Schlüsselqualifikationen sind solche Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen, über die jeder Mensch in unserer modernen Gesellschaft am Ende seiner Schulzeit verfügen sollte, um in seiner gegenwärtigen und künftigen Lebenswelt dauerhaft und erfolgreich bestehen zu können. Sie gelten als unabdingbares Muss zur Lebensbewältigung im privaten, gesellschaftlichen und beruflichen Bereich.
Gerade im Beschäftigungssystem lässt sich das sehr gut erkennen: Suchen Unternehmen nach neuen Mitarbeitern, so enthalten die Anforderungsprofile an die Bewerber ganz unabhängig von der Art und Funktion des Arbeitsplatzes neben der Forderung nach fachspezifischen Qualifikationen auch einen deutlichen Hinweis auf ein bestimmtes Potenzial an Schlüsselqualifikationen. Diese Basiskompetenzen sind fixer Bestandteil der Einstellungsvoraussetzungen. Vielmehr noch: bei gleichen fachlichen Voraussetzungen entscheidet oftmals die Ausprägung der Schlüsselqualifikation über die Bewerberauswahl. Viele Unternehmer klagen allerdings über die mangelnde Ausstattung ihrer Mitarbeiter mit Schlüsselqualifikationen. Besonders bei Auszubildenden bzw. Schulabgängern, die am Anfang ihres Berufslebens stehen, sei dies festzustellen. Im Oktober 2005 kritisierte H.-E. SCHLEYER, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, in einer Stellungnahme über die bisherigen Ergebnisse des von der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder und verschiedenen Wirtschaftsverbänden initiierten Ausbildungspaktes „die mangelnde Ausbildungsreife vieler Jugendlicher“ (Financial Times Deutschland: 12.10.2005): rund 100.000 junge Leute verließen jährlich die Schule ohne Abschluss, weitere 100.000 verfügen nur in geringem Maße über Schlüsselqualifikationen (vgl. ebd.). Internationale Schulvergleichsstudien wie PISA (Program for International Student Assessment) oder TIMSS (Third International Mathematics and Science Study) bestätigen diesen Trend. Deutschen Schülern fehlt es u. a. an Lesekompetenz, an Kreativität sowie an Problemlöse- und Transferfähigkeit (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2001: 11ff.; Pisa-Konsortium Deutschland 2005: 5ff.). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Förderung von Schlüsselqualifikationen in der bayerischen Realschule
- 1.1 Qualifizierung durch Schlüsselqualifikationen
- 1.1.1 Die Qualifikationsfunktion der Schule
- 1.1.2 Die Notwendigkeit der Förderung von Schlüsselqualifikationen
- 1.2 Das Konzept der Schlüsselqualifikationen
- 1.2.1 Ursprüngliche Konzepte
- 1.2.2 Aktuelles Verständnis von Schlüsselqualifikationen
- 1.3 Schlüsselqualifikationen im Bildungs- und Erziehungsauftrag der bayerischen Realschule
- 1.1 Qualifizierung durch Schlüsselqualifikationen
- 2. Handlungsorientierung in den Wirtschaftsfächern der Realschule durch Simulationen
- 2.1 Das Konzept des handlungsorientierten Unterrichts
- 2.1.1 Begriffsbestimmung
- 2.1.2 Merkmale
- 2.1.3 Handlungsorientiertes Lernen als schlüsselqualifikatorisch wirksames Lernen
- 2.2 Simulationen im ökonomischen Unterricht
- 2.2.1 Ökonomischer Unterricht und Handlungsorientierung
- 2.2.2 Simulative Unterrichtsverfahren
- 2.2.3 Fallstudie, Rollenspiel und Planspiel im Vergleich
- 2.1 Das Konzept des handlungsorientierten Unterrichts
- 3. Grundlagen der Fallstudiendidaktik
- 3.1 Das Wesen der Fallstudie
- 3.1.1 Intentionen
- 3.1.2 Varianten
- 3.2 Historische Entwicklung und aktuelle Bedeutung der Fallstudie im Unterricht
- 3.2.1 Hochschuldidaktischer Ursprung
- 3.2.2 Fallstudien in allgemeinbildenden Schulen
- 3.3 Der entscheidungstheoretische Hintergrund der Fallmethode
- 3.3.1 Der Prozess der Entscheidungsfindung
- 3.3.2 Konsequenzen für den Unterricht
- 3.1 Das Wesen der Fallstudie
- 4. Fallstudien in der Unterrichtspraxis
- 4.1 Die Konstruktion von Fällen
- 4.1.1 Das Spannungsfeld der Fallkonstruktion
- 4.1.2 Die sprachliche und grafische Gestaltung von Fällen
- 4.2 Die Artikulation der Fallstudie
- 4.2.1 Konfrontation
- 4.2.2 Information
- 4.2.3 Exploration
- 4.2.4 Resolution
- 4.2.5 Disputation
- 4.2.6 Kollation
- 4.3 Kritische Analyse
- 4.3.1 Ausgewählte Probleme auf Lehrer- und Schülerseite
- 4.3.2 Kritik am Konzept der Fallstudie
- 4.3.3 Ist die Fallstudie eine Simulation?
- 4.1 Die Konstruktion von Fällen
- 5. Unterrichtsbeispiel: Standortwahl
- 5.1 Didaktische Analyse
- 5.1.1 Einbettung des Themas
- 5.1.2 Lernziele
- 5.2 Methodische Analyse
- 5.2.1 Methodischer Weg
- 5.2.2 Möglicher Ausstieg, Reservestoff und Übungsmöglichkeiten
- 5.3 Unterrichtsverlauf
- 5.4 Evaluation
- 5.5 Unterrichtsmaterialien
- 5.1 Didaktische Analyse
- 6. Unterrichtsbeispiel: Geldanlage
- 6.1 Didaktische Analyse
- 6.1.1 Einbettung des Themas
- 6.1.2 Lernziele
- 6.2 Methodische Analyse
- 6.2.1 Methodischer Weg
- 6.2.2 Möglicher Ausstieg, Reservestoff und Übungsmöglichkeiten
- 6.3 Unterrichtsverlauf
- 6.4 Evaluation
- 6.5 Unterrichtsmaterialien
- 6.1 Didaktische Analyse
- 7. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Förderung von Schlüsselqualifikationen im Wirtschaftsunterricht an der bayerischen Realschule. Ziel ist es, die Bedeutung von Schlüsselqualifikationen für die Berufs- und Lebenswelt der Schüler aufzuzeigen und Möglichkeiten ihrer Förderung im Unterricht darzustellen. Insbesondere wird die Methode der Fallstudie als ein Instrument zur Förderung von Schlüsselqualifikationen im Unterricht analysiert. Die Arbeit beleuchtet folgende Schwerpunkte:- Das Konzept der Schlüsselqualifikationen und ihre Bedeutung für die Realschule
- Die Rolle des handlungsorientierten Unterrichts und von Simulationen in der Förderung von Schlüsselqualifikationen
- Die Fallstudiendidaktik als ein Ansatz zur Förderung von Schlüsselqualifikationen im Wirtschaftsunterricht
- Die Konstruktion und Anwendung von Fallstudien in der Unterrichtspraxis
- Die Evaluation des Einsatzes von Fallstudien in der Unterrichtspraxis
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz der Arbeit dar und führt in das Thema der Schlüsselqualifikationen und ihrer Förderung im Wirtschaftsunterricht der Realschule ein.
- Kapitel 1: Die Förderung von Schlüsselqualifikationen in der bayerischen Realschule: Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff der Schlüsselqualifikationen und deren Bedeutung für die Qualifikationsfunktion der Schule. Es untersucht die verschiedenen Konzepte von Schlüsselqualifikationen und ihre Rolle im Bildungs- und Erziehungsauftrag der bayerischen Realschule.
- Kapitel 2: Handlungsorientierung in den Wirtschaftsfächern der Realschule durch Simulationen: Dieses Kapitel erläutert das Konzept des handlungsorientierten Unterrichts und beleuchtet die Rolle von Simulationen, insbesondere Fallstudien, im ökonomischen Unterricht.
- Kapitel 3: Grundlagen der Fallstudiendidaktik: Dieses Kapitel analysiert das Wesen der Fallstudie, ihre historische Entwicklung und aktuelle Bedeutung im Unterricht. Es untersucht die entscheidungstheoretischen Grundlagen der Fallmethode und ihre Relevanz für den Unterricht.
- Kapitel 4: Fallstudien in der Unterrichtspraxis: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Konstruktion von Fällen, der Artikulation der Fallstudie im Unterricht und der kritischen Analyse der Fallmethode in der Praxis.
- Kapitel 5: Unterrichtsbeispiel: Standortwahl: Dieses Kapitel präsentiert ein konkretes Unterrichtsbeispiel zur Förderung von Schlüsselqualifikationen mit Hilfe einer Fallstudie zum Thema Standortwahl.
- Kapitel 6: Unterrichtsbeispiel: Geldanlage: Dieses Kapitel präsentiert ein weiteres Unterrichtsbeispiel, das den Einsatz einer Fallstudie zum Thema Geldanlage im Wirtschaftsunterricht beleuchtet.
Schlüsselwörter
Schlüsselqualifikationen, Handlungsorientierung, Simulationen, Fallstudie, Wirtschaftsunterricht, bayerische Realschule, Unterrichtspraxis, Unterrichtsbeispiel, Entscheidungsfindung, Lernziele, Evaluation.- Quote paper
- Oliver Burkert (Author), 2006, Schlüsselqualifikationen fördern. Methode: Fallstudien in den Wirtschaftsfächern der bayerischen Realschule., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53082