Bei Thomas Hobbes, dem Verfasser des Leviathans, scheiden sich die Geister der politischen Theoretiker. Die einen halten ihn für einen „unkluge(n), koboldhafte(n) und bilderstürmerische(n) Extremist(en)“ und die anderen für einen „Vordenker der liberalen Demokratie in prinzipiell nahezu jeder Hinsicht“. In der vorliegenden Arbeit soll geklärt werden, ob es sich bei Thomas Hobbes` Gestaltung des Staates um eine Theorie des despotischen, illiberalen Machtstaates oder um eine liberale „Theorie im Dienst des Friedens“ handelt und wodurch diese politische Ordnung zu legitimieren ist. Die literarische Grundlage der gesamten Hausarbeit wird sich trotz des vielfältigen Angebots in den Bibliotheken hauptsächlich auf den Leviathan von Thomas Hobbes als Primärliteratur sowie auf einige ausgewählte Autoren, welche ihre liberale bzw. illiberale Auffassung der Hobbesschen Theorie als Sekundärliteratur deutlich widerspiegeln. Autoren, welche Thomas Hobbes Staatskonzept, in den Liberalismus einordnen, sind Ferdinand Tönnies, Lothar Waas und Friedrich Jonas. Hingegen sind Rüdiger Voigt sowie Alexander Schwan die Vertreter, der absolutistischen Staatsauffassung von Hobbes. Diese Behauptung wird im Verlauf der Hausarbeit deutlich. Im Folgenden der Arbeit werde ich die Frage, ob Hobbes seine politische Ordnung durch einen Vertrag begründet und legitimiert, beantworten. Ich beginne mit der Darstellung von dem Grundgedanken des Vertrags in Hobbes` Leviathan und lege nach der politikwissenschaftlichen Darstellung der Begriffe Liberalismus und Legitimation mit anschließender Legitimitätsklärung des Hobbesschen Staatskonzepts, im weiteren Verlauf mein Hauptaugenmerk auf die These: „Obwohl Hobbes Argumentation in der liberalen Sprache von Naturrecht, Vertrag und Vernunft vorgetragen wird, sind seine Schlussfolgerungen, also die Gestaltung des Staates, erstaunlich illiberal.“ Durch die Diskussion dieser Mutmaßung werde ich auf liberale bzw. illiberale Aspekte von Hobbes` Theorie aufmerksam machen. Am Ende der Arbeit nehme ich Bezug auf die heutige Relevanz des Hobbesschen Staatskonzepts und formuliere eine abschließende Zusammenfassung, um die zu Beginn gestellte Frage zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Grundgedanke des Vertrags in Hobbes` Leviathan
2.1. Das Werk „Leviathan“
2.2. Der Naturzustand
2.3. Vertragsschluss und Staatsgründung
3. Legitimation Hobbes` politischen Ordnung durch Vertrag?
3.1. Begriffsbestimmung
3.1.1. Liberalismus
3.1.2. Legitimation
3.2. Legitimation durch Vertrag?
4. Ist Hobbes` Staatskonzeption liberal?
4.1. Die Macht des Leviathan
4.1.1. Illiberale Aspekte im Leviathan
4.2. Die Freiheiten der Untertanen
4.2.1. Liberale Aspekte im Leviathan
5. Die heutige Relevanz des Hobbesschen Staatskonzepts
6. Zusammenfassung
7. Literaturbericht
8. Selbstständigkeitserklärung
1. Einleitung
Bei Thomas Hobbes, dem Verfasser des Leviathans, scheiden sich die Geister der politischen Theoretiker. Die einen halten ihn für einen „unkluge(n), koboldhafte(n) und bilderstürmerische(n) Extremist(en)“[1] und die anderen für einen „Vordenker der liberalen Demokratie in prinzipiell nahezu jeder Hinsicht“[2].
In der vorliegenden Arbeit soll geklärt werden, ob es sich bei Thomas Hobbes` Gestaltung des Staates um eine Theorie des despotischen, illiberalen Machtstaates oder um eine liberale „Theorie im Dienst des Friedens“[3] handelt und wodurch diese politische Ordnung zu legitimieren ist.
Die literarische Grundlage der gesamten Hausarbeit wird sich trotz des vielfältigen Angebots in den Bibliotheken hauptsächlich auf den Leviathan von Thomas Hobbes als Primärliteratur sowie auf einige ausgewählte Autoren, welche ihre liberale bzw. illiberale Auffassung der Hobbesschen Theorie als Sekundärliteratur deutlich widerspiegeln. Autoren, welche Thomas Hobbes Staatskonzept, in den Liberalismus einordnen, sind Ferdinand Tönnies, Lothar Waas und Friedrich Jonas. Hingegen sind Rüdiger Voigt sowie Alexander Schwan die Vertreter, der absolutistischen Staatsauffassung von Hobbes. Diese Behauptung wird im Verlauf der Hausarbeit deutlich.
Im Folgenden der Arbeit werde ich die Frage, ob Hobbes seine politische Ordnung durch einen Vertrag begründet und legitimiert, beantworten. Ich beginne mit der Darstellung von dem Grundgedanken des Vertrags in Hobbes` Leviathan und lege nach der politikwissenschaftlichen Darstellung der Begriffe Liberalismus und Legitimation mit anschließender Legitimitätsklärung des Hobbesschen Staatskonzepts, im weiteren Verlauf mein Hauptaugenmerk auf die These: „Obwohl Hobbes Argumentation in der liberalen Sprache von Naturrecht, Vertrag und Vernunft vorgetragen wird, sind seine Schlussfolgerungen, also die Gestaltung des Staates, erstaunlich illiberal.“ Durch die Diskussion dieser Mutmaßung werde ich auf liberale bzw. illiberale Aspekte von Hobbes` Theorie aufmerksam machen. Am Ende der Arbeit nehme ich Bezug auf die heutige Relevanz des Hobbesschen Staatskonzepts und formuliere eine abschließende Zusammenfassung, um die zu Beginn gestellte Frage zu beantworten.
2. Der Grundgedanke des Vertrags in Hobbes` Leviathan
2.1. Das Werk der Leviathan
Thomas Hobbes schrieb den Leviathan in Frankreich, da er vor der englischen Revolution (1642 – 1649) geflüchtet war. Diese war auch der Hintergrund seines Werkes und bot mit den anarchischen Verhältnissen eine reale Grundlage für den beschriebenen Naturzustand. Das Buch wurde 1651 in London publiziert. Hobbes erhoffte sich, dass sein Werk als Lehrbuch an den Universitäten oder von einem Regenten in die Praxis umgesetzt werden würde. Es trat das Gegenteil ein. Man nannte ihn den „Vater der Atheisten“ (König Charles II.) deshalb wurde sogar eine Untersuchungskommission vom Parlament mit diesem Werk beschäftig. 1688 nur 37 Jahre nach der Veröffentlichung in England, wurde der Leviathan aufgrund der Zensur in die lateinische Sprache übersetzt. Dennoch wurde ihm in London eine Druckerlaubnis verweigert.
Thomas Hobbes benannte sein Werk nach einem biblischen Ungeheuer mit dessen „Macht auf Erden keiner zu vergleichen ist“[4]. Dieser Titel sorgt(e) bei manchem Leser für eine vorherige Urteilsbildung über dieses Buches bzw. des Hobbesschen Staatsverständnisses.
2.2. Der Naturzustand
Hobbes geht im Leviathan von einem Naturzustand aus, welchen er im 13. Kapitel „Von den Bedingungen der Menschen in Bezug auf das Glück ihres Erdenlebens“[5] entwickelt.
Die Natur hat alle Menschen mit gleichmäßig verteilten „Geistesfähigkeiten“ sowie „Körperkräften“ ausgestattet. Dennoch ist es möglich, dass „einige mehr Kraft oder Verstand als andere besitzen“, aber diese Unterschiede sind nicht so groß, dass sie nicht durch List oder ähnliches kompensiert werden könnten. Trotzdem zweifeln einige Menschen an dieser Gleichheit, da sie eine höhere Meinung von sich haben als von anderen.
Durch den egalitären Zustand kommt es, aber nicht selten vor, dass mehrere Personen den gleichen Wunsch nach etwas hegen und den Konkurrenten als Feind ansehen, weil dieser sein Ziel bedrohen könnte. Dieser Wunsch ist zum Teil existenziell bedingt, was der Autor Jonas Friedrich mit der Aussage „Zwei Menschen können denselben Gedanken denken, aber sie können nicht dasselbe Stück Brot essen.“[6] verdeutlicht. Denn in einer Welt in der materielle Dinge begrenzt sind, wird die Furcht der Menschen gegeneinander gehegt. Vor allem durch menschliche Leidenschaften und Argwohn kommt es, laut Hobbes, zu einem Zustand in dem der „Mensch dem Menschen Wolf“ ist. Folglich zu einem „Krieg aller gegen alle“ („bellum omnium contra omnes“).
Die Natur hat den Menschen glücklicherweise mit Vernunft bedacht, weshalb sie erkennen, dass dieser Naturzustand ein schlechter und unerträglicher ist in dem sich keiner seines Lebens sicher sein kann. Deshalb schließen sich diese vernunftbegabten Individuen zusammen und schließen untereinander Verträge (Gesellschaftsvertrag; siehe 2.2.). In diesem Vertrag den jeder mit jedem schließt, geben alle ihr Naturrecht (Recht auf Selbsterhalt) ab unter der Bedingung dass der Oberherr sie schützt.
Hobbes geht von einem pessimistischen bzw. realistischen Menschenbild aus. In jenem weisen die Individuen ein egoistisches (das eigene Wohlergehen und Leben ist wichtiger als das der anderen), gewaltbereites, misstrauisches und asoziales Verhalten auf. Infolgedessen müssen sie voreinander von einer starken Macht geschützt werden.
2.3. Vertragsschluss und Staatsgründung
Die Hauptursache einen Vertrag zu schließen und sich somit den Anordnungen der bürgerlichen Gesellschaft zu unterwerfen, liegt nach Hobbes „in dem Verlangen, sich selbst zu erhalten und eine bequemeres Leben zu führen; oder mit anderen Worten, aus dem elenden Zustand eines Krieges aller gegen alle gerettet zu werden.“[7] Um jenes zu erreichen schließen die Naturzustandsbewohner einen Vertrag. Es gilt einen Krieg aller gegen alle zu unterbinden, deshalb muss jeder mit jedem einen Vertrag schließen, in dem man sagt: „Ich übergebe mein Recht, mich selbst zu beherrschen, diesem Menschen oder dieser Gesellschaft unter der Bedingung, daß du ebenfalls dein Recht über dich ihm oder ihr abtrittst.“[8] Das ist die Geburtsstunde des großen Leviathan bzw. eines Staats. Dieser ist „eine Person, deren Handlungen eine große Menge Menschenkraft der gegenseitigen Verträge eines jeden mit einem jeden als ihre eigene ansehen, auf daß diese nach ihrem Gutdünken die Macht aller zum Frieden und zur gemeinschaftlichen Verteidigung anwende(t)“.[9]
Freilich kann der Kampf aller gegen alle nicht mit bloßen Verträgen und Gesetzen aufgehoben werden, denn diese sind lediglich Worte, welche noch keine Furcht erregen. Für Hobbes ist es ausgeschlossen, dass sich eine große Menschenmenge innerhalb eines Staates auch ohne Furcht an Anordnungen hält. Würden sie das tun, „wäre gar keine bürgerliche Regierung nötig, weil die Menschen auch ohne Oberherr in Frieden leben würden.“[10] Deshalb erhält der Stellvertreter des Staates die höchste Gewalt, welche er nach der Hobbesschen Theorie auf zwei Wegen erlangen kann. Zum einen durch Zwang und Unterwerfung der Menschen („Eroberungsstaat“) oder zum zweiten freiwillige Übertragung der Gewalt durch die Bürger ihm jene freiwillig übertragen („institutioneller Staat“).
[...]
[1] Strauss, Leo (1977): Naturrecht und Geschichte. Frankfurt (am Main), S. 188
[2] Waas, Lothar (2002): Der „gezähmte“ Leviathan des Thomas Hobbes, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (2002): Band 88. Wiesbaden, S. 151 – 177 (hier S. 176)
[3] Höffe, Otfried (1982): Wissenschaft im Dienst freier Selbsterhaltung? Zum Theorie – Praxis – Verhältnis in Thomas Hobbes` Staatsphilosophie, in: Bermbach, Udo (1982): Furcht und Freiheit. Leviathan – Diskussion 300 Jahre nach Thomas Hobbes. Opladen, S. 30 – 64 (hier S. 31)
[4] Waas, Lothar (2002): Der „gezähmte“ Leviathan des Thomas Hobbes, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (2002): Band 88. Wiesbaden, S. 151 – 177 (hier S. 154)
[5] Hobbes, Thomas (2005): Leviathan, übersetzt von Meyer, Jacob Peter. Stuttgart, S. 112
[6] Friedrich, Jonas (1968): Geschichte der Soziologie I. Aufklärung, Liberalismus, Idealismus. Hamburg, S. 65
[7] Hobbes, Thomas (2005): S. 151
[8] Hobbes, Thomas (2005): S. 155
[9] Hobbes, Thomas (2005): S. 155 – 156
[10] Hobbes, Thomas (2005): S. 153
- Quote paper
- Ina Lepies (Author), 2006, Thomas Hobbes - Begründung und Legitimation politischer Ordnung durch Vertrag?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53339