Angst gehört zu unserem Leben. Fast alle Dinge oder Situationen können unter bestimmten Umständen Angst in einem Menschen auslösen - der drohende Arbeitsplatzverlust genauso wie Gedanken um die eigene Gesundheit. Die Angst trägt oft dazu bei, nach Lösungen für gegenwärtige oder anstehende Probleme zu suchen, für oben genannte Beispiele könnte dies ein größeres Engagement im Job bzw. eine gesunde Ernährung und sportliche Betätigung sein. Die Angst kann jedoch im Gegensatz dazu auch zu einem lähmenden und lebenseinschränkenden Zustand werden und es dem Betroffenen unmöglich machen, einen normalen Alltag zu gestalten. Während meines Praktikums bei der Informations- und Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen (IKOS) in Jena hatte ich die Möglichkeit bei verschiedenen Selbsthilfegruppen zu hospitieren - darunter auch eine Angst-Selbsthilfegruppe. Schon im Vorhinein war ich ver-wundert, dass die größte Zahl der Menschen, die sich persönlich, telefonisch oder über das Internet bei der IKOS beraten ließ, sich nach einer Angst-Selbsthilfegruppe erkundigte. Wie erwähnt, hatte ich dann die Gelegenheit, bei einer der beiden Angst-Selbsthilfegruppen zu hospitieren. Anders als ich es erwartete, wurde ich sehr in die Gruppe miteinbezogen und bekam auf all meine Fragen bezüglich des Krankheitsbildes, den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und persönlichen Schicksalen eine Antwort. Die Hospitation bei dieser Gruppe hat mich noch Tage danach zum Nachdenken animiert. Aus diesem Grunde entschied ich mich, die Angststörung zum Gegenstand meiner Praktikumsabschlussarbeit zu machen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsklärung
2.1 Begriffsklärung – Was ist Selbsthilfe?
2.1.1 Was ist Selbsthilfe allgemein?
2.1.2 Begriffsdefinition Selbsthilfegruppe
2.1.3 Die Selbsthilfe(gruppen) als Unterstützungsinstanz
2.2 Begriffsklärung – Was ist Angst?
2.2.1 Allgemeine Bedeutung
2.2.2 Die Angststörung
2.2.3 Zahlen und Fakten
3 Angst und Selbsthilfe
3.1 Wie unterstützt Selbsthilfe Angstpatienten?
3.2 Grenzen der Selbsthilfe
3.3.1 Grenze Ehrenamt
3.3.2 Grenze Kooperation mit Fachleuten
3.3.1 Grenze Nichtprofessionalität
4 Schluss
Literaturverzeichnis
Anhang
1 Einleitung
Angst gehört zu unserem Leben. Fast alle Dinge oder Situationen können unter bestimmten Umständen Angst in einem Menschen auslösen – der drohende Arbeitsplatzverlust genauso wie Gedanken um die eigene Gesundheit.
Die Angst trägt oft dazu bei, nach Lösungen für gegenwärtige oder anstehende Probleme zu suchen, für oben genannte Beispiele könnte dies ein größeres Engagement im Job bzw. eine gesunde Ernährung und sportliche Betätigung sein.
Die Angst kann jedoch im Gegensatz dazu auch zu einem lähmenden und lebenseinschränkenden Zustand werden und es dem Betroffenen unmöglich machen, einen normalen Alltag zu gestalten.
Während meines Praktikums bei der Informations– und Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen (IKOS) in Jena hatte ich die Möglichkeit bei verschiedenen Selbsthilfegruppen zu hospitieren - darunter auch eine Angst-Selbsthilfegruppe. Schon im Vorhinein war ich verwundert, dass die größte Zahl der Menschen, die sich persönlich, telefonisch oder über das Internet bei der IKOS beraten ließ, sich nach einer Angst-Selbsthilfegruppe erkundigte. Wie erwähnt, hatte ich dann die Gelegenheit, bei einer der beiden Angst-Selbsthilfegruppen zu hospitieren. Anders als ich es erwartete, wurde ich sehr in die Gruppe miteinbezogen und bekam auf all meine Fragen bezüglich des Krankheitsbildes, den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und persönlichen Schicksalen eine Antwort.
Die Hospitation bei dieser Gruppe hat mich noch Tage danach zum Nachdenken animiert. Aus diesem Grunde entschied ich mich, die Angststörung zum Gegenstand meiner Praktikumsabschlussarbeit zu machen.
Ich möchte zeigen, inwiefern Selbsthilfe als Unterstützungsinstanz zur Genesung bzw. zur Verbesserung der Lebensumstände Angstbetroffener beitragen kann.
Es wird mir nicht möglich sein alle Aspekte der Selbsthilfe und Angsterkrankungen in diesem Rahmen zu beleuchten. Im Hinblick auf die Angsterkrankungen, werde ich zwei ausgewählte Formen näher betrachten. Im Hinblick auf die Selbsthilfe werde ich nicht näher auf die Aufgaben von Selbsthilfekontaktstellen und auf das unzweifelhaft wichtige Thema Finanzierung eingehen können.
Im Punkt zwei möchte ich die Grundlagen zum Verständnis der Begriffe Selbsthilfe, Selbsthilfegruppe (Punkt 2.1) sowie Angst, Angststörung (Punkt 2.2) beleuchten.
In Punkt 2.1.1 werde ich den Begriff Selbsthilfe allgemein erklären. Im weiteren Verlauf meiner Praktikumsabschlussarbeit werde ich mit der Verwendung des Begriffs „Selbsthilfe“ nur die gruppenorientierte Selbsthilfe meinen und bearbeiten. Zur Verdeutlichung des Arbeitens innerhalb der Selbsthilfe, werde ich im Punkt 2.1.2 dann den Begriff „Selbsthilfegruppe“ erklären.
Der Punkt 2.2.1 meiner Praktikumsabschlussarbeit soll verdeutlichen, was Angst bedeutet und wodurch dieses Gefühl ursprünglich im Körper entsteht. Im Punkt 2.2.2 möchte ich dann genauer auf die Angststörungen und hier insbesondere auf die soziale Phobie und die Panikstörung eingehen. Ich habe mir diese zwei Formen der Angststörung herausgesucht, da ich mit diesen im Praktikum am meisten in Berührung gekommen bin und mich daher besonders interessiert, diese theoretisch zu erarbeiten. Interessante Zahlen im Zusammenhang mit der Angsterkrankung werde ich daraufhin im Punkt 2.2.3 aufgreifen.
Im dritten Kapitel, möchte ich die theoretisch erklärten Begriffe Angst und Selbsthilfe zusammen bringen und im ersten Punkt konkret darauf eingehen, was Selbsthilfe für angsterkrankte Menschen leisten kann. Im Punkt 3.2 möchte ich die Grenzen der Arbeit von Selbsthilfegruppen betrachte. Die Beleuchtung der Problematik soll aufzeigen, was Selbsthilfe bei allem Positiven nicht zu „leisten“ vermag.
2 Begriffsklärung
2.1 Begriffsklärung – Was ist Selbsthilfe?
2.1.1 Was ist Selbsthilfe allgemein?
Die Selbsthilfe und die Selbstorganisation gehören in unserer Gesellschaft zu den traditionellen Bewältigungsformen von Krankheit, psychosozialen Problemen und Behinderung.
Die Selbsthilfeaktivität ist allgemein zu unterscheiden in die individuelle und die gruppenorientierte Selbsthilfe (vgl. http://www.nakos.de/site/selbsthilfe/einleitung/).
Zu der individuellen Selbsthilfe zählen beispielsweise die selbstständige Einnahme von Schmerz- und Erkältungsmitteln im Krankheitsfall ohne das Konsultieren ärztlicher Hilfe. Hierzu zählt jedoch auch die Pflege erkrankter Angehöriger ohne Mitwirkung anderer Personen (vgl. ebd.).
Von der gruppenorientierten Selbsthilfe wird gesprochen, wenn sich Menschen mit gleichen oder ähnlichen Problemlagen im Hinblick auf Krankheit, psychosoziale Probleme und Behinderung außerhalb ihrer alltäglichen Beziehungen (Familie oder Freundeskreis) treffen, um sich gegenseitig zu helfen (vgl. ebd.).
In den letzten Jahren ist die gruppenorientierte Selbsthilfe, die wie erwähnt ausschließlich Gegenstand meiner Praktikumsabschlussarbeit sein wird, zu einem wichtigen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge in Deutschland geworden. Rund drei Millionen Menschen engagieren sich bundesweit in mehr als 70.000 Selbsthilfegruppen. Seit der Begründung der Selbsthilfe in den siebziger Jahren, erlebt sie besonders heute einen enormen Aufschwung (vgl. Hohberg 2004, S. 3).
Die Selbsthilfe ist eine Form des Ehrenamts, also des bürgerschaftlichen Engagements. Dies erklärt sich daraus, dass Selbsthilfe in der Regel die Gemeinschaft, also die Gruppe, braucht. In der Gruppe passiert, was bürgerschaftliches Engagement auszeichnet – freiwilliges, unentgeltliches Handeln für die eigene Person, andere Personen und das Gemeinwohl (vgl. Schenkel 2004, S. 54). In Bezug auf die Freiwilligkeit führt Matzat (2004, S. 19) jedoch an, dass das Engagement im Bereich Selbsthilfe auch aus eigenem Interesse und vom eigenen Leiden motiviert ist und somit nicht im klassischen Sinne freiwillig ist.
Im Unterschied zu anderen Formen des Bürgerengagements richtet die Selbsthilfe ihre Ziele auf die Mitglieder innerhalb der Gruppe bzw. anderer, thematisch ähnlicher Gruppen und Hilfesuchenden aus und nicht auf Außenstehende (vgl. Matzat 2004, S. 17).
Der Begriff Selbsthilfe wird nochmals deutlicher anhand der Begriffsdefinition der Selbsthilfegruppe.
2.1.2 Begriffsdefinition Selbsthilfegruppe
Laut Definition der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. sind Selbsthilfegruppen zumeist lose, freiwillige Zusammenschlüsse von Menschen, deren Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung von Krankheiten, psychischen und / oder sozialen Problemen richten, von denen sie selbst bzw. ihre Angehörige betroffen sind. Ihr Ziel ist die Veränderung ihrer persönlichen Lebensumstände zur Verbesserung ihrer Lebensqualität ohne Erwirtschaftung von Gewinn (vgl. Trojan 2004, S. 4; vgl. Matzat 2004, S. 17).
Von zentraler Bedeutung in der Arbeit von Selbsthilfegruppen ist das Gespräch zwischen den Betroffenen zum Zwecke des Erfahrungsaustauschs, dem Zuhören, der Anteilnahme und Ermutigung (vgl. Matzat 2004, S. 18).
Die Teilnehmer einer Gruppe treffen sich in regelmäßigen Abständen an festgelegten Orten und zu bestimmten Zeiten (Alsleben / Weiss / Rufer 2004, S. 189.).
Die wichtigsten Grundbausteine, auf denen Selbsthilfegruppen errichtet werden, sind (vgl. ebd.):
1. die Gleichberechtigung innerhalb der Gruppe, d.h. es gibt keinen offiziellen Gruppenleiter,
2. die Selbstbetroffenheit jedes Mitglieds, wie erwähnt auch als Angehörige,
3. die Selbstindikation, also die Teilnahme aus freien Stücken, um Hilfe zu erfahren,
4. die kostenlose Teilnahme und
5. die Schweigepflicht, welche sichert, dass die Geheimnisse der anderen Mitglieder nicht weitergegeben werden.
Die Selbsthilfegruppe dient den Mitgliedern als Mittel, um die äußere (soziale bzw. gesellschaftliche) sowie die innere (seelische) Isolation aufzuheben.
Die Gruppen werden nicht von professionellen Fachkräften geleitet. Experten werden jedoch gelegentlich als Vortragende zur Diskussion bestimmter Fragestellungen hinzugezogen (vgl. Trojan 2004, S. 4).
An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass Selbsthilfegruppen keine Dienstleistungs-Erbringer sind, deren Leistungen bei Bedarf zu jeder Zeit abrufbar sind. Die positive Wirkung einer Selbsthilfegruppe für den Einzelnen ist immer abhängig von der individuellen Offenheit sowie dem eingebrachten Engagement der Teilnehmer (vgl. Matzat 2004, S. 18).
Die Gruppen sind entweder bundesweite Selbsthilfevereinigungen oder regionale Gruppen, welche zumeist autonom arbeiten und durch betroffene Privatpersonen gegründet werden (vgl. Alsleben / Weiss / Rufer 2004, S. 189).
Für manche Gruppen ist Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig und sie versuchen dadurch, auf sich und ihre Erkrankung aufmerksam zu machen, aufzuklären und der Stigmatisierung in der Öffentlichkeit entgegenzuwirken. Andere Gruppen arbeiten jedoch nur für sich selbst (vgl. ebd.).
Es stellt sich natürlich die Frage, was genau die jeweiligen Selbsthilfegruppen allgemein zur Bewältigung der Krankheit, Behinderung bzw. sozialen und psychischen Problemen nach innen und außen, leisten. Auf diese Fragestellung möchte ich im Punkt 2.1.3 eingehen.
2.1.3 Die Selbsthilfe(gruppen) als Unterstützungsinstanz
Die Aktivitäten der Selbsthilfegruppen können vielfältig sein. Die Gruppen wirken in verschiedenen Ausprägungen nach innen und außen.
Nach innen gerichtet sind die Aktivitäten, die ausschließlich auf die Gruppenmitglieder abzielen. Nach außen gerichtet nennt man die Aktivitäten der Selbsthilfegruppe, die zur Information und Aufklärung der Allgemeinbevölkerung beitragen und die Aktivitäten, die beim Einzelnen auch das soziale Leben außerhalb der Gruppe positiv beeinflussen (vgl. Matzat 2004, S. 29 - 35).
1. Verständnis – Geteiltes Leid ist halbes Leid!
Durch die Selbstbetroffenheit der Mitglieder einer Selbsthilfegruppe, sind sie fähig, ein besonderes Verständnis füreinander zu entwickeln, welches Freunde, Verwandte und auch professionelle Helfer nicht aufbringen können. Zur Entwicklung dieses Verständnisses sind intensives Zuhören, Erfahrungsaustausch über die eigene Lebenssituation und das Reden über gelungene und gescheiterte Bewältigungsversuche von großer Bedeutung. Für viele ist die Selbsthilfegruppe der einzige Ort, an dem sie offen über das sprechen können, was sie bedrückt. Die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe erfahren positive soziale Unterstützung, welche für die Erhaltung und Wiedergewinnung der Gesundheit und für den Aufbau von Bewältigungsstrategien bei zukünftigen Krisen wichtig ist.
2. Informationen und Kompetenz – Das „Insider-Wissen“
Selbsthilfegruppen sind für ihre Mitglieder auch eine große Informationsquelle. Sie helfen bei der Erklärung von Fachbegriffen und leisten somit eine große Übersetzungsleistung. Sie helfen damit, den „mündigen Patienten“ Wirklichkeit werden zu lassen. Sie sind problemspezifisch informiert. Sie können beispielsweise Tipps geben zu Medikamenten und deren Wirkung und Nebenwirkungen, sowie welcher Arzt in der Region kompetent ist und in welchem Krankenhaus man eine gute Behandlung erfährt. Sie können umfassend über Angebote der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege aufklären und über Ansprüche beraten z.B. im Hinblick auf Kuren und Rehabilitationsmaßnahmen
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- Arbeit zitieren
- Christine Schlapa (Autor:in), 2006, Selbsthilfe als Unterstützungsinstanz für Angsterkrankte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52948
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