Was die ungewollte Kinderlosigkeit in Betroffenen auslösen kann, wie eine mögliche Behandlung aussehen könnte und wie dies ethisch von verschiedenen Institutionen, Ärzten und der Bevölkerung bewertet wird oder bewertet werden kann, soll in der folgenden Arbeit thematisiert werden. Die Frauen Deutschlands werden statistisch gesehen immer älter, wenn sie ihr erstes Kind zur Welt bringen. Momentan liegt das Durchschnittsalter der Erstgebärenden bei 30,0 Jahren. Und auch, wenn die Geburtenrate in Deutschland seit 2010 wieder leicht ansteigt, lebt ein großer Teil der deutschen Bevölkerung sogar komplett kinderlos. Im Alter zwischen 30 und 50 Jahren haben 7,02 Millionen Deutsche keine Kinder. Dies beträgt 29 % der Bevölkerung (davon 22 % der deutschen Frauen und 36 % der Männer). Viele davon sind ungewollt kinderlos. Folge davon: in Deutschland gibt es mittlerweile über 100 Kinderwunschzentren und viele Ärzte, die sich auf die „Behandlung“ des unerfüllten Kinderwunsches spezialisiert haben. 2016 wurden über 17.000 Babys durch künstliche Befruchtung gezeugt, Tendenz von Jahr zu Jahr steigend.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Auswirkungen ungewollter Kinderlosigkeit
3. Das Verfahren der IVF
3.1. Ablauf und Phasen der IVF
3.2. Was geschieht mit überzähligen Embryonen?
4. Mögliche Auswirkungen der IVF
4.1. Mögliche Auswirkungen einer Kinderwunschbehandlung auf die werdenden Eltern
4.2. Mögliche Auswirkungen einer Kinderwunschbehandlung auf die Entwicklung derdurch IVF gezeugten Kinder
5. Ethischer Standpunkt der Medizin zur IVF
6. Ethischer Standpunkt der christlichen Kirchen in Deutschland zur IVF
6.1. Stellungnahme der Katholischen Kirche
6.2. Stellungnahme der Evangelischen Kirche
7. Ethischer Standpunkt der Bevölkerung in Deutschland
7.1. Erläuterung meiner Umfrage
7.2. Zu den Ergebnissen meiner Umfrage
8. Fazit
II Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung:
Die Frauen Deutschlands werden statistisch gesehen immer älter, wenn sie ihr erstes Kind zur Welt bringen. Momentan liegt das Durchschnittsalter der Erstgebärenden bei 30,0 Jahren. Und auch wenn die Geburtenrate in Deutschland seit 2010 wieder leicht ansteigt (vgl. Statistisches Bundesamt Deutsch- land,2019,https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Um- welt/Bevoelkerung/Geburten/ inhalt.html ; abgerufen am 3.12.2019) lebt ein großer Teil der deutschen Bevölkerung sogar komplett kinderlos. Im Alter zwischen 30 und 50 Jahren haben 7,02 Millionen Deutsche keine Kinder. Dies beträgt 29% der Bevölkerung (davon 22% der deutschen Frauen und 36% der Männer). Viele davon sind ungewollt kinderlos, (vgl. Wippermann, 2014, p. 5) Folge davon: in Deutschland gibt es mittlerweile über 100 Kinderwunschzentren und viele Ärzte die sich auf die „Behandlung“ des unerfüllten Kinderwunsches spezialisiert haben. 2016 wurden über 17.000 Babys durch künstliche Befruchtung gezeugt, Tendenz von Jahr zu Jahr steigend, (vgl. Deutsches IVF Register D.I.R. e.V., 2018, p.8) Was die ungewollte Kinderlosigkeit in Betroffenen auslösen kann, wie eine mögliche Behandlung aussehen könnte und wie dies ethisch von verschiedenen Institutionen, Ärzten und der Bevölkerung bewertet wird, oder bewertet werden kann, soll in der folgenden Arbeit thematisiert werden.
2. Auswirkungen der ungewollten Kinderlosigkeit
Bereits im Jahr 1967 nahm die Weltgesundheitsorganisation WHO die ungewollte Kinderlosigkeit als Krankheit mit in ihren Katalog auf (vgl. Robert-Koch- lnsitut,2004,http://www.qbe-bund.de/qbe10/abrechnunq.prc abr test lo- gon?p uid=qast&p aid=0&p kno- ten=FID&p sprache=D&p suchstring=8923.abqerufen am 3.12.2019 ) und auch, dass die gesetzlichen deutschen Krankenkassen mittlerweile einen Teil der Kosten einer Kinderwunschbehandlung tragen, also quasi ein Versicherungsschutz gegen ungewollte Kinderlosigkeit besteht, zeigt wie hoch der Leidensdruck für Paare, die ungewollt kinderlos bleiben, ist. Ein Kind zu bekommen gilt für viele als selbstverständlich, und ist aus der Lebensplanung vieler Menschen kaum wegzudenken. Die Erfüllung dieses Wunsches scheint absolut natürlich, und kaum einer macht sich darüber Gedanken, ob es denn mit dem eigenen Kind klappen könnte, oft ist lediglich der passende Zeitpunkt für die Gründung einer Familie Anlass zum Nachdenken. Stellen Paare dann fest, dass sich dieser Wunsch nicht so einfach erfüllen lässt, ist die Trauer und Verzweiflung oft sehr groß. „Diese Täuschung über die Selbstverständlichkeit der Wunscherfüllung trägt zum Ausmaß der Ent-Täuschung bei, wenn sich unerwartet keine Kinder einstellen“ (Zeller-Steinbrich, 2006, p.17). „Viele Paare, die auf die gewünschte Schwangerschaft warten müssen, erleben diese Situation als sehr schmerzlich. Leicht entsteht bei Ihnen der Eindruck, nur sie hätten mit dem Problem zu kämpfen, da das soziale Umfeld eine Schwangerschaft noch immer als natürlich empfindet“ (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, p.5). Hinzu kommt, dass ungewollte Kinderlosigkeit noch immer ein Thema ist, über das selten offen gesprochen wird. Petra Thorn, Familientherapeutin und Vorsitzende des Beratungsnetzwerks Kinderwunsch Deutschland (BKiD) sagt in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung: „Für viele ist es eine große Überwindung sich psychologische Hilfe zu holen, bevor sie kommen haben sie oftmals einen jahrelangen Leidesweg hinter sich“. (Lottritz, 2017, https://www.sueddeutsche.de/leben/unerfuellter-kinderwunsch-wenn-die- sehnsucht-nach-einem-kind-krank-macht-1.3431710, abgerufen am 28.11.2019) Paare die ungewollt kinderlos bleiben, plagen sich häufig mit Selbstvorwürfen, fragen sich ob sie etwas falsch gemacht haben und warum es gerade bei Ihnen nicht klappt. Sie empfinden Neid, beim Anblick von werdenden Müttern oder glücklichen Familien. In vielen Fällen kann dies sogar zum sozialen Rückzug des Paares führen, da ihnen ihre eigene Situation ständig vor Augen geführt wird (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, p.8.) „Manche Menschen wissen über die Ursachen nur sehr schlecht Bescheid und können aus ihrer Unwissenheit die Betroffenen mit einer unbedachten oder gar anzüglichen Bemerkung tief verletzten. Schon Aussagen wie: „Wollt ihr eigentlich keine Kinder?“ können dazu führen, dass sich das Paar zunehmend distanziert, und vielleicht sogar zu Notlügen greift, um dem Thema aus dem Weg zu gehen. Manche kapseln sich aus Angst vor unliebsamen Fragen immer mehr von Familie und Bekannten ab.“ (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, p.8). Ungewollte Kinderlosigkeit löst also tatsächlich einen sehr großen Leidensdruck bei den Betroffenen aus, kann zu Selbstzweifeln, vermindertem Selbstwertgefühl, sozialem Rückzug und großer Trauer und Verzweiflung führen. Für viele Paare bietet hier die künstliche Befruchtung den einzigen Ausweg, den sie sehen können.
3. Das Verfahren der IVF
3.1 Der Ablauf und die verschiedenen Phasen der IVF
bei diesem Verfahren werden der Frau Eizellen entnommen, welche dann außerhalb des Körpers mit den männlichen Samenzellen zusammengebracht werden. Im Embryotransfer werden die befruchteten Eizellen anschließend wiedereingesetzt. Das Verfahren der IVF besteht aus sieben Phasen, welche individuell auf die Patientin abgestimmt werden. Daher kann es vorkommen, dass die Behandlung in der Praxis leicht von dem hier nachfolgend geschilderten Behandlungsfahrplan abweicht
Phase 1: Vorbereitungsphase
Die Vorbereitung für eine IVF beginnt meist mit einer sogenannten Down-Regulierung. Diese findet in der zweiten Zyklushälfte vor dem Stimulationszyklus statt. „Durch die Gabe bestimmter Medikamente, sogenannter GnRH-Analoga, wird vorübergehend die körpereigene Produktion an Fruchtbarkeitshormonen reduziert. Ziel der Down-Regulierung ist es, einen vorzeitigen Eisprung verhindern, und den Stimulationszyklus besser steuern zu können. „Zusätzlich kann der optimale Zeitpunkt für die Auslösung des Eisprungs gewählt werden“ (Kinderwunschzentrum Ludwigsburg, https://www.kinderwunschzentrum- ludwigsburQ.de/de/ihr-weQ-zum-wunschkind/behandlungsfahrplan.html, abgerufen am 1.12.2019))
Phase 2: Stimulationsphase
Während im normalen Zyklus der Frau lediglich eine Eizelle heranwächst, ist es das Ziel einer Hormonstimulation, die Eizellreifung zu verbessern. Es sollen also mehrere Follikel (Eibläschen) zu Eizellen heranreifen. Dadurch sollen die Chancen der Behandlung erhöht werden. Die Stimulation beginnt üblicherweise zwischen dem dritten und fünften Zyklustag, und dauert zwischen elf und dreizehn Tagen. Die Hormonbehandlung kann vom Arzt durchgeführt werden, der dann jeden Tag eine bestimmte Menge Hormone in die Bauchdecke der Frau einspritzt. Mittlerweile ist es aber auch möglich, das Einspritzen nach Erklärung durch das Fachpersonal selbst zu Hause durchzuführen, (vgl. Kinderwunschzentrum Ludwigsburg, https://www.kinderwunschzentrum-ludwigsburQ.de/de/ihr-weQ-zum-wunschkind/behandlungsfahrplan.html, abgerufen am 1.12.2019)
Phase 3: Auslösen des Eisprungs
Ob die Eizellen richtig heranwachsen, wird während der Stimulationsphase von den Ärzten durch Ultraschalluntersuchungen kontrolliert. Hierbei wird darauf geachtet, wie viele Follikel sich durch die Stimulation gebildet haben, und wie groß diese jeweils sind. Auch können Blutuntersuchungen der Hormone Estradiol und Progesteron durchgeführt werden. Zeigen diese Untersuchungen eine optimale Reife der Follikel wird die Hormonbehandlung abgesetzt, und der Eisprung kann ausgelöst werden. Dies geschieht durch eine Spritze (Injektion) des Hormons HcG. (vgl. Kinderwunschzentrum Ludwigsburg, https://www.kinderwunschzentrum-ludwigsburg.de/de/ihr-weg-zum- wunschkind/behandlungsfahrplan.html, abgerufen am 1.12.2019)
Phase 4: Eizellenentnahme und Samengewinnung
35-37 Stunden nach der Auslösespritze für den Eisprung findet die Entnahme der Eizellen, die sogenannte Follikelpunktion statt. Der Eingriff wird ambulant in der Kinderwunschklinik durchgeführt, die Patientin erhält hierfür ein Schmerz- /Beruhigungsmittel, oder eine leichte Allgemeinnarkose. Hierbei werden die Follikel mit Hilfe der Ultraschalltechnik und einer feinen Nadel meist durch die Scheide der Frau gewonnen. Für die Insemination werden nun noch die Samen des Mannes benötigt. Das Paar kann selbst entscheiden, wo die Samenprobe gewonnen werden soll - entweder vor Ort in der Klinik, oder Zuhause falls der Wohnort nicht länger als 30-60 Minuten von der Kinderwunschklinik entfernt liegt, da sich die Qualität der Spermien verschlechtern kann, wenn diese nicht schnell „weiterverarbeitet“ werden (vgl. Kinderwunschzentrum Ludwigsburg, https://www.kinderwunschzentrum-ludwiqsburq.de/de/ihr-weq-zum- wunschkindZbehandlunqsfahrplan.html, abgerufen am 1.12.2019)
Phase 5: Durchführung der IVF
Nach der Punktion der Follikel werden diese im Labor für die weitere Behandlung vorbereitet. Im IVF-Verfahren wird eine gewisse Menge des aufbereiteten Spermas zu den Eizellen in eine Petrischale gegeben. Durch die gute Spermienqualität und Beweglichkeit der Samenzellen können diese selbstständig zu den Eizellen durchdringen, und es kommt zu einer Befruchtung der Eizellen. Damit sich die nun befruchteten Eizellen optimal entwickeln können, werden sie, ähnlich wie in der Gebärmutter, in einem speziellen Wärmeschrank unter gleichbleibenden Bedingungen gelagert. Ungefähr 20 Stunden nach der Insemination befinden sich die Eizellen im sogenannten Vorkernstadium. Die Vorkerne können am Folgetag im Labor unter dem Mikroskop sichtbar gemacht werden. Dabei erfolgt eine Auswahl der Eizellen, die sich für den geplanten Transfer zum Embryo weiterentwickeln sollen. Die Zahl der Eizellen ist hierbei auf 3 beschränkt. Sind mehr als drei Eizellen befruchtet worden, gibt es die Möglichkeit diese für einen späteren Versuch einzufrieren (Kryo-Transfer). Die befruchteten und nicht eingefrorenen Eizellen beginnen sich anschließend zu teilen, und entwickeln sich im Optimalfall zu den sogenannten Blastozysten. Das Blastozystenstadium ist die früheste Form des Embryos, welches bereits zwei bis fünf Tage nach der Entnahme der Eizellen erreicht ist. (Kinderwunschzentrum Ludwigsburg, https://www.kinderwunschzentrum-ludwiqsburq.de/de/ihr-weq-zum-wunschkind/behandlunqsfahrplan.html, abgerufen am 1.12.2019)
Phase 6: Embryotransfer
Haben eine oder mehrere Eizellen das Blastozystenstadium erreicht, findet der Embryotransfer statt. In einem dünnen und weichen Katheter werden die Embryonen mit ein wenig Nährflüssigkeit aufgezogen und durch die Scheide direkt in die Gebärmutter der Patientin gesetzt. Dies dauert nur wenige Minuten. Durch den Ultraschall wird die richtige Position des Katheters überprüft. “(Kinderwunschzentrum Ludwiqsburq,https://www.kinderwunschzentrum- Iudwigsburg.de/de/ihr-weq-zum-wunschkind/behandlunqsfahrplan.html, abgerufen am 1.12.2019)
Phase 7: Gelbkörperphase
Die zweite Zyklushälfte wird als Gelbkörperphase bezeichnet. Sie wird um einen frühen Hormonabfall zu verhindern durch HcG oder Progesteronspritzen unterstützt. Die Patientin sollte in dieser Zeit zwar ein weitestgehend normales Leben führen, aber sich körperlich etwas schonen, sowie starke Temperaturerhöhungen (wie z.B. bei Saunabesuchen, heißem Baden, intensives Sonnen) oder starke Kreislaufbelastungen und extreme sportliche Aktivitäten unterlassen. Zwei Wochen nach dem Transfer findet ein Schwangerschaftstest (Bluttest) statt. Ist dieser positiv und auch drei Wochen später setzt die Periode nicht ein, kann die Schwangerschaft mittels Ultraschalles klinisch bestätigt werden. “(Kinderwunschzentrum Ludwigsburg, https://www.kinderwunschzentrum- ludwiqsburq.de/de/ihr-weq-zum-wunschkind/behandlunqsfahrplan.html, abgerufen am 1.12.2019)
3.2 Was geschieht mit überzähligen Embryonen?
Laut dem deutschen Embryonenschutzgesetz von 1990 dürfen pro Befruchtungsversuch nur so viele Eizellen befruchtet werden, wie auch in einem Behandlungszyklus wieder in die Gebärmutter eingesetzt werden. Ebenfalls festgelegt ist, dass pro Versuch maximal 3 Eizellen wiedereingesetzt werden dürfen. (BGBl. I p. 2746) Doch was passiert mit den sogenannten „Überzähligen“? Denn häufig kommt es vor, dass wegen schlechter Erfolgschancen doch mehr als 3 Eizellen befruchtet werden, oder nicht alle 3 befruchteten Eizellen eingesetzt werden (können). Diese befruchteten Eizellen werden häufig erst einmal kryokonserviert, also eingefroren, um für spätere Versuche nutzbar zu sein. Dies muss allerdings aus rechtlicher Sicht noch im Vorkernstadium geschehen, also wenn die Eizelle zwar befruchtet aber noch nicht mit der Samenzelle verschmolzen ist, denn ab diesem Zeitpunkt gilt sie bereits als Embryo. Vorkernstadien dürfen nach dem Embryonenschutzgesetz jedoch in beliebiger Menge erzeugt werden. Doch häufig bleiben auch nach abgeschlossener „Behandlung“ der Eltern konservierte Vorkernstadien übrig, entweder weil die Eltern ihren Kinderwunsch beendet haben, oder bereits eine Behandlung erfolgreich war und kein weiteres Kind gewollt wird, was soll nun also mit den konservierten befruchteten Eizellen geschehen? Laut Embryonenschutzgesetz gelten sie als noch nicht schützenswert und dürfen daher legal vernichtet werden. Es gibt mittlerweile auch einen Verein der diese bereits befruchteten Eizellen an andere Kinderwunschpatienten weitervermittelt, was rechtlich jedoch eine Grauzone ist. Und auch die Forschung interessiert sich für die befruchteten Eizellen, dies ist jedoch rechtlich momentan (noch nicht?) zulässig, (vgl. Arp, 2017, https://www.deutschlandfunk.de/embryonenschutzqesetz-noch-auf-der-hoehe-der- zeit.724.de.html?dram:article id=387622, abgerufen am 29.11.2019)
4 Mögliche Auswirkungen von künstlicher Befruchtung
4.1 Mögliche Auswirkungen einer Kinderwunschbehandlung auf die werdenden Eltern
Eine Kinderwunschbehandlung kann in vielerlei Hinsicht sehr belastend sein. Der Einzelne kann sich emotionalen, finanziellen sowie körperlichen Belastungen ausgesetzt fühlen, und auch die Partnerschaft des Paares kann durch die Zeit des unerfüllten Kinderwunsches beziehungsweise während einer Kinderwunschbehandlung sehr auf die Probe gestellt werden. In einer Studie zur Kinderlosigkeit des Deltainstituts gaben demnach auch 58% der Befragten an, dass sie die Belastungen die eine Kinderwunschbehandlung mit sich bringt, für sich persönlich unterschätzt hätten. 47% gaben außerdem an, dass die Behandlung sie großen finanziellen Belastungen ausgesetzt habe. Auch die körperliche Belastung spielte für 32% der Befragten eine Rolle. Am schwersten wog jedoch die emotionale Belastung. 62% aller Befragten empfanden die Zeit der Behandlung als emotional belastend, fast die Hälfte der 142 Befragten (45%) waren nach den erfolglosen Versuchen sehr verzweifelt und 39% fühlten sich während der Behandlungsphasen sehr hilflos. Erschreckenderweise wurden jedoch nur 43% der Befragten auf die Möglichkeit einer psychosozialen Beratung hingewiesen, allerdings nahmen während den Behandlungen lediglich 3% der Patienten diese in Anspruch, 5% der Patienten nutzte diese Möglichkeit nach der erfolglosen Kinderwunschbehandlung. 21% der Befragten gaben an ihr zuständiger Arzt habe sie selbst psychosozial beraten. Für gut ein Drittel der Befragten hatte auch die Partnerschaft während der Behandlung (30%) oder nach der erfolglosen Behandlung (27%) unter den Belastungen der Behandlungen gelitten, (vgl. Wippermann, 2014, p.127) Zusammengefasst kann man also sagen, dass sich Menschen, mit unerfülltem Kinderwunsch sehr starken Belastungen ausgesetzt fühlen, und diese auch während der Behandlungszeit der künstlichen Befruchtung erleben.
4.2 Mögliche Auswirkungen auf die Entwicklung eines durch IVF- gezeugten Kindes
Bisher ging man davon aus, dass die Methode der IVF für die dadurch entstandenen Kinder völlig unbedenklich sei, und diese genau so gesund sind wie alle anderen (auf natürlich gezeugte Weise) Kinder auch. Einige Studien scheinen nun aber ernste Zweifel an dieser Annahme hervorzurufen. „Schon 2012 hatte sich in einer ersten Studie gezeigt (Circulation: Scherrer et al., 2012), dass die Gefäße von „Petrischalenkindern“ vorzeitig gealtert waren“ (Simmank, 2018 https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-09/kuenstliche-befruchtung- zeugung-kinderwunsch-fortpflanzung-kinder-gesundheit, abgerufen 25.11.2019 ) Mit dieser Annahme entstand im September 2017 eine Folgestudie im Inselspital Bern in der Schweiz. Die Forscher und Ärzte versuchten nun diese These zu beweisen oder zu widerlegen. Fünf Jahre nach der ersten Studie überprüften die Studienforscher die Gefäßfunktionen bei 54 jungen, scheinbar gesunden Teilnehmern, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden sowie bei 43 Teilnehmern, die auf natürliche Weise gezeugt wurden. Als Methode zur Überprüfung wurde ein ambulanten 24h-Blutdruckmonitoring gewählt. Das Ergebnis des Blutdruckmonitorings ergab, dass sich die vaskuläre Alterung nicht verwachsen hatte, sondern weiterhin fortbestand. 8 der 52 Teilnehmer, die durch IVF-gezeugt wurden, wiesen erhöhte Blutdruckwerte auf, während lediglich einer, der 42 Teilnehmer aus der Kontrollgruppe, die Kriterien der arteriellen Hypertonie aufwies. (vgl. Journal oft he American College of Cardiology, 2018, http://www.onlineiacc.org/content/72/11/1267, abgerufen am 25.11.2019) Die Schlussfolgerung der Studienforscher war eindeutig: Das, durch die künstliche Befruchtung hervorgerufene, vorzeitige vaskuläre Altern besteht bei scheinbar gesunden Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne andere nachweisbare klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren fort und führt zu arterieller Hypertonie. (vgl. Journal of the American College of Cardiology, 2018, http://www.onlineiacc.orQ/content/72/11/1267, abgerufen am 25.11.2019) ) Ein weiteres Risiko wurde festgestellt, das jedoch nicht grundsätzlich mit der Zeugungsart an sich im Zusammenhang steht: da bei der IVF häufig nicht nur ein sondern zwei Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt werden, kommt es bei der IVF vermehrt zu Zwillingsschwangerschaften, welche im Schnitt für Mutter und Kind gefährlicher sind. (Simmank, 2018 https://www.zeit.de/wissen/qesundheit/2018-09/kuenstliche-befruchtunq- zeugung-kinderwunsch-fortpflanzung-kinder-gesundheit, abgerufen 25.11.2019 ) „Anders sieht es mit den Fehlbildungen aus, Studien legen nahe, dass Kinder die durch künstliche Befruchtung entstanden sind, etwas häufiger Herzfehler oder Fehlbildungen der Gliedmaßen haben (Cinical and Molecular Teratology: Källen et al., 2010 & American Society for Reproductive Medicine: Wen et al., 2012)“ (Simmank, 2018 https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018- 09/kuenstliche-befruchtung-zeugung-kinderwunsch-fortpflanzung-kinder- gesundheit, abgerufen 25.11.2019 ) Als Beispiel sollen hier die Ergebnisse einer Studie herangezogen werden, die ebenfalls von Dr. Urs Scherrer und seinem Team im Inselspital Bern durchgeführt wurde. Die Studie ging davon aus, dass angeborene Fehlbildung bei Menschen die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, häufiger auftreten, als bei auf natürliche Weise gezeugten Menschen. Um diese Aussage zu verifizieren oder zu widerlegen wurden alle bis September 2011 veröffentlichten Studien mit Daten über Fehlbildungen bei Kindern, die durch IVF und ICSI gezeugt wurden, im Vergleich zu spontan gezeugten Kindern, auf ihre Tauglichkeit für die zu beweisende These hin überprüft. Von den 925 überprüften Studien kamen letztendlich 46 in Frage, deren Einzeldaten die Forscher in Bern nun miteinander verglichen. Nach der eingehenden Untersuchung aller Daten kamen die Forscher zu der Schlussfolgerung, dass Kinder die durch IVF und/oder ICSI gezeugt wurden, einem deutlich er höhten Risiko für angeborene Fehlbildung (v.a. Herzfehler) ausgesetzt sind. Es gibt keinen Risikounterschied zwischen Kindern die durch IVF oder ICSI gezeugt wurden, (vgl. American Society for Reproductive Medicine, 2012, https://www.fertstert.org/article/S0015-0282(12)00287-7/fulltext abgerufen am 26.11.2019)
5 Ethischer Standpunkt der Medizin zur IVF
Schon sehr früh entwickelten Ärzte eine eigene Ethik, die den praktizierenden Ärzten helfen sollte, ihr medizinisches Handeln daran zu orientieren und zu begründen. Bereits im 4./5. Jahrhundert vor Christus formulierte der griechische Arzt Hippokrates, den sogenannten Hippokratischen Eid. Der daraus vom Weltärztebund verfasste Ableger, das 1948 formulierte Genfer Ärztegelöbnis, ist noch heute für alle Ärzte verpflichtend. Es besagt, „die Gesundheit und das Wohlergehen meiner Patientin oder meines Patienten werden mein oberstes Anliegen sein. Ich werde die Autonomie und die Würde meiner Patientin oder meines Patienten respektieren.“ (Generalversammlung des Weltärztebundes, 2017, https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user upload/downloads/pdf- Ordner/International/Deklaration von Genf DE 2017.pdf abgerufen am 27.11.2019) . Daraus kann also gefolgert werden: Sofern der unerfüllte Kinderwunsch eines Paares die Gesundheit und das Wohlergehen desselben negativ beeinflusst, beziehungsweise beeinträchtigt, hat der Arzt das Recht und die Pflicht dem betreffenden Paar zu helfen. Dass ein unerfüllter Kinderwunsch dem Wohlergehen des Patienten nachträglich sein kann, wurde bereits in Kapitel 2 dieser Hausarbeit entsprechend ausgeführt. Ein weiterer Beleg dafür, dass unerfüllter Kinderwunsch als Leiden anerkannt ist, und die Behandlung dagegen also ethisch gerechtfertigt werden kann, liefert ein Artikel aus Pflege und Gesellschaft aus dem Jahr 2006: „Seit 1990 übernimmt die gesetzliche Krankenkasse regulär die Behandlungskosten für derartige Maßnahmen. In seiner aktuellen Version (nach dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz) sieht der § 27a SGBV folgende Bedingungen vor: Ein Paar, das behandelt werden möchte, muss verheiratet sein; es hat drei Versuche; es dürfen ausschließlich Ei- und Samenzellen der Ehegatten verwendet werden, die Frau darf 25 bis 40 Jahre, der Mann 25 bis 50 Jahre alt sein; Voraussetzung ist ferner eine ärztliche Beratung über die verschiedenen Behandlungsarten und ihre Risiken sowie die Vorlage eines Behandlungsplans bei der Krankenkasse. Die Krankenkasse übernimmt die Hälfte der Behandlungskosten. Die ungewollte Kinderlosigkeit ist also quasi als „Krankheit“ anerkannt worden.“ (Saborowski, 2006, p.312)
6. Ethischer Standpunkt der christlichen Kirchen in Deutschland zur IVF
6.1 Stellungnahme der Katholischen Kirche in Deutschland
„Um von einer wirklichen guten Wissenschaft sprechen zu können, muss diese das menschliche Leben respektieren, weil sie sonst gegen den Menschen arbeitet und ihn zerstört. Nicht alles was technisch machbar ist, ist auch ethisch gut.“ (Haas, 1997, http://www.kath-info.de/invitro.html, abgerufen am 18.11.2019) . Die katholische Kirche sieht die Methoden der künstlichen Befruchtung sehr kritisch und steht ihnen eher ablehnend gegenüber. Dies hat sowohl mit der Entstehung des Embryos an sich zu tun, als auch damit, was mit den „überschüssigen“ Eizellen geschieht. Durch die Entstehung im Labor sieht die katholische Kirche keine Fortpflanzung in der Entstehung des Embryos, sondern lediglich eine maschinelle Produktion. „Ein Produkt ist immer einer Qualitätskontrolle durch den Erzeuger unterworfen, was nicht dem Standard entspricht, wird verworfen. Das Produkt steht unter dem Erzeuger. Für einen Menschen ist es gegen seine Würde „produziert“ zu werden“ (Haas, 1997, http://www.kath-info.de/invitro.html, abgerufen am 18.11.2019). Weiterhin führt der Artikel aus, dass ein Kind ein Geschenk der Hingabe aus dem geschlechtlichen Akt der Liebe von Mann und Frau sei, und somit von gleicher Würde als menschliches Wesen, (vgl. Haas, 1997, http://www.kath-info.de/invitro.htmI, abgerufen am 18.11.2019). Die katholische Kirche sieht zwar den legitimierten Wunsch eines Paares nach einem Kind, spricht ihnen aber das „Recht auf ein Kind“ ab. (vgl. Haas, 1997, http://www.kath-info.de/invitro.html, abgerufen am 18.11.2019) . Und während die Medizinethik hauptsächlich das Recht auf Autonomie und das Wohlergehen der Patienten, sprich des (zukünftigen) Elternpaars im Blick hat, durch das sie ihr Handeln begründet, richtet die Katholische Kirche ihr Augenmerk auch auf das Recht des ungeborenen Kindes und führt wie folgt aus: „Das Kind hat ein Recht darauf, in der Gemeinschaft von Mann und Frau, in der ehelichen Liebe gezeugt und nicht als Produkt eines Technikers am Labortisch ins Leben gerufen zu werden. Die IVF ersetzt den ehelichen Akt durch die Handlung einer dritten Person, des Labortechnikers, und verletzt so die Würde des Kindes und des Paares“ (Haas, 1997, http://www.kath- info.de/invitro.html, abgerufen am 18.11.2019). Im Jahr 2010 verurteilte der Vatikan die Vergabe des Medizinnobelpreises an Robert Edwards, den Erfinder der In-Vitro-Fertilisation (vgl. Reiman, 2010 https://www.evangelisch.de/inhalte/101919/07-10-2010/kuenstliche- befruchtung-position-der-ekd-ueberdenkenabgerufen am 18.11.2019). Papst Benedikt bezeichnete die künstliche Befruchtung im Jahr2012 als arrogant, und warnte vor einer „Faszination von künstlicher Zeugungstechnologie“ (HNA, 2012, https://www.hna.de/welt/papst-kuenstliche-befruchtung-istarrogant-zr- 1615203.html). Und auch Papst Franziskus verurteilte die künstliche Befruchtung als Akt der Manipulation des Lebens, (vgl. Papstbotschaft, 2016, https://www.domradio.de/themen/papst-franziskus/2016-04-08/die- papstbotschaft-zu-ehe-und-familie , abgerufen am 18.11.2019), er schrieb hierzu: „Verfallen wir nicht der Sünde, den Schöpfer ersetzen zu wollen! Wir sind Geschöpfe, wir sind nicht allmächtig. Die Schöpfung geht uns voraus und muss als Geschenk empfangen werden.“ (Papstbotschaft, 2016, https://www.domradio.de/themen/papst-franziskus/2016-04-08/die- papstbotschaft-zu-ehe-und-familie , abgerufen am 18.11.2019)
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