Der Realismus als Kunstepoche im 19. Jahrhundert brachte einige neue Elemente in die Thematik und Darstellungsart literarisch behandelter Themen. Die Anforderungen an Literaturwerke veränderten sich, man wollte keine idealisierten Darstellungen, geschichtliche Themen oder als Vorbilder dienende Idealfiguren mehr. Selbstverständlich hatte die später als „Realismus“ bezeichnete Epoche in verschiedenen Ländern unterschiedliche Ausprägungen und auch von Autor zu Autor gab es Unterschiede in dem Verständnis des Werkes, das als realistisch zu gelten hatte. Eine Gemeinsamkeit ist, dass ihre Figuren meistens keine positiven Helden mit Vorbildcharakter, sondern gewöhnliche Menschen sind, die mit Problemen ihrer Gesellschaft, Umgebung, ihres Standes oder Moralvorstellungen ihrer Zeit kämpfen und oft unterliegen. Für Deutschland ist vor allem der von Otto Ludwig zuerst so bezeichnete „poetische Realismus“1wichtig, zu dessen Hauptvertretern unweigerlich Theodor Fontane gehört.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Namengebung der Figuren
- 2. Direkte Beschreibung des Äußeren und des Charakters durch den Erzähler
- 3. Aussagen der Figuren über sich und andere
- 4. Typen
- a) Engländer
- b) Bedienstete
- c) Hamburgerinnen
- d) Bourgeoise
- e) Professor
- 5. Kontrastierung und Vergleich verschiedener Figuren und Figurengruppen
- Schluss
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht verschiedene Techniken der Figurencharakterisierung in Theodor Fontanes Roman „Frau Jenny Treibel“. Ziel ist es, die Methoden zu analysieren, mit denen Fontane seine Figuren gestaltet und dem Leser zugänglich macht. Der Fokus liegt auf der Vielschichtigkeit der Charakterisierung und der Wirkung der gewählten Techniken auf die Gesamtinterpretation des Romans.
- Analyse der Namensgebung als charakteristisches Mittel
- Untersuchung der direkten Beschreibungen von Aussehen und Charakter durch den Erzähler
- Bedeutung der Figurenreden und -aussagen für die Charakterentwicklung
- Verwendung von Typen und Stereotypen zur Figurenzeichnung
- Wirkung von Kontrastierungen und Vergleichen zwischen Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Figurencharakterisierung im Realismus ein und kontextualisiert Fontanes Werk „Frau Jenny Treibel“ innerhalb der realistischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Sie betont die Abkehr von idealisierten Darstellungen und die Fokussierung auf gewöhnliche Menschen mit ihren gesellschaftlichen Problemen. Fontanes Verständnis von Realismus als „Widerspiegelung alles wirklichen Lebens“ wird zitiert, und die Arbeit wird als eine Untersuchung verschiedener Techniken der Figurencharakterisierung in „Frau Jenny Treibel“ vorgestellt.
1. Namengebung der Figuren: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung der Namen in Fontanes Roman. Es wird herausgestellt, wie Fontane „sprechende Namen“ verwendet, die Charaktereigenschaften der Figuren symbolisieren, ironisch konterkarieren oder im Widerspruch zu ihrem Wesen stehen. Beispiele wie Fräulein Honig (im Gegensatz zu ihrem herben Wesen) und Leutnant Vogelsang (im Widerspruch zu seiner steifen Persönlichkeit) werden diskutiert. Der andeutende Charakter von Namen wie „Bürstenbinder“ wird als Hinweis auf die soziale Herkunft der Figur erläutert, unterstreichend, wie Fontane durch die Namensgebung bereits die soziale Stellung und die Charaktereigenschaften der Figuren ankündigt und vorwegnimmt.
2. Direkte Beschreibung des Äußeren und des Charakters durch den Erzähler: Dieses Kapitel beleuchtet die direkte Beschreibung der Figuren durch den Erzähler als Methode der Charakterisierung. Fontane präsentiert zu Beginn die physischen Eigenschaften und den sozialen Status, um dem Leser ein erstes Bild zu vermitteln. Am Beispiel von Jenny Treibel wird gezeigt, wie der Erzähler durch detaillierte Beschreibungen des Aussehens, Verhaltens und der Gewohnheiten der Figuren, ihre Persönlichkeit graduell enthüllt. Der Erzähler gibt dem Leser Einblicke in Jennys Gedankenwelt, ihre Herkunft und ihren sozialen Aufstieg, um ihre innere Verfassung zu verdeutlichen und die charakteristischen Züge ihres Verhaltens auszuleuchten.
Schlüsselwörter
Theodor Fontane, Frau Jenny Treibel, Realismus, Figurencharakterisierung, Namensgebung, Sprechende Namen, Direkte Beschreibung, Figurenaussagen, Typen, Kontrastierung, Gesellschaftskritik, Bürgertum.
Häufig gestellte Fragen zu Theodor Fontanes "Frau Jenny Treibel" - Figurencharakterisierung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die verschiedenen Techniken der Figurencharakterisierung in Theodor Fontanes Roman "Frau Jenny Treibel". Sie untersucht, wie Fontane seine Figuren gestaltet und dem Leser präsentiert, mit besonderem Fokus auf die Vielschichtigkeit der Charakterisierung und die Wirkung der gewählten Methoden auf die Gesamtinterpretation des Romans.
Welche Methoden der Figurencharakterisierung werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Techniken, darunter die Namensgebung (insbesondere "sprechende Namen"), die direkte Beschreibung des Aussehens und Charakters durch den Erzähler, die Bedeutung der Figurenreden und -aussagen, die Verwendung von Typen und Stereotypen, sowie die Wirkung von Kontrastierungen und Vergleichen zwischen den Figuren.
Wie wird die Namensgebung analysiert?
Das Kapitel zur Namensgebung analysiert, wie Fontane "sprechende Namen" verwendet, die Charaktereigenschaften symbolisieren, ironisch konterkarieren oder im Widerspruch zum Wesen der Figur stehen. Beispiele wie "Honig" (Fräulein Honig) und "Vogelsang" (Leutnant Vogelsang) werden als Illustrationen diskutiert. Die Namensgebung wird als Mittel betrachtet, um soziale Herkunft und Charaktereigenschaften bereits im Vorfeld anzukündigen.
Welche Rolle spielt die direkte Beschreibung durch den Erzähler?
Die direkte Beschreibung durch den Erzähler wird als Methode betrachtet, um dem Leser ein erstes Bild der Figuren zu vermitteln. Am Beispiel von Jenny Treibel wird gezeigt, wie der Erzähler durch detaillierte Beschreibungen des Aussehens, Verhaltens und der Gewohnheiten die Persönlichkeit der Figuren graduell enthüllt und Einblicke in deren Gedankenwelt und soziale Herkunft gibt.
Welche Bedeutung haben die Figurenreden und -aussagen?
Die Arbeit untersucht, wie die Aussagen der Figuren selbst zur Charakterentwicklung beitragen. Sie beleuchtet, wie diese Aussagen die Persönlichkeit der Figuren offenbaren und zum Verständnis ihrer Handlungen und Motivationen beitragen.
Wie werden Typen und Stereotype eingesetzt?
Die Arbeit analysiert die Verwendung von Typen und Stereotypen in der Figurenzeichnung. Es werden verschiedene Figurengruppen wie Engländer, Bedienstete, Hamburgerinnen, Bourgeoisie und Professoren betrachtet und untersucht, wie diese Typen zur Charakterisierung und zur Darstellung gesellschaftlicher Verhältnisse beitragen.
Welche Rolle spielen Kontrastierung und Vergleich?
Die Arbeit untersucht, wie Fontane durch Kontrastierung und Vergleich verschiedener Figuren und Figurengruppen deren Charaktere hervorhebt und die komplexen Beziehungen zwischen ihnen verdeutlicht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Namensgebung, zur direkten Beschreibung durch den Erzähler, zu den Figurenreden, zur Verwendung von Typen, zur Kontrastierung und zum Schluss. Zusätzlich enthält sie ein Literaturverzeichnis.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Theodor Fontane, Frau Jenny Treibel, Realismus, Figurencharakterisierung, Namensgebung, Sprechende Namen, Direkte Beschreibung, Figurenaussagen, Typen, Kontrastierung, Gesellschaftskritik, Bürgertum.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Methoden der Figurencharakterisierung in "Frau Jenny Treibel" zu analysieren und deren Wirkung auf die Gesamtinterpretation des Romans zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Vielschichtigkeit der Charakterisierung und der Bedeutung der gewählten Techniken.
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- Naemi Fast (Author), 2003, Bemerkungen zu Techniken der Figurencharakterisierung in "Frau Jenny Treibel" von Theodor Fontane , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53405