Die Automobilindustrie ist die umsatzstärkste Industriebranche in Deutschland und mit 767.110 Beschäftigten nach dem Maschinenbau der zweitgrößte Arbeitgeber. Aufgrund ihres Umsatzes von 220,4 Mrd. € im Jahr 2000 und ihrer Verflechtungen zu anderen Branchen ist sie die Schlüsselindustrie in Deutschland.
Derzeit läuft weltweit eine Konsolidierungswelle. Aufgrund von strategischen Allianzen, Kooperationen und Fusionen hat sich die Zahl der unabhängigen Automobilhersteller in den letzten 10 Jahren von etwa 20 auf 15 verringert. Prognosen gehen davon aus, dass es im Jahr 2010 nur noch 7 bis 8 sein werden. Noch stärker ist dieser Konsolidierungsprozess auf der Seite der Automobilzulieferer. Von 30.000 Lieferanten in der ersten Reihe (1st tier supplier ) im Jahre 1988 werden im Jahre 2010 nach Meinung von Experten noch rund 150 Systemintegratoren auf der ersten Lieferantenebene übrig bleiben. Viele der ursprünglichen Lieferanten der ersten Ebene werden allerdings nicht völlig vom Markt verschwinden, sondern eine Position weiter hinten in der Wertschöpfungskette einnehmen. So auch in der deutschen Automobilzulieferindustrie, die derzeit etwa 5.000 bis 5.500 Unternehmen zählt und im Jahr 2003 einen Rekordumsatz von 60 Milliarden € erwirtschaftete.
Ungeachtet der aktuellen Absatzentwicklung wird der Automobilzulieferbranche ein hohes Wachstumspotential zugesprochen. Nach einer Studie des Center of Automotive Research der Fachhochschule Gelsenkirchen (CAR) und PricewaterhouseCoopers erscheint ein weltweites Umsatzwachstum von rund 75 % bis 2010 möglich. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie der Unternehmensberatung Mercer Management Consulting6 sowie des Fraunhofer Instituts. Verantwortlich dafür ist die Zunahme des weltweiten Fahrzeugabsatzes, der Wertzuwachs der Fahrzeugkomponenten sowie insbesondere der Trend der Hersteller, Fertigungs- und Entwicklungsprozesse auf die Zulieferer zu verlagern. Ein zusätzlicher Umsatzschub ergibt sich aus der Tendenz zu immer mehr Elektronik im Fahrzeug. Experten gehen davon aus, dass der Anteil elektronischer Komponenten an den Herstellkosten eines Fahrzeuges bis 2010 von derzeit 25% auf über 40% ansteigen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Ziel und Gang der Arbeit
- Definitionen
- Qualität
- Qualitätsmanagement
- Investitionsgut / Industriegut
- Hersteller (OEM)
- Zulieferer
- Audit
- Charakteristika des Zuliefergeschäfts
- Einzelkundenfokus
- Integrale Produktqualität
- Integrale Zeitqualität
- Integrale Verfügbarkeitsqualität
- Zeitlicher Kaufverbund
- Quasirente
- Phasenverlauf
- Phase I: Einstieg in die Geschäftsbeziehung
- Phase II: Absicherung der Geschäftsbeziehung
- Phase III: Ausbau der Geschäftsbeziehung
- Phase IV: Beendigung der Geschäftsbeziehung
- Qualitätsmanagement in Phase I
- Sourcing Aspekte
- Single Sourcing
- Multiple Sourcing
- Modular Sourcing
- Global- und Local Sourcing
- Insourcing
- Outsourcing
- Lieferantenbewertung ohne Gesamtbewertung
- Schritt I: Lieferantenidentifikation
- Schritt II: Bewertung der Lieferanten ohne Gesamtbewertung
- Checklistenverfahren
- Profilanalyse
- Konzeptwettbewerbe
- Phase I: Planung des Konzeptwettbewerbs
- Phase II: Festlegung der Konzeptanforderungen
- Phase III: Durchführung des Konzeptwettbewerbs
- Phase IV: Entscheidungsfindung
- Probleme bei Konzeptwettbewerben
- Forschungs- und Entwicklungskooperationen
- Ablauf der Forschungs- und Entwicklungskooperation
- Strategische Überlegungen bei Forschungs- und Entwicklungskooperationen
- Qualitätsmanagement in Phase II
- Qualitätssicherung durch ISO/TS 16949: 2002
- Die Entwicklung der Norm
- Ziele und Werkzeuge der Norm
- Das Zertifizierungsprojekt beim Zulieferer
- Qualitätssicherung durch Produktaudit und Lieferantenbewertung
- Produktaudits
- Lieferantenbewertung mit Gesamtbewertung
- Lieferantenbewertung mit SAP R/3
- Rechtliche Absicherung
- Qualitätsmanagement in Phase III
- Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP)
- Die KVP - Denkweisen
- Voraussetzungen für KVP
- Die KVP - Zyklen
- Lieferantenprogramme
- TANDEM – Das Lieferantenprogramm von DaimlerChrysler
- Die Entstehung der Kooperation
- Die TANDEM Philosophie und Leitsätze
- Die TANDEM Bausteine
- Aktuelle Entwicklung
- Qualitätspreise
- Qualitätspreise, für die sich Zulieferer bewerben können
- Deming Prize
- Malcolm Baldrige National Quality Award
- European Quality Award
- Bayerischer Qualitätspreis
- Qualitätspreise, die von Herstellern an Zulieferer vergeben werden
- Der Global Supplier Award von DaimlerChrysler
- Der Supplier of the Year Award von General Motors
- Qualitätsmanagement in Phase IV
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Qualitätsmanagement im Automobilzuliefergeschäft. Die Hauptziele sind die Analyse der spezifischen Herausforderungen und Anforderungen des Zuliefergeschäfts im Hinblick auf Qualität und die Entwicklung eines umfassenden Qualitätsmanagementkonzepts, das auf die verschiedenen Phasen der Geschäftsbeziehung zwischen Zulieferer und Automobilhersteller zugeschnitten ist.
- Analyse der spezifischen Merkmale und Herausforderungen des Automobilzuliefergeschäfts
- Entwicklung eines umfassenden Qualitätsmanagementkonzepts für die verschiedenen Phasen der Geschäftsbeziehung
- Bedeutung von Sourcingstrategien und Lieferantenbewertung für die Qualitätssicherung
- Bedeutung von Normen wie ISO/TS 16949 und Lieferantenprogrammen für die Qualitätssicherung
- Rolle des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) und von Qualitätspreisen im Automobilzuliefergeschäft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung ein und erläutert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Anschließend werden in Kapitel 2 wichtige Definitionen zum Thema Qualität, Qualitätsmanagement und dem Automobilzuliefergeschäft erläutert. Kapitel 3 befasst sich mit den Charakteristika des Zuliefergeschäfts, wobei der Fokus auf den Einzelkundenfokus, den zeitlichen Kaufverbund, die Quasirente und den Phasenverlauf der Geschäftsbeziehung liegt. Kapitel 4 analysiert die wichtigsten Aspekte des Qualitätsmanagements in der ersten Phase der Geschäftsbeziehung, der Einstiegsphase. Hier werden Sourcingstrategien, Lieferantenbewertung und Konzeptwettbewerbe beleuchtet. In Kapitel 5 wird die Qualitätssicherung in der Phase II, der Absicherung der Geschäftsbeziehung, betrachtet. Hier werden die Rolle von ISO/TS 16949, Produktaudits, Lieferantenbewertung und rechtliche Absicherung behandelt. Kapitel 6 analysiert die dritte Phase der Geschäftsbeziehung, den Ausbau der Geschäftsbeziehung. Hier werden der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) und Lieferantenprogramme im Detail behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselthemen Qualitätsmanagement, Automobilzuliefergeschäft, Lieferantenbewertung, Sourcingstrategien, ISO/TS 16949, kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP), Lieferantenprogramme, Qualitätspreise, Einzelkundenfokus, Quasirente, Phasenverlauf der Geschäftsbeziehung.
- Quote paper
- Diplom Kaufmann Jochen Stoll (Author), 2005, Qualitätsmanagement im Automobilzuliefergeschäft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53244