Unter Grundstücksnachbarn gibt es gelegentlich Streit über Bäume. Die Beseitigung eines auf dem Nachbargrundstück stehenden Baumes kann verlangt werden, wenn der im Nachbarrechtsgesetz des Bundeslandes vorgesehene Grenzabstand nicht eingehalten ist. Dies gilt nicht, wenn die dort für die erforderliche Klage bestimmte Frist verstrichen ist oder wenn sich die Nutzung des Grundstücks im Rahmen ordnungsgemäßer Bewirtschaftung hält.
Ein Nachbar, der das Nachbargrundstück unbefugt betritt, begeht einen Hausfriedensbruch (§ 123 StGB) und wer einen dort stehenden Baum beschädigt eine Sachbeschädigung (§§ 303 StGB). In einem solchen Fall kann der Eigentümer des beschädigten Baumes vor dem Zivilgericht eine Eigentumsfreiheitsklage nach § 1004 BGB auf Zahlung des für die Beschädigung und für die Beseitigung des Baumes erforderlichen Geld-betrags erheben. Wenn Indizien für eine Täterschaft sprechen, lässt die Rechtsprechung des BGH eine Umkehr der Beweislast zu mit der Folge, dass der des Baummords Verdächtigte beweisen muss, dass nicht er, sondern ein anderer den Baum beschädigt hat.
Bei Beschädigungen von Bäumen ist die Umkehr der Beweislast auch deshalb geboten, weil 1994 der die Umwelt schützende Artikel 20a ins Grundgesetz aufgenommen wurde, der auch von den Gerichten zu beachten ist. Indizien für die Täterschaft des Nachbarn liegen insbesondere dann vor, wenn er die Beseitigung des beschädigten Baums verlangt oder die Rechte des Grundstückeigentümers auf andere Weise verletzt hat.
In dem Zivilprozess ist der Beklagte gem. § 138 Abs. 1 ZPO verpflichtet, seine Erklärungen über tatsächliche Umstände vollständig und wahrheitsgemäß abzugeben. Wenn er wahrheitswidrig eine prozesserhebliche Behauptung des Klägers bestreitet, begeht er einen nach § 263 StGB strafbaren Prozessbetrug. Strafbar macht sich auch sein Prozessbevollmächtigter, wenn er Tatsachen vorträgt oder bestreitet, von denen er weiß oder annehmen muss, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Der Nachbarschaftsstreit
- 3 Kann der Nachbar die Beseitigung des Baumes verlangen?
- 3.1 Neu angepflanzte Bäume
- 3.2 Baumbestand
- 3.3 Lebende Hecken
- 4 Artikel 14 und 20a GG gewährleisten den Baumschutz
- 4.1 Artikel 14 und 20a GG in Strafverfahren
- 4.2 Artikel 14 und 20a GG in Zivilprozessen
- 5 Wie die Beseitigung eines Baumes erreicht werden kann
- 5.1 Kein außergerichtliches Schlichtungsverfahren
- 6 Die Straftaten des Nachbarn
- 6.1 Die „einfache“ Sachbeschädigung (§ 303 StGB)
- 6.2 Die gemeinschädliche Sachbeschädigung (§ 304 StGB)
- 6.3 Der Hausfriedensbruch (§ 123 StGB)
- 6.4 Die Dienstaufsichtsbeschwerde: öffentliches Interesse
- 6.5 Das Strafverfahren
- 6.6 Das Strafmaß
- 7 Die Eigentumsfreiheitsklage nach § 1004 BGB
- 7.1 Die Umkehr der Beweislast
- 7.2 Die Aussetzung des Zivilprozesses
- 7.3 Die Wiederaufnahme des Zivilprozesses
- 8 Der nach § 263 StGB strafbare Prozessbetrug
- 8.1 Die Wahrheitspflicht in gerichtlichen Verfahren
- 8.2 Die Wahrheitspflicht der Prozessparteien
- 8.3 Die Wahrheitspflicht der Prozessbevollmächtigten
- 8.4 Die Strafanzeige wegen eines Prozessbetrugs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Werk dient als juristischer Ratgeber für Rechtsfragen im Zusammenhang mit störenden Bäumen auf Nachbargrundstücken. Es klärt die rechtlichen Möglichkeiten der Beseitigung solcher Bäume und beleuchtet die damit verbundenen zivil- und strafrechtlichen Aspekte.
- Rechtliche Möglichkeiten der Beseitigung von Nachbarbäumen
- Zivilrechtliche Ansprüche im Nachbarschaftsstreit
- Strafrechtliche Relevanz von Baumschäden und Eingriffen
- Relevanz von Artikel 14 und 20a GG im Kontext des Baumschutzes
- Prozessuale Aspekte im Umgang mit Baumkonflikten
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des juristischen Ratgebers ein und skizziert die behandelten Rechtsfragen rund um den störenden Nachbarbaum. Es legt den Fokus auf die Problematik und die Notwendigkeit einer klaren juristischen Auseinandersetzung mit dem Thema.
2 Der Nachbarschaftsstreit: Der zweite Abschnitt erläutert den generellen Kontext von Nachbarschaftsstreitigkeiten, welche oft durch Baumkonflikte verursacht werden. Es werden typische Streitpunkte beleuchtet und die allgemeine Rechtslage skizziert, die als Grundlage für die folgenden Kapitel dient. Die Bedeutung von außergerichtlichen Lösungen wird ebenfalls angesprochen.
3 Kann der Nachbar die Beseitigung des Baumes verlangen?: Dieses Kapitel befasst sich mit den Voraussetzungen, unter denen ein Nachbar die Beseitigung eines Baumes auf dem Nachbargrundstück verlangen kann. Es differenziert zwischen neu angepflanzten Bäumen, bestehendem Baumbestand und lebenden Hecken, wobei jeweils die spezifischen rechtlichen Anforderungen und Möglichkeiten behandelt werden. Die Kapitelteil untersuchen verschiedene Rechtsgrundlagen und die Beweislastverteilung.
4 Artikel 14 und 20a GG gewährleisten den Baumschutz: Hier werden die grundrechtlichen Aspekte des Baumschutzes im Kontext von Artikel 14 und 20a des Grundgesetzes (GG) beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Anwendung dieser Artikel in Straf- und Zivilprozessen und wie sie die rechtliche Auseinandersetzung mit Baumkonflikten beeinflussen. Die Interpretation dieser Grundrechte im Zusammenhang mit Eigentumsrechten und dem Schutz der Umwelt wird detailliert erläutert.
5 Wie die Beseitigung eines Baumes erreicht werden kann: Dieses Kapitel befasst sich mit den praktischen Schritten zur Durchsetzung der Beseitigung eines störenden Baumes. Es behandelt die Frage nach außergerichtlichen Schlichtungsverfahren und deren Erfolgsaussichten. Die Kapitelteil betont die Bedeutung einer frühzeitigen und konstruktiven Kommunikation zwischen den Nachbarn bevor gerichtliche Verfahren eingeleitet werden.
6 Die Straftaten des Nachbarn: Dieser Abschnitt behandelt verschiedene Straftaten, die im Zusammenhang mit der eigenmächtigen Beseitigung eines Baumes durch einen Nachbarn begangen werden können. Die Kapitelteil analysiert die strafrechtlichen Konsequenzen von Sachbeschädigung (§ 303 StGB), gemeinschädlicher Sachbeschädigung (§ 304 StGB), Hausfriedensbruch (§ 123 StGB) sowie die Möglichkeiten einer Dienstaufsichtsbeschwerde. Das Strafverfahren und das Strafmaß werden ebenfalls detailliert betrachtet.
7 Die Eigentumsfreiheitsklage nach § 1004 BGB: Dieses Kapitel fokussiert auf die zivilrechtliche Möglichkeit der Eigentumsfreiheitsklage nach § 1004 BGB. Es erklärt die Umkehr der Beweislast, die potenzielle Aussetzung und Wiederaufnahme des Zivilprozesses im Detail und erläutert die rechtlichen Hürden und die Anforderungen an den Kläger.
8 Der nach § 263 StGB strafbare Prozessbetrug: Der letzte inhaltliche Abschnitt des Werkes befasst sich mit dem Prozessbetrug gemäß § 263 StGB im Kontext von Baumstreitigkeiten. Es analysiert die Wahrheitspflicht in gerichtlichen Verfahren, sowohl für Prozessparteien als auch für deren Bevollmächtigte, und erläutert die Konsequenzen einer Falschaussage. Die Möglichkeit einer Strafanzeige wird ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Nachbarrecht, Baumrecht, Grundgesetz (GG), Artikel 14 GG, Artikel 20a GG, Eigentumsrecht, Sachbeschädigung (§ 303 StGB), gemeinschädliche Sachbeschädigung (§ 304 StGB), Hausfriedensbruch (§ 123 StGB), Prozessbetrug (§ 263 StGB), Zivilprozess, Strafprozess, Eigentumsfreiheitsklage (§ 1004 BGB), Nachbarschaftsstreit, Baumfällung, Schlichtungsverfahren.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum juristischen Ratgeber: Nachbarbaumkonflikte
Was behandelt der juristische Ratgeber „Nachbarbaumkonflikte“?
Der Ratgeber bietet umfassende Informationen zu rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit störenden Bäumen auf Nachbargrundstücken. Er beleuchtet die zivil- und strafrechtlichen Aspekte der Beseitigung solcher Bäume und gibt praktische Hinweise zur Vorgehensweise.
Welche Themen werden im Ratgeber behandelt?
Der Ratgeber deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter die rechtlichen Möglichkeiten der Beseitigung von Nachbarbäumen, zivilrechtliche Ansprüche im Nachbarschaftsstreit, strafrechtliche Relevanz von Baumschäden und -eingriffen, die Rolle von Artikel 14 und 20a GG im Baumschutz, sowie prozessuale Aspekte im Umgang mit Baumkonflikten. Konkrete Straftatbestände wie Sachbeschädigung (§ 303 StGB), gemeinschädliche Sachbeschädigung (§ 304 StGB), Hausfriedensbruch (§ 123 StGB) und Prozessbetrug (§ 263 StGB) werden ebenso behandelt wie die Eigentumsfreiheitsklage nach § 1004 BGB.
Kann ich die Beseitigung eines Nachbarbaumes verlangen?
Ob Sie die Beseitigung eines Nachbarbaumes verlangen können, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art des Baumes (neu angepflanzt, Bestand, Hecke), die konkrete Beeinträchtigung und die geltenden Rechtsgrundlagen. Der Ratgeber erläutert die jeweiligen Voraussetzungen detailliert und differenziert zwischen verschiedenen Szenarien.
Welche Rolle spielen Artikel 14 und 20a GG beim Baumschutz?
Artikel 14 und 20a GG spielen eine wichtige Rolle im Kontext des Baumschutzes. Der Ratgeber erklärt die Anwendung dieser Artikel in Straf- und Zivilprozessen und wie sie die rechtliche Auseinandersetzung mit Baumkonflikten beeinflussen. Die Interpretation dieser Grundrechte im Zusammenhang mit Eigentumsrechten und Umweltschutz wird detailliert erläutert.
Welche außergerichtlichen Möglichkeiten gibt es zur Lösung von Baumkonflikten?
Der Ratgeber betont die Bedeutung außergerichtlicher Lösungen und diskutiert die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten von Schlichtungsverfahren. Eine frühzeitige und konstruktive Kommunikation zwischen den Nachbarn wird als wichtiger Schritt vor der Einleitung gerichtlicher Verfahren hervorgehoben.
Welche Straftaten können im Zusammenhang mit der eigenmächtigen Beseitigung eines Baumes begangen werden?
Die eigenmächtige Beseitigung eines Nachbarbaumes kann verschiedene Straftaten nach sich ziehen, darunter Sachbeschädigung (§ 303 StGB), gemeinschädliche Sachbeschädigung (§ 304 StGB) und Hausfriedensbruch (§ 123 StGB). Der Ratgeber beschreibt diese Straftatbestände detailliert und erläutert die möglichen Strafen.
Was ist die Eigentumsfreiheitsklage nach § 1004 BGB?
Die Eigentumsfreiheitsklage nach § 1004 BGB ist eine zivilrechtliche Möglichkeit, die Beseitigung eines störenden Baumes zu erreichen. Der Ratgeber erklärt die Voraussetzungen, die Beweislastverteilung, die Möglichkeit der Aussetzung und Wiederaufnahme des Zivilprozesses und erläutert die rechtlichen Hürden.
Was ist Prozessbetrug gemäß § 263 StGB im Kontext von Baumstreitigkeiten?
Prozessbetrug gemäß § 263 StGB kann vorliegen, wenn im Zusammenhang mit Baumstreitigkeiten unwahre Angaben gemacht werden. Der Ratgeber erläutert die Wahrheitspflicht für Prozessparteien und deren Bevollmächtigte und die Konsequenzen falscher Aussagen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für den Ratgeber?
Relevante Schlüsselwörter sind: Nachbarrecht, Baumrecht, Grundgesetz (GG), Artikel 14 GG, Artikel 20a GG, Eigentumsrecht, Sachbeschädigung (§ 303 StGB), gemeinschädliche Sachbeschädigung (§ 304 StGB), Hausfriedensbruch (§ 123 StGB), Prozessbetrug (§ 263 StGB), Zivilprozess, Strafprozess, Eigentumsfreiheitsklage (§ 1004 BGB), Nachbarschaftsstreit, Baumfällung, Schlichtungsverfahren.
- Quote paper
- Dr. Wigo Müller (Author), 2020, Der störende Nachbarbaum. Ein juristischer Ratgeber für die den Baum auf dem Nachbargrundstück betreffenden Rechtsfragen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/537252