Global gesehen engagiert sich ein großer Teil der Evangelikalen in reformierten Kirchen, die innerhalb der westlichen Welt historisch gesehen vor allem in der Anglosphäre besonders einflussreich waren. Jene Staaten (unter anderem Großbritannien und die USA) gelten meist auch als wirtschaftspolitisch liberaler als beispielsweise Deutschland oder Frankreich, mit niedrigeren Steuern und einem weniger stark ausgebauten Sozialstaat. Es liegt also nicht ganz fern, eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen evangelikaler religiöser Ausrichtung und wirtschaftspolitischer Ausrichtung zu vermuten.
Einer, der sich genau mit diesem Verhältnis von Religion und Wirtschaft auseinandergesetzt hat, war Max Weber. In seinem Werk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" geht Weber davon aus, dass der Calvinismus – die zentrale geistige Grundlage der reformierten Kirchen – eine spezifische protestantische Arbeitsethik vorgibt, die einen kapitalistischen Geist bei seinen Anhängern fördert und damit der globalen Ausbreitung des Kapitalismus geholfen hat. Zunächst wird Webers Argumentation vorgestellt, anschließend der Forschungsstand beleuchtet, dann die empirische Validität von Webers Argumentation mit Fokus auf Evangelikale in den USA untersucht und anschließend die Ergebnisse diskutiert und ein Ausblick auf künftige Forschung gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Hintergrund
- 3. Forschungsstand
- 4. Fördert Evangelikalismus die Entwicklung eines „kapitalistischen Geistes“?
- 5. Diskussion und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen Evangelikalismus und der Entstehung eines „kapitalistischen Geistes“ zu untersuchen. Die Arbeit analysiert Webers These, dass der Calvinismus eine spezifische protestantische Arbeitsethik fördert, die zur Verbreitung kapitalistischer Denkweisen beigetragen hat.
- Zusammenhang von Protestantismus und Kapitalismus
- Die „Weber-These“ und der Einfluss des Calvinismus
- Die Rolle der Prädestinationslehre
- Evangelikalismus und seine wirtschaftspolitischen Implikationen
- Die Bedeutung von Arbeitsethik und „innerweltlicher Askese“
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen Evangelikalismus und „kapitalistischem Geist“ vor. Es wird auf die Verbindung zwischen Evangelikalismus und der Republikanischen Partei in den USA sowie auf die historische Bedeutung der Reformierten Kirchen hingewiesen. Die Arbeit orientiert sich an Webers „protestantischer Ethik“ und seinem Konzept der „innerweltlichen Askese“.
- Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund
Dieses Kapitel präsentiert die zentralen Argumente von Max Webers „protestantischer Ethik und dem Geist des Kapitalismus“. Webers These vom Einfluss des Calvinismus auf die Ausbreitung kapitalistischer Denkweisen wird anhand der Rolle der Prädestinationslehre, der Bedeutung von Arbeitsethik und der „innerweltlichen Askese“ erläutert.
- Kapitel 3: Forschungsstand
Dieser Abschnitt beleuchtet den aktuellen Forschungsstand zur „Weber-These“ und untersucht kritische Stimmen sowie alternative Theorien zur Entstehung des Kapitalismus.
- Kapitel 4: Fördert Evangelikalismus die Entwicklung eines „kapitalistischen Geistes“?
Im vierten Kapitel wird die empirische Validität von Webers Argumentation im Kontext des Evangelikalismus in den USA untersucht. Es werden Statistiken und Fallbeispiele zur Wirtschaftspolitik und dem Lebenswandel von Evangelikalen in den USA herangezogen.
Schlüsselwörter
Evangelikalismus, Kapitalismus, Protestantismus, Calvinismus, Prädestinationslehre, Arbeitsethik, „innerweltliche Askese“, Max Weber, Weber-These, USA, Wirtschaftsethik, Wirtschaftspolitik.
- Citar trabajo
- Thomas Rüdiger (Autor), 2019, Fördert Evangelikalismus die Entwicklung eines "kapitalistischen Geistes"?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/541105