Als William Shakespeare 1596/97 The Merchant of Venice verfasste, konzipierte er eine Komödie. Als solche wurde das Stück auch bei seiner Veröffentlichung verstanden. In der ersten Sammelausgabe der Werke Shakespeares, dem Folio von 1623, war The Merchant of Venice der Kategorie ‚Comedies’ zugeordnet. Doch schon früh in der Geschichte seiner Interpretation kamen Zweifel an dieser Zuordnung auf. Bereits 1709 vertrat Nicholas Rowe den Standpunkt, dass man das Stück nur als Tragödie klassifizieren kann. Wie viele seiner Nachfolger, war er wohl mit Swinden einer Meinung, dass Shylock aufgrund seines tragischen Potentials „certainly does act as an impediment in a comedy.” Diese Empfindung veranlasste einige Kritiker zu der These, Shakespeare habe ursprünglich den Plan verfolgt, eine Komödie schreiben zu wollen, mit dem Charakter Shylocks sei er aber daran gescheitert. So glaubt Charlton, Shakespeare schuf gegen seine anfängliche Absicht „a character of great sensitivity and humanity, thus destroying the ‚artistic unity’ of the play while enlarging our understanding of human nature.” Dabei sollte jedoch erwähnt werden, dass Komödien durchaus auch tragische Elemente beinhalten können, durch die sie an Tiefe gewinnen.Dramatic comediesmüssen nicht zwangsläufig komisch sein. Außerdem lässt sich nur schwer sagen, was der Begriff der Komödie im elisabethanischen Zeitalter beinhaltete: „Perhaps in the sixteenth century the concept of comedy was broader and more elastic than it is today.”
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Shylock in Shakespeares Text
- Die Shylockbilder in der Literaturkritik
- Frühe Rezeptionsgeschichte
- Comic Villain
- Figure of Fun
- Revenge Villain
- Villain with a Touch of Humanity
- Tragic Figure
- Wronged Victim
- Scapegoat
- Entwicklungen und Tendenzen in der Literaturkritik
- Die Theaterrezeption in England
- Frühe Bühnengeschichte
- Shylock im 18. Jahrhundert
- Charles Macklin
- Edmund Kean und seine Zeit
- Henry Irving
- Shylockbilder zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- Die 1970er Jahre
- Die 1980er Jahre
- Die 1990er Jahre
- Shylock im 21. Jahrhundert
- Entwicklungen und Tendenzen der englischen Bühnenrezeption
- Die Theaterrezeption in Deutschland
- Shylock im 19. Jahrhundert
- Die Zeit des Nationalsozialismus
- The Merchant of Venice nach 1945
- Die 50er und 60er Jahre
- Die 1970er Jahre
- Die 1980er Jahre
- Die 1990er Jahre
- Historischer Prozess oder Wechselspiel zwischen theoretisch möglichen Positionen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Rezeption der Figur Shylock in der Literaturkritik und auf der Bühne. Ziel ist es, die unterschiedlichen Interpretationen und die historischen Entwicklungen in der Sichtweise auf Shylock zu beleuchten. Dabei soll die Frage geklärt werden, ob sich eine klare historische Entwicklung des Shylockbildes erkennen lässt oder ob es eher ein Wechselspiel zwischen verschiedenen, theoretisch möglichen Positionen gibt.
- Die Vielschichtigkeit und Komplexität der Figur Shylock
- Die unterschiedlichen Genrezuordnungen des Merchant of Venice
- Die Entwicklung des Shylockbildes in der Literaturkritik
- Die Rezeption des Stücks auf der englischen und deutschen Bühne
- Parallelen in der Entwicklung des Shylockbildes in der Literaturkritik und der Bühnenrezeption
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: In der Einleitung wird die Problematik der Einordnung des Merchant of Venice in ein bestimmtes Genre beleuchtet. Die Frage nach der Rolle Shylocks und seinem Einfluss auf die Interpretation des Stücks steht im Vordergrund.
- Shylock in Shakespeares Text: Dieses Kapitel befasst sich mit den Auftritten Shylocks im Merchant of Venice. Es werden die Szenen analysiert, in denen er vorkommt, um zu verstehen, welche Informationen der Text tatsächlich über die Figur Shylock liefert.
- Die Shylockbilder in der Literaturkritik: Hier werden die verschiedenen Ansätze zur Interpretation der Figur Shylock in der Literaturkritik vorgestellt. Es werden verschiedene Sichtweisen auf Shylock beleuchtet, von der Darstellung als Comic Villain bis hin zur Tragischen Figur.
- Entwicklungen und Tendenzen in der Literaturkritik: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Shylockinterpretationen in der Literaturkritik. Es werden wichtige Tendenzen und Veränderungen in der Sichtweise auf Shylock im Laufe der Zeit aufgezeigt.
- Die Theaterrezeption in England: In diesem Kapitel werden die unterschiedlichen Inszenierungen des Merchant of Venice auf der englischen Bühne beleuchtet. Es wird gezeigt, wie die Figur Shylock im Laufe der Jahrhunderte auf der Bühne dargestellt wurde.
- Entwicklungen und Tendenzen der englischen Bühnenrezeption: Hier werden die Entwicklungen und Tendenzen in der englischen Theaterrezeption des Merchant of Venice betrachtet. Es wird untersucht, ob sich eine historische Entwicklung des Shylockbildes auf der Bühne erkennen lässt.
- Die Theaterrezeption in Deutschland: Dieses Kapitel widmet sich der Rezeption des Merchant of Venice auf der deutschen Bühne. Es werden die verschiedenen Inszenierungen und die Entwicklung des Shylockbildes im deutschen Theaterkontext betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Shylock, The Merchant of Venice, Literaturkritik, Theaterrezeption, Genrezuordnung, Komödie, Tragödie, Problem Play, Romantic Comedy, Judenbild, Antisemitismus, historische Entwicklung, Wechselspiel, theoretisch mögliche Positionen.
- Quote paper
- Carolin Damm (Author), 2005, Shakespeare, Die Shylock-Rezeption in der Literaturkritik und auf der Bühne - Historischer Prozess oder Wechselspiel zwischen theoretisch möglichen Positionen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53630