In dieser Seminararbeit wird nach einer Verletzungs-Analyse sowohl für den professionellen, als auch für den hobbymäßigen Skisport zuerst auf die Anatomie des Kniegelenks eingegangen. Nach Erklärung der anatomischen Strukturen und deren Funktion werden die zwei häufigsten Knieverletzungen - der Kreuzbandriss und der Meniskusriss erklärt und mit dem Skifahren verknüpft. Des Weiteren ist eine beispielhafte Rehabilitation und Beispiele für die Prävention von Knieverletzungen mit Übungen vorhanden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Definition Skisport
1.2 Beanspruchung des Kniegelenks beim Skifahren
2. Kniegelenk und häufige Verletzungen
2.1 Anatomischer Aufbau des Kniegelenks
2.2 Schwachstellen des Knies
2.3 Kreuzbandriss
2.4 Meniskusriss
3. Therapierende und vorbeugende Maßnahmen
3.1 Rehabilitation von Knieverletzungen
3.2 Prävention von Verletzungen am Knie
4. Fazit
Anhang
1. Einleitung
Laut Hochrechnungen der Auswertungsstelle für Skiunfälle der ARAG Versicherung in Kooperation mit der Stiftung Sicherheit im Sport haben sich in der Saison 2017/18 ca. 43000 Deutsche beim Skifahren so verletzt, dass sie eine ärztliche Behandlung benötigten, das ist fast jeder einhundertste. Davon mussten 7500 Skifahrer stationär behandelt werden. Wie man in Abbildung 1 erkennen kann, waren 32,4 Prozent der Verletzungen, die sich über 15-jährige beim Skifahren zuzogen, am Kniegelenk.1 An diesen Zahlen kann man sehen, dass das Skifahren ein risikoreicher Sport ist, bei dem es oft zu Verletzungen am Kniegelenk kommt. Aufgrund dieser Tatsache möchte ich in meiner Seminararbeit über zwei typische Verletzungen aufklären. Dazu werde ich zuerst den Skisport für meine Arbeit definieren, um dann auf die hohe Belastung des Kniegelenks beim Skifahren einzugehen. Im Hauptteil werde ich anfangs den anatomischen Aufbau des Knies erläutern, was anhand schematischer Bilder und Fotos geschehen wird. Danach werde ich die daraus folgenden Schwachstellen des Gelenks aufzeigen. Im Anschluss erkläre ich, was bei einem Kreuzbandriss beziehungsweise einem Meniskusriss anatomisch passiert, welche verschiedenen Arten der Verletzung es gibt und was die Ursachen für eine solche Schädigung sein können. In Punkt 3.1 und 3.2 werde ich einige Methoden zur Rehabilitation und Prävention von Knieverletzungen aufzeigen. Dies wird anhand von krankengymnastischen Maßnahmen und Übungen aus sportlichem Training gemacht. Dabei werde ich erklären, welche anatomischen Strukturen bei den Übungen gedehnt beziehungsweise gekräftigt werden.
1.1 Definition Skisport
In meiner gesamten Arbeit beziehe ich mich ausschließlich auf den alpinen Skisport, da diese Art des Skifahrens in Deutschland weiter verbreitet ist als das nordische Skilaufen.2 Außerdem ist das Verletzungsrisiko dabei höher und die Art der typischen Verletzungen bei den beiden Sportarten sind nicht miteinander vergleichbar. Da im Verletzungsmuster zwischen dem Breitensport und dem Wettkampfsport keine erwähnenswerten Unterschiede liegen, betrachte ich die Freizeitsportler und Profis gleichermaßen.
1.2 Beanspruchung des Kniegelenks beim Skifahren
Die professionellen Abfahrtsläufer fahren mit weit über 100 km/h um enge Kurven, wodurch Kräfte von bis zu 4g auf den Athleten einwirken. „Die in Kurven erreichte Schräglage erfordert eine Höherstellung des Skischuhs mittels Plattensystemen, da es sonst zu einem Kontakt zwischen Schuh und Schnee käme. Der höhere Stand vergrößert die Belastungen des Bewegungsapparates, insbesondere am Kniegelenk.“3 Wie in Abbildung 2 zu sehen ist, verletzen sich die Allermeisten ihr Knie nicht bei Kollisionen, sondern durch selbstverschuldete Stürze auf freier Piste. Das ist auf die wegen ihrer Taillierung und geringeren Länge sehr drehfreudigen Carving-Ski mit scharfen Kanten zurückzuführen. Durch die ziemlich feste Verbindung zum Ski mit einem sehr hohen, harten Schuh werden durch Verkanten hervorgerufene Drehbewegungen nicht vom Fußgelenk abgefangen, sondern kommen ungeschwächt beim Knie an. Im Hobbybereich haben einige Skifahrer oft Rücklage, verursacht durch Angst oder auch nicht richtig gelernter Technik. Durch die Rücklage verstärkt sich die Spannung der Muskulatur im Bein, die des Quadrizeps vervierfacht sich sogar.4 Daraus folgt, dass die Beanspruchung des Kniegelenks, sowohl im Profisport als auch im Breitensport, durch verschiedene Faktoren beeinflusst immer sehr hoch ist, wodurch Verletzungen begünstigt werden.
2. Kniegelenk und häufige Verletzungen
2.1 Anatomischer Aufbau des Kniegelenks
Der Knochenapparat des Knies
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk im menschlichen Körper und zudem ein sehr komplexes. Durch viele starke Bänder und Muskeln kann es eine Roll-Gleit-Bewegung ausführen. Der lateinische Fachbegriff für das Knie lautet Articulatio Genus. Es kann aber ebenfalls Femorotibialgelenk genannt werden, da es sich zwischen dem Oberschenkel (Femur) und dem Unterschenkel (Tibia) befindet (siehe Abbildung 3).5 Man kann das Knie auch in zwei Teile aufteilen, dabei bilden dann Oberschenkel und Unterschenkel das Femorotibialgelenk, Oberschenkel und Kniescheibe (Patella) das Femoropatellargelenk. Beide Gelenke sind zusammen von einer Gelenkkapsel umschlossen. Das Wadenbein (Fibula) spielt im Kniegelenk keine Rolle, es bildet mit dem Unterschenkelknochen das ständig straffe Tibiofibulargelenk.6
In Bild 4.1 kann man sehen, dass es einen Raum zwischen Femur und Tibia gibt, der nicht mit Knochenmasse gefüllt ist. Außerdem kann man die Gelenkknorren (Condylus lateralis femoris, Condylus medialis femoris, Condylus lateralis tibiae, Condylus medialis tibiae) von Tibia und Femur erkennen. Abbildung 4.2 zeigt, dass die Kondylen des Unterschenkels sehr flach und plateauartig sind, die vom Oberschenkel hingegen stark gekrümmt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gelenken, bei denen beide Gelenkköpfe fast kongruent sind, also genau ineinanderpassen, berühren sich Femurkopf (als Gelenkkopf) und Tibiakopf (als Gelenkpfanne) nur punktuell. Durch diesen Aufbau findet im Kniegelenk eine Roll-Gleit-Bewegung statt. Diese Bewegung hat Vor- und Nachteile: Einerseits kann man das Knie dadurch sehr stark abwinkeln, und beim geraden Stehen bleibt das Gelenk ohne starke Beanspruchung der Muskeln stabil und trägt so das Gewicht des Körpers. Andererseits ist das Knie sehr vulnerabel, also leicht zu verletzen. Die Besonderheit der Bewegung ist, dass der Oberschenkelkopf, während er sich beim Abwinkeln auf dem Unterschenkelkopf dreht, gleichzeitig nach vorne schiebt. Damit die Knochenenden sich dabei nicht aneinander kaputt reiben, sind sie von Gelenkknorpel umschlossen. Außerdem ist im Knie Gelenkflüssigkeit, welche die Reibung nochmals verringert.
Der Muskel- und Bandapparat des Kniegelenks
Der Muskel- und Bandapparat am Knie ist sehr komplex. Durch ihn ist die extrem große Bewegungsfreiheit gegeben, allerdings ist es dadurch, wie oben beschrieben, ziemlich leicht, sich eine Verletzung am Knie zuzuziehen. Um die Lücke zwischen den Enden des Oberschenkel- und Unterschenkelknochens auszufüllen, gibt es zwei Menisken, den Innenmeniskus (Meniscus medialis) und den Außenmeniskus (Meniscus lateralis). Diese liegen, wie in Abbildung 5 zu sehen ist, auf den Kondylen des Unterschenkelknochens. Sie sind dort aber nicht festgewachsen. „Die beiden Menisken haben in der Aufsicht die Gestalt zweier Halbmonde“.7 Die Mitte der Menisken ist dünner als der Rand. Dadurch können sie bei jeder Bewegung möglichst viel von der Lücke zwischen Oberschenkel und Unterschenkel füllen und somit für Stabilität sorgen. Beim Abwinkeln des Kniegelenks bewegen sich die beiden Menisken ebenfalls mit, um sich immer zwischen den beiden Knochenenden zu befinden. In den Menisken sind die Nervenenden, durch die das Gehirn mitgeteilt bekommt, in welcher Stellung sich das Knie gerade befindet. Außerdem wirken die Menisken stoßdämpfend und tragen das Gewicht des Menschen.
Ein weiterer Teil des Kniegelenks, der es unverwechselbar macht, sind die Kreuzbänder. Sie liegen zentral im Gelenk. Es gibt ein vorderes Kreuzband (Ligamentum cruciatum anterius) und ein hinteres Kreuzband (Ligamentum cruciatum posterius). Das hintere Kreuzband befindet sich zwischen der hinteren Kondyle des Unterschenkelknochens und der Mitte des Oberschenkelkopfes. Das vordere Kreuzband ist am Unterschenkel an der vorderen Kondyle und ebenfalls in der Mitte des Oberschenkelkopfes angewachsen. Dadurch verlaufen die Bänder in einem Winkel von circa 90 Grad zueinander (vgl. Abb. 6.1 und 6.2). „Beide Kreuzbänder sichern den gelenkigen Kontakt von Femur und Tibia und stabilisieren das Kniegelenk v.a. in der Saggitalebene. In jeder Stellung des Gelenks sind zumindest Teile der Kreuzbänder gespannt.“8 Sie sollen das Knie gegen Torsion sichern, da es im Sport aber leicht passiert, dass das es zu stark verdreht wird, werden die Kreuzbänder leicht verletzt.
Ein anderer Teil des menschlichen Knies sind die Seitenbänder oder auch Kollateralbänder. Von ihnen gibt es ebenfalls zwei Stück pro Gelenk, das Innenband (Ligamentum collaterale tibiale) und das Außenband (Ligamentum collaterale fibulare). Das wesentlich stärkere Innenband verbindet den Oberschenkelkopf mit dem Schienbein, das Außenband hält Oberschenkelkopf und Wadenbein zusammen (vgl. Abb. 6.1 und 6.2). Das Innenband ist ebenfalls mit dem Innenmeniskus verwachsen, wodurch er um einiges weniger beweglich ist. Das hat zur Folge, dass es wesentlich mehr Verletzungen am Innenmeniskus als am Außenmeniskus gibt.9 „In Streckstellung sind beide Kollateralbänder gespannt. In Beugestellung verkleinert sich der Krümmungsradius, Ursprung und Ansatz der Kollateralbänder nähern sich einander an und sind infolgedessen entspannt.“10 Die Seitenbänder sind ebenfalls dazu da, das Knie zu stabilisieren. Sie sollen verhindern, dass sich das Knie seitlich abknicken lässt. Daher wird in der Medizin versucht, das Kniegelenk seitlich aufzuklappen, um eine Verletzung der Außenbänder zu diagnostizieren.
Sämtliche für das Kniegelenk benötigten Muskeln befinden sich im Oberschenkel- und Kniebereich. Sie alle verbinden Oberschenkel und Unterschenkel, so dass sie eine Bewegung im Gelenk hervorrufen können. Ein Teil der Muskulatur sitzt vor dem Knochen, ein anderer ist dahinter. Man kann die Muskeln in Extensoren und Flexoren aufteilen. Bei den Extensoren handelt es sich um die Muskeln, die angespannt werden, wenn sich das Bein im Kniegelenk ausstrecken soll. Ein Extensor ist der Musculus quadriceps femoris, ein vierköpfiger Muskel, welcher auf der Vorderseite des Oberschenkelknochens sitzt (vgl. Abb.7). Dieser besteht aus dem geraden Schenkelmuskel (M. rectus femoris), dem inneren Schenkelmuskel (M. vastus medialis), dem äußeren Schenkelmuskel (M. vastus lateralis) und dem mittleren Schenkelmuskel (M. vastus intermedius). Dieser gesamte Muskel dient ausschließlich der Streckung des Beines. Ein weiterer Extensor, der aber auch der Drehung im Hüftgelenk dient, ist der Musculus sartorius. Er heißt im deutschen Schneidermuskel und ist der längste Muskel im menschlichen Körper. Die Flexoren, die Gegenspieler der Extensoren, sind die Muskeln, die das Bein nach hinten abwinkeln. Sie sitzen auf der Rückseite des Oberschenkels (vgl. Abb.8). Von dieser Art sind am Kniegelenk vier Muskeln vorhanden: der zweiköpfige Schenkelmuskel (M. biceps femoris), der Halbsehnenmuskel (M. semitendinosus), der Plattsehnenmuskel (M. semimembranosus) und der Kniekehlenmuskel (M. popliteus). Sie dienen der Stabilität und dem Abwinkeln des Kniegelenks. Außerdem können sie den Unterschenkel im abgewinkelten Zustand nach innen rotieren lassen.
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1 https://www.skiklinik.com/wp-content/uploads/2019/02/ASU_Analyse_2017_2018.pdf, 19.10.2019
2 https://www.deutscherskiverband.de/ueber_uns_der_dsv_zahlen_fakten_de,470.html, 27.10.2019
3 https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-2007-963794, 19.10.2019
4.https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-2007-963794#N67802, 31.10.2019
5 Weineck, 2008 S.222
6 Schünke,2014 S.442
7 Schünke,2014 S.448
8 Schünke,2014 S.446
9 Schünke,2014 S.447
10 Schünke,2014 S.447
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