Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit folgender Frage: War Van Gogh wirklich wahnsinnig oder wurde er einfach falsch verstanden?
Heutzutage zählt Vincent Willem Van Gogh zu einem der größten Maler aller Zeiten. In seiner nur 37-jährigen Lebenszeit schuf er über 1000 Zeichnungen und über 860 Gemälde. Seine Werke werden für mehrere Millionen Euro versteigert, viele sind unverkäuflich. Mit etwa 200 Bildern beherbergt das Van-Gogh-Museum die größte Sammlung seiner Werke. Doch nicht immer war Vincent Van Gogh ein anerkannter und ruhmreicher Künstler. Ganz im Gegenteil, zu Lebenszeiten gab es kaum einen anderen Künstler, der so wenig Anerkennung erhielt, wie er.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Kunsthistorische Einordnung
3. Die Gesellschaft seiner Zeit und der Bezug zur Kunst
4. Sein Leben kurzgefasst
5. Die Stationen Seines Lebens
Ein frustrierender Anfang (1853 – 1868)
Arbeitsleben (1869-1879)
Die Anfänge seiner Kunst (1880-1887)
Arles und Saint Rémy (1888-1889)
Das Ende eines künstlerischen Genies (1890-1891)
6. Van Gogh- Ein von der Gesellschaft verkannter Künstler seiner Zeit?
7. Quellenverzeichnis
Vorwort
Van Gogh, war das nicht dieser wahnsinnige oder besessene Künstler, der sich sein eigenes Ohr abgeschnitten hat? So, oder zumindest so ähnlich ist der erste Gedanke vieler Leute, wenn sie nach Van Gogh gefragt werden.
Aber er ist so viel mehr als das. Heutzutage zählt Vincent Willem Van Gogh zu einem der größten Maler aller Zeiten. In seiner nur 37-jährigen Lebenszeit schuf er über 1000 Zeichnungen und über 860 Gemälde. Heutzutage werden seine Werke für mehrere Millionen Euro versteigert, viele sind unverkäuflich. Bewundert werden diese jährlich von etwa 2 Millionen Besuchern1 im Van-Gogh-Museum in Amsterdam oder im Musée d´Orsay in Paris. Mit etwa 200 Bildern beherbergt das Van-Gogh-Museum die größte Sammlung seiner Werke. Doch nicht immer war Vincent Van Gogh ein anerkannter und ruhmreicher Künstler. Ganz im Gegenteil, zu Lebenszeiten gab es kaum einen anderen Künstler, der so wenig Anerkennung erhielt, wie er.
„Ich bin bereit, die Rolle eines Wahnsinnigen auf mich zu nehmen, obwohl ich ganz und gar nicht die Kraft für eine solche Rolle habe.“ 2
In diesem Zitat hat er sich bereits selbst mit dem Gedanken beschäftigt ein „Wahnsinniger“ zu sein. Gleichzeitig räumt er aber ein, er habe keine Kraft für solch eine Rolle. Fühlt er sich von seinen Mitmenschen als „Wahnsinniger“ wahrgenommen und sieht sich selbst ganz anders? Fühlt er sich von der Gesellschaft unverstanden und durch Intoleranz und zum Teil Spott seiner Mitmenschen in die Rolle des besessenen Künstlers gedrängt?
Beginnen möchte ich mit der kunsthistorischen Einordnung seiner Gemälde, gefolgt von einem kurzen Überblick über sein Leben. Auf einige wichtige Lebenssituationen möchte ich dabei etwas genauer eingehen und die Unterschiede der damaligen Zeit zur heutigen Zeit darstellen. Abschließend möchte ich die Frage genauer beleuchten:
War Van Gogh ein von der Gesellschaft verkannter Künstler seiner Zeit?
Kunsthistorische Einordnung
„Ich kann nichts dafür, dass meine Bilder sich nicht verkaufen lassen. Aber es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, dass sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe.“ 3
Dass Van Gogh mit seiner Prophezeiung über seinen Kunststil richtig liegen würde, hätte zu seinen Lebenszeiten kaum jemand geahnt.
Seine Kunst kann man dem Impressionismus zuordnen, seine Hauptwerke dem dem Post-Impressionismus. Der Impressionismus entstand in den 1860er und 1870er Jahren in Paris und wurde von den damaligen Kunstkritikern, Sammlern und auch der Öffentlichkeit als unbedeutend bewertet, was viele impressionistische Künstler unter finanziellen Schwierigkeiten leiden ließ.
Während die Künstler früherer Epochen vor allem Wert auf eine ästhetische und objektive Malweise legten, ihre Werke oftmals aufwendig geplant in Ateliers entstanden und realistische Farben auf Paletten gemischt verwendet wurden, zeichnet sich der Impressionismus eher durch spontane Freiluftmalerei, kurze, kräftige Pinselstriche und deckende Farbaufträge aus. Im Mittelpunkt stand die Darstellung des Lichtes in seinen verschiedenen Farben und Reflektionen.
Impressionistische Künstler wie Claude Monet, Camille Pissarro oder Paul Cézanne hatten den Anspruch, die Welt mit ihren eigenen Augen zu sehen und diese persönliche und symbolische Sicht in Farben und Formen auszudrücken. Sie stellten nicht das wirklich Sichtbare dar, sondern ließen ihre Erinnerungen und Gefühle in ihre Bilder einfließen und den Betrachter daran teilhaben.
Die Gruppe der Impressionisten löst sich gerade auf und es gibt bereits innerhalb der impressionistischen Bewegung Differenzen, als Van Gogh 1886 nach Paris reist. In dieser Zeit begannen einige vor allem jüngere Künstler wie Van Gogh, Henri de Toulouse-Lautrec und Paul Gauguin eigene Regeln für die Verwendung von Form, Muster und Farbe weiterzuentwickeln. Sie sind als Künstler des Post-Impressionismus bekannt. Van Gogh entwickelte während seines späteren Aufenthaltes in der Provence seinen eigenen typischen Malstil mit ausdrucksstarken, leuchtenden Farben. Sein post-impressionistischer Stil beeinflusste einen Großteil der Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts.
Die Gesellschaft seiner Zeit und der Bezug zur Kunst
Kunst greift auf, was um den Künstler herum passiert. Man kann die Entwicklung der Kunst nie unabhängig zur politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation einer Zeit sehen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebte noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf dem Land und die Ordnung wurde durch Herrschaftshäuser und Ständedenken regiert. Bis zum 19. Jahrhundert bestimmten die Fürstenfamilien ihre Staatshaushalte und sie unterstützten vor allem die Künste, die ihnen gefielen. In der damaligen Kunst der Romantik widmete man sich mehr der realistischen Betrachtung der Natur, des Menschen und seiner Umwelt. Sie ist stark national geprägt. Beliebte Motive sind stimmungsvolle Landschaften, Märchen und Sagen, der Tod, die Nacht, Träume und Freundschaft. Der allgemeine Kunstgeschmack wird von den Kunstakademien (in Paris „École des Beaux Arts“ und „der Salon“) bestimmt.
Doch neue technische Entwicklungen lösen einen Wandel der gesamten Gesellschaft aus. Das Zeitalter der Industrialisierung veränderte die Lebensweise der Menschen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog es viele Menschen in die Städte, die rasant wuchsen und es entwickelten sich das Bürgertum und die Arbeiterschicht. Es entstanden Fabriken, die Alltagsdinge tausendfach produzieren konnten, z.B. auch Reproduktionen von Kunstwerken.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam es auch zu einer kulturellen Revolution. Bei den Kunstsammlern, den zeitgenössischen Kritikern und den Pariser Salons stießen die Impressionisten auf geringe Bewunderung für ihre neue Malweise. Die Ausstellungen dieser Künstler waren verpönt. Die Kritiker missbilligten nicht nur die Art und Weise, wie die Bilder gemalt werden, sondern auch die Motive. Plötzlich waren die Bürger mit Abbildungen vom tatsächlichen Leben konfrontiert, auf eine Art dargestellt, die ihnen "ungenau" und „oberflächlich“ erschien. Die Werke wurden oft als skandalös und unmoralisch empfunden, da sie Tabu-Themen wie z.B. arbeitende Menschen darstellten. Aus diesem Grund begannen impressionistische Künstler, allen voran Claude Monet, eigenfinanzierte Ausstellungen zu planen.
Erst viele Jahre später setzt sich der Impressionismus durch.
Sein Leben kurzgefasst
Geboren am 30. März 1853 in Groot-Zundert, Niederlande kam Vincent Willem Van Gogh als der älteste Sohn eines Pfarrers zur Welt. Er hatte weitere Geschwister. Zu seinem 4 Jahre jüngeren Bruder Theo hatte er die beste Beziehung und wurde von ihm später viele Jahre finanziell und emotional unterstützt.
Van Gogh beschloss ursprünglich wie sein Vater Pfarrer zu werden, entschied sich aber später dagegen, weil er die christliche Kirche zunehmend als Heuchelei empfand. Anschließend versuchte er sich erfolglos in verschiedenen Tätigkeiten u.a. als Kunsthändler in Den Haag, London und Paris, als Verkäufer und Laienprediger. Er hatte aber kein gutes Gespür, wie man mit Kunden umgeht und so beschloss er mit 26 Jahren Maler zu werden. Das Meiste eignete er sich autodidaktisch an, zeichnete nach Lehrbüchern oder kopierte Maler, die er bewunderte. Vincent zog es 1886 zu seinem Bruder nach Paris um zu malen.
Er lernte einige dort lebende Impressionisten kennen, was seine Malweise deutlich beeinflusste. Vincent liebte die Natur und so zog es ihn 1888 schließlich zurück auf das Land nach Arles in Südfrankreich. Dort entstanden viele Bilder im Stil des Post-Impressionismus mit vielen hellen Farben. Sein Plan war es dort eine Künstlerwohngemeinschaft einzurichten. Seiner Einladung war aber nur Gauguin gefolgt. Zwischen den beiden schwierigen Charakteren gab es aber ständige Differenzen, die zuletzt in einem Streit eskalierten. Am nächsten Tag schnitt sich Van Gogh einen Teil des linken Ohres ab und Gauguin reiste endgültig ab.
Van Goghs Nervenzustand verschlechterte sich und es folgten Aufenthalte in Nervenheilanstalten wie Saint-Rémy. Seine regelmäßigen Briefe an seinen Bruder Theo spiegeln seine depressiven Gedanken wider. Gegen Ende seines Lebens zog Van Gogh 1890 wieder nach Paris zu seinem Bruder Theo ehe er sich am 27. Juli 1890 angeblich selbst erschoss und zwei Tage später an seinen Verletzungen in Auvers-sur-Oise nahe Paris im Beisein seines Bruders starb.
Die Stationen Seines Lebens
Ein frustrierender Anfang (1853 – 1868)
Geboren in einer Pfarrersfamilie auf dem Land wächst er mit fünf weiteren Geschwistern auf. Genau ein Jahr vor Vincents Geburt kommt in der Familie ein Sohn auf die Welt, der ebenfalls den Namen Vincent Willem erhält, der aber bereits kurz nach der Geburt stirbt. In seiner Jugend hat er oft das Gefühl, er müsse seinen Bruder ersetzen. Das Haus, in dem er aufwächst, liegt direkt neben dem Friedhof, auf dem sein Bruder begraben liegt. Schon seine Geburt also war von dem Dilemma seines zukünftigen Lebens überschattet4.
Arbeitsleben (1869-1879)
Bereits mit 16 Jahren startet Van Gogh als Lehrling sein Berufsleben im Kunsthandel der Pariser Goupil Filiale seines Onkels in Den Haag. Es gibt Vincent die Möglichkeit mit der zeitgenössischen Kunst in Berührung zu kommen. Nach Abschluss der Ausbildung wird er nach London versetzt.
Dort unternimmt er viele Spaziergänge an der Themse, zeichnet und besucht sonntags Museen. Er verliebt sich in die Tochter seiner Hauswirtin, Eugénie Loyer, die ihn jedoch abweist, da sie schon verlobt war. Aus Enttäuschung zieht er nach Etten, zurück zu seiner Familie. Aufgrund von Vincents finsterer Stimmung kommt es zuhause immer wieder zu Auseinandersetzungen. Einige Zeit später wird er nach Paris, in das Stammhaus von Goupil, versetzt. Durch die unglücklichen Ereignisse gibt es oft Streitereien zwischen ihm und Kollegen oder sogar Kunden, die zu seiner Entlassung im April 1876 führen.
Vincent fängt an die Bibel zu studieren und möchte, wie sein Vater, Prediger werden. Er wird nach Amsterdam zu einem seiner Onkel geschickt um sich auf das Theologiestudium vorzubereiten. Dieses bricht er jedoch ab, da er die theologische Universität „für einen unbeschreiblichen Schwindel halte, wo lauter Pharisäertum gezüchtet wird.“5 und zieht zu bitterarmen Bergarbeiterfamilien in die Bergbaureviere in Belgien, wo er eine Stelle als Hilfspfarrer erhält. Er war erschüttert von den ärmlichen Verhältnissen und teilt alles, was er besitzt, wofür er von seinem Vorgesetzten und seiner Familie keinerlei Verständnis erhält. Er hat eine andere Auffassung der Nächstenliebe und wendet der Kirche endgültig den Rücken zu.
Schon in dieser Zeit zeigt sich sein schwieriger Charakter, sich unterordnen zu können oder einen Beruf auszuüben, hinter dem er nicht mit voller Überzeugung steht, aber auch sein Mitgefühl gegenüber arbeitenden und armen Menschen. Er bleibt noch für einige Zeit und zeichnet viel bis er schließlich beschließt Maler zu werden.
Die Anfänge seiner Kunst (1880-1887)
Im Oktober 1880 geht er nach Brüssel um Künstler zu werden und wird von der königlichen Akademie angenommen, wo er Freundschaft mit dem Maler Anthon Rappard schließt. Rappard lehrt ihn die Regeln der Perspektive und lässt Van Gogh einige Zeit in seinem Atelier arbeiten.
Im April 1881 kehrt er zurück zu seinen Eltern und zieht dort wieder ein. Er verliebt sich in seine gerade verwitwete Cousine, die aber alle Versuche abweist. Es kommt erneut zu einem angespannten Familienverhältnis und er zieht für einige Zeit zu seinem Cousin und künstlerischen Mentor Mauves nach Den Haag, dem Zentrum der niederländischen Malerei. Dort lernt er Sien Hoornik, eine schwangere Prostituierte und ihr Kind kennen und nimmt beide bei sich auf. Sie ist sein Modell und seine Geliebte. Anna Torterolo schreibt in ihrem Buch er sehne sich nach der Liebe einer mütterlichen Frau6. Außerdem behauptet sie, er fühle sich von Frauen, die es gleich ihm im Leben schwer haben, verstanden.7 Er lebt in Armut mit ihr zusammen, immer hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl seiner Berufung als Maler zu folgen und sich als Familienvater einzuschränken. Als sich beides nicht mehr vereinen lässt, bricht Vincent im September 1883 in die Provinz Drente in Nord Holland auf. Die Bilder, die in dieser öden Landschaft entstehen wirken oft schwermütig (Bild 1 im Anhang). Schließlich kehrt er nach neun Monaten wieder zurück in sein Elternhaus, das sich mittlerweile in Nuenen, in der tiefsten Provinz befindet. Hier entstehen ca. 180 Bilder, von denen das bedeutendste Werk „Die Kartoffelesser“ (Bild 2 im Anhang) ist. Nach dem Tod des Vaters wendet sich die Dorfgemeinschaft zunehmend gegen Vincent. Nach einer kurzen Zeit in Antwerpen zieht er zu seinem Bruder Theo in die Kunstmetropole Paris, wo er sich in einer privaten Malschule anmeldet. Er lernt einen Kreis von Künstlern und Gleichgesinnten kennen, unter ihnen auch Paul Gauguin. Fast 230 Bilder in freundlichen Farben entstehen in dieser Zeit und es entwickelt sich der für ihn typische Stil der kurzen Pinselstriche. Doch er ist weiterhin erfolglos und verkauft kein einziges Bild, streitet sich häufiger mit seinem Bruder und erhält das Verbot, offen auf der Straße zu malen.
[...]
1 Vgl. https://www.holland.com/de/tourist/reiseziele/amsterdam/museen/van-gogh-museum-5.htm/ [14.01.2020].
2 Walther, Ingo: Vincent Van Gogh, Köln: Benedikt Taschen, 1993, S. 63 Z.20-22
3 Vgl. Walther, 1993, S. 89 Absatz unten rechts
4 Vgl. Walther, 1993, S. 7 Z. 30-31
5 Fritz Erpel: Lebensbilder, Lebenszeichen, Berlin: Henschel, 1989, S.83
6 Vgl. Anna Torterolo: Vincent Van Gogh, Köln: Dumont, 1999, S. 27, rechter Absatz Z. 4-5
7 Vgl. Torterolo, 1999, S.27, rechter Absatz Z. 16-18
- Quote paper
- Anonymous,, 2020, Van Gogh.Ein von der Gesellschaft verkannter Künstler seiner Zeit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/541958
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