Alfred J. Noll ist Rechtsanwalt, Schriftsteller und Universitätslehrer. Es zeichnen ihn sein unbeugsamer Charakter und seine schillernde Persönlichkeit aus. Seine Novelle "Kannitz" ist ein Meisterwerk. Hier möchte ich einige Facetten Alfred J. Nolls ausleuchten, aber jetzt seine politischen Ambitionen aussparen. Es können nur "einige Facetten" sein, weil man seiner umfassenden Arbeit, seinem empathischen Engagement und seinem blitzenden Intellektualismus nicht einmal mit einem Buch wirklich gerecht werden könnte. Mit einer Festschrift auch nur für den Zeitpunkt des Berühmens und Feierns.
Alfred J. Noll interessiert mich in erster Linie als Schriftsteller und auch auf diesem Gebiet ist er ein fertiger Künstler. Wünschen würde ich mir, dass er "abseits der Tagesarbeit", wie er es nennt, mehr Zeit für Belletristik hätte. Gleichsam ein Meisterwerk des Genres ist Alfred J. Nolls juristische Debüt-Parabel "Kannitz". Noll, als Rechtsanwalt und Wissenschaftler bereits bekannt und renommiert, startete fulminant als Schriftsteller. Sein "Kannitz" ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend, inhaltlich nachvollziehbar und in einer glasklaren Sprache geschrieben. Jede Zeile belegt einerseits den Rechtstheoretiker und andererseits den enthusiastischen Kunstexperten, der in einen dichterjuristischen Text wie nebenbei kleine Expertisen einfließen lässt, beispielsweise über Richard Gerstl oder Max Liebermann.
Vom Feinsten sind aber seine rechtsphilosophischen Ausflüge, die er dem jüdischen Wiener Rechtsanwalt Doktor Isidor Hoffer im Dialog mit der zweiten Hauptfigur des Buchs, Doktor Rudolf Kannitz, in den Mund legt. Hier hätte man wegen des Tons, des Wissens und der ludistischen Gekonntheit größte Lust, über die letzte Seite hinaus weiterzulesen. Ohne mit seinem enormen Wissen aus mehreren Abteilungen zu prahlen, versorgt Alfred J. Noll den Leser an den richtigen und zusammenhängenden Stellen mit Gedanken und Zitaten von Brecht über Cicero und Montesquieu bis Rousseau und Stellen aus dem Koran. Fontane, Heine und Kleist sind die literarische Zuwaage.
Inhaltsverzeichnis
- Wie sehr lag ich mit meiner juristischen Tätigkeit im Irrtum...
- Gleichsam ein Meisterwerk des Genres ist Alfred J. Nolls juristische Debüt-Parabel „Kannitz“
- Eine Schlüsselszene möge hier exemplarisch für den Text stehen:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese kleine Monographie zum 60. Geburtstag von Alfred J. Noll zielt darauf ab, einige Facetten seines vielseitigen Lebens als Rechtsanwalt, Schriftsteller und Universitätsprofessor zu beleuchten. Der Fokus liegt auf seinem literarischen Schaffen, insbesondere auf seiner juristischen Parabel „Kannitz“. Die Arbeit verzichtet bewusst auf eine umfassende Darstellung seines politischen Engagements.
- Alfred J. Nolls literarisches Werk und seine künstlerische Meisterschaft
- Die juristische Parabel „Kannitz“ als Spiegel der österreichischen Gesellschaft
- Der Kontrast zwischen den Figuren Hoffer und Kannitz und die Darstellung gesellschaftlicher Missstände
- Die Verbindung von Rechtstheorie und Literatur in Nolls Werk
- Die Bedeutung von „Kannitz“ als Hörspieladaption
Zusammenfassung der Kapitel
Wie sehr lag ich mit meiner juristischen Tätigkeit im Irrtum...: Der einleitende Abschnitt beschreibt den Autor Janko Ferks anfängliche Überraschung über die handwerkliche Komponente der Berufe des Dichters und Juristen, illustriert am Beispiel von Alfred J. Nolls erlebtem Skiausflug und darauffolgender Arbeitsunfähigkeit. Es wird Nolls vielseitige Begabung hervorgehoben und seine beabsichtigte Fokussierung auf einige Facetten seines Lebens und Schaffens angekündigt, wobei seine politischen Ambitionen ausgeblendet bleiben. Der Abschnitt betont Nolls literarisches Talent und den Wunsch nach mehr Zeit für Belletristik.
Gleichsam ein Meisterwerk des Genres ist Alfred J. Nolls juristische Debüt-Parabel „Kannitz“: Dieser Abschnitt präsentiert eine detaillierte Analyse von Nolls juristischer Parabel "Kannitz". Die Spannung des Romans, die nachvollziehbare Handlung und die klare Sprache werden hervorgehoben. Der Text betont Nolls Fähigkeit, rechtstheoretische Überlegungen mit literarischen und kunsthistorischen Exkursen (z.B. zu Gerstl und Liebermann) zu verbinden. Die rechtsphilosophischen Dialoge zwischen Hoffer und Kannitz, angereichert mit Zitaten von Brecht, Cicero, Montesquieu, Rousseau, dem Koran sowie Fontane, Heine und Kleist, werden als Höhepunkt des Romans beschrieben. Die Handlung, die im Wien des Ständestaats spielt, erzählt die Geschichte des jüdischen Rechtsanwalts Hoffer und des Beamten Kannitz und thematisiert Flucht, Verlust und die Folgen des NS-Regimes. Der Fokus liegt auf der raffinierten Gegenüberstellung der beiden Figuren und deren unterschiedlicher Weltanschauungen, die ein kritisches Bild der Gesellschaft zeichnet. Die späte Einsicht Kannitz', die den Irrtum einer ausschließlich auf eindeutiges Richtig und Falsch ausgerichteten Jurisprudenz aufzeigt, bildet den Schlusspunkt dieses Abschnitts.
Schlüsselwörter
Alfred J. Noll, Juristische Parabel, Kannitz, Rechtstheorie, Literatur, Kunst, Österreichische Gesellschaft, Antisemitismus, Restitution, Ständestaat, Hörspieladaption.
Häufig gestellte Fragen zu "Wie sehr lag ich mit meiner juristischen Tätigkeit im Irrtum..."
Was ist der Gegenstand dieser Monographie?
Diese Monographie beleuchtet Facetten des Lebens von Alfred J. Noll als Rechtsanwalt, Schriftsteller und Universitätsprofessor. Der Fokus liegt auf seinem literarischen Werk, insbesondere seiner juristischen Parabel "Kannitz". Das politische Engagement Nolls wird hingegen nur am Rande betrachtet.
Welche Themen werden in der Monographie behandelt?
Die Monographie behandelt Themen wie Alfred J. Nolls literarisches Werk und seine künstlerische Meisterschaft, die juristische Parabel "Kannitz" als Spiegel der österreichischen Gesellschaft, den Kontrast zwischen den Figuren Hoffer und Kannitz und die Darstellung gesellschaftlicher Missstände, die Verbindung von Rechtstheorie und Literatur in Nolls Werk und die Bedeutung von "Kannitz" als Hörspieladaption.
Was ist das zentrale Werk, das analysiert wird?
Das zentrale Werk der Analyse ist Alfred J. Nolls juristische Parabel "Kannitz". Die Monographie untersucht die Handlung, die Figuren, die Sprache und die rechtstheoretischen und philosophischen Implikationen des Romans.
Welche Aspekte von "Kannitz" werden besonders hervorgehoben?
Besonders hervorgehoben werden die Spannung des Romans, die nachvollziehbare Handlung und die klare Sprache. Die Verbindung von rechtstheoretischen Überlegungen mit literarischen und kunsthistorischen Exkursen, die rechtsphilosophischen Dialoge zwischen Hoffer und Kannitz (angereichert mit Zitaten von Brecht, Cicero, Montesquieu, Rousseau, dem Koran sowie Fontane, Heine und Kleist), die Handlung im Wien des Ständestaats, die Geschichte des jüdischen Rechtsanwalts Hoffer und des Beamten Kannitz, die Thematisierung von Flucht, Verlust und den Folgen des NS-Regimes, sowie die raffinierte Gegenüberstellung der beiden Figuren und deren unterschiedlicher Weltanschauungen, die ein kritisches Bild der Gesellschaft zeichnet und Kannitz' späte Einsicht über den Irrtum einer ausschließlich auf eindeutiges Richtig und Falsch ausgerichteten Jurisprudenz.
Wer sind die Hauptfiguren in "Kannitz"?
Die Hauptfiguren in "Kannitz" sind der jüdische Rechtsanwalt Hoffer und der Beamte Kannitz. Der Roman zeichnet ein kritisches Bild der Gesellschaft durch die Gegenüberstellung ihrer unterschiedlichen Weltanschauungen.
Welchen historischen Kontext hat "Kannitz"?
Die Handlung von "Kannitz" spielt im Wien des Ständestaats und thematisiert Flucht, Verlust und die Folgen des NS-Regimes.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Monographie?
Schlüsselwörter sind: Alfred J. Noll, Juristische Parabel, Kannitz, Rechtstheorie, Literatur, Kunst, Österreichische Gesellschaft, Antisemitismus, Restitution, Ständestaat, Hörspieladaption.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Monographie bietet eine Zusammenfassung der Kapitel, welche die einleitenden Überlegungen des Autors, eine detaillierte Analyse von "Kannitz" und die zentralen Themen des Werkes beinhaltet.
Für wen ist diese Monographie gedacht?
Diese Monographie richtet sich an Leser, die sich für das literarische Werk von Alfred J. Noll, juristische Parabeln, die österreichische Gesellschaft im 20. Jahrhundert und die Verbindung von Recht und Literatur interessieren.
- Quote paper
- Prof. Dr. Janko Ferk (Author), 2019, Alfred Johannes Noll. Über einen Rechtsanwalt, Schriftsteller und Universitätslehrer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539015