Die Demokratie Athens bildete sich im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. langsam heraus. Die Reformen Solons im Jahre 594 v. Chr. und die Reformen Kleisthenes im Jahre 508/507 v. Chr. waren die Wegbereiter einer Entwicklung, die unter Perikles ihren Höhepunkt erreichte. Solon griff die Vorherrschaft einiger adliger Familien an, indem er die Bauern von ihren Schulden und aus der Schuldknechtschaft befreite. Dadurch behob er viele soziale Missstände in Athen und schuf die Grundlagen für eine politische Neuordnung. Solons Reformen waren die Vorrausetzung für das Durchbrechen des alten aristokratischen Prinzips, welches eine gesellschaftliche Stellung von Herkunft und Abstammung abhängig machte. Kleisthenes legte mit seinen Reformen im Jahre 508/507 v. Chr. die Basis für eine Demokratie. Er zerbrach adlige Machtstrukturen, löste durch die territoriale Neueinteilung Athens die alten Stammesverbände auf und schuf eine Bürgerschaft, die nicht mehr von ihrer sozialen Herkunft abhängig war. Kleisthenes führte Institutionen, wie zum Beispiel die Volksversammlung (Ekklesia), und besondere Verfahren ein. Ein besonderes Verfahren war der Ostrakismos, das Scherbengericht.1 In dieser Arbeit wird die Entwicklung des Ostrakismos in Athen behandelt, obwohl eine Entwicklung des Scherbengerichts in ähnlicher Form auch in anderen Demokratien stattgefunden hat. Aristoteles bemerkt: „Es hat daher gegen anerkannte Überlegenheiten die Idee des Scherbengerichtes eine gewisse staatliche Berechtigung.“2 Diese Hausarbeit möchte einen Überblick über das Verfahren des Ostrakismos geben und sich mit der Frage befassen, ob das Ostrakismosverfahren nur zum Zweck der Tyrannisabwehr eingesetzt oder für andere Zwecke missbraucht wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ostrakismos
- Die Formen des Ostrakismos
- Der Ablauf des Verfahrens
- Tonscherben als Stimmzettel
- Verbannung aus Athen
- Das erste Scherbengericht des Volkes
- Die Ostrakisierung des Hyperbolos
- Zusammenfassung
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Verfahren des Ostrakismos im klassischen Athen. Ziel ist es, einen Überblick über die Entwicklung des Ostrakismos zu geben und die Frage zu untersuchen, ob das Verfahren ausschließlich zur Tyrannisabwehr eingesetzt wurde oder für andere Zwecke missbraucht wurde.
- Entstehung und Entwicklung des Ostrakismos in Athen
- Zweck und Funktionsweise des Ostrakismos
- Ablauf des Ostrakismosverfahrens
- Bedeutung des Ostrakismos für die attische Demokratie
- Kritik und Missbrauch des Ostrakismos
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ostrakismos als ein besonderes Verfahren der attischen Demokratie vor und skizziert den Inhalt der Arbeit. Kapitel 2 definiert den Begriff Ostrakismos und erläutert seine Funktion als Instrument zur Verhinderung von Tyrannis. Kapitel 2.1 beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Formen des Ostrakismos und beleuchtet die Entstehung des Ostrakismos des Rates. Kapitel 2.2 beschreibt den detaillierten Ablauf des Ostrakismosverfahrens, inklusive der Verwendung von Tonscherben als Stimmzettel. Kapitel 2.4 erklärt die Verbannung als Konsequenz eines Ostrakismos. Kapitel 3 widmet sich dem ersten Scherbengericht des Volkes. Kapitel 4 beschreibt die Ostrakisierung des Hyperbolos als ein konkretes Beispiel für die Anwendung des Verfahrens.
Schlüsselwörter
Ostrakismos, Scherbengericht, attische Demokratie, Tyrannisabwehr, politische Verbannung, Tonscherben, Kleisthenes, Hyperbolos, Volksversammlung, Rat, Verfahren, Einfluss, Macht, Demokratie
- Quote paper
- Christian Richter (Author), 2005, Ostrakismos - Das Scherbengericht im klassischen Athen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52960