Die Übertragung eines Textes von einer Sprache in eine andere ist ein nicht wegzudenkendes Mittel der Kommunikation und Verbreitung von Gedanken und Wissen. Dies funktioniert auf allen Ebenen der Sprache, allen Formen schriftlicher Manifestation. Durch eine Übersetzung kann Wissen, das aufgrund fehlender Kenntnis der Originalsprache verschlossen bleiben würde, breiteren Kreisen zugänglich gemacht werden.
Übersetzungen gehören von jeher zu unserem täglichen Leben, ob es sich nun um die Übersetzung von Gebrauchstexten, wie zum Beispiel von Gesetzestexten, wissenschaftlichen Abhandlungen, Nachrichten oder eben von Literatur handelt. Schon immer wurde übersetzt und schon immer wurden Übersetzungen zum Objekt der Kritik.
Übersetzen bedeutet das Übertragen von Texten von einer Sprache in eine andere und genau das birgt die grundlegende Problematik des Übersetzens: Ist es überhaupt möglich, Texte ohne inhaltlichen oder formalen Verlust in eine andere Sprache zu übersetzen? Hier kommt die prinzipielle Frage auf, ob jede Sprache eine eigene Gedanken- und Vorstellungswelt ausdrückt oder diese sogar erst durch eine Sprache geschaffen wird. Und ob, bejaht man diese Annahme, eine genaue Übersetzung, die alle ausgedrückten Einzelheiten äquivalent und in vollem Ausmaße überträgt, überhaupt möglich sein kann.
Weiterhin handelt es sich bei den Texten, die in dieser Arbeit behandelt werden sollen, um Gedichte. Stehen bei der Übersetzung von lyrischen Texten andere Maßstäbe im Vordergrund als bei anderen Textsorten?
Diese Fragestellungen sollen zu Beginn dieser Arbeit angesprochen werden. Darauf folgend sollen zwei Gedichten Federico García Lorcas und deren deutsche Übersetzungen behandelt und verglichen werden. Es handelt sich um Gedichte aus García Lorcas 1931 erschienenen GedichtbandCante Jondo:zum einen „Poemade la siguiriya gitana“wofür Übersetzungen von Enrique Beck und Erwin Walter Palm vorliegen und zum anderen „Baladillade los tres rios“mit Übersetzungen von Jean Gebser und wieder Enrique Beck. Hierbei ist es zum einen interessant, ganz allgemein deutsche Übertragungen mit der spanischen Originalversion zu vergleichen, zum anderen aber auch, den Lorca-Übersetzer Beck mit zweien seiner Kollegen zu vergleichen. Die Frage, die sich beim Vergleich der Originalvorlage mit den Übersetzungen stellt, ist, ob es möglich ist, einen Text adäquat in eine andere Sprache zu übertragen und inwieweit dies den jeweiligen Übersetzern gelungen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die allgemeine Problematik des Übersetzens
- Die besondere Schwierigkeit Lyrik zu übersetzen
- Poema de la siguiriya gitana
- Enrique Beck: Gedicht von der Zigeuner Siguiriya
- Erich Walter Palm: Sang von der Zigeuner Seguidilla
- Vergleichender Kommentar der beiden Übersetzungen
- Baladilla de los tres ríos
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und inwiefern es möglich ist, Texte adäquat in eine andere Sprache zu übertragen. Anhand zweier Gedichte Federico García Lorcas und deren deutscher Übersetzungen werden die Schwierigkeiten der Lyrikübersetzung exemplarisch aufgezeigt.
- Die Problematik des Übersetzens und die Frage der Äquivalenz zwischen Sprachen
- Die besondere Herausforderung der Übersetzung lyrischer Texte
- Der Vergleich von verschiedenen deutschen Übersetzungen desselben Gedichts
- Die Rolle von kulturellen Kontexten in der Übersetzung
- Die Interpretation des Übersetzers und die Gefahr der eigenen Vorstellung in den Vordergrund zu stellen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die allgemeine Problematik des Übersetzens und die Frage, ob und inwiefern es möglich ist, Texte ohne inhaltlichen oder formalen Verlust in eine andere Sprache zu übertragen. Dabei wird die Rolle der Sprache in der Sozialisation eines Menschen und die Frage der eigenen Gedanken- und Vorstellungswelt, die durch eine Sprache geprägt wird, diskutiert. Das zweite Kapitel geht auf die besondere Schwierigkeit der Übersetzung lyrischer Texte ein. Es werden die Elemente Inhalt, Form und Wirkung als konstituierende Merkmale eines Textes betrachtet und deren Bedeutung für die Übersetzung erläutert. Das dritte Kapitel analysiert zwei deutsche Übersetzungen von García Lorcas Gedicht "Poema de la siguiriya gitana". Die Übersetzungen von Enrique Beck und Erwin Walter Palm werden im Detail verglichen und die jeweiligen Stärken und Schwächen werden herausgestellt.
Schlüsselwörter
Übersetzungskritik, Lyrikübersetzung, Federico García Lorca, spanische Literatur, Gedichtvergleich, Kulturvergleich, Äquivalenz, Interpretation, Übersetzungstheorie.
- Quote paper
- Katrin Morras Ganskow (Author), 2005, García Lorca im Spiegel seiner Übersetzer. Eine vergleichende Gegenüberstellung am Beispiel zweier Gedichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54002