Auch und gerade in einer Sprachgemeinschaft, die Träger einer entwickelten Sprache ist, besteht ein ungeheurer Bedarf an Neuwörtern, da die geistigsprachliche Auseinandersetzung mit der vielseitigen und veränderlichen Wirklichkeit weitergeht, und nach wie vor die kommunikative Notwendigkeit besteht, alles, was man kennen lernt oder lehrt, auch nennen zu müssen […].
Dieses Zitat lässt u.a. darauf schließen, dass die sprachliche Realität einer Sprachgemeinschaft aus ihrer Lebensumwelt resultiert. Beispielsweise stellen gesellschaftliche, politische oder technische Erneuerungen für Sprecher eine kommunikative Herausforderung dar, da der bestehende Wortschatz keine adäquaten sprachlichen Mittel vorsieht. Aus diesem Mangel resultiert laut Eisenberg die Wort(neu)bildung, deren Hauptfunktion die Lexikonerweiterung einer Sprache sei (vgl. 1994: 203).
Die vorliegende Arbeit greift die Thematik der deutschen Wortbildung auf, wobei das Hauptaugenmerk auf verbalen Wortbildungsmustern liegt. Es ist davon auszugehen, dass verbale Wortbildungsmuster relativ unproduktiv sind, jedoch deren Häufigkeit und Verwendung von der jeweiligen Textsorte abhängig sind. Ausgehend von der Annahme, dass nominale und adjektivische Ad-Hoc-Bildungen in lyrischen Texten vergleichsweise verbreitet sind und dies möglicherweise ebenfalls für verbale Okkasionalismen gilt, wurden drei Gedichtbände von Jörn Pfennig ausgewählt. Es ist zu erwarten, dass diese Gedichte eine vergleichsweise gute Textgrundlage bieten, da sich dieser Schriftsteller durch eine besondere Kreativität in der Wortbildung auszeichnet.
Im Folgenden werden in einem Überblick generelle Prinzipien der deutschen Wortbildung vorgestellt, wobei diese weitgehend auf die verbale Wortbildung übertragbar sind. Spezifische Erkenntnisse zur verbalen Wortbildung folgen im dritten Kapitel. Abschließend wird der Wortschatz der ausgewählten Gedichte exemplarisch analysiert, indem verbale Ad-Hoc-Bildungen in inventarisierte Muster zugeordnet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die deutsche Wortbildung - ein Überblick
- Grundlegende Prinzipien der deutschen Wortbildung
- Elementare Wortbildungstypen
- Komposition
- Derivation
- Konversion
- Rückbildung
- Verbale Wortbildung
- Suffigierung
- Präfigierung
- Präfixverben
- Partikelpräfixverben
- Partikelverben
- Konversion
- Beispielanalyse ausgewählter Gedichte von Jörn Pfennig
- Partikelverben
- Suffigierung
- Präfigierung
- Konversion
- Funktion der Ad-Hoc-Bildungen
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Thematik der deutschen Wortbildung, insbesondere mit verbalen Wortbildungsmustern. Ziel ist es, die Bedeutung von Wortbildung im Kontext der Sprachentwicklung und -veränderung zu verdeutlichen und exemplarisch die kreative Verwendung von verbalen Ad-Hoc-Bildungen in lyrischen Texten von Jörn Pfennig zu untersuchen.
- Die Rolle der Wortbildung bei der Lexikonerweiterung und Anpassung an sprachliche Veränderungen
- Untersuchung der Produktivität und Häufigkeit verbaler Wortbildungsmuster in verschiedenen Textsorten
- Analyse der Verwendung von Ad-Hoc-Bildungen in lyrischen Texten und deren Funktion in der sprachlichen Gestaltung
- Die Rolle von sprachlichen Normen und Restriktionsregeln bei der Wortbildung
- Die Bedeutung von morphsemantischer Motivation und semantischer Transparenz für die Dekodierung von Wortbildungsprodukten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung von Wortbildung in der Sprachentwicklung und -veränderung. Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über die deutsche Wortbildung, wobei die grundlegenden Prinzipien und elementaren Wortbildungstypen wie Komposition, Derivation, Konversion und Rückbildung erläutert werden. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die verbale Wortbildung, wobei die Subtypen Suffigierung, Präfigierung und Konversion im Detail behandelt werden. Das vierte Kapitel präsentiert eine exemplarische Analyse von ausgewählten Gedichten von Jörn Pfennig, wobei die verschiedenen Arten der verbalen Wortbildung in den Texten untersucht und die Funktion der Ad-Hoc-Bildungen in der sprachlichen Gestaltung beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der deutschen Wortbildung, darunter: Lexikonerweiterung, Wortbildungsmuster, verbale Wortbildung, Ad-Hoc-Bildungen, Suffigierung, Präfigierung, Konversion, morphsemantische Motivation, semantische Transparenz, lyrische Texte, Jörn Pfennig.
- Quote paper
- Sandra Metzger (Author), 2004, Verbale Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache - Überblick und Beispielanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53501