Inhalt, Form und Entwicklung der Gruppenpädagogik sind sehr stark von der Arbeit in den Jugendorganisationen geprägt. Diese Jugendbewegung, zu Ende des letzten und Anfang dieses Jahrhunderts, war eine Reaktion auf die derzeitige kapitalistische Arbeits- und Lebenssituation. Dies muss als wichtigster historischer Ausgangspunkt für die Entwicklung der Gruppenpädagogik angesehen werden. Alle Entwürfe und Versuche aus dieser Zeit hatten unter anderem zum Ziel, die sozialisierende Funktion der Gruppe systematisch-pädagogisch zu nutzen und auch neue Formen der Interaktion zu erproben. Dieser ersten Phase der Gruppenpädagogik kann eine gesellschaftspolitische Naivität nachgewiesen werden, da sie die sozialisierende Funktion der Gruppe vollkommen überbewerten. In den dreißiger Jahren beeinflussten die politischen und ökonomischen Lebensbedingungen die Entwicklung des gruppenpädagogischen Konzepts auch in den Vereinigten Staaten. Die Idee, die Gruppe als Medium der Erziehung zu nutzen wurde hier vor allem in der außerschulischen Jugendarbeit umgesetzt. Hieraus ergab sich, dass pädagogische Konzepte für die Aufgaben der Jugendorganisationen und Wohlfahrtsverbände entwickelt werden mussten. In den Vereinigten Staaten wurde dadurch ein verstärkter Druck auf die Formalisierung der pädagogischen Arbeit mit und in Gruppen ausgeübt. Hier entsteht nun ein historischer Berührungspunkt bei der Entwicklung der Gruppenpädagogik und des gruppendynamischen Konzepts, da die gruppenpädagogischen Aktivitäten als ein Konzept der Sozialarbeit weiterentwickelt wurden in denen zunehmend Erkenntnisse der Sozialwissenschaften einflossen. In dem „Social Groupwork“ (der amerikanischen Ausprägung der gruppenpädagogischen Arbeit) wurde die „pädagogische“ Perspektive der Gruppenarbeit weitgehend zweitrangig. Ca. 1960 reduzierte sich dann der Anspruch hinsichtlich des politisch normativen Stellenwertes der Gruppenpädagogik. Der Schwerpunkt entwickelte sich eher zu der technologischen Perfektion einer Methode für sozialpädagogische Gruppeniniativen.
Heute ist in der sozialpädagogischen Praxis kaum eine Differenzierung von Gruppenpädagogik und Gruppendynamik zu finden, die Übergänge der Konzepte dieser zwei Richtungen sind fließend.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Geschichte und Entwicklung des gruppenpädagogischen Konzepts
- 2. Begründungsdimension des gruppenpädagogischen Konzepts
- 2.1. Führungsstile
- 3. Prinzipien der Gruppenpädagogik
- 3.1. „Pädagogische Grundsätze“ nach M.Kelber
- 4. Methoden der Gruppenpädagogik
- 4.1. Gruppenunterricht
- 4.2. Soziale Gruppenarbeit
- 5. Verfahren der Gruppenpädagogik
- 5.1. Am Beispiel des Rollenspiels
- 6. Praxistransfer
- 7. Eigene Position und Stellungnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Gruppenpädagogik und beleuchtet dessen historische Entwicklung, theoretische Grundlagen sowie praktische Anwendung in der Sozialpädagogik. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis des Konzepts zu vermitteln und seine Bedeutung für die sozialpädagogische Praxis aufzuzeigen.
- Entwicklung und Geschichte des gruppenpädagogischen Konzepts
- Begründungsdimensionen des Konzepts im Kontext der Sozialwissenschaften
- Prinzipien und Methoden der Gruppenpädagogik in der Praxis
- Führungsstile und deren Einfluss auf Gruppenprozesse
- Verfahren der Gruppenpädagogik im Anwendungsbereich
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des gruppenpädagogischen Konzepts, beginnend mit den Anfängen in den Jugendorganisationen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Es werden die frühen Versuche, die sozialisierende Funktion der Gruppe systematisch-pädagogisch zu nutzen, sowie die Bedeutung von Einflüssen aus den Vereinigten Staaten im Kontext der Jugend- und Wohlfahrtsarbeit beschrieben.
- Kapitel 2 untersucht die theoretischen Grundlagen des gruppenpädagogischen Konzepts. Es wird die Rolle verschiedener Erkenntnisse der Sozialwissenschaften sowie reflektierter Erfahrungen innerhalb des sozialpädagogischen Handelns hervorgehoben. Das Kapitel beleuchtet insbesondere die Relevanz der Kleingruppenforschung, verschiedener Didaktikmodelle und Erklärungsmodelle zur Beschreibung von Gruppenverläufen.
- Kapitel 3 fokussiert auf die Prinzipien der Gruppenpädagogik. Es werden die Prinzipien des gruppenpädagogischen Konzepts des Hauses Schwalbach, entwickelt von Magda Kelber, als Beispiel vorgestellt.
Schlüsselwörter
Gruppenpädagogik, Sozialpädagogik, Jugendbewegung, Sozialwissenschaften, Kleingruppenforschung, Didaktikmodelle, Führungsstile, Gruppendynamik, Soziales Lernen, Gruppenphänomene, Praxisbezug.
- Quote paper
- Jennifer Grün (Author), 2003, Konzepte sozialpädagogischen Handelns - Das Konzept der Gruppenpädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53971