Im Februar 1812 schreibt Carl von Clausewitz: „Der Krieg der jetzigen Zeit ist ein Krieg Aller gegen Alle. Nicht der König bekriegt den König, nicht eine Armee die andere, sondern ein Volk das andere, und im Volke sind König und Heer enthalten.“
Damit liefert der preußische Soldat und einer der wichtigsten militärischen Vordenker seiner Zeit die Definition eines neuen Kriegstypus, der im deutschen Raum zum ersten Mal in den so genannten Befreiungskriegen, den Kriegen gegen die Herrschaft Napoleons in den Jahren 1813 bis 1815, in Erscheinung tritt: den Volkskrieg. Dieser stellt, zusammen mit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und den Revolutionskriegen einen Bruch in der Kontinuität der Fürstenkriege der Frühen Neuzeit dar und leitet eine Form von Krieg ein, den neue Charakteristika auszeichnen.
Um diese Leitthese zu belegen, charakterisiert diese Arbeit ausführlich den typischen Fürstenkrieg der Frühen Neuzeit sowie den Volkskrieg, der von Clausewitz beschrieben wird. Im Anschluss diskutiert sie mit Hilfe dieser Definitionen die Forschungskontroverse und prüft die bisher vorgebrachten Argumente auf ihre Stichhaltigkeit. Waren die Befreiungskriege wirklich Volkskriege?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. DAS WESEN UND DIE CHARAKTERISTIKA DER KRIEGE IN DER FRÜHEN NEUZEIT
- 2. DEFINITION EINES NEUEN KRIEGSTYPUS: DER VOLKSKRIEG
- 3. DIE BEFREIUNGSKRIEGE.
- (A) DIE FORSCHUNGSKONTROVERSE UM DEN TYPUS DER BEFREIUNGSKRIEGE
- (B) EINGESCHRÄNKTE DEFINITIONEN VON FÜRSTEN- UND VOLKSKRIEG
- (C) ERWEITERUNG DES BLICKWINKELS: BEURTEILUNG DES KRIEGSTYPUS ANHAND VERÄnderter WeSENSZÜGE
- SCHLUSS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Befreiungskriege als Krieg eines neuen Typs, indem sie den Volkskrieg als ein zentrales Element der Kriege gegen Napoleon analysiert. Sie befasst sich mit den Ursachen und der Typologie von Kriegen in der Frühen Neuzeit und setzt die Befreiungskriege in den Kontext der Forschungskontroverse über den Typus dieser Kriege.
- Das Wesen und die Charakteristika von Kriegen in der Frühen Neuzeit
- Definition des Volkskriegs und seine Entstehung nach der Französischen Revolution
- Die Befreiungskriege im Lichte der Forschungskontroverse
- Neue Wesensmerkmale der Befreiungskriege und ihre Einordnung in eine Typologie
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung skizziert die Leitthese der Arbeit: die Befreiungskriege als Kriege eines neuen Typus, die durch den Volkskrieg charakterisiert werden.
- Das erste Kapitel beleuchtet das Wesen und die Charakteristika der Kriege in der Frühen Neuzeit, wobei insbesondere die Theorien von Johannes Burkhardt und Peter Wilson zur Staatsbildung und den Ursachen von Kriegen in dieser Epoche herangezogen werden.
- Das zweite Kapitel definiert den Volkskrieg, wie er erstmals von Carl von Clausewitz beschrieben wurde, und setzt ihn in Beziehung zur französischen Revolution.
- Das dritte Kapitel analysiert die Forschungskontroverse um den Typus der Befreiungskriege und untersucht die Argumente der jeweiligen Positionen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Krieg und Frieden im Europa der Frühen Neuzeit, insbesondere die Befreiungskriege gegen Napoleon, die Entwicklung des Volkskriegs, die Typologie von Kriegen und die Forschungskontroverse um den Typus der Befreiungskriege. Wichtige Konzepte sind die Staatsbildung, die Institutionalisierung von Krieg und Frieden, die Charakteristika von Fürstenkriegen und Volkskriegen sowie die Relevanz von Definititionsfragen in der historischen Forschung.
- Quote paper
- Christian Pfeiffer (Author), 2006, Die Befreiungskriege als Kriege eines neuen Typus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54194