Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist die letzte Novelle des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig, die 1943 veröffentlicht wurde. Die Schachnovelle handelt von einer Schiffsreise von New York nach Buenos Aires, auf dessen Deck der Ich-Erzähler zwei völlig unterschiedlichen Figuren begegnet. Zum einen dem Schachweltmeister Mirko Czentovic, zum anderen dem österreichischen Anwalt Dr. B, der von seiner traumatisierenden Gefangenschaft durch die Nationalsozialisten berichtet. Bei genauerer Betrachtung lassen sich deutliche Parallelen zwischen Dr. B und dem Autor Stefan Zweig aufdecken. Dieses Interesse an dem Leben Zweigs und an psychologischen Phänomenen waren Anlass für die folgende Untersuchungsthese, die als Ausgangspunkt dieser Arbeit dienen soll:
Anhand einer hermeneutischen Analyse lässt sich feststellen, dass die ‚Schizophrenie‘ des Dr. B Bezüge zu Stefan Zweigs Leben in Wien aufweist. Die Geisteskrankheit der Figur wird durch fanatisches Schachspielen hervorgerufen, weshalb sich der zwiegespaltene Charakter in einen weißen und einen schwarzen Dr. B bzw. in einen Dr. B der 'Welt der Sicherheit' und einen Dr. B der 'Wiener Moderne' aufteilen lässt. Der eine Teil des Dr. B symbolisiert das gesellschaftliche Leben in der Welt der Sicherheit, in der Stefan Zweig gelebt hat, während der andere Dr. B hingegen die Problematik dieser einengenden Welt verkörpert und diese kritisiert.
Zu Beginn werden Methoden und die Theorien, auf die sich diese Arbeit stützt, erläutert. Anschließend werden historische Fakten zu Stefan Zweigs Leben, der Welt der Sicherheit und der Wiener Moderne dargelegt. Es folgt der Kernteil dieser Arbeit: die eigentliche Analyse anhand der Schachnovelle und inwiefern sie sich in Zweigs eigenes Leben eingliedern lässt. Zuletzt folgen ein inhaltliches Fazit und eine Rezeption der Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung: Die Entwicklung zweier Charakterebenen des Dr. B
2. Hermeneutischer Zugriff auf das Thema
2.1 Was ist Hermeneutik?
2.2 Das Leben von Stefan Zweig
2.3 Die ‚Welt der Sicherheit‘ und die Wiener Moderne
3. Wie äußern sich die verschiedenen Identitäten von Dr. B?
4. Fazit: Dr. B als Spiegel von zwei kulturellen Gegensatzpositionen
Literaturverzeichnis
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