1. Einleitung / Husserls deskriptive Phänomenologie
In seiner Antrittsvorlesung ,,die reine Phänomenologie, ihr Forschungsgebiet und ihre Methode" (1906), geht es Husserl darum, die ,,reine Phänomenologie" als eine neue philosophische Grundwissenschaft zu begründen. Eine wesentliche Konstituente seiner Phänomenologie1 ist dabei der ,,Phänomen-Begriff", wobei er mit dem Begriff des Phänomens die Erscheinung eines Objekts im Bewusstsein bezeichnet. Husserl bezieht sich auf die traditionelle philosophische Auslegung des Phänomen-Begriffs (von gr. ,,phaenomenon", die Erscheinung ) wonach ein Phänomen ein, dem erkennenden Bewusstsein Erscheinendes ist, ohne jedoch dabei auf den Kantischen Dualismus von ,,Phaenomena" (den Erscheinungen) und den ,,Noumena" (den Dingen an sich) zu rekurrieren. Das Phänomen im Denken Husserl ist als solches, vielmehr der, dem anschauenden Bewusstsein inhärente Gehalt, der Bewusstseinsgegenstand, d.h. das sinnlich Vorgestellte, welches auch als eine phänomenale Einheit der Gegenstand der ,,eidetischen Wesenschau" ist. Der Begriff des ,,Phänomens" umfasst aber auch die Bewusstseinsregion als solche, mit ihren unterschiedlichen Phänomenen, Bewusstseinsmodi und den jeweiligen Konstituenten des Bewusstseins wie bspw. den Bewusstseinsakten mit den unterschiedlichen Aktqualitäten des Wollens, Begehrens, oder aber den ,,hyletischen" (von gr. ,,Hyle", d.h. Stoff, Form, d.h. in diesem Falle den Empfindungsdaten) Daten des Fühlens etc.. Die Phänomenologie ist als eine philosophische Disziplin eine Wissenschaft von jeglichen Arten von Gegenständen, insofern diese die Gegenstände des Bewusstseins sind. Da die Phänomenologie auch eine Wissenschaft vom Bewusstsein, seiner Leistung, seiner Gegenstände und seiner Konstituenten ist, divergiert sie nach Husserl auch von den sogenannten Tatsachenwissenschaften, den objektiven Wissenschaften von den Objekten. Diesen unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen entsprechen nicht nur unterschiedliche Gegenstandsbereiche, sondern auch unterschiedliche Arten der Erfahrung.
[...]
_____
1 Zu Husserls deskrpitiver Phänomenologie siehe Rinofner- Kreidl, Husserl, Zeitlichkeit und Intentionalität, 2. Kap.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung / Husserls deskriptive Phänomenologie
- 2. Husserls Bewusstseinsbegriff
- 3. Die Intentionalität des Bewusstseins
- 4. Zur Noesis und zum Noema
- 5. Die Aktmaterie und die Aktqualität
- 6. Der einheitliche Erlebnisstrom des Bewusstseins
- 7. Zur Motivation des Bewusstseins
- 8. Zum Bereich der Anschauung
- 9. Die Bedeutungsintention und die Bedeutungserfüllung
- 10. Zur Immanenz bzw. zur Transzendenz des Bewusstseinsakts
- 11. Die phänomenologische Reduktion bzw. die transzendentale Epoche
- 12. Analogie der phänomenologischen Reduktion Husserls zur Descarteschen Methode des Zweifels
- 13. Zum Begriff des „objektivierenden Akts“
- 14. Zur eidetischen Variation und zur phänomenologischen Wesenschau
- 15. Das innere Zeitbewusstsein
- 16. Konstitution der Intersubjektivität
- 17. Das Sein des Bewusstseins und das Sein der Realität
- 18. Die Tatsache und das Wesen
- 19. Schlussbemerkung
- 20. Zur Biographie E. Husserls
- 21. Nachsatz zu F. Brentano und R. Descartes
- 22. Quellenangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den Intentionalitätsbegriff im Kontext der Phänomenologie Edmund Husserls. Ziel ist es, Husserls Verständnis von Intentionalität und Bewusstsein zu analysieren und seine methodischen Ansätze zu beleuchten.
- Husserls deskriptive Phänomenologie und ihre Methode
- Der Begriff des Bewusstseins bei Husserl
- Intentionalität als konstitutives Merkmal des Bewusstseins
- Die Rolle der eidetischen Variation und phänomenologischen Reduktion
- Das Verhältnis von Bewusstsein und Realität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung / Husserls deskriptive Phänomenologie: Die Einleitung führt in Husserls Phänomenologie ein, wobei der "Phänomen-Begriff" als Erscheinung eines Objekts im Bewusstsein zentral ist. Im Gegensatz zum kantischen Dualismus versteht Husserl das Phänomen als den dem Bewusstsein inhärenten Gehalt. Die Phänomenologie wird als deskriptive Methode vorgestellt, die sich auf die "Eidetik" (Wesensgewinnung) und die phänomenologische Reduktion stützt. Im Unterschied zu den objektiven Wissenschaften betont Husserl die subjektive Erfahrung und die reine Beschreibung des Wesens von Bewusstseinsakten.
2. Husserls Bewusstseinsbegriff: Dieses Kapitel beleuchtet Husserls Verständnis von Bewusstsein. Zentral ist die Frage, wie wahrgenommene, phantasierte oder erinnerte Gegenständlichkeit durch Modifikationen und Sinngebungen des Bewusstseins konstituiert wird. Husserls Ziel ist die deskriptive Wesenslehre der intentionalen Korrelate (Gegenstände des Bewusstseins) innerhalb der phänomenologischen Reduktion und Wesensschau.
Schlüsselwörter
Phänomenologie, Edmund Husserl, Intentionalität, Bewusstsein, Eidetik, phänomenologische Reduktion, Wesenschau, Intentionalität, Bewusstseinsakt, transzendentale Epoche.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Husserls deskriptive Phänomenologie"
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit analysiert den Intentionalitätsbegriff im Kontext der Phänomenologie Edmund Husserls. Sie untersucht Husserls Verständnis von Intentionalität und Bewusstsein und beleuchtet seine methodischen Ansätze. Die Arbeit umfasst eine umfassende Darstellung der Phänomenologie Husserls, einschließlich seiner Methode, des Bewusstseinsbegriffs, der Intentionalität und des Verhältnisses von Bewusstsein und Realität.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende zentrale Themen: Husserls deskriptive Phänomenologie und ihre Methode, Husserls Bewusstseinsbegriff, Intentionalität als konstitutives Merkmal des Bewusstseins, die Rolle der eidetischen Variation und phänomenologischen Reduktion, sowie das Verhältnis von Bewusstsein und Realität. Weitere Aspekte umfassen die Noesis und das Noema, Aktmaterie und Aktqualität, den einheitlichen Erlebnisstrom des Bewusstseins, die Bedeutungsintention und -erfüllung, Immanenz und Transzendenz des Bewusstseinsakts, die phänomenologische Reduktion, den objektivierenden Akt, die innere Zeit und die Konstitution der Intersubjektivität.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in 22 Kapitel, beginnend mit einer Einleitung zu Husserls deskriptiver Phänomenologie und endend mit einer Quellenangabe. Zwischen diesen Kapiteln werden verschiedene Aspekte des Bewusstseins, der Intentionalität und der phänomenologischen Methode detailliert behandelt. Ein Kapitel ist der Biographie Husserls und ein weiteres den Philosophen Brentano und Descartes gewidmet.
Welche Methode verwendet Husserl?
Husserl verwendet die deskriptive Phänomenologie als Methode. Diese basiert auf der "Eidetik" (Wesensgewinnung) und der phänomenologischen Reduktion. Im Gegensatz zu objektiven Wissenschaften konzentriert sich Husserl auf die subjektive Erfahrung und die reine Beschreibung des Wesens von Bewusstseinsakten. Die phänomenologische Reduktion, vergleichbar mit der Cartesianischen Methode des Zweifels, zielt auf die Beschreibung des reinen Bewusstseins ab, frei von Vorannahmen und Voreinstellungen.
Was ist der zentrale Begriff der Arbeit?
Der zentrale Begriff der Arbeit ist die "Intentionalität". Diese wird als konstitutives Merkmal des Bewusstseins verstanden. Die Arbeit analysiert, wie das Bewusstsein auf Gegenstände gerichtet ist und diese konstituiert. Die Untersuchung der Intentionalität umfasst die Analyse von Noesis (Akt des Bewusstseins) und Noema (Gegenstand des Bewusstseins).
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter, die die Arbeit prägnant beschreiben, sind: Phänomenologie, Edmund Husserl, Intentionalität, Bewusstsein, Eidetik, phänomenologische Reduktion, Wesenschau, Intentionalität, Bewusstseinsakt, transzendentale Epoche.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, Husserls Verständnis von Intentionalität und Bewusstsein zu analysieren und seine methodischen Ansätze zu beleuchten. Es geht darum, die Grundlagen der Husserlschen Phänomenologie zu verstehen und deren Bedeutung für die Philosophie darzulegen.
- Quote paper
- Derya TunÇ (Author), 2002, Der Intentionalitätsbegriff im Kontext der Phänomenologie von Husserl, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5401