In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, welche konkrete Zielsetzung die Nationalsozialisten im Bereich der Leibeserziehung verfolgten.
Welche Methodik wandten sie dafür an und vor allem warum? Gab es überhaupt ein ausgereiftes Konzept einer nationalsozialistischen Leibeserziehung oder griff man hierbei lediglich auf bereits bestehende Positionen zeitgenössischer Intellektueller wie dem Pädagogen Alfred Bäumler zurück? Inwieweit existierte hier bereits in Zeiten der Weimarer Republik ein ideologischer Nährboden, den die Nationalsozialisten nur aufzugreifen brauchten?
Zur Klärung dieser Fragestellungen muss zunächst ein historischer Abriss zur Entwicklung der Leibeserziehung in der Weimarer Republik geliefert werden. Dabei erscheint es wichtig, die differente und breitgefächerte Landschaft der Turn- und Sportvereine in damaliger Zeit aufzuzeigen und Unterschiede herauszustellen. Hitlers Vorstellungen einer signifikanten Aufwertung der Leibeserziehung stießen vor allem in ihren Reihen auf teils große Sympathie und Unterstützung.
Es soll verdeutlicht werden, wie es Hitler durch geschickte Agitation gelang, das Gros der in Vereinen organisierten Turner und Sportler für sich einzunehmen und sich deren Unterstützung zuzusichern. Hierbei gilt es vor allem auch, die Rolle der verantwortlichen Verbandsfunktionäre kritisch unter die Lupe zu nehmen. Besonders signifikant offenbart sich deren Mitverantwortung am Beispiel der olympischen Spiele 1936 in Berlin.
Weitere Kapitel widmen sich schließlich der Umgestaltung der Leibeserziehung in der Schule. Welche Maßnahmen erließen die Nationalsozialisten hierzu? Dabei soll auch geklärt werden, warum eine bestimmte Sportart von den NS-Ideologen in den leibeserzieherischen Kanon aufgenommen wurde und welchen Zweck sie erfüllen sollte. Besonders exemplarisch offenbaren sich in diesem Zusammenhang die Beispiele des Fußballs sowie des Boxens, auf die in gesonderten Kapiteln näher eingegangen wird. Weiterhin soll auch die Problematik der Umsetzung beleuchtet werden.
Die zweite Schwerpunktsetzung umfasst den Bereich der außerschulischen Leibeserziehung. Dabei soll zunächst die Rolle des Vereinssports geklärt werden, Kernpunkt der Betrachtung liegt hierbei aber vor allem auf dem Bereich der organisierten Jugenderziehung der nationalsozialistischen Partei. Dazu werden die NS-Nachwuchsorganisationen Hitlerjugend und BDM in gesonderten Kapiteln näher untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Rolle der Leibeserziehung bis 1933
- 2 Die ideologische Grundlage
- 2.1 Die leibeserzieherische Ideologie Hitlers
- 2.2 Der Pädagoge Alfred Baeumler
- 3 Die schulische Leibeserziehung im Nationalsozialismus
- 3.1 Umgestaltung der schulischen Erziehung
- 3.2 Leibeserziehung im Schulunterricht
- 3.3 Die leibeserzieherischen Disziplinen
- 3.3.1 Gerätturnen
- 3.3.2 Schwimmen
- 3.3.3 Wasserspringen
- 3.3.4 Fußball
- 3.3.5 Boxen
- 4 Die olympischen Spiele 1936
- 5 Vereinssport im Nationalsozialismus
- 6 Leibeserziehung in den Jugendorganisationen der NSDAP
- 6.1 Die Hitlerjugend
- 6.2 Der Bund Deutscher Mädchen (BDM)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Funktionsweise der Leibeserziehung im Nationalsozialismus. Sie untersucht die Ziele, Methoden und ideellen Hintergründe der nationalsozialistischen Leibeserziehung und beleuchtet dabei die Rolle von Adolf Hitlers Ideologie sowie den Einfluss bedeutender Zeitgenossen wie Alfred Baeumler.
- Entwicklung der Leibeserziehung in der Weimarer Republik
- Die Umgestaltung der Leibeserziehung in der Schule und die Rolle verschiedener Sportarten
- Die Bedeutung der olympischen Spiele 1936
- Der Vereinssport im Nationalsozialismus
- Die Rolle der Hitlerjugend und des Bundes Deutscher Mädchen (BDM) in der nationalsozialistischen Jugenderziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem historischen Abriss der Leibeserziehung in der Weimarer Republik, um den Kontext für die NS-Zeit zu schaffen. Sie beleuchtet die Vielfalt der Turn- und Sportvereine und die Bedeutung der Sportbewegung als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg.
Im zweiten Kapitel werden die ideellen Grundlagen der nationalsozialistischen Leibeserziehung beleuchtet. Es werden die leibeserzieherischen Ziele Hitlers aus "Mein Kampf" dargestellt und der Einfluss des Pädagogen Alfred Baeumler beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der Umgestaltung der Leibeserziehung in der Schule unter dem Nationalsozialismus. Hier werden die Maßnahmen der NS-Regierung und die Rolle verschiedener Sportarten wie Fußball und Boxen untersucht.
Die Kapitel über die Olympischen Spiele 1936 und den Vereinssport im Nationalsozialismus untersuchen die Rolle des Sports als Instrument der NS-Propaganda und der Einbindung von Sportvereinen in das NS-System.
Schließlich werden die Jugendorganisationen der NSDAP, die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädchen (BDM), in Hinblick auf ihre edukativen Zielstellungen und die Rolle der Leibeserziehung in der nationalsozialistischen Jugenderziehung untersucht.
Schlüsselwörter
Leibeserziehung, Nationalsozialismus, Adolf Hitler, Alfred Baeumler, Weimarer Republik, Sport, Turnen, Fußball, Boxen, Olympische Spiele, Jugendorganisationen, Hitlerjugend, Bund Deutscher Mädchen (BDM), Erziehung, Ideologie, Herrenrasse.
- Quote paper
- Bernhard Sinn (Author), 2014, Die Funktion der Leibeserziehung im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538709