Die Zahl der Opfer von Hexenprozessen im Kurfürstentum Mainz dürfte „wohl in keinem anderen deutschen Territorium übertroffen“ worden sein: Neuere Forschungen (s.u.) haben für das Erzstift eine Zahl von über 2000 nachweisbaren Hinrichtungen festgestellt - und diese fanden in der Hauptsache in dem relativ kurzen Zeitraum von fünfzig Jahren statt. Mit einer Hexenverfolgung diesen Ausmaßes stellte das vergleichsweise kleine Kurfürstentum aber auch im europäischen Vergleich andere Länder weit in den Schatten. So bekommt man vielleicht von der Größenordnung der Kurmainzer Hexenverfolgung noch besser ein Bild, wenn man sich vor Augen führt, dass in ganz England insgesamt „nur“ fünfhundert Personen wegen Hexerei verurteilt wurden.
Dass diese grausame Verfolgung schließlich endete, kann vor allem als das Verdienst eines Mannes gesehen werden: des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (1647-1673). Dem Ende der Hexenprozesse im Erzstift während seiner Regierungszeit ist diese Hausarbeit gewidmet. Die These, die in dieser Arbeit vertreten wird, ist die, dass Johann Philipp derjenige war, der die unselige gegenseitige Befruchtung der Prozesswünsche „von unten“ (also aus der Bevölkerung) und „von oben“ (also von Seiten der Obrigkeit) beendete, indem er die starke Kontrolle, die die Obrigkeit im Erzstift über die Prozesse hatte, nutzte, um die Hexenangst „von unten“ zu zügeln.
Es ist hier daher zunächst darauf einzugehen, wie die Strafverfolgung der Hexen im Erzstift aussah und wie sehr diese von der Obrigkeit kontrolliert wurde (3.1.). Leider verbietet es der begrenzte Umfang dieser Arbeit dies ausführlich zu tun. Es muss daher bei einer sehr groben Beschreibung bleiben. Auch auf eine nähere Beschäftigung mit dem Zauberglauben des Erzstiftes wird hier verzichtet.
War es aber nur die pure Hexenangst, die die Obrigkeit dem Prozesswünschen der Bevölkerung so großzügig stattgeben ließ? Auch andere mögliche Motive sollen hier betrachtet werden (3.2.). Schließlich soll die Hexenverfolgung unter den einzelnen Kurfürsten in einem kurzen chronologischen Abriss dargestellt werden. (3.3.)
Vor dieser Kulisse soll alsdann das Wirken des großen Kurfürsten Johann Philipp beschrieben werden, dessen Hexenpolitik sich maßgeblich von der seiner Vorgänger unterschied. (4.1.)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literaturüberblick und Forschungsstand
- Die kurmainzische Hexenverfolgung
- Der Einfluss der Obrigkeit auf das Strafverfahren gegen die Hexen
- Die Motive der Obrigkeit
- Der Verlauf der Hexenverfolgung im Erzstift bis 1647
- Johann Adam von Bicken (1601-1604)
- Johann Schweikard von Kronberg (1604-1626)
- Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads (1626-1629)
- Anselm Kasimir Wambold zu Umstadt (1629-1647)
- Johann Philipp von Schönborn und das Ende des Hexenwahns
- Die Beendigung der Hexenprozesse
- Mögliche Motive Johann Philipps
- Das Wirken Friedrich Spees
- Die Praxis des Parlement de Paris
- Wirtschaftliche Beweggründe
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Beendigung der Hexenverfolgung im Kurfürstentum Mainz während der Regierungszeit des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (1647-1673). Die Arbeit analysiert die Rolle Schönborns und seine Motive bei der Beendigung der Hexenprozesse und untersucht, wie die Obrigkeit im Erzstift die Hexenangst der Bevölkerung kontrollierte.
- Die Intensität und Ausbreitung der Hexenverfolgung im Kurfürstentum Mainz
- Die Rolle der Obrigkeit im Strafverfahren gegen die Hexen
- Die Motive der Obrigkeit für die Verfolgung von Hexen
- Die Hexenpolitik des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn
- Die möglichen Ursachen für die Beendigung der Hexenverfolgung im Erzstift
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Thematik und die Bedeutung der Hexenverfolgung im Kurfürstentum Mainz. Sie stellt fest, dass die Zahl der Hinrichtungen im Erzstift im Vergleich zu anderen deutschen Territorien außergewöhnlich hoch war. Die Arbeit fokussiert sich auf die Rolle des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn bei der Beendigung der Hexenverfolgung.
Das zweite Kapitel liefert einen Überblick über die verfügbare Literatur zur Hexenverfolgung in Kurmainz. Es werden die maßgeblichen Werke von Pohl und Gebhard sowie weitere Publikationen zu den Hexenprozessen und zu Johann Philipp von Schönborn beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der kurmainzischen Hexenverfolgung bis 1647. Es analysiert den Einfluss der Obrigkeit auf das Strafverfahren gegen die Hexen und beleuchtet die Motive der Obrigkeit für die Verfolgung. Außerdem wird der Verlauf der Hexenverfolgung im Erzstift unter den verschiedenen Kurfürsten in einem kurzen chronologischen Überblick dargestellt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Themen und Begriffe, die in dieser Arbeit behandelt werden, sind: Hexenverfolgung, Kurfürstentum Mainz, Johann Philipp von Schönborn, Hexenprozesse, Obrigkeit, Motive, Hexenangst, Friedrich Spee, Parlement de Paris, Wirtschaftliche Beweggründe. Die Arbeit befasst sich mit der Beendigung der Hexenverfolgung in Kurmainz und analysiert die Rolle von Johann Philipp von Schönborn bei diesem Prozess.
- Quote paper
- Vincent Steinfeld (Author), 2005, Das Ende der Hexenverfolgung in Kurmainz - Wie der 'deutsche Salomo' die Hexenverfolgung im Erzstift beendete, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53731