In dieser Arbeit wird Deutschlands gedanklicher Weg in den Vernichtungskrieg nachgezeichnet. Beginnend bei Clausewitz beschäftigt sich die Analyse mit der Frage, inwiefern Ludendorffs Wirken und Werk sowie seine Fehlinterpretatation der Clausewitzschen Theorien vom Krieg, im Besonderen dem Denkmodell des "absoluten Krieges" die gedankliche Grundlage für den insbesondere gegen die Sowjetunion gerichteten Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten darstellte.
Der Krieg sei eine zu ernste Angelegenheit, um ihn den Militärs zu überlassen. Jener zeitgenössische Ausspruch des französischen Premierministers illustriert die auch heute noch relevante Problematik des Spannungsfeldes von Militär und Politik. Erich Ludendorff, der Clemencau aber durchaus schätzte, hätte womöglich erwidert, dass die Politik, wie es schon Kaiser Wilhelm II. formulierte, im Kriege "den Munde zu halten habe". Der preußische Philosoph und Militärtheoretiker Carl von Clausewitz hingegen war zu seinen Lebzeiten der festen Überzeugung, dass die Politik immer das Primat über den Einsatz von militärischer Gewalt, vulgo Kriegführung, beibehalten solle. Diese zwei widerstrebenden Auffassungen der Machtverteilung von Politik und Militär sollen in der vorliegenden Arbeit miteinander verglichen und kontextualisiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Clausewitz und Ludendorff als prägende Gestalter ihrer Zeit
- Biografischer Überblick - Carl von Clausewitz
- Historische und zeitgenössische Rezeption von Clausewitz Werk „Vom Kriege“
- Zur Person Erich Ludendorff
- Einleitende Vorbemerkungen zu einer Definition des Kriegsbegriff
- Die Definition des Krieges bei Clausewitz
- Krieg und Politik bei Clausewitz – ein untrennbarer Zusammenhang?
- Exkurs: Clausewitz Politikbegriff und die oft angezweifelte Gültigkeit des Primates der Politk
- Der „Idealtypus“ des absoluten Krieges
- Krieg und Politik bei Ludendorff
- Kontextualisierung: Ludendorffs völkische Ostpolitik und sein ambivalentes Verhältnis zu den Nationalsozialisten
- „Der totale Krieg“ (1935) - Die gedankliche Grundlage des Vernichtungskrieges?
- Von Bismarck zu Hitler - der Weg in den „totalen Krieg“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den widerstrebenden Auffassungen von Carl von Clausewitz und Erich Ludendorff hinsichtlich des Primates der Politik bzw. des Krieges. Sie vergleicht die Denkmodelle des absoluten und totalen Krieges und untersucht, wie Ludendorff den Clausewitzschen „Idealtypus“ des absoluten Krieges zu einem totalen Krieg missdeutete. Darüber hinaus wird der Weg von Bismarck zu Hitler nachgezeichnet, wobei Ludendorff eine Art Bindeglied dazwischen darstellt.
- Der Einfluss von Clausewitz und Ludendorff auf unser heutiges Verständnis von Krieg
- Der „Idealtypus“ des absoluten Krieges bei Clausewitz
- Ludendorffs Konzept des totalen Krieges
- Die Verdrängung des Primates der Politik zugunsten eines Primates des Krieges
- Der historische Kontext der Gedanken von Clausewitz und Ludendorff
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den historischen Kontext der Gedanken von Clausewitz und Ludendorff beleuchtet. In den folgenden Kapiteln wird ein biografischer Überblick über die beiden Protagonisten gegeben, wobei die Rezeption des Werkes von Clausewitz sowie die Kontextualisierung und Einordnung von Ludendorffs Schriften im Vordergrund stehen. Das Hauptkapitel der Arbeit befasst sich mit den Denkmodellen des absoluten und totalen Krieges. Es untersucht, wie Ludendorff den Clausewitzschen „Idealtypus“ des absoluten Krieges zu einem totalen Krieg missdeutete.
Schlüsselwörter
Krieg, Politik, Militär, Clausewitz, Ludendorff, absoluter Krieg, totaler Krieg, Primat der Politik, Primat des Krieges, Geschichte, Historischer Kontext, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Befreiungskriege, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Strategic Studies.
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- Sami Künne (Author), 2020, Primat der Politik vs. Primat des Krieges? Deutschlands gedanklicher Weg in den totalen Krieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/534865