Auf der ganzen Welt werden Massenmedien immer mehr zum Zentrum politischer Prozesse. Dadurch erhalten sie eine besondere Vermittlungsfunktion zwischen Staat und Gesellschaft. Allerdings birgt jeder Vermittler die Gefahr, dass Sachverhalte, die weitergeben werden sollen verfälscht und in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Also ist zu prüfen, ob die Massenmedien auf die eine oder andere Art Einfluss auf Staat oder Gesellschaft haben.
Es gibt sowohl von Seiten der Öffentlichkeit, vom politischen System als auch von den Medien selbst unterschiedliche Interessen, die auf die politische Berichterstattung einwirken. Es stellt sich die Frage, welche dieser Interessen sich in Ecuador, einem Land der Dritten Welt, mit seinen speziellen Strukturen in der Medienlandschaft, durchsetzten können. Um diese Frage besser erörtern zu können, will ich zunächst die Struktur der ecuadorianischen Medienlandschaft darstellen, und zeigen, in wie weit sich diese von dem unterscheidet, was uns aus der deutschen Medienlandschaft bekannt ist.
Für die meisten Bürger sind Informationen aus den Medien oft die einzige Basis für seine politischen Handlungen. Daher versuchen Politiker und Mediengestalter über die Medien ihren Einfluss bei der Masse geltend zu machen. Besonders entscheidend wird dieser Einfluss in Situationen, in denen der Bürger politische Handlungen vollziehen kann, also z.B. wählen darf. Aus diesem Grund werde ich am Beispiel der Präsidentschaftswahlen von 1998 den Einfluss der Medien auf den Wahlkampf betrachten.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Definition der wichtigsten Begriffe
II.1. Massenmedien
II.2. Politik
II.3. Öffentliche Meinung
III. Medienlandschaft in Ecuador
III.1. Rechtliche Grundlagen der Massenmedien
III.2. Zeitungen
III.3. Fernsehen
III.4. Radio
IV. Politisches System in Ecuador
V. Einfluss der Medien auf die Politik am Beispiel
der Präsidentschaftswahlen von 1998
V.1. Rechtliche Grundlagen der Wahlen
V.2. Wahlkampf 1998
VI. Fazit
I. Einleitung
Auf der ganzen Welt werden Massenmedien immer mehr zum Zentrum politischer Prozesse. Dadurch erhalten sie eine besondere Vermittlungsfunktion zwischen Staat und Gesellschaft. Allerdings birgt jeder Vermittler die Gefahr, dass Sachverhalte, die weitergeben werden sollen verfälscht und in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Also ist zu prüfen, ob die Massenmedien auf die eine oder andere Art Einfluss auf Staat oder Gesellschaft haben.
Es gibt sowohl von Seiten der Öffentlichkeit, vom politischen System als auch von den Medien selbst unterschiedliche Interessen, die auf die politische Berichterstattung einwirken. Es stellt sich die Frage, welche dieser Interessen sich in Ecuador, einem Land der Dritten Welt, mit seinen speziellen Strukturen in der Medienlandschaft, durchsetzten können. Um diese Frage besser erörtern zu können, will ich zunächst die Struktur der ecuadorianischen Medienlandschaft darstellen, und zeigen, in wie weit sich diese von dem unterscheidet, was uns aus der deutschen Medienlandschaft bekannt ist.
Für die meisten Bürger sind Informationen aus den Medien oft die einzige Basis für seine politischen Handlungen. Daher versuchen Politiker und Mediengestalter über die Medien ihren Einfluss bei der Masse geltend zu machen. Besonders entscheidend wird dieser Einfluss in Situationen, in denen der Bürger politische Handlungen vollziehen kann, also z.B. wählen darf. Aus diesem Grund werde ich am Beispiel der Präsidentschaftswahlen von 1998 den Einfluss der Medien auf den Wahlkampf betrachten.
I. Definition der wichtigsten Begriffe
Zum besseren Verständnis der drei zentralen Begriffe Massenmedien, Politik und Öffentliche Meinung, will ich meine Arbeit mit einer kurzen Definition dieser Begriffe beginnen.
I.1 . Definition des Begriffes Massenmedien
Laut dem Sachwörterbuch der Politik[1] ist der Begriff Massenmedien definiert, als Sammelbegriff aller Medien, die eine große Menschenmenge, eine Masse, mit Hilfe technischer Mittel auf schriftlichem, bildlichem oder akustischem Weg erreichen. Gemeint sind insbesondere Medien wie Zeitungen, Internet, Zeitschriften, Filme, Rundfunk, Schallplatten, Tonbänder, Plakate, Flugblätter und Bücher.
Massenmedien gelten als typische Form der Massenkommunikation, auch wenn die Kommunikation nur in eine Richtung, vom Sender zum Empfänger verläuft und nicht umgekehrt. Sie haben eine Informations- und eine Publizitätsfunktion, d. h. sie sammeln und verarbeiten Informationen und stellen Öffentlichkeit her. Viele Leute sehen in ihnen das wichtigste Mittel zur Bildung der Öffentlichen Meinung.
Da die Anzahl der verschiedenen Medienarten sehr umfangreich ist, würde eine umfassende Betrachtung aller Medien und ihres Einflusses auf die Politik in Ecuador für die vorliegende Arbeit zu umfangreich werden. Daher will ich mich im Folgenden auf die für Ecuador wichtigsten Medien Zeitung, Fernsehen und Radio beschränken.
I.2 . Definition des Begriffes Politik
Unter Politik versteht man alle Handlungen zur Gestaltung des öffentlichen Lebens und der Staatstätigkeit. Handeln können der Staat selbst, bestimmte Gruppierungen und Interessensverbände oder auch Einzelpersonen. Erklärtes Ziel ist es die eigene Macht zu vergrößern, um die staatlich Herrschaft zu beeinflussen oder zu lenken.[2]
Geregelt wird dieser Prozess durch Regeln, Gesetze und Traditionen, die in modernen Rechtsstaaten in einer Verfassung zusammengefasst sind.[3]
I.3 . Definition des Begriffes Öffentliche Meinung
Die öffentliche Meinung besteht aus der Gesamtheit aller Meinungen einzelner Personen, die ausdrückt, was das Volk will und denkt[4]. Sie ist geprägt von den Wertvorstellungen, die zur jeweiligen Zeit am jeweiligen Ort aktuell sind.
Massenmedien sind wichtig für die Bildung der Öffentlichen Meinung, denn sie verfügen über die Möglichkeit, einzelne Äußerungen zu kanalisieren, zu vervielfältigen und zu veröffentlichen. Die Besitzer der Medien scheinen einen ganz besonderen Einfluss auf die Meinungsbildung ausüben zu können.[5] Starken Einfluss haben außerdem Meinungen von Gruppen, die in der Öffentlichkeit besonderes Ansehen genießen, wie z.B. Parteinen oder Kirchen.[6]
II. Medienlandschaft in Ecuador
Im folgenden Kapitel will ich beginnen, die Medienlandschaft Ecuadors zu skizzieren. Beleuchten werde ich dafür zunächst die rechtlichen Grundlagen und danach die aktuelle Lage der Medien Zeitung, Fernsehen und Radio.
II.1 . Rechtliche Grundlagen der Massenmedien
Unter Präsident Eloy Alfaro wurde den Bürgern in der Verfassung von 1897 zum ersten Mal Presse- und Meinungsfreiheit garantiert. Diese wurde in der Folgezeit mehrmals über längere Zeiträume hinweg außer Kraft gesetzt, während das Land mit Ausnahmezustandsgesetzen regiert wurde und die Medien staatlicher Zensur unterworfen waren.
In der ersten demokratischen Verfassung des Landes von 1979 wird jedem Bürger durch den Artikel 19.4
„das Recht“ garantiert, „seine Meinungen und Gedanken
durch jedes Mittel der sozialen Kommunikation frei zu äußern.“[7]
Es gibt allerdings gewisse Einschränkungen der Pressefreiheit von staatlicher Seite, denn obwohl es kein ausformuliertes Presserecht gibt, existieren Gesetze zur Kontrolle der Medien. Die meisten beziehen sich auf die, 1972 gegründete Informationsbehörde Secretaría Nacional de Información Pública (SENDIP), die oberste Kontrollinstanz der Medien. In diesen Gesetzen wird u.a. geregelt, dass alle in Ecuador veröffentlichten Druckerzeugnisse bei der SENDIP registriert sein müssen. Die Behörde ist berechtigt in allen Printmedien Berichte der Regierung ab zu drucken, wenn diese nicht mehr als 2% des jeweiligen Exemplars betragen. Auch Radio und Fernsehen müssen Ansprachen des Präsidenten in nationaler Gleichschaltung senden. Eine weitere Aufgabe der SENDIP ist die Überwachung der Kopien aller politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Programme, die die Fernseh- bzw. Radiosender zu diesem Zweck bis 2 Wochen nach Sendetermin in ihren Archiven aufbewahren müssen.
Weiteres Steuerungsinstrument des Staates ist das Gesetz zu Berufsausübung des Journalismus. Seit 1977 ist im Ley de Ejercicio Profesional del Periodista festgelegt, dass nur der eine Festanstellung in einer Medienanstalt bekommt, der ein Hochschulstudium der Kommunikationswissenschaft erfolgreich abgeschlossen hat. Außerdem regelt dieses Gesetz den Schutz der Informanten und den Zugang zu Regierungsdokumenten und ähnlichen Informationen. Ebenfalls seit 1977 existiert der Journalistenverband Federación Nacional de Periodistas (FENAPE), in dem alle publizierenden Journalisten Mitglied sein müssen.
Auffallend ist, dass den ecuadorianischen Medien, anders als in Deutschland, durch die Mediengesetzgebung weder ein Informationsauftrag noch Vorgaben in Bezug auf die gleichmäßige Repräsentation der verschiedenen Bevölkerungsschichten erteilt werden.[8]
II.2 . Zeitungen
Die meisten der ca. 36 Tageszeitungen Ecuadors sind in Besitz von Privatleuten. Fast die Hälfte wurde erst in den 80-er Jahren gegründet und nur die Zeitungen El Universo (gegründet 1921), El Telégrafo (gegründet 1884) und El Comercio (gegründet 1906) haben bereits wie die deutsche Tageszeitung Die Zeit (gegründet 1946) eine etwas längere Firmengeschichte vorweisen.
Die Besitzer der Zeitungen stammen meist aus der gehobenen Schicht und haben relativ großen Einfluss auf Politik und Wirtschaft. Daher werden die ecuadorianischen Medien als ein der wichtiges Instrument dafür angesehen, dass die Besitzer ihre politische Meinung oder ihre wirtschaftlichen Interesse in der Öffentlichkeit durchsetzen können.
Auffällig ist, dass sich eine Familie, die in Besitz einer Zeitung ist, in den meisten Fällen nicht auf das Zeitungswesen konzentriert, sondern auch in andere Medientypen wie z.B. Radio, Fernsehen oder Kino und besonders in zuliefernden Industrien wie z.B. Papier- und Druckindustrie investiert, um sich ein Medienmonopol zu sichern. Solche Monopole können gezielt den Aufbau alternativer Medien behindern und erschweren, indem sie zu Werbeboykotten gegen die Konkurrenten aufrufen oder diese effektiv von ihren Zulieferern abschneiden.[9]
Der Gesamtumfang der Zeitungen variiert stark, je nach dem, ob man ein lokales, regionales oder nationales Blatt vor sich hat. Im Durchschnitt beträgt der Umfang bei lokalen Zeitungen zwischen 4 und 20 Seiten, bei regionalen zwischen 10 und 30 Seiten und auf nationaler Ebene umfassen die Zeitungen ungefähr 40 Seiten. An den Wochenenden sind sowohl Auflagezahlen als auch Seitenanzahl der Zeitungen umfangreicher und oft erhält der Kunde zusätzlich so genannte Suplementos[10]. Auf lokaler und regionaler Ebene werden insgesamt eher geringe Auflagezahlen erreicht, nationale Blätter erscheinen in höheren Auflagen.
Es lässt sich eine starke Konzentration der Zeitungen auf die Städte feststellen, da die Analphabetenquote hier geringer ist als auf dem Land. An dieser Tatsache ist deutlich ersichtlich, dass sich die Printmedien in Ecuador nur an ein Elite-Publikum richten können.[11]
Nur fünf Zeitungen geben selbst an, nationale Verbreitung zu erreichen, was nicht bedeutet, dass im ganzen Land Exemplare erhältlich sind, da der Zustand der Verkehrswege eine Auslieferung nicht immer zulässt, nicht überall genügend Lesern vorhanden sind und viele der armen Familien sich den Erwerb einer Zeitung auf Dauer nicht leisten können.
Die inhaltlichen Unterschiede zwischen der lokalen und regionalen Presse sind gering. In den lokalen Zeitungen wird hauptsächlich über lokale Ereignisse und kaum über Themen regionalen, nationalen oder internationalen Interesses berichtet. Auch auf regionaler Ebene ist vor allem die Sportberichterstattung Themenschwerpunkt. Nationale Politik und internationale Berichte werden angesprochen, sind aber von geringem Interesse. Der Aufbau der nationalen Zeitungen orientiert sich stark an den Zeitungen der USA. Berichtet wird von Ereignissen der nationalen und internationalen Politik. Ferner verfügen sie über einen Meinungsteil, in dem Kommentare und Leserbriefe von Privatpersonen abgedruckt werden.
Finanziert werden die Tageszeitungen ausschließlich über den Verkaufspreis und durch Werbeanzeigen. Die Menge der Anzeigen in lokalen Zeitungen ist relativ gering, da die Produktions- und Vertriebskosten hier nicht so hoch sind. Bei regionalen Blättern findet man mehr Werbung und auf nationaler Ebene ist es gängig, dass über die Hälfte der Zeitung aus Werbeanzeigen bestehen. Verkauft werden die Zeitungen am Kiosk oder durch Straßenverkäufer. Abonnements sind im ganzen Land eher unüblich.[12]
[...]
[1] Beck, Reinhart: Sachwörterbuch der Politik, 2.Auflage, Stuttgart 1986, S. 583 – 584.
[2] Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie, 1993 – 1998, Version 7.0.33.0000.
[3] Beck, Reinhart: Sachwörterbuch der Politik, 2.Auflage, Stuttgart 1986, S. 726.
[4] Brunner Ried, José Joaquín: Comunicación y política en la sociedad democrática in: Contribuciones 2/96, Buenos Aires 1996, S. 7-18.
[5] Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie, 1993 – 1998, Version 7.0.33.0000.
[6] Beck, Reinhart: Sachwörterbuch der Politik, 2.Auflage, Stuttgart 1986, S. 665 – 666.
[7] Zwermann, Beate: Massenmedien in Ecuador in: Wilke, Jürgen: Massenmedien in Lateinamerika. Chile, Costa Rica, Ecuador, Paraguay, 3 Bde., 2.Auflage, Frankfurt a. M. 1994, S.151.
[8] Ebd. S. 151 – 155.
[9] Ebd. S. 160 – 164.
[10] Suplementos: Zusatzhefte zu bestimmten Themen. Sie sollen Hintergrundinformation bieten und bestimmte Sachverhalte allgemein verständlich erklären. Häufig werden sie als Bildungs- und Erziehungsmaßnahmen deklariert und enthalten dann vor allem viele Beiträge für Kinder.
[11] Grossenbacher, René: Journalismus in Entwicklungsländern. Medien als Träger des Sozialen Wandels, Köln, Wien, Böhlau 1988, S.61.
[12] Zwermann, Beate: Massenmedien in Ecuador in: Wilke, Jürgen: Massenmedien in Lateinamerika. Chile, Costa Rica, Ecuador, Paraguay, 3 Bde., 2.Auflage, Frankfurt a. M. 1994, S. 155 – 162 .
- Quote paper
- Isabel Carrión (Author), 2001, Medien und Politik in Lateinamerika am Länderbeispiel Ecuador, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54034
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