Die Forschungsfrage der vorliegenden Bachelorarbeit lautet: Wie können Werte und Geschlechterrollen an Adoleszente durch YouTube-Stars vermittelt werden?
Dieses Buch befasst sich damit, wie Werte- und Geschlechterrollenbilder an Adoleszente durch YouTube-Stars auf der sozialen Medienplattform YouTube vermittelt werden. In Zeiten in denen Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit auf sozialen Medienplattformen verbringen, auf denen Personen ohne besondere gesellschaftliche Errungenschaften Millionen von jungen Menschen begeistern, scheint es diffus, wodurch diese Faszination bei den jungen Menschen ausgelöst wird. Eine Erklärung, die diese Arbeit dafür liefert, ist die, dass Adoleszente in diesen Medienstars Vorbilder sehen.
Studien zu folge betrachten in Deutschland Kinder und Jugendliche im Durchschnitt täglich ca. 80 Minuten Videos auf YouTube und verbringen somit auch deutlich mehr Zeit als Erwachsene auf dieser Online-Video-Plattform, die weltweit die nach Google.com die zweit meist besuchte Seite im Internet ist. Die dort auftretenden Per-sonen werden zu Stars und Teenie-Idolen erhoben, erscheinen jedoch durch die Inszenierung und die Intimität in ihren Videos wie Freunde oder Freundinnen, wodurch das Publikum eine Nähe zu ihnen erfährt. Diese Nähe wird auch dadurch verstärkt, dass YouTube bestimmte Kommunikationsmodi bereithält, die es erlauben eine direkte Interaktion mit der auftretenden Person im Video zu haben.
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Vorgehensweise
1.2. Forschungsstand
1.3. Thematische Einführung
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Adoleszenz
2.2. Stars, Idole und mediale Bezugspersonen
2.3. Parasoziale Beziehungen
3. Die Analyse
3.1. Methodik: Die Artefaktanalyse nach Lueger und Froschauer
3.2. Ebene 1: Existenzbedingungen
3.3. Ebene 2: Deskriptive Analyse
3.3.1. Struktur und Algorithmus
3.4. Ebene 3: Alltagskontextuelle Sinneinbettung und Wirkungen
3.4.1. Akteursgruppen
3.4.2. Kommunikation
3.5. Videobeispiele
3.5.1. Geschlechterrollen
3.5.2. Kulturelle Werte
3.6. Die wichtigsten Erkenntnisse der Analyse
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich damit, wie Werte- und Geschlechterrollen- bilder an Adoleszente durch YouTube-Stars auf der sozialen Medienplattform YouTube vermittelt werden. In Zeiten in denen Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit auf sozialen Medienplattformen verbringen, auf denen Personen ohne besondere gesellschaftliche Errungenschaften Millionen von jungen Menschen begeistern, scheint es diffus, wodurch diese Faszination bei den jungen Menschen ausgelöst wird. Eine Erklärung, die diese Arbeit dafür liefert, ist die, dass Adoleszente in diesen Medienstars Vorbilder sehen.
Studien zu folge betrachten in Deutschland Kinder und Jugendliche im Durchschnitt täglich ca. 80 Minuten Videos auf YouTube und verbringen somit auch deutlich mehr Zeit als Erwachsene auf dieser Online-Video-Plattform, die weltweit die nach Google.com die zweit meist besuchte Seite im Internet ist. Die dort auftretenden Personen werden zu Stars und Teenie-Idolen erhoben, erscheinen jedoch durch die Inszenierung und die Intimität in ihren Videos wie Freunde oder Freundinnen, wodurch das Publikum eine Nähe zu ihnen erfährt. Diese Nähe wird auch dadurch verstärkt, dass YouTube bestimmte Kommunikationsmodi bereithält, die es erlauben eine direkte Interaktion mit der auftretenden Person im Video zu haben.
In der Phase der Adoleszenz suchen Kinder und Jugendliche Orientierung bei ihren Vorbildern. In den letzten Jahren hat sich ein Trend abgezeichnet, der zeigt, dass bei jungen Menschen Vorbilder häufiger aus den Medien entstammen, als aus dem persönlichen Umfeld. Teenie-Idole und Stars scheinen hier also eine besondere Stellung einzunehmen: Sie verkörpern für Adoleszente bestimmte Eigenschaften, die als erstrebenswert angesehen werden und bilden somit die Basis für die Nachahmung ihres Verhaltens und ihrer Werteeinstellungen. Diese Einstellungen sind für die Gesellschaft von enormer Wichtigkeit, da in der Phase der Adoleszenz kritische Transformationen kultureller Werte für eine Generation vollzogen werden können. Das Ziel dieser Arbeit ist es, darauf hinzudeuten, dass medialen Vorbilder und Bezugspersonen wie YouTube-Stars ein enormer Einfluss zuteilwird, die kulturellen Werte der heranwachsenden Generation zu prägen.
Ein Kanal auf YouTube, der mit 5 Millionen Abonnements einer der einflussreichsten Kanäle im deutschsprachigen Raum ist, ist BibisBeautyPalace, der von Bianca Claßen alias Bibi geführt wird. Ihr Publikum sind hauptsächlich junge Mädchen zwischen 8 und 17 Jahren und auf ihrem Kanal werden durchschnittlich drei Mal die Woche Videos veröffentlicht. Ihre Live-Auftritte und Autogrammstunden ähneln Konzerten von Teenie-Bands, denn ihr Erscheinen löst eine Hysterie bei den versammelten jungen Menschen aus, die teilweise einen Eingriff der Polizei zur Mäßigung erfordert.
Untersuchungen zu dem Thema medialer Vorbilder, die auf den sozialen Medienplattformen auftauchen sind rar. Daher will diese Arbeit grundlegend untersuchen, wie Werte und Geschlechterrollenbilder durch YouTube-Stars vermittelt werden können. Dabei spielt die Plattform YouTube durch ihre Struktur eine große Rolle. Bibi, einer der größten und wenigen weiblichen YouTube Stars, soll als Beispiel für diese Untersuchung dienen.
Die Forschungsfrage lautet: Wie können Werte und Geschlechterrollen an Adoles- zente durch YouTube-Stars vermittelt werden?
1.1. Vorgehensweise
Nach der Vorstellung des Forschungsstandes, wird im theoretischen Teil dargestellt, welche Bedeutung die Phase der Adoleszenz für Kinder und Jugendliche sowie für die Gesellschaft einnimmt. Insbesondere wird es darum gehen, festzustellen, warum Ado- leszente in dieser Phase nach Vorbildern suchen. Darüber hinaus wird auf die Funktion, die Stars und Idole in dieser Zeit einnehmen, eingegangen. Methodisch wird dann Anhand der Artefaktanalyse der Einfluss der sozialen Medienplattform YouTube auf die Vermittlung von Werten durch die dortigen Stars erschlossen. Schließlich wird eine Anführung von Videobeispielen die theoretischen Grundlagen und die Untersuchung der Plattform bzw. des Kanals BibisBeautyPalace abrunden.
1.2. Forschungsstand
Veröffentlichungen zu dem Thema Wertevermittlung durch YouTube Stars an Adoles- zente sind in der Wissenschaft nicht einschlägig. Untersuchungen von Claudia Wegener zu medialen Vorbildern „Medien, Aneignung und Identität“ stammen aus dem Jahr 2008.1 In diesen Untersuchungen werden Adoleszente zu den Vorstellungen, die sie über ihre Vorbildern haben, befragt und es wird festgestellt, dass Vorbilder aus den Medien häufiger auftauchen als Vorbilder aus dem persönlichen Umfeld. Die JIM Studie2 veröffentlicht jährlich ihre Ergebnisse in Medienfragen, die Jugendliche betreffen, jedoch werde keine Fragen zur Vermittlung von kulturellen Werten oder Ge- schlechterrollen gestellt; die Shell Jugendstudie3 hat die Fragen nach Vorbildern bei Jugendlichen seit dem Jahr 2000 gänzlich ausgelassen. Theoretische Grundlage für diese Arbeit ist „Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz“4 von Vera King, in der herausgearbeitet wird, welche Bedeutung die Suche nach Orientierung für Adoles- zente hat und auch, dass die Festlegung neuer kultureller Werte einer ganzen Generation in dieser Phase geschehen kann. Ein Konzept, auf das die besondere Wirkung von YouTube-Stars angewendet werden kann, ist das der parasozialen Beziehung von Richard Wohl und Donald Horton.5 Mit diesem Konzept wird dargestellt, wie parasoziale Beziehungen u.a. auf Basis von illusionären Interaktionen in den Medien entstehen.
1.3. Thematische Einführung
Die Erforschung sozialer Medienplattformen6 findet in der Wissenschaft immer mehr Anklang. In der JIM Studie für wird das Medienverhalten von Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren durch Umfragen statistisch erhoben und auch konkreter auf soziale Medienplattformen eingegangen. Die aktuelle Studie liegt für das Jahr 2018 vor. Dieser zufolge schauen 90% der Jugendlichen in Deutschland mindestens mehrmals die Woche Videos auf YouTube, so wie 64% täglich.7 Ergänzende Zahlen über die Nutzungszeit werden in einer Studie der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) ermittel: 84% der 12 bis 17-Jährigen in Deutschland schauen mehr als eine halbe Stunde täglich Videos auf YouTube und der Durchschnittskonsum der 12 bis 17- Jährigen an YouTube Videos liegt bei 78,4 Minuten pro Tag.8 Im Vergleich dazu lag die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer von YouTube beim Großteil der Gesamtbevölkerung (nämlich 72% bzw. alle 14 bis 69-Jährigen)9 bei ca. 9 Minuten pro Tag.10 Das bedeutet also, dass Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren viel Zeit täglich auf YouTube verbringen und im Vergleich zu dem älteren Teil der Gesamtgesellschaft deutlich mehr Videos auf YouTube schauen. Bei einer weiteren Befragung über Plattformen von Online-Videos, wurde YouTube 45%, Online-Mediatheken 18%, Facebook 8%, illegalen Medien 6%, und Sonstigem 23% der täglichen Nutzungsdauer zugesprochen.11 Dies zeigt, dass YouTube nicht nur eine hohen Nutzungsdauer aufweist, sondern auch eindeutig das meistgenutzte Portal von Online-Videos ist. Außerdem ist YouTube die am zweit meisten besuchte Webseite im Internet weltweit.12 YouTube ist jedoch nicht als einfache Online-Videomediathek zu verstehen. Zahlreiche Funktionen machen YouTube zu einer sozialen Medienplattform: In erster Linie können auf YouTube selbsterstellte Videos geteilt werden, dann können Nutzer und Nutzerinnen Kommentare unterhalb der Videos abgeben, sich austauschen und über die „Daumen hoch/ Daumen runter“- Funktion das Video bewerten. Weiterhin können sich YouTuberinnen und YouTuber sich kommentieren und auch zusammen in Videos erscheinen. Somit entspricht YouTube der Definition einer sozialen Medienplattform.13
Aus weiteren Befragungen junger Menschen geht hervor, dass die meisten Vorlieben für bestimmte Idole und Stars individuell unterschiedlich sind. Die mit Abstand meisten Nennungen von den positiven Qualitäten der Vorbilder (58 bis 67%) sind „Sprüche, Verhalten“, „Meinungen, Ansichten“, „Beruf, Leistung“ und „Aussehen“.14 Weiterhin ist aus einer Studie in Los Angeles bekannt, dass Kinder und Jugendliche Berühmtheit (engl. fame), neben Gutmütigkeit, finanziellem Erfolg und weiteren als den wichtigsten persönlichen und kulturellen Wert für sich selbst festlegen. Letztere Studie suggeriert, dass diese Priorisierung durch entsprechende Implikationen in populären Medien entstanden sein könnte.15 Behauptet wird auch, dass „Beauty-Youtuberinnen [sic!] [...] wie virtuelle große Schwestern [...] Botschaften und Antworten bereithalten“16 und somit einen Einfluss auf das Leben ihrer Zuschauerinnen haben. Wie Umfragen von Claudia Wegener aus dem Jahr 2008 ergeben, haben Kinder und Jugendliche zu großen Teilen ein mediales Vorbild (45,5% der 13-Jährigen und 29% der 20-Jährigen).17 Von diesen geben 60% an, einen Beruf wie der des Vorbildes ausüben zu wollen und 80% würden gerne mit ihrem Idol befreundet sein.18 Lediglich ein Drittel sieht ebenfalls eine Person aus dem persönlichen Umfeld als Vorbild, wobei hier die meisten Vater oder Mutter angeben. Interessant dabei ist, dass Kinder und Jugendliche, die bei der Befragung geantwortet haben, keine medialen Vorbilder zu haben, nur geringfügig mehr Vorbilder aus dem persönlichen Umfeld nennen (+2,5%). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass mediale Vorbilder nicht als Kompensation, sondern als Erweiterung der Perspektiven dienen.19
Wie Döring bereits 2015 feststellte, sind unter den 100 meist abonnierten YouTube Kanälen (Top 100) in Deutschland die wenigsten - damals 12 - von weiblichen YouTubern betrieben.20 2019, knapp vier Jahre später, sind es nur mehr acht weiblich betriebene Kanäle in den Top 100.21 Alle diese acht Kanäle befassen sich mit Lifestyle, Beauty und Comedy. Diese YouTuberinnen haben hauptsächlich längere blonde Haare (zwei sind dunkelhaarig), sind schlank und hübsch und entsprechen somit nach Döring stark dem „stromlinienförmigen Frauenideal der Massenmedien“.22 In den anderen meist abonnierten 92 Kanälen sind die Kategorien Nachrichten, Gaming, und Sport ausschließlich von männlichen YouTubern betrieben.23 Es herrscht also sowohl eine Unterrepräsentanz weiblicher YouTuber als auch eine genderstereotype Spezifizierung der Kanäle. Es liegt hier die Frage nahe, ob ein bestimmtes weibliches Ge- schlechterrollenbild in diesen Videos vertreten wird und was es mit dem oben genannten „Frauenideal“ auf sich hat. Viele Untersuchungen gibt es dazu nicht,24 jedoch wird angedeutet, dass eine konservative Formierung geschlechtlicher Identität bei den medialen Vorbildern vorzuherrschen scheint.25
Viele Kanäle der Sparte Beauty und Styling sind oftmals nur in ihren Anfängen der Kategoriebezeichnung inhaltlich treu geblieben ist. So wie viele YouTube-Kanäle anderer Genres haben sich die „Beauty und Styling“-Kanäle, wie BibisBeautyPalace, von ihrem Ursprung entfernt und früh begonnen, Formate, Themen und Vermarktungsstrategiegen, die auf anderen Kanälen erfolgreich sind, in ihren eigenen Kanälen zu ver- wenden.26 Dadurch wurden die ursprünglichen Beauty- Kanäle sukzessive zu Sammelsurien von Comedy Videos, Lebensratgebern und mehr oder minder intimen bzw. persönlichen Vlogs.27 Weiterhin wurde erhoben, dass in dieser Kategorie viele Videos dazu dienen, Werbung zu betreiben und gleichermaßen einen unbedachten Umgang mit viel Geld befürworten bzw. ein konsumorientiertes Verhalten und eine unmittelbare Bedürfnisbefriedigung als selbstverständlich propagieren.28 Nach Befragungen im Jahr 2016 scheinen Produktplatzierungen ein Viertel des Publikums zu stören, 65% jedoch nicht; 12% fallen diese erst gar nicht auf, was ein Jahr zuvor noch 24% waren.29 Eine neuere Studie (2018) zeigt, dass rund 93% schonmal eine Produktwerbung in den Videos Ihrer YouTuber erkannt haben, wobei jedes vierte Mädchen und nur jeder sechster Junge schonmal ein solches Produkt gekauft hat.30 Dies könnte daran liegen, dass in den weiblich dominierten Beauty-Kanälen deutlich mehr Produkte angeworben werden, als in anderen Genres. Die obigen Zahlen zeigen jedoch auch, dass das Medienbewusstsein für Werbeinhalte in den letzten Jahren gestiegen ist, wobei die Werbung an sich trotzdem größtenteils auf Akzeptanz zu stoßen scheint.
Die beliebtesten Kanäle Jugendlicher in Deutschland wurden in einer Befragung der JIM Studie 2018 erhoben31: BibisBeautyPalace, LeFloid, Julien Bam, DagiBee, Ger- manLet'sPlay, PietSmiet und Joeys Jungle. Fast alle diese Kanäle tragen das Bild einer Hauptperson und veröffentlichen mehrmals die Woche Videos, meist zu regelmäßigen Wochentagen und Zeiten. Diese Kanäle gehören unterschiedlichen Genres wie Beauty und Lifestyle, Gaming oder Nachrichten an. Die genannten Kanäle haben alle eine Reichweite von 3 bis 5,5 Millionen regelmäßigen Zuschauern, gemessen an Abonnements.32 Mit ca. 5,5 Millionen Abonnements ist BibisBeautyPalace der zweit meistabonnierte deutsche Kanal auf YouTube und auch der meist abonnierte deutsche weibliche Kanal. Außerdem ist er unter den gerade genannten YouTubern und YouTuberinnen auch der Beliebteste.33
Das Jugendmagazin Bravo, das sich selber auch als „das Sprachrohr der Jugend“ und Orientierungshilfe zum Erwachsenwerden für Jugendliche bezeichnet, sagt, es kenne auch die Idole der Jugendlichen34 und hat in den Jahren 2014 bis dato, BibisBeautyPalace mindestens sieben Mal auf ihrem Cover abgelichtet.35 Neben herkömmlichen Musik- und TV-Stars haben auch Stars von sozialen Medienplattformen ihren Einzug in die Bravo Welt gefunden, die sich seit 2014 als „Social Magazine“ mit erweiterter Internet Präsenz neu aufgestellt hat.36 In einem Bericht von Bravo zu ihrem 60-jährigen Bestehen äußerte sich die Betreibergruppe gleichermaßen dazu, dass sie frühzeitig erkannt habe, dass Stars aus sozialen Medienplattformen wichtig für ihre „Zielgruppe“ seien, da sie nicht wie „Megastars“ fern von der Lebensrealität der Leser und Leserinnen, sondern eben nahbare und persönliche Idole seien. Auf Platz 2 der beliebtesten 20 Idole im Jahr 2016 nach einer Umfrage von BRAVO lag Bibi direkt hinter Selena Gomez, einer 1992 geborenen US-Amerikanischen Sängerin und Schauspielerin von weitreichender internationaler Bekanntheit.37
Wie im theoretischen Rahmen nachfolgend erläutert wird, ist in der Adoleszenz eine besondere Einflussbereitschaft durch solche medialen Vorbilder zu sehen, die auf Grund der Herausforderungen dieser Phase eine besondere Rolle spielen. Daher ist es wichtig, zu analysieren, welche Orientierungen an der Schnittstelle von Kind zum Erwachsenensein geboten werden, da dort auch geschlechterstereotype Rollenbilder und geschlechtsspezifische Identitäten geformt werden. Die meisten Untersuchungen zu dem Thema Wertevermittlung und konkret der Vorbildfunktion von Medienstars und Teenie-Idolen sind inzwischen mehr als zehn Jahre alt38 und die Shell Jugendstudie39 ließ die Befragungen zu dem Thema Vorbilder seit dem Jahr 2000 gänzlich aus. Wie noch angeführt wird, ist die Anzahl der verfügbaren Videos und der Zugang zu selbigen durch das Internet seit 2000 jedoch enorm gestiegen, daher scheint es verwunderlich, dass dieser Aspekt in den Untersuchungen nicht mehr aufgenommen wird. Mit dieser Arbeit soll daher gezeigt werden, inwiefern YouTube-Stars eine Vorbildfunktion haben, die gleichermaßen eine Vermittlung von Werten und Geschlechterrollenbildern bedeutet.
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Adoleszenz
In diesem Teil der Arbeit geht es darum, theoretisch zu erläutern, in welcher Lebensund Sozialisationsphase sich der Großteil des Publikums von BibisBeautyPalace und vieler YouTube-Stars befindet und inwiefern Orientierung wichtig für diese Phase ist. Danach wird insbesondere die Bedeutung von Vorbildern für Adoleszente und die Funktionsweise von Beziehungen zu medial auftretenden Personen herausgearbeitet.
Da es sich bei dem Publikum überwiegend um weibliche Zuschauerinnen von 8-17 Jahren handelt,40 werden hier auch besonders die weiblichen Fragestellungen der Adoleszenz berücksichtigt. Hierbei beziehe ich mich einleitend auf die Überlegungen in „Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz“ von Vera King41:
Die Phase der Adoleszenz ist weniger durch ein konkretes Alter eingegrenzt, als dass sie durch den Übergang von Kindheit zu Erwachsenenleben bestimmt ist. Sie ist eine kritische Phase im Lebensverlauf, in der auch Verarbeitungskapazitäten gebildet werden. Wie diese gestaltet werden ist jedoch abhängig von den „psychischen Ressour- cen“42 der Jugendlichen, so wie dem äußeren Umfeld und der Unterstützung von außen durch beispielsweise Eltern oder Peergroups. Auch die gesellschaftliche Positionierung hat einen starken Einfluss auf die Adoleszenz; wird diese durch Mängel oder Zwänge bestimmt, kann es so zu Hemmungen der Adoleszenz und deren Entwicklungsmöglichkeiten kommen. Ist dies der Fall besteht die Gefahr, dass sich jeweilige elterliche generationsbedingte Konflikte und Problematiken ihrer eigenen Adoleszenz in dem jungen Menschen wiederholen.43 Nach Karl Mannheims Konzept der Generationenabfolge ist die Adoleszenz somit auch eine Phase der Bildung neuer Kulturträger in der Gesellschaft.44 Die Adoleszenten werden hier als „Kulturträger“ bezeichnet, weil sie die Möglichkeit besitzen, kulturelle Werte für die folgende - nämlich ihre eigene - Generation zu bestimmen. So kann sich in der Adoleszenz beispielsweise die Chance ergeben, lebensgeschichtliche Konflikte und Muster zu transformieren. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, dass Geschlechterstereotype und Verhaltensweisen neu definiert werden. Nicht nur deswegen ist die Einschränkung der Adoleszenz von jungen Menschen auch problematisch.45 Neben der Möglichkeit der Transformation alter und Manifestierung neuer Werte ist die Adoleszenz wichtig als eine Möglichkeit der Individuierung junger Menschen. Die Individuierung ist notwendig um Kompetenzen wie „Kreativität, Selbstbehauptung, Beziehungsfähigkeit, Eigenständigkeit“46 zu erarbeiten, die von der Gesellschaft gefordert werden. Sie dient aber ebenfalls als eine Phase der „Vergeschlechtlichung“47 und der psychischen Verarbeitung sowie Integration des pubertierenden und schließlich geschlechtsreifen Körpers. Aus der Diskrepanz zwischen dem bereits veränderten Körper und den noch stattfindenden körperlichen Transformationen so wie dem „Hinterherhinken“ der psychischen Entwicklungsund Integrationsprozesse ergibt sich eine Spannung und eine Phase der Ambivalenz, [die auch als „Lücke“ bezeichnet werden kann, Anm. des Verfassers]. Daraus ergeben sich in der Adoleszenzphase verschiedene Kompensationen für das nicht erreichte oder nicht der Vorstellung entsprechende: Größenphantasien und Narzissmus sowie Depressionen und Entwertungen.48 Bei weiblichen Personen führt dies im Vergleich zu männlichen jedoch öfter zu stärkeren Depressionen und einem sinkendem Selbst- wertgefühl.49 Um dies zu erklären, wird angenommen, dass vorpubertäre Mädchen ein grundlegendes Denken und Fühlen in Beziehungskategorien aufweisen und durch die kulturell vorherrschende Wertschätzung von Egozentrismus, Selbstbehauptung und Autonomie eine Abwertung ihrer Selbst und auch der Weiblichkeit an sich erfahren, da sie mit den weiblich kodierten Fähigkeiten unzureichend Wertschätzung erfahren.50
Weitere Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Personen in der Adoleszenz ergeben sich bei den jeweiligen Bezugsgruppen oder Peergroups; so scheint es bei männlichen Jugendlichen in Gruppen öfters um die Konstitution von Männlichkeit und männlicher Identität zu gehen, wobei weibliche Jugendliche sich mehr mit der Ausdifferenzierung psychosexueller Thematiken beschäftigen.51 Ebenfalls scheinen sich junge Mädchen eher mit der Beziehung der Eltern zueinander zu beschäftigen als ihre männlichen Altersgenossen.52 Dabei dienen auch Freunde, Bekannte und Verwandte als Vorbilder53. Seit den 1950er Jahren gibt es jedoch einen Trend von der Anzahl der Vorbildern, die sich im Nahbereich der Jugendlichen befinden (Eltern, Verwandte, Lehrkräfte), hin zu Vorbildern aus dem Fernbereich, also den Medien.54 Es gibt verschiedene Ansätze, die den Ausgangspunkt für diesen Trend beschreiben. Einer ist, dass durch Individualisierungsprozesse im Verlauf des letzten Jahrhunderts eine starke „Pluralisierung der Lebenswelten“55 stattgefunden hat, im Zuge derer, von der Familie vorgelebte und milieuspezifische Lebensläufe viel weniger einen bestimmten Lebensweg für Adoleszente vorschreiben. Dies könnte erklären, warum Jugendliche mehr Orientierung oder Lebensentwürfe von außen suchen. Da der Umgang mit Medien für die heranwachsenden Generationen spätestens seit den 1990er Jahren selbstverständlich geworden ist, wird auch immer wieder von den Medien als Sozialisationsinstanz gesprochen.56 Bei dieser Mediensozialisation spielen auch mediale Bezugspersonen eine Rolle. Im nächsten Schritt wird untersucht, welchen Einfluss Stars und Teenie-Idole auf Adoleszente haben.
2.2. Stars, Idole und mediale Bezugspersonen
Die „Lücke“ in der Adoleszenz, die sich zwischen dem realen Status und der Idealvorstellung des Selbst ergibt, bietet - wie bereits festgestellt - einen Spielraum zu Individuierung. Teenie-Idole und Stars stellen für die Adoleszenten reale Vorbilder dar, die bestimmte Werte vertreten.57 Es werden hier drei Begriffe benutzt: (Teenie-)Idol, Star und Persona. Ein YouTube-Star vereint, wie wir noch sehen werden, die Eigenschaften dieser drei Begrifflichkeiten und ist somit Teenie-Idol und mediale Bezugsperson bzw. Persona zugleich. Die folgenden Ausführungen dienen also dazu, einen YouTube- Star analog zu einem herkömmlichen Teenie-Idol zu verstehen.
Das Hauptkriterium für die Bezeichnung Star ist, in weiten Kreisen der Bevölkerung bekannt und beliebt zu sein. Ein weiteres Kriterium ist, dass er oder sie als Star Projektionsfläche für die Sehnsüchte und Phantasien der Massen bietet. Es scheint dabei jedoch nicht wichtig für die gesellschaftliche Akzeptanz des Star-Status zu sein, dass bekannt ist, womit jener Star überhaupt berühmt wurde bzw. berühmt bleibt. Jedenfalls heißt Star-Sein damit auch, den Anspruch auf Privatsphäre zu verlieren und sein privates Leben freiwillig oder unfreiwillig mit der Öffentlichkeit zu teilen.58 Idole entspringen klassischerweise aus dem Film, der Musik, dem Sport, können aber auch TV- Persönlichkeiten sein.59 Dazu können Idole auch religiöse Figuren sein oder aus dem politischen und gesellschaftlichen Aktivismus entstammen. Klassischerweise rühren diese Idolisierungen auch von gesellschaftlich anerkannter, herausragender Leistung her, die mit diesen Personen verbunden werden. Jedoch hat sich schon in den letzten Jahrzehnten eine Bewegung weg von leistungsorientiertem Ruhm hin zu medienbasiertem Ruhm entwickelt.60 Den Erfolg in den Medien verschaffen sich Persönlichkeiten nun weniger durch klassische, herausragende Leistungen, sondern zunehmend durch Bekanntheit in den Medien und Authentizität. Authentizität ist ein Konzept von Glaubwürdigkeit, das sozial konstruiert ist, und je nach Kontext verhandelt wird. Das bedeutet, dass eine Person in einem bestimmten Kontext als mehr oder eben weniger authentisch empfunden werden kann.61 In dem Zusammenhang von YouTube spielt sogenannte medial vermittelte Authentizität eine große Rolle. Durch bestimmte Techniken werden Authentizitätsillusionen erschaffen, die dem Publikum jedoch mehr oder minder bewusst sein können (wie eingespieltes Lachen in einer Fernsehserie). Dennoch können durch Befolgen eines Scripts und dem Videoschnitt und der Bearbeitung in der Postproduktion auch weniger offensichtliche Illusionen geschaffen werden.62 Dabei kann zum Beispiel künstliche Spontaneität zu erzeugt werden, deren Wahrnehmung einen Eindruck von Authentizität verstärkt.63 Eine weitere Bedeutung von Star ist Idol. Man kann Idole in mehrere Typen einteilen, die besonders für Jugendliche eine Rolle spielen: Das tragische Idol, das das Scheitern an der zweckrationalen (Erwachsenen-) Welt verkörpert; Das konservative Idol, das den schnellen, leistungsorientierten Aufstieg in die Erwachsenwelt und gesellschaftliche anerkannte Werte repräsentiert, sich nicht selten mit Statussymbolen wie Luxusgütern zeigt und auch konventionelles bzw. konservatives geschlechtsspezifisches Rollenverhalten propagiert. Dann noch: Das rebellische Idol, welches bestimmt ist durch die offene Kritik an Normen und Tabus, und damit „Fehlverhalten“64 befürwortet; dann noch das von den Autoren als solches bezeichnete posthumane Idol, das mit multiplen Identitäten, die durch Künstlichkeit ausgezeichnet sind, auftritt und dabei herausragend mit gesellschaftlichen Konventionen und insbesondere mit Geschlechterrollen spielt.65 Teenie-Idole sind also auch symbolisch aufgeladene Figuren;66 Aus Interviews zu den Spice Girls geht hervor, dass die Eigenschaften, die bestimmte Teenie-Idole symbolisieren, für die befragten jungen Mädchen beispielsweise Vereinbarkeit von Attraktivität und Sportlichkeit, Unabhängigkeit vom anderen Geschlecht, Selbstbestimmung, Selbstbewusstsein, Authentizität und andere sind.67 Teenie-Idole repräsentieren eine bestimmte Identität, aber auch einen Status, der von den Befragen zwar weit entfernt ist, aber für sie erreichbar und erstrebenswert scheint.68 Somit werden diese Stars zu Vorbildern, denen sich das Publikum mimetisch annähern kann, um somit schließlich eigene Entwürfe ihres Selbst auszuprobieren. Dabei geht es meistens nicht um die Nachahmung einer ganzen Person, sondern um einzelne beobachtete oder wahrgenommene, sowie ima- ginierte bzw. zugesprochene Aspekte. Diese Art der Mimesis wir somit zu einem „kreativen Akt“69. Neben der Nachahmung scheint es auch wichtig zu sein, den Stars in der Realität zu begegnen. Da persönliche Interaktionen in der Star-Fan-Beziehung die Seltenheit sind, wird versucht durch Konsumptionspraktiken wie dem Kaufen von Fanartikeln oder dem Tragen derselben Kleidung, aber auch der Diskussion von privaten Lebensinhalten, eine Nähe aufzubauen, die an Intensität sogar die Beziehungen zu Personen in der unmittelbaren Realität stark übersteigen kann.70
Neben diesen Erläuterungen zu Idolen und Stars gibt es noch ein weiteres Konzept zur Erklärung der Wirkungsweise von Personen die in Medien auftreten, die sie trotz der (physischen) Distanz wie nahe Personen erscheinen lassen und so auch einen gewissen Einfluss haben können. Die Art der Beziehung wird parasoziale Beziehung genannt:
2.3. Parasoziale Beziehungen
Der Begriff der parasozialen Beziehung geht auf Richard Wohl (Soziologe) und David Horton (Anthropologe) zurück. In ihrem Essay Mass Communication and Para-Social Interaction: Observations on Intimacy at a Distance von 195671 untersuchen sie die Beziehung von Fernsehpersönlichkeiten, die sie als Personae bezeichnen, zu ihrem Publikum.
Den Untersuchungen liegt zu Grunde, dass eine Distanz zwischen der Person auf der Studiobühne und dem Publikum zu Hause vor dem Fernseher herrscht. Dabei stellen sie fest, dass diese Distanz zu überbrücken versucht wird. Dies gelingt, in dem eine face-to-face Interaktion zu imitieren versucht wird. Dabei wird der Blick der Persona beispielsweise immer direkt in die Kamera gerichtet, sodass die einzelne Person im Publikum das Gefühl bekommt, direkt angeschaut zu werden. Jedoch werden auch Umgangssprache, sowie freundschaftlich wirkende Gestik und Mimik verwendet. Dadurch wird der Eindruck eines freundschaftlichen Verhältnisses erweckt, obwohl die Persona und ihr Auftritt so inszeniert ist, dass genau dieser Effekt der Vertrautheit entsteht. Diese Interaktion ist, da sie einseitig ist, jedoch illusorisch und somit parasozial. Häufen sich solche Interaktionen durch das regelmäßige Betrachten solcher geregelten Auftritte in einer Sendung, beginnt die einzelne Person im Publikum, sich an die Persona zu gewöhnen, und sie einschätzen zu lernen. Durch Gewöhnung an die Gestik, das freundschaftliche Auftreten der Persona, die Art des Humors, etc. sowie der Verinnerlichung von kommunikationsinhärenten Redewendungen und Informationen, die auch außenstehenden zunächst unzugänglich sind, wird die wahrgenommene Intimität der Beziehung verstärkt. Dadurch wird aus diesen vereinzelten parasozialen Interaktionen allmählich eine parasoziale Beziehung, da das beschriebene Verhältnis die Charakteristika einer tatsächlichen Beziehung suggeriert; jedoch ist diese nur einseitig. Den Autoren nach ist Reziprozität konstitutiv für eine Beziehung. Diese ist bei jenen Interaktionshäufungen jedoch nicht die Regel, denn auf einer persönlichen Ebene, lernt und weiß die Persona nichts über eine Person aus ihrem Publikum. Deshalb bezeichnen Wohl und Horton eine solche Beziehung als parasozial. Wichtig dabei ist, dass die Persona eine ständige Rolle vertritt und eine Wärme und Freundschaftlichkeit ausstrahlt. Um diese zu untermalen wird bei Fernsehauftritten z.B. das Studiopublikum benutzt, um dem TV-Publikum die gewünschten Reaktionen, z.B. durch Lachen oder Einblenden zu suggerieren. Ebenfalls werden bevorzugt Gäste in eine Sendung einzuladen, die der Persona rollenbekräftigend zuspielen. Um die scheinbare Intimität zu stärken treten Personae auch unmittelbar in Kontakt mit ihrem Publikum, um sie beispielsweise kurzzeitig in eine Show einzubinden, was oftmals durch die positive Reaktion des Auserwählten ebenfalls einen rollenbestärkenden Effekt hat. Horton und Wohl stellen ebenfalls fest, dass die Gewinnung an persönlichen Informationen über Personae nicht für jede Person aus dem Publikum von gleicher Wichtigkeit ist. Jedoch stellen sie fest, dass ein großes Interesse für das private und persönliche Leben solcher Personae existiert. Sie nehmen dabei zur Kenntnis, dass Personae wie moderne „Helden“ verehrt werden können und Informationen über ihr persönliches Leben somit zur Identifizierung mit den populären kulturellen Werten genutzt werden. Jedoch sehen die Autoren dieses Interesse eher als eine Strategie der Kontingenzbewältigung. Dies ist damit zu erklären, dass ein steigendes Interesse an dem Persönlichen eine Strategie ist, den illusorischen Charakter dieser parasozialen Beziehungen zu verdrängen. Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist somit der Versuch eine tatsächliche, persönliche Interaktion mit der Persona einzuleiten.72
Wichtig für diese Arbeit ist es, festzuhalten, dass Adoleszente, zur Konstitution einer eigenen Identität, Orientierung bei Menschen suchen, die sie als Vorbilder anerkennen. Dies können bekannte Stars und Idole sein, aber auch Freunde und Bekannte. Anhand der Theorie der parasozialen Beziehung konnte gezeigt werden, dass auch ein Medienstar wie ein Freund oder eine Freundin wirken kann. Dieser freundschaftliche Eindruck wird auch dadurch verstärkt, dass die betroffenen Personen authentisch wirken. Wie wir noch sehen werden, treffen diese Eigenschaften auf einen YouTubeStar, wie Bianca Claßen, zu. Kinder und Jugendliche imitieren Verhaltensweisen und nehmen die Haltungen von ihren Vorbildern an. Dies ist jedoch ein kreativer Akt, denn es werden selten ganzheitlich Personen kopiert; vielmehr werden einzelne Aspekte der Personen wahrgenommen. Des Weiteren ist die Phase der Adoleszenz nicht nur für die Entwicklung eines einzelnen Individuums wichtig, sondern auch für die kollektive Manifestation von gesellschaftlichen Werten im Sinne der Generationenabfolge.
[...]
1 Wegener, Claudia (2008). Medien, Aneignung und Identität. Wiesbaden: Springer VS.
2 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2018). JIM-Studie 2018. mpfs Webseite. Zugriff am 13. Februar 2018. Verfügbar unter https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Stu- dien/JIM/2018/Studie/JIM_2018_Gesamt.pdf.
3 Albert, M./ Hurrelmann, K./ Quenzel, G./ TNS Infratest Sozialforschung (2015). Jugend 2015 - eine pragmatische Generation im Aufbruch / Shell Deutschland Holding. Frankfurt am Main: FISCHER Taschenbuch.
4 King, Vera (2013). Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz. Wiesbaden: Springer VS. 2. Auflage.
5 Horton, Donald/ Wohl, Richard (2006). Mass Communication and Para-Social Interaction: Observations on Intimacy at a Distance. Particip@tions. Zugriff am 19. Juni 2019. Verfügbar unter http://www.participations.org/volume%203/issue%201/3_01_hortonwohl.htm#_edn1.
6 Der englische Begriff social media (dt. soziale Medien) bezeichnet internetbasierte Plattformen, die es Nutzern ermöglichen, zu kommunizieren und selbsterstellte Inhalte, wie Bilder und Videos auszutauschen. Vgl. Bendel, Oliver (2010). Soziale Medien. Gabler Wirtschaftslexikon. Zugriff am 26. August 2019. Verfügbar unter https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/soziale-medien-52673/ver- sion-152520.
7 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2018). JIM-Studie 2018. mpfs Webseite. Zugriff am 13. Februar 2018. Verfügbar unter https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Stu- dien/JIM/2018/Studie/JIM_2018_Gesamt.pdf. S.74
8 DAK Gesundheit (2017). WhatsApp, Instagram und Co. - so süchtig macht Social Media. DAK.de - Gesundheit - Sucht - Internetsucht - Social Media Sucht. Zugriff am 13. März 2019. Verfügbar unter https://www.dak.de/dak/download/dak-studie-social-media-nutzung-1968596.pdf. S.26
9 Statistisches Bundesamt. n.d. Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland zum 31. Dezember 2017. Statista. Zugriff am 31. Januar 2019. Verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/stu- die/1351/umfrage/altersstruktur-der-bevoelkerung-deutschlands/. Gesamt: 82.972.351; 14-69-Jährige: 59.369.803
10 SevenOne Media. n.d. Durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer von YouTube-Videos in Deutschland vom 1. Quartal 2015 bis 1. Quartal 2018 (in Minuten). Statista. Zugriff am 30. Januar 2019. Verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/543384/umfrage/taegliche-nutzungsdauer- von-youtube-in-deutschland/.
11 SevenOne Media (2018). Media Activity Guide 2018. SevenOne Media - Research. Zugriff am 13. März 2019. Verfügbar unter https://www.sevenonemedia.de/documents/924471/1111769/Media+Acti- vity+Guide+2018/0d7f33af-210a-682c-6c21-9aad7ae863f8. S.27
12 Alexa (2019). The top 500 sites on the web - Global. Alexa.com. Zugriff am 1. April 2019. Verfügbar unter https://www.alexa.com/topsites.
13 Vgl. oben Bendel, Oliver (2010). Soziale Medien. Gabler Wirtschaftslexikon. Zugriff am 26. August 2019. Verfügbar unter https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/soziale-medien-52673/version- 152520.
14 Wegener, Claudia (2008). Medien, Aneignung und Identität. Wiesbaden: Springer VS. S.104
15 Uhls, Yalda/ Greenfield, Patricia (2011). The Value of Fame: Preadolescent Perceptions of Popular Media and Their Relationship to Future Aspirations. Developmental Psychology. Zugriff am 5. Juni 2019. Verfügbar unter https://www.academia.edu/13126629/The_value_of_fame_Preadolescent_per- ceptions_of_popular_media_and_their_relationship_to_future_aspirations.
16 Döring, Nicola (2015). Die YouTube-Kultur im Gender-Check. München: merz - Zeitschrift für Medienpädagogik. Jahrgang 59. Nummer 1 (17-24). S. 22
17 Wegener, Claudia (2008). Medien, Aneignung und Identität. Wiesbaden: Springer VS. S.93
18 Ibidem S.100
19 Ibidem S.104f
20 Döring, Nicola (2015). Die YouTube-Kultur im Gender-Check. München: merz - Zeitschrift für Medienpädagogik. Jahrgang 59. Nummer 1 (17-24). S. 20
21 Socialblade (2019). TOP 250 YOUTUBERS IN GERMANY SORTED BY SUBSCRIBERS. Socialblade. Zugriff am 4. Juni 2019. Verfügbar unter https://socialblade.com/y- outube/top/country/de/mostsubscribed.
22 Döring, Nicola (2015). Die YouTube-Kultur im Gender-Check. München: merz - Zeitschrift für Medienpädagogik. Jahrgang 59. Nummer 1 (17-24). S. 22
23 Socialblade (2019). TOP 250 YOUTUBERS IN GERMANY SORTED BY SUBSCRIBERS. Socialblade. Zugriff am 4. Juni 2019. Verfügbar unter https://socialblade.com/y- outube/top/country/de/mostsubscribed. Anmerkung: Die Webseite Socialblade listet die Kanäle nach den von den Kanälen eingegeben Land. Dabei sind auch einige Kanäle, die das Land „Deutschland“ angegeben haben, aber keine deutschsprachige Inhalte veröffentlichen.
24 Döring, Nicola (2015). Die YouTube-Kultur im Gender-Check. München: merz - Zeitschrift für Medienpädagogik. Jahrgang 59. Nummer 1 (17-24). S. 20
25 Wegener, Claudia (2008). Medien, Aneignung und Identität. Wiesbaden: Springer VS. S.101
26 Gebel, Christa/ Brüggen, Niels (2017). ?. und schreibt mal einfach in die Kommentare #Schüler!? YouTube-Genres der Zehn- bis Vierzehnjährigen. Problemorientierte Medienanalyse. Ausgewählte Ergebnisse der Monitoringstudie. München: JFF. S.8
27 Ibidem S.9; ein Vlog ist ein Video Blog, und dient dazu das Leben bzw. den Alltag der gezeigten Person darzustellen.
28 Ibidem S.11
29 Youth Insight Panel (2016). YOUTUBE, APPS & CO. - DIE DIGITALE MEDIENNUTZUNG DURCH JUGENDLICHE. München: Bauer Media Group. S.17
30 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2018). JIM-Studie 2018. mpfs Webseite. Zugriff am 13. Februar 2018. Verfügbar unter https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Stu- dien/JIM/2018/Studie/JIM_2018_Gesamt.pdf. S.51
31 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2018). JIM-Studie 2018. mpfs Webseite. Zugriff am 13. Februar 2018. Verfügbar unter https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Stu- dien/JIM/2018/Studie/JIM_2018_Gesamt.pdf. S. 49
32 Socialblade (2019). TOP 250 YOUTUBERS IN GERMANY SORTED BY SUBSCRIBERS. Socialblade. Zugriff am 4. Juni 2019. Verfügbar unter https://socialblade.com/y- outube/top/country/de/mostsubscribed.
33 HitchOn. n.d. Top 10 der beliebtesten deutschen YouTuber nach der Anzahl der Abonnenten in Deutschland im Mai 2019 (in 1.000). Statista. Zugriff am 1. Juni 2019. Verfügbar unter https://de.sta- tista.com/statistik/daten/studie/937332/umfrage/deutsche-youtuber-nach-anzahl-der-abonnenten/.
34 Bauer Media Group (2016). 60 JAHRE BRAVO - DIE NEUE WAHRNEHMUNG UND FUNKTION VON IDOLEN. Bauermedia.com. Zugriff am 28. Mai 2019. Verfügbar unter https://www.bauerme- dia.com/presse/archiv/artikel/60-jahre-bravo-die-neue-wahrnehmung-und-funktion-von-idolen/control- ler/2016/8/16/.
35 Google Bilder-Suche (2019). Bibi Bravo Cover. Zugriff am 28. Mai 2019. Verfügbar unter https://www.google.com/se- arch?hl=de&biw=1 240&bih=71 2&tbm=isch&sa=1 &ei=tUvtXK_LOv3jgwf46Y2ABw&q=bibi+bravo+co- ver&oq=bibi+bravo+cover&gsj=img.12...0.0.450832...0.0.0.0.0 0.. gws-wiz- img.UOOjQqBBTbw.s
36 Deutsche Presse-Agentur (2014). So will der Bauer Verlag die "Bravo" retten. Verlag Werben & Verkaufen GmbH. Zugriff am 28. Mai 2019. Verfügbar unter https://www.wuv.de/me- dien/so_will_der_bauer_verlag_die_bravo_retten.
37 Bauer Media Group (2016). 60 JAHRE BRAVO - DIE NEUE WAHRNEHMUNG UND FUNKTION VON IDOLEN. Bauermedia.com. Zugriff am 28. Mai 2019. Verfügbar unter https://www.bauerme- dia.com/presse/archiv/artikel/60-jahre-bravo-die-neue-wahrnehmung-und-funktion-von-idolen/control- ler/2016/8/16/.
38 Vgl. Wegener, Claudia (2008). Medien, Aneignung und Identität. Wiesbaden: Springer VS.
39 Vgl. Albert, M./ Hurrelmann, K./ Quenzel, G./ TNS Infratest Sozialforschung (2015). Jugend 2015 - eine pragmatische Generation im Aufbruch / Shell Deutschland Holding. Frankfurt am Main: FISCHER Taschenbuch.
40 Siehe hierzu „Informationen zum Kanal“
41 King, Vera (2013). Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz. Wiesbaden: Springer VS. 2. Auflage.
42 Ibidem S.110
43 Ibidem S. 110f
44 Ibidem S. 277f
45 Vgl. beispielhaft ibidem S.93ff
46 Ibidem S. 111
47 Ibidem S. 81
48 Ibidem S. 197
49 Ibidem S. 199/200;
50 Ausführungen hierzu: Ibidem S. 202ff nach Gilligan, Carol (1990). Making Connections. The Relational World of Adolescent Girls at Emma Willard School. Cambridge: Harvard University Press.
51 Ibidem S. 272
52 Ibidem S. 153
53 Vgl. 2.2.2. Stars, Idole und mediale Bezugspersonen
54 Stamm, Margrit (2008). Vorbilder Jugendlicher aus pädagogischer Sicht. In: Bizer, C. et al. Jahrbuch der Religionspädagogik: Sehnsucht nach Orientierung. Vorbilder im Religionsunterricht. Band 24. Neukirchen: Neukirchener Verlagsgesellschaft (45-54).
55 Wegener, Claudia (2008). Medien, Aneignung und Identität. Wiesbaden: Springer VS. S.42
56 z.B. Lange, Andreas & Klimsa, Anja (2012). Mediensozialisation - Medien als Sozialisationsinstanz. Weinheim: Beltz Juventa.
57 Vgl. Biffi, Cornelia (1999). Die Spice Girls, ihre weiblichen Fans und die drei Wirklichkeiten. In: Ammann, D.; Moser, H. & Vaissiere, R. Kritische Beiträge zum Textbegriff. Zürich: Pestalozzianum (243267).
58 Janke, Klaus (1997). Stars, Idole, Vorbilder. Seelze: Schüler 1997: Stars - Idole - Vorbilder. Jahrgang 1997. Nummer 1 (18-21). S.20
59 ibidem
60 Vgl. Cashmore, Ernest (2006). Celebrity Culture. Abingdon, Oxon: Routledge.
61 Vgl. Enli, Gunn (2015). Mediated Authenticity. New York Times: Peter Lang. S.1
62 Ibidem
63 Ibidem S.10
64 Krüger, Heinz & Richard, Birgit (1997). Alte Muster und neue Namen: Jugendidole im historischen Wandel. Seelze: Schüler 1997: Stars - Idole - Vorbilder. Jahrgang 1997. Nummer 1 (30-33). S.39
65 ibidem
66 Fritzsche, Bettina (2004). Medial vermittelte Beziehungen. München: TelevIZIon;. Jahrgang 17. Nummer 2 (32-37). S. 33
67 Biffi, Cornelia (1999). Die Spice Girls, ihre weiblichen Fans und die drei Wirklichkeiten. In: Ammann, D.; Moser, H. & Vaissiere, R. Kritische Beiträge zum Textbegriff. Zürich: Pestalozzianum (243-267).
68 Fritzsche, Bettina (2004). Medial vermittelte Beziehungen. München: TelevIZIon;. Jahrgang 17. Nummer 2 (32-37). S. 34
69 Ibidem S. 35
70 Ibidem S.33f
71 Horton, Donald/ Wohl, Richard (2006). Mass Communication and Para-Social Interaction: Observations on Intimacy at a Distance. Particip@tions. Zugriff am 19. Juni 2019. Verfügbar unter http://www.participations.org/volume%203/issue%201/3_01_hortonwohl.htm#_edn1. vgl. Horton, Don- ald/ Wohl, Richard (1956). Mass Communication and Para-Social Interaction: Observations on Intimacy at a Distance. Psychiatry. Jahrgang 19. Nummer 3 (215-229).
72 ibidem
- Quote paper
- Philipp Blaich (Author), 2020, Werte- und Geschlechterrollenvermittlung durch YouTube-Stars, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538602
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