Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines Kalküls zur Bestimmung der Vorteilhaftigkeit einer Pensionsrückstellung im Vergleich zur Gewährung zusätzlichen Bruttogehalts anstelle der bAV aus Arbeitnehmer- und Anteilseignerperspektive.
„Denn eins ist sicher: Die Rente“ – mit diesem Versprechen zog die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) um ihren Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Dr. Norbert Blüm, in den Bundestagswahlkampf des Jahres 1986. Dieser Satz wurde fortan so oft wiederholt, dass er sich in die Köpfe der deutschen Arbeitnehmerschaft einbrannte, politischer Anspruch wurde und mittlerweile als geflügeltes Wort gilt. (...)
Ob nun geschicktes Wahlkampfmanöver oder gefestigte Grundüberzeugung: In jedem Fall zeigt die Aussage Blüms, dass die Diskussion um die Verlässlichkeit und Zukunftssicherheit der Rente seit Jahrzehnten andauert und scheinbar mit jedem Jahr, in dem sich die demo-graphischen Aussichten weiter eintrüben und sich die Niedrigzinsphase zum Dauerzustand verstetigt, an Dramatik gewinnt. Der Bundesminister a. D. (außer Dienst) jedenfalls stellte 2014 unumwunden fest, dass er sich in seiner Annahme geirrt habe. (...)
Die gesetzliche Rente allein wird nach allgemeiner Auffassung nicht in der Lage sein, den Arbeitnehmern von heute einen angemessenen Lebensstandard in der Rentenphase zu ermöglichen. (...)
Neben der gesetzlichen Rente sieht das „Drei-Säulen-Modell“ der Alterssicherung die private und betriebliche Vorsorge der Beschäftigten selbst bzw. durch deren Arbeitgeber vor.
Vor allem die betriebliche Vorsorgeform, der in der Frage der Alterssicherung eine große Bedeutung durch die Politik beigemessen wird, steht unter massivem Druck. Unternehmen, die ihren Beschäftigten betriebliche Altersvorsorge (bAV) anbieten, sehen sich dabei einerseits der Gefahr unkalkulierbarer Belastungen durch immer weiter steigende Rentenverpflichtungen infolge der demographischen Entwicklung gegenüber, andererseits ist vor allem das aktuelle Zinsniveau ursächlich für die Zurückhaltung der Unternehmen bei der Implementierung einer bAV.
Zunächst werden dabei im Rahmen der vollumfänglichen Beurteilung der Pensionsrückstellungen als Umsetzungsform der betrieblichen Altersvorsorge die nationalen und internationalen rechtlichen Grundlagen zu Ansatz und Bewertung beleuchtet. Dabei soll anhand eines Beispiels die Bewertungspraxis nach nationalen und internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen verdeutlicht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Herausforderungen für die betriebliche Altersvorsorge: Alternde Belegschaften und Zinstief
- Nationale und internationale Rechtsgrundlagen
- Ansatzvorschriften
- Abgrenzung von Ausgestaltungsformen und Durchführungswegen der betrieblichen Altersvorsorge
- Deutsches Handelsrecht
- Internationale Rechnungslegung
- Nationales Steuerrecht
- Bewertungsvorschriften im Fallbeispiel
- Steuerliches Teilwertverfahren
- Modifiziertes Teilwertverfahren
- „Projected-Unit-Credit-Methode“
- Ansatzvorschriften
- Vorteilhaftigkeit einer Pensionsrückstellung im Vergleich
- Entwicklung eines Vergleichsmaßstabs
- Modelltheoretische Grundlagen
- Wertbeiträge aus Anteilseigner- und Arbeitnehmerperspektive
- Bewertungsparameter der Direktzusage
- Steuer- und sozialversicherungsrechtlicher Rahmen
- Behandlung beim Arbeitnehmer
- Behandlung beim zusagenden Unternehmen
- Durchführung der Vorteilhaftigkeitsanalyse
- Der Wert alternativen Barlohnes
- Der Wert der Versorgungszusage
- Fiskalisches Dilemma: Sicherung des Steueraufkommens oder Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) und untersucht die Vorteilhaftigkeit der Direktzusage über Pensionsrückstellungen im Vergleich zur Gewährung von zusätzlichem Barlohn aus Arbeitnehmer- und Anteilseignerperspektive. Dabei werden die nationalen und internationalen rechtlichen Grundlagen zu Ansatz und Bewertung von Pensionsrückstellungen im Detail erläutert.
- Bewertung von Pensionsrückstellungen nach nationalen und internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen
- Entwicklung eines Kalküls zur Bestimmung der Vorteilhaftigkeit einer Pensionsrückstellung
- Analyse der steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Rahmenbedingungen der bAV
- Diskussion der Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds auf die Attraktivität von Pensionsrückstellungen
- Plädoyer für eine Reform der steuerlichen Bewertungspraxis von Pensionsrückstellungen im Sinne einer Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Herausforderungen für die betriebliche Altersvorsorge im Kontext der demographischen Entwicklung und des Niedrigzinsumfelds. Kapitel 2 befasst sich mit den nationalen und internationalen Rechtsgrundlagen zu Ansatz und Bewertung von Pensionsrückstellungen. Es werden die relevanten Vorschriften des Handelsgesetzbuchs (HGB), der International Accounting Standards (IAS) und des Einkommensteuergesetzes (EStG) dargestellt.
Kapitel 3 entwickelt einen Kalkül zur Bestimmung der Vorteilhaftigkeit einer Pensionsrückstellung im Vergleich zu einer noch zu entwickelnden Handlungsalternative aus Arbeitnehmer- und Anteilseignerperspektive.
Schlüsselwörter
Betriebliche Altersvorsorge, Pensionsrückstellungen, Direktzusage, Bewertung, Handelsrecht, Steuerrecht, Internationale Rechnungslegung, Vorteilhaftigkeitsanalyse, Niedrigzinsumfeld, Fiskalisches Dilemma, Reformbedarf.
- Quote paper
- Niklas Kaiser (Author), 2019, Pensionsrückstellungen. Fluch oder Segen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542442