen reichen von der Herkunft und Zucht der Tiere, über die Art und Größe der Ställe, den Auslauf und die Fütterung, bis hin zur tiermedizinischen Behandlung, Transport, Schlachtung und Verarbeitung. So müssen die Tiere u.a. auf Biobetrieben geboren werden und überwiegend hofeigenes Futter bekommen. Der Zusatz wachstums- und leistungsfördernder Stoffe ist verboten. Weidegang und Auslauf werden ebenso festgeschrieben wie z.B. Flächen zum Wühlen für Schweine. Vollspaltenböden sind untersagt, statt dessen müssen die Ställe über ausreichend Ruhe- und Liegeflächen mit trockenem Einstreu verfügen. Die Käfighaltung von Geflügel ist ebenso verboten wie die Anwendung gentechnischer Verfahren. Chemisch-synthetische Tierarzneimittel und Antibiotika sind ausschließlich in Einzelfällen und nur bei streng festgelegten Krankheiten zulässig. Generelles Verbot der Verwendung gentechnisch veränderter Organismen und auf deren Grundlage hergestellter Erzeugnisse bei allen Öko-Produkten. Weitere Kernpunkte sind:
- Flächenbindung der Tierhaltung,
- Umstellungsvorschriften für Betriebe und Tiere aus nicht ökologischer Herkunft,
- grundsätzliches Verbot der Anbindehaltung, das nach Ablauf von Übergangsfristen mit Ausnahme von Kleinbetrieben für alle Tierhaltungen gilt,
- Fütterung mit ökologisch erzeugten Futtermitteln ohne Zusatz von Antibiotika oder Leistungsförderern,
- Erhaltung der Tiergesundheit vor allem durch Förderung der natürlichen Widerstandskraft,
- Höchstmögliche Verbrauchersicherheit durch regelmäßige Kontrollen.
1.2.3.Verbandsrichtlinien zur artgerechten Tierhaltung
Die Verordnungen der Verbände des ökologischen Landbaus gehen hier allerdings weiter, sie verstehen unter einer artgerechten Tierhaltung, eine Haltung, die ein Mindestmaß an Lebensqualität für Nutztiere sichert. Die allgemeinen Richtlinien zur Haltung von Rindern, Schweinen, Geflügel, Schafen oder Ziegen verlangen, dass (Auszüge aus den Bioland Richtlinien)
- das arteigene Verhalten wie das Bewegungs-, Ruhe-, Nahrungsaufnahme-, Sozial-, Komfort- und Fortpflanzungsverhalten weitgehend ermöglicht wird.
- Zu einer artgerechten Haltung gehören während des gesamten Jahres ausreichender Bewegungs- und Ruheraum, natürliches Licht, Schatten, Windschutz, frische Luft und frisches Wasser.
- Zur Förderung von Robustheit und Vitalität sollen die Tiere sich häufig mit Witterung und Klima des Standortes auseinandersetzen können.
- Haltungsbedingte Verletzungen und Krankheiten müssen vermieden werden.
- Ställe mit vollständig perforierten Bodenflächen (Vollspaltenböden, Flatdecks, Käfige) sind nicht zugelassen.
- Ein weicher, trockener und sauberer Liegebereich ist für Wiederkäuer, Schweine und Pferde jederzeit durch ausreichende Einstreu zu gewährleisten (i.d.R. Stroh).
- Stroh zur Einstreu stammt soweit verfügbar aus dem eigenen Betrieb oder aus anderen Bio / Öko -Betrieben. Konventionelles Einstreustroh sollte auf Flächen mit geringer Bewirtschaftungsintensität erzeugt worden sein.
Es werden im einzelnen auch die individuellen Haltungsbedingungen für die verschiedenen Nutzungsformen und Tierarten vorgeschrieben. Die Mindestanforderungen für Milchvieh- und Mutterkuhhaltung, Zucht- und Mastrinderhaltung, Kälber, Sauen- und Zuchtschweinhaltung, Schaf- und Ziegenhaltung, Legehennenhaltung und Mast- und Aufzuchtsgeflügel sowie Pferdehaltung sind auch in den jeweiligen Statuten der Organisationen festgeschrieben. Regelmäßige strenge Kontrollen sichern die Einhaltung.
1.2.4.Artgerechtes Futter für das Bio-Vieh
Zu einer artgerechten Haltung gehört auch artgerechtes, gesundes Futter. Das kbA- Futter kommt vom eigenen Hof oder zum Teil von anderen Bio/Öko -Betrieben.
Die Richtlinien verbieten:
- Importfuttermittel aus der Dritten Welt,
- marktübliche konventionelle Fertigfuttermittel,
- Futtermittel tierischer Herkunft (z.B. Tierkörpermehle –BSE Gefahr!) mit Ausnahme von Milch,
- Futtermittel mit Bestandteilen gentechnisch manipulierter Pflanzen oder Mikroorganismen,
- Extraktionsschroten,
- verdorbene Futtermittel,
- konventionelle Futterzusätze mit Antibiotika, Anabolika oder Kupfer zur Leistungsförderung,
- synthetische Aminosäuren, synthetische Aromastoffe, synthetische Emulgatoren, synthetische Antioxidantien oder synthetische Stabilisatoren,
- mit gentechnischen Methoden hergestellte Zusatzstoffe,
- färbende Stoffe,
- chemisch-synthetische Konservierungsmittel,
- Harnstoffe und NPN-Verbindungen.
1.3.Integrierter Pflanzenbau
1.3.1.Definition
Der integrierte Pflanzenbau, sowie die „artgerechte Massen-Tierhaltung“ stellen ein Mittelweg dar. Die Vorteile der konventionellen, industriemäßigen Landwirtschaft werden genutzt und dabei ein hoher Grad an Umweltverträglichkeit erreicht.
Beim integrierten Pflanzenbau erfolgt die Düngung entsprechend dem Bedarf der Pflanzen. Der Pflanzenschutz zur Bekämpfung von Krankheiten berücksichtigt Schadschwellen (das ist z.B. eine bestimmte Anzahl von Schädlingen pro Pflanze) und es kommen bevorzugt nichtchemische Verfahren zur Anwendung.
Im Gegensatz zur ökologischen Produktionsweise brauchen die Landwirte nicht ihren kompletten Betrieb umstellen, was mit erheblichen Kosten verbunden wäre. Meistens reicht eine Investition in neue, innovativen Techniken und Geräten aus. Diese Kosten werden durch direkte Einsparungen z.B. beim Düngerverbrauch kompensiert.
(So spart ein Landwirt mit 500ha knappe 10t Dünger pro Vegetationsperiode. Bei einem Durchschnittspreis von 45 SF[ca. 58DM] pro 1dz am 1.6.2001 ergibt das ein Einsparpotenzial von 4500 Franken[ca.5760DM].)
(Quelle:http://www.schweizerbauer.ch/btm/marktplatz/tabellen/duenger1.html, 2001-08-8)
1.3.2.Durch neue Methoden zur gläsernen Produktion
Das Institut für Agrartechnik in Bornim (ATB) erprobte jüngst in einem Praxistest ihre neusten Entwicklungen für eine „gläserne Landwirtschaft“. Sie wollen mit neuen landwirtschaftlichen Geräten und modernster Computertechnik erreichen, dass bis hin zum Endverbraucher alle produktrelevanten Informationen, wie z.B. Art und Menge der Behandlung bei Pflanzen, oder auch genaue Angaben über Art und Weise der Fütterung von Tieren, gegeben werden.
Ein detaillierter „Lebenslauf“ landwirtschaftlicher Produkte erleichtert den Verkauf, da der Konsument dann weiß was er auf seinem Teller bekommt.
Landbau
Ein sog. „Unkrautdetektor“ ermittelt mit Hilfe von Rot- und Infrarotlicht die Unkrautdichte in den Fahrgassen, so dass eine Behandlung zielgerichtet erfolgt. Dabei berechnet ein Bord-Computer die Mengen des Unkrautvernichtungsmittels die zum Spritzen benötigt werden.
Eine Erkennung von z.B. Pilzbefall auf den Pflanzen ist auf diesem Weg nicht möglich, deshalb fanden die Forscher um Jürgen Zaske (Chef beim ATB) hier eine andere Lösung. Ein Pendel, welches hinten am Traktor angebracht ist, ermittelt die Pflanzendichte. Je näher die Pflanzen nebeneinander stehen, umso mehr wird das Pendel ausgelenkt. Anhand dieser Werte errechnet der Computer wiederum die Menge des Behandlungsmittels. Der Pendelsensor und der „Traktor-Computer“ wird ebenso zur Berechnung der benötigten Düngermenge eingesetzt.
Für beide Verfahren bietet sich noch die Möglichkeit mittels GPS (Global Position System) eine detailliere Landkarte zu erstellen, in der verzeichnet ist Womit und mit Welchen Mengen Welches Ackerstück behandelt wurde bzw. Wie dicht es bewachsen ist. Somit kann der Bauer genaue Angaben zu seinen pflanzlichen Produkten und deren Behandlung machen.
Vorteile
Diese Verfahren haben zwei weitere klare Vorteile. Als erstes, und das wird für den Landwirt das entscheidene sein: Die Einsparungen an Dünger- und Pflanzenschutzmitteln. Bei dem Praxisversuch konnten immerhin 10% Dünger eingespart werden ohne das ein Ernteverlust eintrat, teilweise wurde sogar eine Verbesserung der Kornqualität erreicht. Beim Pflanzenschutzmittel konnte auf minder bewachsenen Ackerflächen eine Halbierung der Menge erreicht werden.
Zweitens: Durch die Verminderung der Spritz- und Düngemittel wird letztendlich auch die Umwelt um einiges weniger belastet, und derart erwirtschaftete Produkte erfahren dadurch auch einen Imageaufbau.
Tierhaltung
In der Tierhaltung werden ähnliche Wege beschritten. Nur noch in Familienbetrieben mit geringer Zahl an Tieren erkennen die Bauern noch z.B. ihre Rinder an individuelle Merkmale und geben ihnen auch Namen. In größeren Betrieben ist das kaum möglich. Doch herrscht dort keine totale Anonymität. Die Tiere müssen mit Ohrmarken versehen werden, auf der eine Nummer steht, so das jedes Tier identifiziert werden kann. Es ist allerdings möglich zusätzlich einen Namen hinzuzufügen.
Auch hier gibt es einige Neuerungen aus dem ATB. Statt der Ohrmarke bekommt das Tier einen etwa zigarettengroßen Elektronikchip eingepflanzt. Das Implantat macht es dann möglich die einzelnen Tiere zu erkennen. Mit Hilfe dieser modernen Methode kann dann z.B.: der Weg des Viehfutters bis in den Magen des einzelnen Tieres verfolgt werden.
Unter Einsatz solcher modernen Produktionsmethoden, die Agrarwissenschaftler sprechen hier vom „Precesion Farming“, ist es dann möglich, dem Endverbraucher ein Produkt anzubieten, bei dem er genau erfährt, wie und mit welchen Mitteln es gewachsen ist.
Das sogenannte „Gläserne Steak“ ist angerichtet !
(Quelle: Berliner Zeitung, 2001-4-18)
2. BSE und Co.
2.1.BSE und Reaktionen
2.1.1.Was ist BSE ?
Rinderwahnsinn (BSE) ist eine übertragbare, tödliche Gehirnkrankheit. Sie wurde erstmals 1986 in England entdeckt, als Rinder durch ihr abnormes Verhalten auffielen. Als Symptome wurden Zittern, ruckartige, unkontrollierte Bewegungen und Schaum vor dem Mund beobachtet. Aus diesen Merkmalen leitet sich auch die Bezeichnung Rinderwahnsinn ab. Bei der Obduktion der Tiere stellte sich heraus, dass das Gehirn jeweils völlig zerstört war und nur noch aus einer löcherigen, schwammartigen Masse bestand. Von dieser Beobachtung wurde die wissenschaftliche Bezeichnung ‚Bovine Spongioforme Enzephalopathie’, zu deutsch schwammförmige (spongioforme) Gehirnkrankheit (Enzephalopathie) des Rindes (Bovus) abgeleitet.
Ein ähnliches Krankheitsbild bei Schafen ist schon seit rund 200 Jahren unter der Bezeichnung Traberkrankheit (Scrapie) bekannt. Sie tritt grundsätzlich überall dort auf, wo Schafe gehalten werden. Besonders häufig ist die Traberkrankheit jedoch in Großbritannien.
Beim Menschen kennt man die sogenannte Creutzfeldt-Jacobs-Krankheit (CJD). Die Veränderungen des Gehirns sind ähnlich und die Krankheit führen ebenfalls zum Tod.
Die Entstehung und die genauen Zusammenhänge dieser Krankheiten sind noch immer nicht genau bekannt. Als jedoch 1995 in England beim Menschen eine Variante der Creutzfeldt-Jacobs-Krankheit (vCJD) entdeckt wurde, die eine noch engere Verwandtschaft mit BSE aufwies, wurde zunehmend klar, dass auch eine Übertragung vom Rind zum Menschen stattfinden kann.
Der Erreger von BSE, bzw. vCJD ist noch nicht eindeutig identifiziert. Die Mehrzahl der Experten geht davon aus, dass es sich um infektiöse Eiweißbestandteile handelt (sogenannte Prionen). Einige Forscher glauben aber auch an ein Virus. Der genaue Wirkungsmechanismus der Prionen, der schließlich zur Hirnschädigung führt, ist noch nicht definitiv aufgeklärt.
2.1.2.Erstes Fälle und Reaktionen darauf.
Mitte der 90er Jahre gab es die ersten BSE-Fälle in Deutschland (4 Fälle in 1994, 2 Fälle in 1997). Diese positiv getesteten Rindviecher wurden aus dem Vereinigten Königreich (5) und aus der Schweiz (1) eingeführt.
Diese Fälle wurden von den Verbandsfunktionären und von Politikern nicht sonderlich ernst genommen. Da es sich um Import-Tiere handelte, konnten Sie weiterhin behaupten: „Deutsches Rindfleisch ist sicher.“ (1996 Jochen Borchert, Bundeslandwirtschaftsminister, CDU) oder „Man muss jetzt vor allem mehr Werbung betreiben. ,Rindfleisch aus Europa ist nicht nur für den Opa’, so in die Richtung.“ (1996:Franz Fischler, EU-Agrarkommissar)
Andere Aussagen von Politikern, die aufzeigen, dass mit dem Thema destruktiv umgegangen wird, stammen z.b. vom Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern Martin Brick (CDU): „Ich kann doch nicht hinter jeden Kuharsch einen Veterinär oder Polizisten stellen.“
(1997). Oder auch vom bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber: „Bayern ist nach wie vor BSE-frei.“(1998)
Allerdings gab es auch kritische Stimmen in der Öffentlichkeit die dieses Problemfeld nicht verharmlosten, auch wenn ihre Aussagen, wie die des damaligen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) sicherlich nicht besonders zur Aufklärung beigetragen haben: „Wir müssen von der Annahme ausgehen, dass BSE auf Menschen übertragbar sein könnte“, oder: „Wir müssen sicherstellen, dass das Aids-Fiasko sich nicht mit BSE wiederholt.“ (1994).
(Quelle: www.bayern.de/Presse-Info)
2.1.3. Großbritannien und Europa
Dabei wurden bis Ende 1987 im Vereinigten Königreich bereits 442 Fälle dieser Erkrankung bei Rindern gezählt, die sich dann rasch ausbreitete. 1992 wurde mit mehr als 36 000 Fällen der Höchststand verzeichnet. Seither sind die BSE-Fälle im Vereinigten Königreich konstant rückläufig. Die Anzahl der BSE-Erkrankungsfälle lag 1996 bei etwa 8000, 1997 bei 4312, 1998 bei 3179, 1999 bei 2274 und im letztem Jahr (Stand 5.Dezember 2000) bei 1.500. Im Vereinigten Königreich sind damit insgesamt mehr als 180 000 BSE-Fälle in mehr als 34 000 landwirtschaftlichen Betrieben aufgetreten.
Der britische Gesundheitsminister Stephen Dorrell (Tory) ließ dabei noch 1996 verlauten: „Es sind nicht die Kühe, die wahnsinnig sind. Es sind die Leute, die verrückt werden.“
Ein hohes Auftreten von BSE wurde auch in Portugal, der Schweiz und Frankreich festgestellt. Weitere Länder mit BSE-Fällen sind die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Irland, Italien, Spanien, Dänemark, Griechenland, Lichtenstein und die Tschechische Republik.
Insgesamt gab es in diesen Ländern zusammen genommen 2059 erkannte Fälle von BSE. 1990, als es außerhalb von England schon 17 positiv getestete Tiere gab und die Zahl der BSE-Fälle im Vereintem Königreich schon in die Tausende ging, besagt eine Aktennotiz des EU-Veterinärausschusses: „Man muss diese BSE-Affäre so klein wie möglich halten, indem man Desinformation betreibt. Es ist besser, zu sagen, dass die Presse zur Übertreibung neigt.“
2.1.4. Der erste positive Test
Am 26. November 2001 wurde dann in Deutschland zum ersten mal ein einheimisches Rind positiv auf BSE getestet. Bis heute sind weitere 88 BSE-Fälle dazugekommen. Einen Tag später am 27. November vermeldete der bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller (CSU): „Noch kein BSE-Fall in Bayern.“ , seine Kollegin, die bayerische Sozialministerin Barbara Stamm (CSU) meinte: „Kein Grund zur Panik.“ Einen Monat später am 27. Dezember waren im Freistaat schon 5 Tiere positiv getestet und es kamen weitere dazu.
2.1.5. BSE-Fälle nach Bundesländer:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Hälfte dieser BSE-Fälle wurde in Bayern festgestellt. Zum größten Teil wurden diese Tiere in kleinen Familienbetrieben gehalten, wo sie nicht zu Hunderten gemeinsam einen Stall bevölkerten, sondern genügend Auslauf und Bewegung auf der Alm fanden. Dadurch war auch eine ausreichende Versorgung mit Frischfutter gegeben.
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