Die Diskussion um eine Inflationsbereinigung in der Rechnungslegung der Unternehmungen gewann in Zeiten hoher Inflation immer wieder an Bedeutung. Die Situation ist heute eine andere. Die Gegenwart ist von einem weltweiten Rückgang der Inflation gekennzeichnet, was zunächst bedeuten könnte, dass auch das Interesse der Rechnungslegungsadressaten an Informationen über die Wirkungen von Preisänderungen nachlässt. Gleichwohl stellt sich grundsätzlich die Frage nach einer Inflationsbereinigung des bilanziellen Gewinns, weil dessen Bedeutung im Hinblick auf seine Informationsfunktion durch den globalen Siegeszug der investor-orientierten IAS / IFRS eher noch gestiegen ist. Aus diesem Grund befasse ich mich in Abschnitt 2 meiner Seminararbeit damit, die grundlegenden Konzepte und den gegenwärtigen Stand der nationalen und internationalen Rechnungslegungsnormen zur Inflationsbereinigung darzustellen. Meine Ausführungen in Abschnitt 3 beziehen sich dann auf die von Fritz Schmidt ausgearbeitete organische Bilanztheorie. Den Anstoß für die Entwicklung seiner Theorie gab die in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vorherrschende Inflation, die zeitweilig ein sehr hohes Ausmaß annahm. In Zeiten hoher Inflation ist die Kernidee seiner Theorie, die tatsächlichen Substanzwerte der Unternehmung auszuweisen und den echten Gewinn vom inflationären Scheingewinn zu trennen, mehrfach dazu verwendet worden, der Forderung nach Abkehr von der Besteuerung und Ausschüttung inflationsbedingter Scheingewinne Nachdruck zu verleihen. Abschließend möchte ich den Informationswert einer organischen Bilanzieru ngsweise im Sinne Schmidts kritisch würdigen. Dazu soll der Informationswert für die Unternehmung selbst und die externen Rechnungslegungsadressaten auf deren Nutzen hin untersucht werden. Die Vielzahl externer Adressaten wird dabei von mir in drei Gruppen zusammengefasst: Anteilseigner, Gläubiger und Öffentlichkeit (Fiskus, Volkswirtschaft).
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1 Problemstellung
- 2 Zur Berücksichtigung der Inflation in der externen Rechnungslegung
- 2.1 Realwerterhaltung und realwerterhaltender Gewinnbegriff
- 2.2 Die Nominalwertrechnung im deutschen Handels- und Steuerrecht
- 2.3 Die Regelung zur Inflationsbereinigung in den IFRS
- 3 Bilanzgewinn und organische Bilanztheorie
- 3.1 Die Grundidee der organischen Bilanztheorie
- 3.2 Inflationsbereinigter Gewinn und Wiederbeschaffungswerte
- 3.3 Die Neubewertungsrücklage nach IFRS als organische Wertänderung am ruhenden Vermögen?
- 3.4 Abgrenzung von organischer Bilanz und Erfolgsrechnung
- 4 Kritische Würdigung: Informationswert einer organischen Bilanzierung?
- 4.1 Informationsnutzen für die Unternehmung selbst?
- 4.2 Informationsnutzen für die Anteilseigner?
- 4.3 Informationsnutzen für die Gläubiger?
- 4.4 Informationsnutzen für die Öffentlichkeit?
- 5 Thesenförmige Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Rechtsquellenverzeichnis
- Urteilsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Berücksichtigung von Inflation in der Unternehmensrechnung, insbesondere die Auswirkungen auf den Bilanzgewinn und dessen Informationswert. Der Fokus liegt auf der Gegenüberstellung nationaler (HGB) und internationaler (IAS/IFRS) Rechnungslegungsstandards. Die Arbeit analysiert kritisch den Informationsgehalt einer organischen Bilanzierung nach Fritz Schmidt im Kontext von Inflation.
- Inflationsbereinigung des Bilanzgewinns
- Vergleich von HGB und IAS/IFRS bezüglich Inflationsberücksichtigung
- Organische Bilanztheorie nach Fritz Schmidt
- Informationswert des Bilanzgewinns für verschiedene Adressaten
- Realwerterhaltung und realwerterhaltender Gewinnbegriff
Zusammenfassung der Kapitel
1 Problemstellung: Die Arbeit untersucht die Bedeutung der Inflationsbereinigung des Bilanzgewinns, besonders im Lichte des globalen Einflusses von IAS/IFRS. Sie begründet die Notwendigkeit, die grundlegenden Konzepte und den aktuellen Stand der nationalen und internationalen Rechnungslegungsnormen zur Inflationsbereinigung darzustellen, und kündigt die kritische Würdigung des Informationswerts einer organischen Bilanzierung nach Fritz Schmidt an.
2 Zur Berücksichtigung der Inflation in der externen Rechnungslegung: Dieses Kapitel definiert Inflation und deren Problematik für die Rechnungslegung, da Geldeinheiten verschiedener Perioden bei hoher Inflation nicht vergleichbar sind. Es beschreibt das Konzept der Realwerterhaltung, welches einen Inflationsausgleich im Jahresabschluss anstrebt, um das ursprünglich eingesetzte Kapital in Einheiten konstanter Kaufkraft zu erhalten. Die Kaufkraftindizierte Realwertrechnung wird erläutert, bei der nicht-monetäre Vermögenswerte mit einem allgemeinen Preisindex umgerechnet werden. Der realwerterhaltende Gewinn wird als Ergebnis einer Inflationsbereinigung des nominalen Gesamtgewinns dargestellt.
3 Bilanzgewinn und organische Bilanztheorie: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Fritz Schmidts organische Bilanztheorie, entwickelt als Reaktion auf die hohe Inflation der 1920er Jahre. Die Kernidee besteht darin, die Substanzwerte des Unternehmens aufzuzeigen und den „echten“ Gewinn vom inflationären Scheingewinn zu trennen. Die Theorie wird im Kontext der Inflationsbereinigung und der Ermittlung des realen Gewinns diskutiert, und die Neubewertungsrücklage nach IFRS wird im Hinblick auf ihre Übereinstimmung mit der organischen Wertänderung betrachtet. Die Abgrenzung zwischen organischer Bilanz und Erfolgsrechnung wird ebenfalls thematisiert.
4 Kritische Würdigung: Informationswert einer organischen Bilanzierung?: Dieses Kapitel widmet sich einer kritischen Bewertung des Informationswerts einer organischen Bilanzierung. Es untersucht den Nutzen für das Unternehmen selbst und die externen Adressaten (Anteilseigner, Gläubiger, Öffentlichkeit). Die Analyse beurteilt den Beitrag einer solchen Bilanzierung zur Entscheidungsfindung dieser Gruppen und diskutiert die Vor- und Nachteile im Kontext der Informationsbereitstellung.
Schlüsselwörter
Inflation, Bilanzgewinn, Realwerterhaltung, Nominalwertrechnung, organische Bilanztheorie, Fritz Schmidt, IAS/IFRS, HGB, Informationswert, Rechnungslegung, Preisindex, Wiederbeschaffungswert.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Berücksichtigung von Inflation in der Unternehmensrechnung
Was ist der Gegenstand der Seminararbeit?
Die Seminararbeit befasst sich mit der Berücksichtigung von Inflation in der Unternehmensrechnung, insbesondere den Auswirkungen auf den Bilanzgewinn und dessen Informationswert. Sie vergleicht nationale (HGB) und internationale (IAS/IFRS) Rechnungslegungsstandards und analysiert kritisch den Informationsgehalt einer organischen Bilanzierung nach Fritz Schmidt im Kontext von Inflation.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Inflationsbereinigung des Bilanzgewinns, Vergleich von HGB und IAS/IFRS bezüglich Inflationsberücksichtigung, organische Bilanztheorie nach Fritz Schmidt, Informationswert des Bilanzgewinns für verschiedene Adressaten (Unternehmen, Anteilseigner, Gläubiger, Öffentlichkeit) und Realwerterhaltung und realwerterhaltender Gewinnbegriff.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Zielsetzung ist die Untersuchung der Bedeutung der Inflationsbereinigung des Bilanzgewinns, insbesondere im Lichte des globalen Einflusses von IAS/IFRS. Die Arbeit soll die grundlegenden Konzepte und den aktuellen Stand der nationalen und internationalen Rechnungslegungsnormen zur Inflationsbereinigung darstellen und kritisch den Informationswert einer organischen Bilanzierung nach Fritz Schmidt würdigen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Problemstellung, Berücksichtigung der Inflation in der externen Rechnungslegung (inkl. Realwerterhaltung, Nominalwertrechnung nach HGB und IFRS), Bilanzgewinn und organische Bilanztheorie (inkl. Grundidee, Inflationsbereinigter Gewinn, Neubewertungsrücklage nach IFRS und Abgrenzung zur Erfolgsrechnung), Kritische Würdigung des Informationswerts einer organischen Bilanzierung (inkl. Nutzen für Unternehmen, Anteilseigner, Gläubiger und Öffentlichkeit), thesenförmige Zusammenfassung, Literaturverzeichnis, Rechtsquellenverzeichnis und Urteilsverzeichnis.
Was ist die organische Bilanztheorie nach Fritz Schmidt?
Die organische Bilanztheorie nach Fritz Schmidt zielt darauf ab, die Substanzwerte des Unternehmens aufzuzeigen und den „echten“ Gewinn vom inflationären Scheingewinn zu trennen. Sie wurde als Reaktion auf die hohe Inflation der 1920er Jahre entwickelt und dient der Ermittlung des realen Gewinns unter Berücksichtigung der Inflation.
Wie wird der Informationswert einer organischen Bilanzierung bewertet?
Die Arbeit bewertet kritisch den Informationswert einer organischen Bilanzierung für das Unternehmen selbst und für externe Adressaten (Anteilseigner, Gläubiger, Öffentlichkeit). Es wird untersucht, inwieweit eine solche Bilanzierung die Entscheidungsfindung dieser Gruppen unterstützt und welche Vor- und Nachteile sie in Bezug auf die Informationsbereitstellung aufweist.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Inflation, Bilanzgewinn, Realwerterhaltung, Nominalwertrechnung, organische Bilanztheorie, Fritz Schmidt, IAS/IFRS, HGB, Informationswert, Rechnungslegung, Preisindex, Wiederbeschaffungswert.
Wie wird Inflation in der externen Rechnungslegung berücksichtigt?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Ansätze zur Berücksichtigung von Inflation in der externen Rechnungslegung, darunter die Realwerterhaltung, die Nominalwertrechnung (nach HGB), und die Regelungen in den IFRS. Es wird erläutert, wie die Kaufkraftindizierte Realwertrechnung funktioniert und wie der realwerterhaltende Gewinn ermittelt wird.
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- Roman Damm (Author), 2005, Gewinn als realer Gewinn: Substanzwertrechnung und Realwertrechnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54187